Ringen um das Junkergut Fairngard (1043-1044) Teil 03: Ein ungeladener Gast

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Chronologie

1043
Ende Phex: Ritterin Yofenia von Lanzentann reitet im Auftrag von Baronett Gramwart Rondwehr von Bösenbursch nach Burg Fairngard und fordert dort von Ritter Wulfert von Wolkentrutz die Herausgabe der Burg.


Burg Fairngard

Der alte Waffenknecht

Schon seit Tagen prasselte der Regen auf die morschen Schindeln des alten Bergfrieds von Burg Fairngard. Unter dem wolkengrauen Himmel wirkte der gedrungene Turm noch erbärmlicher als gewöhnlich. Der Weg hinauf zur Burg, war zu einem braunen Schlammpfuhl verkommen, der sich durch das Dorf fraß wie ein hungriger Tatzelwurm, um dann in einen schilfumstandenen See zu fließen. In dem Burgweiler lebten um die fünfzig Seelen, zumeist Leibeigene. Ihr reetgedeckten Hütten waren klein, schmutzig und zeugten von der Armut dieses Landstrichs. Garbert Mispel schulterte wieder seine Glefe und setzte seinen Wachgang fort. Seine Augen blickten nach Norden. Irgendwo hinter dieser Anhöhe lag die Grenze zur Grafschaft Winhall. Die Heide blühte hier in blutroter Farbe. Vor wenigen Jahren erstreckte sich hier angeblich eine Dornenhecke, bis zum Horizont. Diese große Feenhecke verwehrte wohl den Zugang nach Bredenhag. Zumindest hatte das die Dorfälteste behauptet und da Herr Wulfert ihr nicht widersprochen hatte, musste es wohl stimmen.

Dann sah der altersgraue Waffenknecht zum Bergfried und wackelte mit dem Kopf. Warum sein Herr, der Junker von Gabelstein gefallen an dieser Ruine fand, war ihm ein Rätsel? Der Steinhaufen brachte doch nur Unglück, wie alle Bewohner des Umlandes nur allzu gut wussten. Kurz vor dem Krieg war hier ein alter Schrecken erwacht. Der als die Bestie von Fairngard, bis weit über die Grenzen von Gemharsbusch hinaus bekannt wurde. Den Göttern sei Dank waren seinerzeit einige selbstlose Helden zugegen gewesen, die den sogenannten Nachtreißer bezwangen, sonst hätte dieses Monster hier wohl noch länger sein Unwesen getrieben. Und in der Heckenfehde wurde die Burg dann schwer verheert. Damals hatte Raidured von Heckendorn Fairngard nach kurzem Kampf erobert. Kein Wunder dachte Garbert, denn das Mauerwerk war ja nur noch zwei Schritt hoch. Wie er inzwischen wusste, hatte man die Brüstungsmauer bereits vor vielen Jahren abgetragen. Aber dies war noch nicht einmal das Schlimmste, denn an drei Stellen gab es Breschen, durch die noch immer ein Oger passte. Immerhin hatte der junge Herr diese inzwischen mit Brettern verschließen lassen. Vielleicht war es ja gar nicht so verkehrt gewesen, dass der Heckendorn hier Feuer gelegt hatte. Auch ein Feldscher begegnet brandigem Fleisch schließlich mit dem Brenneisen. Da nach dem überraschenden Tod von Selvig ui Llud auf dem Feenreiten zu Abagund, nun sein Herr Anspruch auf dieses Land erhoben hatte, war Garbert dessen Erben Herrn Wulfert von Wolkentrutz gefolgt und so nach Fairngard gekommen.

Seit Boron waren sie nun schon hier und hatten seitdem zumindest das Untergeschoss des Palas wieder hergerichtet. Die Küche und die Vorratskammer waren ebenso wie der bescheidene Rittersaal wiedererstanden. Auch mit den Stallungen waren sie gut vorangekommen, nur in den verfluchten Wachtturm wollte eigentlich niemand gerne seinen Fuß setzen, immerhin hieß es, dass hier vor langer Zeit eine dunkle Zauberin hauste und seine Pforte für viele Jahrhunderte verschlossen war, ehe sich besagte Helden vor mehr als zehn Jahren hier Einlass verschafften. Garbert machte größere Schritte um ins Trockene zu kommen, da seine Gugel allmählich von der Nässe durchdrungen war. Kalt war ihm dieser Tage ohnehin schon. Zumindest achtete der junge Herr darauf, dass sie einmal am Tag eine warme Mahlzeit bekamen und auch sonst teilte er ihren Alltag wie auf einem Kriegszug. Denn er und seine Muhme Madahild verbrachten die kalten Nächte ebenso wie ihr Gefolge in Zelten auf dem Burghof. Die Handwerker lagerte hingegen hinter der Burg, wo sich auch ein Teil des mitgeführten Baumaterials stappelte. Und die Bewohner von Fairngard mussten ihnen auf Befehl von Herrn Wulfert bei der tagtäglichen Arbeit zur Hand gehen.

Garbert hatte inzwischen das Tor erreicht, als ihn von oben Rada ansprach, die dort Wache hielt: "Da kommen Reiter, vielleicht ein halbes Dutzend, schwer zu sagen. Sie sind noch über eine Meile entfernt. Sieht nicht so aus, als ob das unsere wären. Sag du Herrn Wulfert Bescheid. Ich behalte sie weiterhin im Auge! ", erklärte die erfahrene Waffenmagd, krümmte mit Bein und Arm den Schaft ihres Langbogens, während sie behände die Hirschsehne spannte. Garbert nahm sogleich die Beine in die Hand und schlüpfte durch das Mannloch in den Burghof. Es dauerte nicht lange, da hatte er das Zelt des Ritters erreicht und auch Frau Madahild war nicht weit, sprach sie doch gerade mit einem Knecht. Garbert Mispel drückte seinen Rücken durch und stand dann ebenso gerade wie die abgestellte Glefe neben ihm, während der Regen auf seinen Tellerhelm prasselte. "Herr Wulfert, da kommen Reiter! Rada ist nicht sicher, ob es unsere sind ", berichtete der alte Waffenknecht und sah erst dann auf das Antlitz des jungen Herrn.

Der junge Herr

Wulfert von Wolkentrutz, der gerade über einem Pergament mit verschiedenen Skizzen, die wohl die Burg darstellen sollte, brütete, wandte den Kopf dem Waffenknecht zu. "Reiter sagst du, bei dem Wetter?', fragte er nach kurzem Zögern, mit Argwohn in der Stimme und es wollte Garbert scheinen, als habe diese Frage nicht wirklich ihm gegolten. "Komm mit!", kam ihm der Ritter auch zuvor, so dass sein Gefolgsmann die Antwort schuldig blieb. Im vorbeigehen griff der Wolkentrutz sowohl Schwertgurt als auch den schweren Kapuzenumhang und warf ihn über. Mit schnellen Schritten eilte er die Steintreppe zum Torhaus hinauf an Radas Seite. Angespannt starrte Wulfert in das mit Regenschwaden durchzogene Grau, das sich vor ihm ausbreitete. Wohl ein halbes Dutzend dunkler Reitersilhouetten, die sich auf dem feucht schimmernden, schlammigen Pfad näherten, hoben sich verschwommen von der tristen Landschaft ab.

Schließlich knurrte Wulfert, ohne sich umzudrehen: "Wer immer das ist, ich will nicht mit heruntergelassenen Hosen hier stehen, wenn sie uns erreichen. Ein paar Waffenfähige hinter unseren Mauern sollten wir bereithalten. Eile dich Garbert und bring mir wen du finden kannst!" Dieser nickte nur knapp und hastete die Stufen hinab. Ohnehin hatte jeder im Innenhof bereits wahrgenommen, dass hier etwas unerwartetes geschah! Kurz sah sich Garbert um und erkannte dann Bardolf Binsenbrecher, der wie viele andere gerade sein Mittagsmahl einnahm, aber seine dampfende Holzschale zur Seite stellte und ihn bereits fragend ansah. Er war ein verständiger Mann der Landwehr, der Sohn eines Freibauern von einem ansehnlichen Hof im Burgweiler unterhalb von Gabelstein, welcher erst vor wenigen Wochen hier eintraf, um seiner Waffenpflicht als Freier nachzukommen. Garbert trat rasch auf ihn zu: "Bardolf, da kommen Reiter. Sieht nach Ärger aus, besser ihr holt Eure Waffen, oder was ihr gerade zur Hand habt und haltet Euch am Tor bereit!", erklärte der Waffenknecht knapp und lief dann seinerseits zurück zum Torhaus, um dann durch das Mannloch den Innenhof zu verlassen, um schnellen Schrittes zum Lager auf der Rückseite der Burg zu eilen.

Während sich im Burghof bereits die ersten Freien mit Speer, Bauernwehr oder Langbogen bewaffneten, entspannte Rada wieder ihren Blick und sah zu ihrem Herrn. "Der Reiter an der Spitze führt eine weiße Spitze auf grünem Grund als Wappen!", erklärte die Waffenmagd. Der Ritter, der nun auch das Wappen erkannte, nickte zustimmend. "Lanzentann", bemerkte er nüchtern. "Buckelheider oder von Dun Glaoran! Wie Wulfert wusste, würde sie nicht zögern den Reiter mit einem gezielten Pfeilschuss von seinem hohen Ross zu holen. Im nächsten Augenblick hatte Rada einen Pfeil aufgenockt. Selbstsicher nickte sie Wulfert zu, hielt den Langbogen aber gesenkt.
"Dann lass uns mal sehen was sie wollen", sagte der Erbe von Gabelstein. Wulfert von Wolkentrutz schob die Kapuze zurück und öffnete seinen Umhang, auf das sein Schwert griffbereit und gut sichtbar war. Breitbeinig stellte er sich auf und stemmte die Hände in die Hüften. Als die Reiter noch gut 20 Schritt entfernt waren, rief er mit voller Stimme: "Das ist nah genug! Ich bin Wulfert von Wolkentrutz! Erklärt Euch! Was ist Euer Begehr? "


Die Botschaft

Die Reiterin an der Spitze der neuköpfigen Schar zügelte ihr Ross, ein ansehnliches Streitross mit rotbraunem Fell und ihre Gefährten taten es ihr gleich. Die Ritterin war in ein langes Kettenhemd gerüstet. Darüber trug sie einen grünen Wappenrock und einen langen ebenfalls grünfarbenen Lodenumhang, welcher sie gut vor Wind und Regen schützte. Auf ihrem Schild war jetzt deutlich eine weiße Lanzenspitze auf grünem Grund zu erkennen. In der Rechten hielt sie eine Kriegslanze mit weißem und grünem Bande an der Spitze.

"Wer Ihr seid kann hier jeder gut erkennen!", sagte die Frau in einem bissigen Tonfall. "Doch was Ihr hier seit geraumer Zeit treibt ist eine ganz andere Sache. Ich bin Yofenia von Lanzentann, Dienstritterin Ihro Hochgeboren Praihild von Bösenbursch ", betonte die Streiterin und drückte sich dabei aus dem Sattel nach oben. Dabei sah sie weniger zu Wulfert hinauf, der auf dem niedergerissenen Zinnenkranz über dem Tor stand, als vielmehr zu dem gerade herbeiströmenden Haufen zu ihrer Rechten, angeführt von einem grauhaarigen Waffenknecht mit einer Glefe in der Hand. "Nach Auffassung des Baronshofs von Dun Glaoran habt ihr kein Recht hierzusein Herr Wulfert von Wolkentrutz! Aus diesem Grund muss ich Euch bitten die Zelte umgehend abzubrechen und zurück nach Burg Gabelstein zu ziehen, Eurem rechtmäßigen Lehen!"

"Ist dem so?" ließ der Wolkentrutzer Ritter wenig beeindruckt vernehmen. "Lange genug ließ die Baronin ja auf eine Antwort warten. Schließlich liegen die rechtmäßigen Ansprüche des Hauses Wolkentrutz schon geraume Zeit vor." Wulfert machte eine Pause und fasste dabei theatralisch an sein Kinn, als müsse er überlegen. Yofenia von Lanzentann wollte schon zu einer Erwiderung ansetzen, als ihr der Wolkentrutzer zuvor kam: "Hieß es nicht, dass die Baronin derzeit gar nicht auf Dun Glaoran weilt? Da stellt sich einem doch die Frage wer da zu Eigenmächtigkeiten neigt?" Die weittragende Stimme des Ritters erscholl klar und voller Zuversicht. "Wie dem auch sei" fügte er schnell hinzu. "Ihr seid in die falsche Richtung geschickt worden Yofenia von Lanzentann. Um Eure Nachricht meinem Vater zu überbringen müsst ihr nach Gabelstein und das liegt bekanntlich efferdwärts."'

"Das bewertet Hochgeboren Gramwart Rondwehr von Bösenbursch, Baronett von Gemharsbusch offenkundig anders! Wie Ihr nur allzu gut wisst Herr Wulfert, ist seine Hochgeboren bis zur Rückkehr seiner Mutter der Herr über Gemharsbusch!", rief sie dem neunmalklugen Erben von Haus Wolkentrutz trotz des prasselnden Regens in Erinnerung.
"Also überdenkt noch einmal Eure Worte!", forderte sie den jüngeren Ritter auf.
"Natürlich, ich vergaß", fiel es dem Wolkentrutz nun auf übertriebene Weise ein.
"Nach dem zutiefst bedauerlichen Tod der Baroness darf ja nun ihr jüngerer Bruder sein Geschick unter Beweis stellen." Auch wenn man es bei dem Regen nicht zu beschwören vermochte, erschien es bei den Worten doch so, als läge der Hauch eines Lächelns auf Wulferts Lippen. "Nur zu gern biete ich euch, die Wolkentrutzer Gastfreundschaft an", tönte seine Stimme erneut, "doch verstehe ich, dass ihr in Eile seid, das Ansinnen des Baronet alsbald zu überbringen. Bis Nachricht von meinem Vater eintrifft...", mit diesen Worten ging sein Blick zu Garbert und seinen Männern und eine leichte Kopfbewegung forderte sie auf sich bereit zu machen, auch wenn er es selbst vermied die eigene Hand an den Schwertknauf zu legen, "werden wir hier ausharren und seinem Befehl folgen - um seine Ansprüche zu sichern."

Die Frauen und Mannen an der Seite des altersgrauen Waffenknechts waren im Vergleich zu den Reitern spärlich bewaffnet. Sie waren offenkundig mit dem bewehrt was schnell zur Hand war - Hammer, Beil und Bauernwehr. Dennoch lag in ihren Blicken keine Furcht als sie die ungebetenen Gäste musterten, mussten sie doch, dass hinter dem Tor ihre Kameraden nicht tatenlos zusehen würden, falls es zu einem Kampf kommen würde.
Garbert Mispel verstand nur zugut den Blick seines Herrn. Er nahm seine Stangenwaffe in beide Hände und deutete wortlos auf die Ritterin, die auch seine Tochter hätte sein können und lächelte sie scheel an. Yofenia von Lanzentann sah den Alten missgünstig an und wandte sich dann wieder an den Sohn des Junkers. "Ich werde auf Eure Unverschämtheiten an einem anderen Tag zurückkommen. Alsbald wird in Havena die Fürstenturney ausgetragen. Mein Schwert wird Euch dort erwarten!", prophezeite sie dem Erben von Haus Wolkentrutz mit einem bedrohlichen Unterton. Dann führte sie ihr Ross selbstbewusst bis auf wenige Schritte auf die Menge um den alten Waffenknecht zu, sodass einige Handwerker vorsichtshalber ein paar Schritte zurück machten, als die Ritterin vor diesen in den aufgeweichten Dreck spie. Dabei lächelte sie die Mannen und Frauen selbstbewusst an, hob dann die Schwerthand und ließ diese in Richtung Süden sinken. Mit soviel Würde wie sie und ihr Gefolge aufbringen konnten, wandten sie ihre Pferde und zogen unverrichteter Dinge den Hang hinunter. Begleitet wurde ihr Abzug von einem ersten zögerlichen Lachen aus dem Haufen von Garbert, welches von den Frauen und Mannen um ihn herum dankbar aufgegriffen wurde und dann selbst den prasselnden Regen allmählich übertönte.


Rang & Namen

Wappen haus wolkentrutz.png Auf der Seite von Haus Wolkentrutz

Name Position Wissenswertes
Wulfert von Wolkentrutz Ritter Wappen haus wolkentrutz.png Erbjunker von Gabelstein -

Waffentreue

  • Garbert Mispel, alter Waffenknecht (Glefe)
  • Rada, erfahrene Waffenmagd (Langbogen)

Freie aus dem Junkertum Gabelstein

  • Bardolf Binsenbrecher, Landwehrpflichtiger (Sohn eines Freibauern; aus dem Burgweiler)

Bewohner aus dem Burgweiler

  • (...), Dorfälteste

Wappen haus bösenbursch.png Auf der Seite von Haus Bösenbursch

Name Position Wissenswertes
Yofenia von Lanzentann Ritter Wappen haus lanzentann.png Dienstritterin der Baronin -