Fuxwalden (1044) - Neue Bande Teil 04: Karrnheide

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19. Firun, Karrnheide

Die Waffenmeisterin hatte die Kammer Faolyn überlassen und es vorgezogen, im Stall bei den Waffenknechten zu schlafen. Die Nacht verlief recht ruhig, nur einmal schlugen die Hofhunde an, als in der Ferne in der Nacht ein Heulen zu hören war.
Am nächsten Morgen brach die Gruppe nach einem schnellen Mahl mit Grütze, Eiern und wärmendem Kräutertee nach kurzer Zeit auf, da Éirne zum Aufbruch drängte.

Faolyn dankte Roban für die Gastfreundschaft, und Sili gegenüber lobte er das Essen. Ainsel erinnerte er daran, dass der Erfolg der Wölfe das Rudel war und wie sie sich immer vor Augen halten sollte, dass Wölfe selten allein waren, solle sie sich auch erinnern, dass sie nicht allein stand. Die junge Frau nickte ihm mit einem vielsagenden Lächeln zu, nachdem sie zuerst etwas hatte entgegnen wollen.

Die Verabschiedung von Éirne von den Caerdis war freundlich und distanziert, eher von Seiten der Baeringsgrund als von den Freien, wie Faolyn auffiel.
Als die beiden Ritter nach draußen traten, versammelte sich die Familie im Hof - auch Ildha und Elric kamen mit den Hunden hinzu, während die Reisigen der Waffenmeisterin schon den Wagen vorbereiteten.

Nachdem die beiden Waffenknechte des Niamrod sich um die Pferde gekümmert hatten, unternahm Dobran noch einen Versuch, die Hunde des Freihofs milde zu stimmen, was jedoch kläglich scheiterte und ihm neben lautem Gebell nur den Spot von Unis und Borwen einbrachte. Die drei Kinder des Hofs begleiteten - von Ainsel geführt - die Berittenen eine kleine Weile querab, bis sie an einer der alten verwitterten Wegstelen zurückblieben.

Karrnheide Lageplan.jpg


Ankunft

Gegen Mittag öffnete sich nach einem Gehölzriegel der Blick über eine weitläufige Senke mit zwei Gehöften und einer von Gras bewachsenen Hochfläche, die sich wohl ein paar Schritt aus der Niederung erhob. Einige bauliche Strukturen erhoben sich darauf - Turm, Wehrhaus und Mauer - und selbst aus der Entfernung von einer halben Meile war deutlich der wehrhafte Charakter der Anlage auszumachen: dies musste Karrnheide sein.

Nachdem die beiden Gehöfte mit ihren niedrigen Schichtmauern und Dornenhecken passiert waren, lag bald die ansteigende Rampe (6) zum Tor (4) in der Palisade vor ihnen. Zur Rechten erhob sich ein Turm (1) aus mächtigen, patinierten Quadern. Auch die anschließende Mauer (3) war solcherart aufgesetzt, der Wehrbau (2) dagegen aus Bruchsteinmauerwerk mit hölzerner Balkenlattung im obersten Geschoss. Den Auswärtigen um Faolyn fiel auf, dass das Holz noch nicht vollständig patiniert war und der Ausbau noch nicht lange zurückliegen konnte. Bei den Palisaden am Tor war dies ähnlich - ganz im Gegensatz zur hölzernen Brustwehr des Wehrgangs oben auf der Mauer.

Einer der Torflügel wurde geöffnet, gerade als die Berittenen den Fuß der Rampe erreichten. Ein kleiner, massiger Mann in den Farben der Schwarzenklamm trat hervor und rief etwas hinter sich, worauf sich auch der zweite Torflügel öffnete.
Freudestrahlend kam ihnen der Waffenknecht entgegen, bevor er mit weit tragender Stimme sprach: “Willkommen auf Karrnheide, Wohlgeboren!”


Auf Karrnheide

Raidri Wollwart, der gegenwärtige Verwalter des Wehrhofs, hatte natürlich die Waffenmeisterin gemeint mit seiner Anrede, da ihm der Bredenhager Dienstritter bislang unbekannt war. Außerdem stand Éirne ihm vor, da der massige und nicht allzu große Waffenknecht tatsächlich einer der Weibel der Gardisten auf Sturmhall war und seit bald einem knappen Götterlauf den Wehrhof besetzt hielt in Erwartung der rechtmäßigen Ablöse durch das Haus Niamrod.

Im Gegensatz zur Stimmung auf Sturmhall war Raidri jedoch ebenso wie seine beiden Untergebenen Emer und Rys guter Dinge, sobald Faolyn und seine Gefolgsleute im beengten Hof vorgestellt waren. Rasch stellte sich auch heraus, dass die drei Gardisten die einzigen auf dem Wehrhof waren und der Anlage gegenwärtig kein Gesinde zugeteilt war.

Während Borwen, Una und die anderen den Karren mit den Versorgungsgütern abluden, führten Éirne und Raidri den Niamrod und dessen Reisige durch die Anlage. Vielleicht überraschend kletterte die Waffenmeisterin zuerst eine Leiter hinauf auf die Palisadenmauer (3), die sich von ihrem Ende an der einfachen Stallbedachung etwa 40 Schritt vorbei am Wehrhaus bis zum abschließenden Turm erstreckte. Die größte Überraschung aber war eine ausgedehnte Ruine, die sich auf der abgewandten Seite des Wehrbaus erhob. Die mächtigen Mauern hatten in etwa die Ausmaße eines eckigen Drims wie er ab und zu im nördlichen Albernia zu finden war - oder im Windhag als Hohes Haus.

Éirne erläuterte, dass die Ruine ebenso wie Mauer und Turm wohl noch auf bosparanische Zeiten zurückgingen und kurz vor der Auflösung der alten Grafschaft Grötz gesichert und notdürftig Instand gesetzt worden waren - zumindest der Teil, der von einer bedeutend größeren Anlage damals noch zu retten gewesen war: Raidri wies auf Spuren im Gelände hin und verdeutlichte die Ausmaße des alten Mauerverlaufs, der von hier oben deutlich wurde.

Auf dem Weg in Richtung Turm machte die Waffenmeisterin auf die hölzernen Brustwehren der Mauer, die Balkenlattung am Wehrbau, aber auch mehrere mächtige Ankerbalken in der Ruine aufmerksam, die in jüngster Zeit in die Balkenlöcher des alten Mauerwerks dort eingelassen worden waren. Ein müdes Lächeln glitt über Éirnes Züge und sie erläuterte, dass sie im harten Winter damals die Umbauarbeiten veranlasst hatte, die von den besten Handwerkern der Burgbaustelle von Zwingfels ausgeführt worden waren.
Die Arbeiten hatten jedoch nicht abgeschlossen werden können, da Aedan von Schwarzenklamm im Frühjahr die Handwerker zurückgerufen hatte. Faolyn konnte deshalb neben der Ruine eine Anzahl von weiteren Balken ausmachen sowie einen ansehnlichen Steinhaufen.

Über die alten ausgetretenen Platten der Mauer passierten sie den Eingang in den Wehrbau und erreichten kurz darauf den Turm. Das Wehrgeschoß, das sie betraten, verfügte über drei Scharten und lag über einem steinernen Gebäudesockel mit Zisterne. Über ihnen war auf die solide Grundmauer des Turms ein hölzerner Schützenboden aufgesetzt, darüber lag die Plattform mit Brustwehr.

In der kalten Brise hier oben war nicht nur der Grundriss der bosparanischen Anlage noch deutlicher zu sehen: In der Ferne erhoben sich vereinzelt dünne Rauchfäden in den grauen Himmel, wo weitere Hofstätten liegen mochten.

Éirne meinte, dass neben Caerdis und den beiden Gehöften vor dem Wehrhof noch fünf weitere Freibauernhöfe zum Rittergut gehörten. Außerdem drei kleine Hofstellen von freien Hintersassen, die erst nach 1038 hier durch den Baron angesiedelt worden waren. Die Grundholde bestellten nun einige Schläge des Gutes und machten andere, die lange brach gelegen hatten, wieder urbar. Daneben waren diese Familien direkt zu Frondiensten verpflichtet.

“Und das machen die gut”, warf Raidri ein.

Als Faolyn seinen Blick zurück zum Wehrbau wandte, hakte Éirne ein und verdeutlichte die Unterschiede im Mauerwerk: Die noch zur Zeit des alten Reichs behauenen Steine waren großformatige Quader, während die Zehntscheune aus kleinerem Bruchsteinmauerwerk erst viel später errichtet worden war. Die Aufstockung um ein Wehrgeschoß und Erneuerung des Dachstuhls ging dann wieder auf die jüngste Zeit - den Winter 1041 - zurück.

Kurz darauf gingen sie über die Mauer zum Wehrbau und nachdem sie die engen Stufen hinaufgestiegen waren, erstreckte sich der weitläufige Schützenboden vor ihnen. Rauch lag in der Luft, zog offenbar von unten aus der Halle durch eine quadratische Deckenöffnung von je zwei Schritt hier hinauf und entwich durch Eulenlöcher in den Giebelflächen des höher liegenden Heubodens.

Das Dach wurde neben den Grundmauern von vier hölzernen Ständern getragen, zwischen denen sich auf dem Dielenboden viele grobe Säcke stapelten. Die Waffenknechte der Schwarzenklamm brachten gerade geschäftig die übersichtliche Ladung des Karren hinauf.

“Unten befindet sich eine offene Feuerstelle, die das Ungeziefer weg hält”, meinte Éirne. “Außerdem natürlich Platz zum Wirtschaften und für Tiere. Der Zugang ist recht schmal - zwar gut zu verteidigen, aber das Bestücken des Bodens hier ist mühsam. Auf der Rückseite der Feuerstelle hatte ich damals zwei beheizte Räume schaffen lassen, die der Unterbringung dienen und natürlich auch jetzt genutzt werden.”

Raidri lachte. “Wir haben uns auf einen beschränkt, Wohlgeboren. Das war bedeutend weniger Arbeit”, feixte der Weibel.

“Kalt und ungemütlich und viel Arbeit, da werden wir zwei Hübschen wohl zusammenrücken müssen”, raunte Dobran, nachdem er Unis mit der Schulter angestupst hatte.

"Besser, du schlägst dir das gleich wieder aus dem Kopf”, antwortete die Ältere kühl. “Komm schon, außer dem Ungeziefer kommt hier doch niemand in dieser trostlosen Gegend vorbei, da wirst du froh sein, wenn ich mich ein wenig um dich kümmere”, versuchte es der Waffenknecht weiter mit gedämpfter Stimme, doch seine Gefährtin verdrehte nur die Augen.

“Geh mir nicht auf den Geist und behalte deine feuchten Träume für dich.”

Der Bredenhager Dienstritter brachte die beiden mit einem mahnenden Blick zum Schweigen. “Geht und richtet auch den zweiten Raum her”, trug er den beiden auf, bevor er sich an Éirne und den Weibel wandte.

“Habt Dank für die Führung und Erklärungen. Ein geschichtsträchtiges Gemäuer, das ihr wieder hergerichtet, sowie bemannt habt, damit es seinen Anforderungen genügt. Auch wenn dies sicher im Interesse Eures Dienstherren stand, danke ich euch dafür im Namen meiner Familie, wie auch mir selbst, da es uns einen leichteren Anfang ermöglicht.”

Für einen Moment kehrte Ruhe ein und der Niamrod schien zu überlegen, welche Informationen er noch benötigen würde. “Ich werde wohl in der nächsten Zeit viel unterwegs sein, um mir die umliegenden Höfe anzusehen und frage mich, was mich auf der Karrnheide erwartet. Wo finde ich die Aufzeichnungen des Lehens. Ich wüßte gern mehr über die Leute, die ich dort treffe. Wen hat das Schicksal jüngst getroffen, dass er trauert oder das Elternglück ereilt, wer hat sich was zu Schulden kommen lassen oder ist beim Zehnt säumig, so etwas, wenn ihr wisst, was ich meine. Raidri, habt ihr auch vermerkt, welcher der uns umgebenden Adligen uns gewogen ist und wer nicht?”

Erstaunt und etwas ungläubig blickte der Weibel zur Baeringsgrund und dann wieder zu Faolyn. “Ihr habt kaum Nachbarn, Hoher Herr.” Als sich Éirne räusperte, schob Raidri entschuldigend grinsend “Wohlgeboren” hinterher.

Frau Nandûr an der Küste ist durch den Nebelgeisterwald von der Heide getrennt, also sind die nächsten Nachbarn die Schrötertrutz auf Weißenkamm und der Herr Aedan auf seinen beiden Rittergütern.”
Auf die letzte Frage Faolyns hatte er keine Antwort gegeben, kam aber auf die Unterlagen zu sprechen. “Unterlagen gibt es nur wenige, Wohlgeboren, da das Gut bislang keinen Ritter hatte und dem Baron zehntpflichtig war. Ich habe einige Aufzeichnungen gemacht, werde die aber zuerst auf die Schreibstube von Sturmhall geben.”
Erwartungsvoll sah Raidri die Waffenmeisterin an, worauf Éirne nickte.

“Ich habe auf Geheiß des Barons zwei Ausfertigungen der Inventar- und Dienstliste des Ritterguts Karrnheide bei mir, die wir morgen gemeinsam durchgehen können. Eine davon werdet Ihr mir abzeichnen und auf Geheiß des Barons damit die Übergabe formal bestätigen”, stellte die Ritterin bestimmt fest.
“Der oben gelagerte Zehnt der letzten Ernte wird von mir noch in den Dokumenten ergänzt und dann bald auf Veranlassung von Hochgeboren eingetrieben. Die Euch übergebene Ladung vom Karren sollte Euer Auskommen in den nächsten Wochen sichern, bis das Fuhrwerk aus Sturmhall kommt. Die Grundholde sollten von Euch entweder einbestellt oder persönlich besucht werden… Auch die Erinn und die Angarin”, sie wies unbestimmt in Richtung der beiden Höfe, die unweit des Wehrbaus lagen, “solltet Ihr aufsuchen, Wohlgeboren. Die Freien sind aber sämtlich bereits mit der Hochzeit von Hochgeboren Baerwen instruiert worden, dass diese Ländereien einem Lehnsnehmer überantwortet werden.”

Sie machte eine kurze Pause und setzte dann behutsam hinzu: “Es obliegt nun Euch, das Rittergut aufzubauen und zu gestalten, Wohlgeboren. Nutzt die wenige Zeit, die Euch bleibt, weise.”

Faolyn nickte nachdenklich. “Da habt ihr sicher recht, mir wird es kaum vergönnt sein, die Früchte der Arbeit zu sehen, die in den nächsten Monaten geleistet wird. Doch bin ich sicher nicht gekommen, um die Hände in den Schoß zu legen. Ich denke, es ist besser, die einzelnen Gehöfte selbst zu besuchen, um zu sehen, wie sie leben und nicht nur den Familienvorstand kennen zu lernen. Was haltet ihr davon, wenn ihr mich dabei begleitet? Vorausgesetzt, eure Pflichten lassen dies zu. Während wir unterwegs sind, könntet ihr mir eure Pläne zu der Ruine erklären. Ich würde eure bisherigen Bemühungen gern weiterführen und warum nicht auf euren Überlegungen aufbauen. Vielleicht gelingt es mir ja, einen Zimmermann oder gar einen Baumeister zu finden, den ich mir leisten kann. Ansonsten würde ich meinem Oheim dies nahelegen.”

Die Waffenmeisterin nickte langsam. “Mein Waffenvolk wird nach den Formalitäten morgen Karrnheide verlassen, aber ich werde Euch dann noch zu den Höfen begleiten, Wohlgeboren.”


20. Firun, Besuch

Am Morgen des nächsten Tages hatten sie Borwen und die vier Reisige, die ursprünglich mit dem Niamrod und der Waffenmeisterin gekommen waren, wie auch Raidri Wollwart und die beiden Waffenknechte, die auf Karrnheide ausgeharrt hatten, verabschiedet.

Im Anschluss daran war Faolyn mit Eirne auf den Boden gegangen, um den Zehnt der letzten Ernte zu prüfen. Gewissenhaft hatte die Waffenmeisterin die fehlenden Angaben in den Papieren, die sie mitgebracht hatte, nachgetragen. Anschließend waren sie nach unten gegangen, wo sie den Niamroder Ritter um Prüfung bat, welches er sorgfältig tat, nicht ohne zu vermerken, dass er den ihm zustehenden eigenen Zehnt aussondern werde.
Faolyn glättete noch einmal jedes Dokument, bevor er seinen Namen darauf setzte, um es sodann auch von der Baeringsgrund gegenzeichnen zu lassen, schließlich verstaute jeder von ihnen eines der Dokumente.

Nachdem dies erledigt war, brauchte der Ritter etwas frische Luft und bat die Ritterin, ihn auf die Baustelle zu begleiten, um ihm dort von ihrem ursprünglichen Bauvorhaben zu berichten. Insbesondere interessierte er sich für Herausforderungen und Schwierigkeiten, zu denen man sich bereits Gedanken gemacht hatte.

Schließlich schlug er der Adligen einen Ausritt vor. Faolyn wollte den beiden Gehöften, die sie bei ihrer Ankunft gesehen hatten und die Eirne den Familien der Freibauern Erinn und Angarin zugeschrieben hatte, noch an diesem Tag einen Besuch abstatten. Während er den nächsten Tag für die, weiter südlich liegenden, verbleibenden Freibauernhöfe nutzen wollte. Die drei Hofstätten der Hintersassen hob er sich für danach auf.

Auf dem Weg dorthin ließ sich der Ritter noch berichten, dass der Name Angarin, deren Hofstatt sie als erstes erreichen würden, recht verbreitet in Fuxwalden war. Ein Hinweis darauf, wie verzweigt die Familie von Freien war.

Éirne Baeringsgrund schien wohlbekannt und hoch geachtet, denn wo immer sie von nun an hinkamen, begegneten ihnen die Bauern nicht nur mit dem nötigen Respekt, es waren auch Hochachtung und Vertrauen zu spüren, die sie der Waffenmeisterin entgegen brachten.

Faolyn achtete darauf abzusitzen, wenn er sich den Bauern vorstellte, deren Misstrauen zumindest ein wenig durch die Anwesenheit der Waffenmeisterin gemindert war. Er erkundigte sich eingehend nach den Familien und deren Wohlbefinden und machte meist einen kleinen Rundgang, um sich den Besitz und die Lebensumstände der Bauern anzusehen. Meist schloss er den Besuch mit einer kleinen Ansprache, in der er darstellte, dass er sich als neuer Lehnsnehmer von Karrnheide, nicht nur dessen Schutz verschrieben sehe, sondern auch die Aufgabe übernommen habe, begonnene Anstrengungen weiterzuführen, um dieses Lehen, zum Wohle aller, zu neuer Blüte zu führen. Dies sei kein leichter Weg, aber eine Herausforderung, die man gemeinsam meistern könne. Er verhehlte nicht, dass das nicht morgen, auch nicht übermorgen geschehen werde, er jedoch bereit war, sich dieser Aufgabe voll und ganz zu verschreiben. Dabei vertraue er auf die Unterstützung der Freibauern.
Die Worte seiner ritterlichen Begleiterin im Ohr, wie verzweigt einige Familien in Fuxwalden waren, baute er bei seinen Gesprächen mit den Bauern darauf, diese mögen ihre Kontakte nutzen. So ließ er sie nicht nur wissen, dass er einen Baumeister gedachte, in Dienst zu nehmen, der die angefangenen Bauarbeiten auf Karrnheide fortführen solle. Auch verschwieg er nicht, dass das Gut einen Knecht und eine Magd brauchte.

Für die Vermittlung würde er sich erkenntlich zeigen und stellte für ersteren gar ein Stück Weideland zu einer günstigeren Pacht in Aussicht. Seine Absicht, Schafwolle auf längere Sicht selbst weiter zu verarbeiten, erwähnte er am Rande. Sollte sich dafür eine gute Weberei anbieten, wäre dies sicher erwägenswert. Vielleicht würde gar ein kleines Dorf zu Füßen des Wehrhofes entstehen, doch diesen Gedanken verfolgte er nicht weiter, entsprang er doch zu sehr seiner Fantasie und würde in den paar Monden, die ihm blieben, sicher keine Rolle spielen.

Das erste Gehöft der Grundholde, das sie erreichen, bewohnte die Familie Braelmoor, die, wie Faolyn erfuhr, ursprünglich freie Bauern aus dem Hohenfelser Land gewesen waren, wo sie im Zuge der Fehde im Lichterforst ihren Hof verloren hatten. Fast zwei Götterläufe waren sie als Tagelöhner durch die Lande gezogen, bis der Baron sie hier angesiedelt hatte.

Dagegen hatte sich Edric Rotair, dem sein thorwalsches Erbe anzusehen war, als Waffenknecht im Feldzug gegen Haffax verdingt. Als er zurückgekehrt war, hatte er beschlossen, sein Schwert an den Nagel zu hängen und sich mit seiner Frau, deren jüngerer Schwester und deren zwölfjährigen Zwillingen niederzulassen. Seine Ersparnisse reichten allerdings nicht für eine eigene Hofstatt und so hatte er das Angebot des Barons angenommen, sich hier als Grundhold niederzulassen.

Mainmuth und Torine Horndun bewirtschafteten den letzten Hof. Nach Éirnes Auskunft stammten sie aus dem Nostrischen und waren nicht nur mit den Kindern, sondern auch mit Onkel, Tante, deren Tochter und gar der Großmutter gekommen.

Auch wenn er den Grundholden freundlich entgegen trat und sich für deren Anliegen interessierte, ließ er in den Gesprächen keinen Zweifel aufkommen, wer hier das Sagen hatte. Wie auch den Freibauern sicherte er ihnen seinen Schutz zu und versprach, sich großzügig zu zeigen, wenn es darum ging, Leistung anzuerkennen. Da es auf Karrnheide noch weder Magd noch Knecht gab, was er zu ändern gedachte, forderte er die Grundholde auf, diese Tätigkeit bis auf weiteres an sechs Tagen der Woche, jeweils für einen halben Tag zu übernehmen. Wie sie dies unter den Familien aufteilten, überließ er den Familienvorständen.


Anfang Tsa, Zehnt und Anderes

Mit der Ankunft eines bewachten Gespanns für den Zehnt wurde auch ein Brief aus der Schreibstube des Barons durch Una übergeben. Darin war in kurzen Worten die Einladung Faolyns auf die Verlobung von Rhonwen Ildborn mit Roderick von Schwarzenklamm Ende Phex 1044 niedergelegt. Der Niamrod würde spätestens am 19.Phex auf Sturmhall zur gemeinsamen Weiterreise erwartet. Im Anschluss an die Feierlichkeiten auf Schwarzenklamm beabsichtigte Jaran mit dem Niederadel an der Windehager Turney teilnehmen und erwartete deshalb auch Faolyns Teilnahme.