Baihir der Barone (1046): Beratungen

Aus AlberniaWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Briefspiel
Beratungen
Region: Seenland
Ort: im Lager des Barons von Lyngwyn, unweit der Flussinsel Niolach
Ab Jahr: 1046 B.F.
Zeitraum: EFF
Beendet:

Ja

Beteiligt: Hakon Fingorn, Hjalbin Reochaid Helman
Kapitel:


Der junge Herr von Altenfaehr, Hakon Fingorn, sucht seinen Schwertvater, Baron Hjalbin Reochaid Helman von Lyngwyn, nach dem Ende des Baihirs in dessen Lager auf. In einem vertrauten Gespräch erörtern beide die Geschehnisse des Baihirs, ihre jeweiligen Beweggründe, genauso wie allgemeine Sorgen und Gedanken.


Am Rande des Baihir der Barone

Unweit der Insel Niolach, Efferd 1046

Es war seltsam für Hakon Fingorn von Altenfaehr, wie die Bediensteten seines Schwertvaters, viele von ihnen ihm mit Namen und seit Jahren bekannt, ihn nun behandelten. Wie sie ihre Tätigkeiten unterbrachen und das Haupt neigten, die wenigsten ihm in die Augen sahen. Ein wenig bedauerte er dies, schuf es doch eine Distanz zwischen ihm und ihnen, während er sich seinen Weg durch das Lager des Lyngwyner Barons bahnte. Aber er war nun auch nicht mehr der Heranwachsende, als der sie ihn kennengelernt hatten.

Die Bewaffnete, welche am Eingang des Zelts von Baron Hjalbin Dienst tat, grüßte Hakon mit einem Lächeln, senkte aber ebenfalls respektvoll den Blick, ehe sie langsam beiseite trat. Nach einem kurzen Zögern schob der junge Herr von Altenfaehr die Stoffbahn beiseite und trat in das Zelt.

“Hochgeboren”, grüßte er seinen Schwager mit einem Nicken. Es war offensichtlich, wie ungewohnt die förmliche Anrede für ihn war, aber er war bemüht, sich seiner neuen Position und Standes angemessen zu verhalten. “Kann ich dich für einen Moment sprechen?”

Der Baron runzelte die Stirn. Sein Blick ruhte auf Hakon - fast ein wenig zu lange. Beiläufig füllte er zwei Pokale.

“Warum so förmlich? Oder sollte ich auch sagen: Euer Hochgeboren? Natürlich scherze ich nur und Du bist mein lieber Verwandter.” Hakon lächelte schief und nickte dem Herrn von Lyngwyn dankbar zu. “Der gute Almadanische von meinem Vetter Jandur.” Hjalbin reichte ihm einen der Pokale, wies auf zwei Scherenstühle in seinem Zelt. “Ich habe dich nicht so nachdenklich gesehen seit … einer ganzen Weile. Was hast du auf dem Herzen?”

Mit einem leisen Seufzer ließ Hakon sich auf einem der Stühle nieder und drehte den Pokal in der Hand. “Auf dem Herzen? Nichts.Es ist nur manchmal so viel - alles.” Mit einer Geste wischte er das Thema beiseite, sah Hjalbin für einen Moment nachdenklich an. “Für deine Unterstützung bei meinem Antrag, danke ich dir”, fing er dann an. “Aber ich muss gestehen, es wunderte mich, dass du hinter dem Antrag des Herrn Bragon stehst.” Nachdenklich sah er in seinen Wein hinab. “So wie die Distel es wünscht, hat es sich auch seine Hoheit vom großen Fluss vorgestellt, weißt Du?” Er verzog das Gesicht, sah wieder zu seinem Schwertvater auf. “Ich habe lange mit Sylmada darüber gesprochen und wir kamen überein, dass eine solche Regelung den Baihir auszuhöhlen droht - und ich war sicher, du würdest es ebenso sehen. Und nun frage ich mich - gibt es etwas, was ich nicht sehe - eine Einsicht, die mir in dieser Frage verborgen blieb?”

Hjalbin seufzte. “Viel war es auch für mich. Ich war immer davon ausgegangen, dass ich im Rondratempel verbleibe und mein Neffe Finnian die Baronie erbt. Ich gebe mein Bestes. Mehr kann niemand verlangen. Von keinem von uns. Wir sollten uns für guten Rat aussprechen. Sag es nur - auch wenn dir jemand am Hof mit Erfahrung fehlt. Roderick kann sich drum kümmern. Aber - ja - der Baihir. Weißt Du… ich habe deinen Antrag mit Freude unterstützt. Es ist vielleicht unbequem, andere einzubeziehen in die Entscheidungsfindung, aber immer die gleiche Runde, gibt auch immer die gleichen Beschlüsse. Das offene Wort von außen frühzeitig bedeutet weniger Streit. Darum - um ehrlich zu sein - ich schätze auch die Meinung des Herren von Winhall. Es ist mein Versäumnis, nicht Elenvina im Auge gehabt zu haben. Es schien mir nur nicht richtig, Sprecher gleichsam als Bittsteller zuzulassen, ohne Einflussmöglichkeit. Bragons Vorschlag kam für mich so überraschend und ich dachte eigentlich nur darüber nach, wie er missbraucht werden könnte. Barone, die ohne guten Grund wegbleiben oder wie umgehen mit betrügerischen Vertretern. Darum hatte ich meine Zustimmung an Bedingungen geknüpft, meine Art, die Bedenken aufzuzeigen. Ich konnte gut damit leben, dass man die Helmans für Leute hält, die es mit Regeln halten. Denn wohlgeordnet ist auch Lyngwyn. Wem das zu kompliziert ist, sollte halt mit Nein stimmen … Wir sollten in Zukunft unsere Haltung besser abstimmen, scheint mir. Aber bevor ich es versäume: Meine Achtung für den Vorschlag. Er war recht überraschend. Wie kam es dazu? Wo ist der Nutzen für Altenfaehr?”

Hakon, der immer wieder nickend zugehört hatte, nippte kurz an seinem Wein. “Nun zuerst einmal ist es eine Ungerechtigkeit - und ich glaube daran, dass es unsere Aufgabe ist, einer solchen entgegenzutreten.” Er nickt kurz, schien kurz zu überlegen: “Aber du hast natürlich Recht: Ich habe diese Änderung auf Anraten seiner Hoheit angestoßen, nicht nur weil ich es für eine gerechte Sache halte, sondern auch weil ich glaube das es besser ist, die Veränderungen mit zu gestalten, als später mit ihnen konfrontiert zu werden.” Der junge Halbelf kratzte sich am Kinn. “Der Vorschlag von Hochwohlgeboren Fenwasian ist im Grunde gleich, zu was die Höflinge auf der Eilenwïd sich überlegt hatten…So aber haben wir eine Variante, die dem Kern der Wünsche des Grafen entspricht - etwas was mein Lehnsherr sicher nicht vergessen wird-, jedoch ohne dass die Gefahr besteht, dass die Versammlung zu einer Zusammenkunft vorab instruierter Wasserträger wird.” Hakon atmete aus, augenscheinlich erschöpft von seiner Rede. Sein vorsichtiger Blick zu seinem Schwertvater verriet, dass er sich seiner Worte nicht so sicher war, wie sie klangen.

Hjalbin nickte nachdenklich. “Die große Politik der Provinzherren - um ehrlich zu sein: Das ist ein Spiel, auf das ich mich als Baron in der Regel nicht begebe. Die Angelegenheit ist zumal kompliziert, da Dein Herr in Elenvina sitzt, während meine Nichte und ich Verwandte der Bennain sind.” Er lächelte. “Du sagst mir also der Vorschlag ist gerecht, darum folgst Du, wie es Deine Pflicht ist Deinem Grafen - dem Worte nach zumindest. Da müssen ein Fenwasian und ein unwissender Helman kommen, um Deine Pläne zu vereiteln. Die Idee war gut und ich sollte aufrichtig um Entschuldigung bitten, denn der Vorbehalt gefällt mir. Hätte ich es nur gewusst. Überraschend - wer hat Dir das beigebracht?” Er lachte. “Ich am Ende? Sähe meinem Bruder Reto ähnlicher.”

Hakon stimmte in das Lachen des Barons von Lyngwyn ein und es war ihm anzumerken, dass ein großer Teil der Anspannung, die ihn mit in dieses Zelt begleitet hatte, von ihm abfiel. “Die Distinktion zwischen Recht und gerecht, das warst du.” Grüßend hob er seinen Weinpokal in Richtung Hjalbin, nickte dankbar und trank einen Schluck. “Aber die meisten der Schlüsse und Einschätzungen, die ich dir hier so altklug präsentiere, sind nicht meine, sondern Sylmadas - ich habe sie mir bloß zu eigen gemacht. Sie ist es, die mit bemerkenswertem Scharfsinn hinter Absichten und Winkelzüge zu blicken vermag.” Er lächelte und schüttelte den Kopf. “Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst, aber es freut mich, dass ich dich dazu bringen konnte, meinen Standpunkt zu verstehen. Und du hast Recht, ich hätte dich früher ins Vertrauen ziehen sollen - dafür bitte ich um Verzeihung.” Hakon seufzte.

“So sei es. Der Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit. Das hatte mal eine besondere Bedeutung, als Baron Bedwyr auf dem Hoftag vor dem Krieg für die Albernier sprach und auch meinen Vater. Hat ihm Ärger eingebracht. So wurde es mir zumindest gesagt. Ja - Sylmada ist klug in solchen Dingen. Ihr Großvater konnte ihr das Schwertspiel beibringen im Rondratempel und die Familie meiner Mutter das Geschäftliche, aber die großen Häuser scheinen die Erfahrung von Generationen zu erben. Natürlich hat es geholfen, im Dienst Fürstin Idras gestanden zu haben. Wir erfahren weniger vom Hof, jetzt wo sie nicht mehr da ist. Meine Schwägerin Deirdre ist dafür jetzt häufiger auf Feenquell. Was Reto nicht ganz recht ist, aber die Kinder sind aus dem Haus und er als Oberst hauptsächlich in Abilacht. Wäre übrigens schön, wenn ihr mal zu Besuch kommt in Lyngwyn - und vielleicht zur Familienfeier in Havena.”

“Im Ingerimm kommen wir gerne nach Havena, das werden wir sicher einrichten können. Ich danke dir für die Einladung." Mit einem Nicken bekräftigte Hakon Fingorn seine Zusage. “Ich schulde auch Feynar einen Besuch - Ach, wärt ihr doch nur auf der anderen Flussseite und nicht hunderte von Meilen entfernt!” Er trank einen weiteren Schluck und stellte den Pokal vor sich ab. “Das gilt natürlich auch für euch - Ihr seid jederzeit auf Burg Faehrwacht willkommen. Es gibt da ein paar Dinge, in denen ich die Meinung meiner Schwester hören wollen würde…und eine ganze Menge, zu der ich die deine kennen möchte.”

“Das lässt sich einrichten. Zufällig hat mich mein Bruder Amaryllion noch gefragt, ob der Rosenstock gut wächst, den seine Sippe deinem Vater geschenkt hat. Weiß Du, wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er Dir das alles gut bestellt hinterlassen.Das und die Bücher. Ich hatte aus den Erzählungen zwar nie den Eindruck, dass das seine Leidenschaft war, aber er war doch ein aufrechter und geradliniger Mensch. Jedoch weiß ich selbst, was Vögte für Unsinn anrichten können in einem geordneten Haus.Ich helfe gerne wo ich kann und wo Sylmada vielleicht keinen Rat weiß. Das sollte soviel nicht sein. Sie ist klug und hat immer schnell gelernt.”

Hakon hatte erst das Gesicht verzogen, ehe er es in den Händen vergrub. “Die Bücher”, stöhnte er leise. “Man könnte meinen, Vater hätte jeden einzelnen Verwalter der Baronie mit in den Osten genommen. So widersprüchlich, lückenhaft und unorganisiert sind die Aufzeichnungen der letzten Jahre. Ich dachte Altenfaehr geht es gut - stattdessen finde ich eine Schatzkammer vor, für die ein bornischer Brückengraf mich bedauern würde…” Kopfschüttelnd betrachtete er sein Getränk, ehe er wieder zu Hjalbin aufsah. “Und alles wird von einem Dutzend Kredite zusammengehalten. Wenn sich meine Einkünfte nicht merklich durch die Grafengarde gebessert hätten - ich hätte die Abgaben anheben und eine Sonderabgabe für meine Hochzeit erheben müssen…"

“Mir tut jetzt fast Leid, dass ich es erwähnt habe. Wusste nicht, dass es Dich so drückt. Aber vielleicht ist es gut. Wenn es Dir Recht ist, werde ich spätestens jetzt mit Roderick reden. Er kann bestimmt einen Schreiber erübrigen. Jemand, der sich mit Kameralistik auskennt oder neumodischer horasischer Buchführung. Vielleicht schaut er unauffällig dem Verwalter oder den Schreibern über die Schulter. Wollen ja nicht, dass sie sich bedrängt fühlen, denn Änderungen scheitern in der Regel an den beteiligten Menschen. Er soll nur zeigen, dass die neue Arbeitsweise von Vorteil ist. Natürlich muss er die fehlenden Unterlagen suchen oder Einnahmen und Ausgaben nachverbuchen, um herauszufinden, wer seine Steuern nicht bezahlt hat. Das Schwierigste wird das Eintreiben der Schulden sein. Damit macht man sich keine Freunde, aber wenigstens sieht man, dass sich Unehrlichkeit nicht lohnt. Das man trotz allem gerecht ist.” Er zögerte. “Aber ich rede voreilig. Letzten Endes ist es Deine Entscheidung.”

Hakon lächelte dankbar. “Die Verwalter des Lehens tun gute Arbeit, Sylmada und ich haben die Buchhaltung immer wieder gegengelesen und konnten keine Unstimmigkeiten finden. Was uns zu schaffen macht, ist die Aufarbeitung der vergangenen Jahre, viele der damals mit der Buchführung Betrauten haben sich entschlossen ihren Diensteid nicht zu erneuern, nachdem ich Baron geworden bin.” Nachdenklich trommelte er mit den Fingern auf der Lehne seines Stuhls. “Wenn du jemanden erübrigen kannst der Altenfaehrs verlorenem Silber nachspüren kann, dann ist er herzlich an meinem Hof willkommen - ich weiß aber nicht ob daraus etwas erwächst, es behagt mir nicht, irgendwelchen verlorenen Talern aus der Zeit als ich noch deinen Schild trug und nicht eine Krone, nachzustellen.” Ein missmutiger Ausdruck zeigte sich kurz auf dem ebenmäßigen Gesicht des Altenfaehrers, verweilte aber nicht lange.

Der Lyngwyner zuckte mit den Schultern. “Keiner sagt, dass es angenehm ist. Ich wollte es dennoch anbieten. Meinem Bauch gefällt es nicht, Schulden zu übersehen - der Gerechtigkeit willen und… vielleicht denke ich, das einfache Volk tanzt mir am Ende auf der Nase rum. Das tut es ohnehin genug. Bei Manchem - wie einem zweiten Markt im Monat - lasse ich die Zügel schleifen, denn es kommt auch mir zugute, aber wenn es zu meinem Nachteil ist, hört der Spaß auf. Dann belassen wir es dabei: Ich schicke dir einen Schreiber mit Erfahrung für den Übergang. Der arbeitet sich ein und lernt dabei einige Helfer an. Sowas sollte sich in Altenfaehr ganz sicher finden lassen. Ist eh besser, mit neuen Leuten anzufangen. Die sind nicht verhaftet im Alten. Wir sehen dann, was daraus wird. Gibt es weitere Posten, die Dir von der Fahne gegangen sind?”

“Die vormalige Haushofmeisterin, die Edle von Riedbruch, hat kein Interesse an dem Posten bekundet und verbringt viel Zeit bei ihrer Familie in der Hauptstadt - ich führe aber bereits Gespräche mit mehreren Stellen für eine Nachfolge.” Hakon untermalte seine Ausführungen mit einer unbestimmten Handbewegung. “Und natürlich mein Lehnsvogt…” Er schien sich einen Moment zu sammeln. “Man hat mir zugetragen, dass der Junker von Eichenfurt wenig begeistert über meine Einsetzung als Baron war und offenkundig Ambitionen hatte, seine Stellung als gräflich bestellter Verwahrer der Baronie auf unbestimmte Zeit beizubehalten.” Der Halbelf schluckte und er wandte den Blick ab, als wäre ihm die Situation unangenehm. “Ein solches Verhalten kann ich nicht dulden und so habe ich mich entschlossen ihn nicht weiter für dieses Amt zu verwenden.” Seine Miene hellte sich auf: “Ich habe aber bereits einen Ersatz gefunden: Eine Tochter der van Kacheleens, aus Havena. Sie scheint mir das richtige Handwerkszeug für den Posten mitzubringen, neben der charakterlichen Eignung.”

Hjalbin neigte nachdenklich den Kopf. “Der Eichenfurter klingt nach einem Problem. Das erinnert mich sehr an diejenigen, die mein Vater mit Hesindiego von Wiallainen geerbt hatte. Er meinte auch Anspruch auf Lyngwyn zu besitzen… Es ist lange her, dass ich von Reto hörte, dass er einen Unfall hatte. War 1032 - vor dem selbstgewählten Exil meines Bruders. Das ist kein Rat, nur die Empfehlung, ihn im Auge zu behalten. Solchen Menschen kann man nicht trauen. Außerdem ist der Lehnsvogt beinah noch wichtiger Posten als der Haushofmeister. Van Kacheleen - meine Eltern waren mal zu Besuch im Havener Kontor. Mein Vater hat es damals sichtlich genossen, keine Verpflichtungen außer denen gegenüber der Herrin zu haben und gesagt, meine Mutter verwalte das Geld der Baronie - letzten Endes für mich damals - weil ich noch in Knappschaft war in den Nordmarken. Die Kacheleens haben sich gut verstanden mit meinem Großvater Gavin - von Kaufmann zu Kaufmann. Das besteht fort - auch nachdem er sich vor einigen Jahren in Schelf zur Ruhe gesetzt hat. Insofern: Das Geschäft liegt ihnen im Blut. Die Wahl ist sicher nicht schlecht, wenn es um geordnete Verhältnisse bei Hofe geht. Und wenn sie aufrichtig erscheint, umso besser. Da wird keiner die Nase rümpfen, dem der Umgang mit Geld unanständig erscheint und auf Pfeffersäcke schimpft. Ich gehöre nicht dazu, so es meine Schatzkammer füllt. Nun gut. Das lässt sich vielsprechend an, aber den Lehnsvogt wähle weise. Er vertritt die Baronie nach außen und braucht einen guten Ruf - und Treue. Mein Vetter Jandur in Yasamir hat darum seinen Bruder Trutz benannt. Ich muss nicht nach Familien und Freunden fragen, denn ich kenne die meisten davon. Gibt es Jemanden, dem Du genug vertraust, dass Du ihm Dein Heim anvertrauen würdest?”

“Sylmada”, antwortete Hakon ohne eine merkliche Bedenkzeit. “Dir”, schob er dann mit einem Lächeln nach. “...und Feynar, natürlich.” Kurz schien der junge Halbelf nachdenklich. “Ich suche aber auch niemanden, der mir alles abnimmt, damit ich den Rest meiner Tage zwischen der Rethis, Feenquell und dem Palast verbringen kann. Ich will auch weiterhin Entscheidungen treffen und meine Pflicht gegenüber meinen Untertanen und meinem Lehensgeber erfüllen.”

“Gut gesprochen - sie könnte es sicher. Vielleicht bin ich geprägt von der Erfahrung meiner Familie. Mein Vater durfte als Geweihter nicht regieren - wobei man sich darüber im Osten weniger Gedanken gemacht hat, als nach seiner Rückkehr nach Albernia. Reto war weniger in der Baronie als im Krieg und Mutter froh in Havena - selbst als Magistra. Wir brauchten Jemanden und wir hätten es schlechter treffen können als mit Roderick.Er war - er ist - wie ein Onkel für mich. Und nun bin ich Baron, kann und will es auch sein. Schwierig für uns Beide - am Anfang. Aber wir - meine Familie und ich - haben soviel zusammen mitgemacht, dass er der Letzte ist, der schon meinem Vater diente.” Er hielt inne. “Ich schweife ab. Am besten nimmst Du Jemanden ohne Verbindungen in den Hochadel. Das gibt Verwicklungen. Einen Ritter oder ein nachgeborener Junkersspross. Du wirst schon Jemanden finden.”

“Ich bin auch nicht besorgt”, versicherte Hakon mit einem unbeschwerten Lächeln, während er einen vorsichtigen Schluck von seinem Wein nahm. “Lass uns doch gemeinsam den Weg nach Hause nehmen - oder hast du andere Pläne? Du bist natürlich willkommen mit mir in Truhjebor abzubiegen und ein paar Tage in Altenfaehr zu verbringen…”

Hjalbin schüttelte den Kopf. “Das klingt gut. Ich bin ohnehin auf dem Rückweg nach Lyngwyn. Meine Eltern in Havena habe ich bereits besucht und Reto kuriert sich aus in Abilacht, ihm steckt der Bredenhager Buhurt noch in den Knochen. Ob ich also zurückreise über die Landstraße oder den Saumpfad ist einerlei. Beides führt mich auf die Reichsstraße. Dann kann ich deiner Schwester auch aus eigenem Wissen sagen, wie es in der alten Heimat ist. Vielleicht sehe ich Deine Probleme selbst und die, die es verursacht haben.”

“Dann ist es entschieden!” Erfreut sprang Hakon auf.”Wir werden auf direktem Wege nach Altenfaehr reiten und du und die deinen bleiben ein paar Tage unsere Gäste, im Namen der gütigen Mutter.” Er lächelte breit. “Ich verspreche auch, ich werde dir nicht nur meine Sorgen und Nöte klagen!”

Hjalbin hob den Becher. “Wohlan - in Travias Namen! Ich hätte schon dafür gesorgt, Dich abzulenken und das gewiss nicht mit meinen Sorgen. Vielleicht mit ein wenig Tratsch aus Lyngwyn oder vom Hof in Havena. Die üblichen Dinge halt, wie sie auch in der Fanfare stehen.”

Hakon griff ebenfalls nach seinem Becher und erwiderte mit ihm den Gruß seines Schwertvaters. “Das freut mich - ehrlich.”