In den Landen der Löwen (1045-1046) Teil 05: Zwielichtiges Abagund

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Chronik

1045
Rahja: Unterredung zwischen einem Mitglied der Havena Fanfare und einem ehemaligen ‘Renegaten‘ in Havena.
30. Ingerimm: Die Weißen Löwen begehen den traditionellen ‘Tag des Blutes‘. In dessen Verlauf wird Daran Farranar in den Schwertbund der Weißen Löwen zu Draustein aufgenommen. Ruada Stepahan kehrt nach Burg Draustein zurück, hat allerdings auf Birchféhn Fínn Arland nicht angetroffen, sodass Unklar bleibt ob dieser sich der Scharr um Lûran Falkraun anschließen will.
01. Rahja: Die Scharr um Lûran Falkraun verlässt Burg Draustein und macht sich auf den Weg in Richtung des nördlichen Gundelwalds. Dort will sie herausfinden, ob sich dort Vogelfreie verbergen.
02. Rahja: Die Schar um Lûran Falkraun erreicht Burg Jasalintir im Steinvasallengut Schildwacht.
03. Rahja: Die Schar um Lûran Falkraun betritt beim Wehrhof Grimmwald den Saumbereich des Gundelwalds - siehe Wegzeichen im nördlichen Gundelwald.
Anfang Rahja: Arlan Stepahan bricht nach Gräflich Abagund auf, um die Unterredung mit Graf Cullyn ui Niamad zu suchen. In seinem unmittelbaren Gefolge befinden sich auch die Ritter Tommelian von Schilfenberg, Faolyn ui Niamrod und Crumold. Jaran von Heckendorn und Turon Taladan reisen im Anschluss nach Burg Bredenhag weiter, begleitet von Irmintrudt von Bienenhain.
15. Rahja: Die Schar um Lûran Falkraun erreicht wieder Burg Draustein und erstattet dem ebenfalls zurückgekehrten Arlan Stepahan Bericht, welcher daraufhin seine Vasallen und Dienstritter über die Abwesenheit der Geächteten in Kenntnis setzt, aber auch über die Entdeckungen im nördlichen Gundelwald informiert.
1046
Anfang Praios: Graf Arlan Stepahan verlässt mit Blick auf den bevorstehenden Bredenhager Buhurt wieder Draustein in Richtung Bredenhag.
27. Praios: Vogelfreie greifen die Burg Ebersprung im Junkertum Thilanmoor in Gräflich Abagund an.


Entdeckungen im nördlichen Gundelwald

Einige Mitglieder der von Lûran Falkraun angeführten Gemeinschaft überbringen dem Wald Huldgaben; beispielsweise Bardan Bruckwasser, aber ebenso Johril Dragentrutz und dessen Knappe Callean Vialigh, während Rhona Leuenglanz von Draustein dem skeptisch gegenübersteht. Als man im Verlauf der auf zwölf Tage angesetzten Erkundung den tieferen Wald betritt - tritt dort urplötzlich Fínn Arland aus dem Unterholz, so als ob er auf die Gemeinschaft gewartet hätte. Während man noch immer keinerlei Spuren der Geächteten findet, entdeckt die Scharr auf der größten Anhöhe im nördlichen Gundelwald, dem Finsterstein eine zerfallene Turmwacht mit mächtigen Grundsteinen. Diese erinnern von der Beschaffenheit der Gemäuersteine an die ältesten Mauerwerke auf Burg Draustein.
An der Ostflanke des Berges - in Richtung des Gundeltals - findet sich zudem unter Efeu und Ranken verborgen ein größerer Höhleneingang von um die fünf Schritt Höhe, der sich nach ca. 25 Schritten zerklüftet in die Dunkelheit hinab windet. Es sieht so aus, als ob der weitere Zugang vor langer Zeit mit Felsen versiegelt wurde. Es finden sich auch hier keine Anzeichen für die Anwesenheit von Geächteten, nur alte Knochenreste von Schwarz- und Rotwild. Obschon es zu keiner Begegnung mit den Geschöpfen der Nebelwelt kommt, hat die Gemeinschaft den Eindruck, dass sie hier ‘nicht ganz allein umherstreift‘.


Hintergrund VI - Bericht aus der Havena Fanfare 63

Renegaten im Abagund - Ein Überläufer packt aus

Havena, im Rahja 1045 BF - ein reumütiger Renegat, stellt sich dem Gespräch mit der Fanfare!

Ein reuiger Renegat hat uns einen besonderen Einblick in die Machenschaften seiner ehemaligen Spießgesellen ermöglicht. So entstand ein Gespräch, dessen Wortlaut wir nachfolgend abdrucken möchten. Dieses fand unter der Bedingung statt, dass wir über dessen tatsächlichen Namen stillschweigen bewahren. Daher nennen wir ihn im Folgenden einfach Alwyn Regeler. Der geneigte Leser sei gewarnt, weder kann seitens der Havena Fanfare der Wahrheitsgehalt überprüft werden, noch können wir die Auswüchse des aufrührerischen und hochverräterischen Gedankenguts vollständig abmildern – wollen wir doch verstehen, mit welchem verruchten Menschenschlag wir es zu tun haben.

H.F.: Du hast dich entschieden, nicht nur den Machenschaften der Renegaten abzuschwören, sondern auch über die jüngsten Entwicklungen öffentlich zu berichten...

A.R.: Ja, das ist richtig.

H.F.: Wie kam es zu den anhaltenden Überfällen im Abagund? Was wollt ihr den Menschen Albernias mitteilen?

A.R.: Nun, es ist so. Es ist nicht mehr alles richtig, was wir da machen.

H.F.: Wie kommt ihr darauf, dass überhaupt etwas von eurem Treiben richtig war oder ist?

A.R.: Nun, die meisten von uns haben der Königin einen Eid geschworen oder einen Eid auf ihre Gräfinnen oder Grafen oder deren Baroninnen oder Barone. Als ihre königliche Majestät den Krieg verlor, war vor allem der Verrat ihres eigenen Adels schuld. Gegen diesen zu kämpfen ist unsere Pflicht als die eingeschworenen Gefolgsleute der Königin.

H.F.: Hoppla, das können wir so nicht stehenlassen!

A.R.: Warum? Ach, ist ja auch inzwischen fast egal. Was da inzwischen passiert, ist kaum mehr der Pfad des blauen Fuchses. Es sind mittlerweile viele verschiedene Gruppen, die als Renegaten gegen den Albernischen Adel angehen.

H.F.: Wie ist das zu verstehen? Seid ihr nun noch blaue Füchse oder nicht?

A.R.: Ach ja, die meisten sind schon noch irgendwie blaue Füchse. Einige von uns haben eigene Banden gebildet und neue Rekruten angeheuert...

H.F.: ...und die unterstehen einem gemeinsamen Befehlshaber? Wer ist der Anführer?

A.R.: Mitnichten. Es ist ein Geflecht verschiedener eigenständig arbeitender Gruppen, es gibt eine Vielzahl von Anführern. Wenn ein Einfall beginnt, hören wir auf geheimen Wegen davon und eilen den Kämpfern zur Hilfe, wenn sie das anfordern. Ansonsten versucht jede Rotte, seine Position in seinem jeweiligen Gebiet auszubauen und sich auf den großen Kampf vorzubereiten.

H.F.: Was genau meint ihr mit „Position auszubauen“?

A.R.: Es ist so, dass wir jeweils Verbündete in der Bevölkerung haben und dieses Geflecht weiter ausbauen. Das muss natürlich gut organisiert sein und man muss die Leute bei der Stange halten, nicht dass da einer aus den Reihen tanzt.

H.F.: Sind damit auch die Gräueltaten verbunden, von denen wir zuletzt aus Gräflich Abagund im vergangenen Winter berichtet haben?

A.R.: Nun ja, sowas ist nicht schön, aber solche Vergeltungsschläge sind wohl nötig, wenn man die Disziplin aufrecht erhalten muss. Gefallen tut mir das aber nicht...

H.F.: ...und das hat dich nun dazu bewogen, diesen Irrweg hinter euch zu lassen?

A.R. Ja, auch. Aber vor allem tut sich gerade in der Truppe was...

H.F.: Was genau meinst du damit?

A.R.: ...nun, es sind einige Rotten in Bewegung. Und die Anführer orientieren sich wohl neu. Vor allem aber ist es in der letzten Zeit zu einem richtigen Hauen und Stechen gekommen. Damit meine ich nicht, dass Verräter hingerichtet wurden. Nein, es sind ganze Rotten beseitigt worden. Gerade solche, die noch Skrupel hatten. Nie wieder was von denen gehört. Und die „Stimme des freien Albernias“ wird so immer lauter!

H.F.: „Stimme des freien Albernias?“

A.R.: Die „Stimme des freien Albernias“, ist ein Schreiber und Herausgeber des „Albernischen Sturmhorns“!

H.F.: Ach, du meinst dieses Pamphlet, dass schon seit mindestens zehn Götterläufen immer wieder mal irgendwo auftaucht und dessen Besitz, Verbreitung und Wiedergabe bereits unter fürstlicher Strafe steht.

A.R.: Sicherlich schon seit mehr als zehn Götterläufen.

H.F.: Und was meinst du mit „lauter“?

A.R.: Er schreibt, dass der Tag der Abrechnung nicht mehr weit ist und die Freiheit Albernias schon in Kürze mit Waffengewalt erobert würde. Die Kräfte sammeln sich und sie werden stark genug sein, den schwachen Albernischen Adel hinwegzufegen.

So viel zum Gespräch mit Alwyn Honinger. Beim erneuten Versuch, mit ihm Kontakt aufzunehmen, wurde uns berichtet, dass er zwei Tage nach dem oben abgedruckten Gespräch auf einem Abort mit einem Armbrustbolzen im Genick tot aufgefunden wurde.

Für die Fanfare,
Uisgar Mylan
(Artikel der Havena Fanfare)



Hintergrund VII - Bericht aus der Havena Fanfare 63

Junkergut von Räubern angegriffen, Graf ruft zur Jagd!

Gräflich Abagund, Anfang Rondra 1046 BF - Wie aus dem Nichts fällt eine riesige Räuberbande über das Junkergut Thilanmoor in Gräflich Abagund her. Graf Cullyn greift ein!

Böses Erwachen für Junker Ruadh ui Granna! In den frühen Morgenstunden des 27. Praios wurde, übereinstimmenden Meldungen zufolge, eine größere Gruppe Banditen dabei gesichtet, wie sie sich dem Dorf Thilanmoor im Süden von Gräflich Abagund näherten. Es soll sich um nicht weniger als vier Dutzend Räuber gehandelt haben, die im Begriff waren, über das kleine Junkergut herzufallen.

Nicht allen braven Einwohnern des Örtchens Thilanmoor gelang rechtzeitig die Flucht in die naheliegende Junkerburg Ebersprung. Alte und Schwache mussten mit ansehen, wie die Renegaten damit begannen, sich aus den Vorräten der Dörfler zu verproviantieren. Wie wir aber bemerkenswerterweise hörten, kam es dabei kaum zu den üblichen Gräueltaten, die man solchem Gesindel wohl zutrauen würde. Dies mag vor allem an der Präsenz des Anführers der großen Bande gelegen haben. Bei diesem handelte es sich um niemand anderen als den geheimnisvollen blauen Ritter, von dem wir schon in der Vergangenheit gehört haben. Jener Kriegsmann unbekannten Namens war zuletzt nicht mehr gesehen worden, stand nun aber offenbar an der Spitze des Renegatenhaufens.

Der Einnahme des Dorfes schloss sich umgehend die Belagerung der kleinen Burg Ebersprung an. Zwar waren die Waffentreuen des Junkers in der Unterzahl, doch zusammen mit den jungen und kräftigen Dorfbewohnern gelang es, die Angreifer vorerst auf Abstand zu halten. Wie uns einhellig berichtet wurde, sollen die Renegaten erstaunlich gut organisiert und ausgerüstet gewesen sein.

Es war der Blaue Ritter, der am folgenden Tag eine bemerkenswerte Aufforderung zur Aufgabe an die Burgbewohner überbrachte. Das Pamphlet forderte den alten Junker auf, seine Burg an die tapferen Streiter des “freien Königreichs Albernia” zu übergeben und seinem unrechtmäßigen Dienstherrn abzuschwören. Dies soll den gichtgeplagten Junker Ruadh so in Rage versetzt haben, dass er wieder zu seinem Schwert gegriffen habe, das schon seit Jahren staubfangend über der Rittertafel hing. Der Junker hatte im Unabhängigkeitskrieg vor fünfzehn Jahren zu den entschlossenen Unterstützern des Grafen Cullyn gehört und war offensichtlich nicht gewillt, sich von “einem größenwahnsinnigen Raubritter” maßregeln zu lassen.

Da der Junker nun also keine Anzeichen machte, den Forderungen des Blauen Ritters nachzugeben, machten sich die Renegaten bald darauf mit ihren mitgebrachten Sturmleitern bereit für den letzten Angriff auf die Burg. Zu diesem kam es jedoch nicht mehr. Die Banditenhorde geriet plötzlich in Aufregung und Hektik, weil ihre Späher das Herannahen gräflicher Kräfte meldeten. Die mutigen Drachenreiter des Grafen hatten Meldungen aus Crumold, die zunächst verworfen worden waren, wohl schließlich doch ernst genommen. Vielleicht war es auch Leuten aus Thilanmoor gelungen, Boten durchzubringen.

Es entbrannte sodann ein erbarmungsloser Kampf zwischen den berittenen Streitern des Hauses Niamad und den ruchlosen Renegaten. Aus dem Umfeld seiner Hochwohlgeboren wird berichtet, dieser sei in großem Zorn und ohne zu Zögern mit seinen Bewaffneten in den Kampf geritten, um seinem Vasallen beizustehen.

Der Junker Ruadh ui Granna dachte derweil nicht daran, das Kampfgeschehen von den Mauern seiner Feste aus zu beobachten. Stattdessen eilte er an der Spitze seiner kleinen Kämpferschar aus dem Burgtor, um den Räubern in den Rücken zu fallen. So von zwei Seiten aus bedrängt, gerieten die Renegaten schnell ins Hintertreffen. Immer mehr Banditen fielen unter den Hieben der Grafentreuen und die Überlebenden suchten ihr Heil schließlich in der Flucht. Die Drachenreiter eilten den Flüchtigen hinterher und so gelang es noch, einige von ihnen zu fassen oder zu töten, aber viele Banditen konnten sich in das nahe Moorland auf Crumolder Gebiet zurückziehen. Hochwohlgeboren Cullyn brach, wohl aufgrund der nahenden Dunkelheit und in Befürchtung einer Falle, die Verfolgung ab. Zu denen, die entkamen, gehörte auch der mysteriöse Blaue Ritter. Unter den Gefallenen der Schlacht fand sich leider auch der alte Recke Ruadh ui Granna, der hier auf dem Schlachtfeld von Thilanmoor noch im hohen Alter einen Heldentod starb.

Schon seit Jahren häufen sich Berichte von Überfällen auf Reisende in der Grafschaft Abagund. Höhepunkt dieser Attacken war bislang der Tod des Traviarimer Vogtes Praiodan Valdorin. Der dreiste Angriff auf die Burg Ebersprung setzt nun neue Maßstäbe und stellt eine schwere Schmach für den Grafenhof des Abagund dar. Einige mögen sich gar an das blutige Schicksal der Familie derer von Schrötertrutz zu Madasee in Gemharsbusch erinnert fühlen, die 1042 BF in einem ganz ähnlichen Handstreichangriff von Renegaten ums Leben kam.

Die Angriffe gingen wieder mutmaßlich vom Gebiet der Baronie Crumold aus, deren Baron sich bislang kaum zum Treiben der Renegaten geäußert hat. Cullyn ui Niamad jedenfalls soll bei seiner Rückkehr auf die Grafenburg Utengund außer sich vor Wut gewesen sein. Es kam in den folgenden Tagen zu ausgiebigen Beratungen zwischen dem Grafen und seinen getreuen Beratern. Diese Gespräche kamen schließlich zu einem Abschluss, der vielleicht für manche verblüffend klingen mag. Denn es war offenbar Graf Cullyn selbst, der schlussendlich darauf pochte, die verbliebenen “Crumolder Banditen” möglichst öffentlich aus ihren Verstecken zu treiben und auszumerzen. Von dieser Idee ließ er sich nicht mehr abbringen, und so machten sich zu Beginn des Rondramonds Botenreiter auf, um im Namen des Grafen zur großen “Fuchsjagd wider das ruchlose Banditenpack” zu laden. Dabei spricht die Botschaft der Herolde nicht nur die direkten Vasallen des Grafen an, sondern allgemein alle wackeren und göttergefälligen Recken, welche den Ruf des Abagunder Grafen vernehmen.

Ein Umstand, über den man wohl besonders in Draustein nicht eben glücklich sein wird. Hier sind doch die Getreuen des Barons und Grafen Arlan Stepahan schon bei den Planungen des Treffen der Besten, dem Hausturnier der Stepahan, welches gegen Ende des Rondramonds abgehalten werden soll.

Der Aufruf des Grafen Cullyn, wie er von Herolden an die Höfe der Abagunder Vasallen getragen wird und auf den Wegen dorthin freimütig ausgerufen wird, lautet:

Höret! Höret! Höret!

Seine Hochwohlgeboren, Graf Cullyn ui Niamad von Abagund ruft alle treuen Vasallen, ja, alle wackeren und göttergefälligen Recken, die diese Worte hören oder lesen, dazu auf, ins Herz des schönen Abagund zu eilen und sich an einer großen Fuchsjagd zu beteiligen. Nicht vierbeinige Füchse sollen jedoch unser Ziel sein, sondern solche, die auf zwei Beinen durch das Unterholz schleichen und darauf lauern, arme Abagunder Bauern zu morden. Das ruchlose Crumolder Banditentum hat unser stolzes Land zu lange bedroht. Die Renegaten, die zuletzt das schöne Thilanmoor schändeten, haben sich um ihren Anführer, den sogenannten 'Blauen Ritter' geschart und in den sumpfigen Ausläufern des Gundelwalds ihr armseliges Versteck gesucht. Doch dies wird ihnen nichts nutzen.

Denn wir werden sie jagen!

Für die Havena-Fanfare,
Ronwin ui Kerkill und Halman Quent
(Artikel der Havena Fanfare)