Die Schlacht im Bärenwald - Teil 06: Der Marsch durch den Bärenwald

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Anfang Rondra 1032 BF - Südlich des Bärenwaldes

Die Praiosscheibe stand hoch am Himmel und brannte unerbittlich auf die große Marschkolonne, die sich seit den frühen Morgenstunden Meile um Meile der Stadt Bockshag näherte. Baron Falk von der Steinau war äußerst ungehalten über den in Wallersrain ausgehobenen Landwehrhaufen, der nun schon seit ihrem Aufbruch von Bluthain aus, immer wieder zurückfiel und damit stetig das rasche Vorwärtskommen seines gesamten Aufgebotes verzögerte. Zudem war es drückend schwül und es sah nach einem Gewitter aus. Ein kühlender Wolkenbruch würde immerhin den aufgewirbelten Straßenstaub auf dem Wacholderweg danieder halten und den weiteren Marsch für sein Gefolge erträglicher machen. Hätte dieser Krieg nicht schon so viele Leben unter den Waffenknechten seines Lehnsherren, des Grafen von Bredenhag gefordert, hätte er diese armseligen Fischer, einfältige Bauern und tumben Schafhirten gelassen wo sie hingehörten - auf ihre kärglichen Schollen - sei es nun die des zornigen Herrn Efferd oder die der gütigen Frau Peraine. Aber auch dieser marschierfaule Landwehrhaufen hatte schon seinen Nutzen für ihn gehabt und würde sich auch noch zukünftig als nützlich erweisen. Vor wenigen Tagen hatte er die von Haus Stepahan eroberte Wasserburg Crann Feyaras in Wallersrain mit einem vollen Banner leichten Fußvolkes und ebensovielen Mannen und Frauen der Leichten Reiterei verlassen. Dazu der gepresste Landwehrhaufen in der Stärke von einem Banner. Gestern Abend hatte er Ritter Adalhard von Singersberg befohlen mit Hilfe von einem Dutzend Männern und Frauen der Landwehr und einer Handvoll Mannen des Leichten Fußvolkes zurückzubleiben und das befriedete Dorf Bluthain zu befestigen und gegen einen Übergriff aus Bockshag zu beschirmen.

Der aus Weiden stammende Baron hob seinen rechten Arm und zügelte seinen Zelter. Der neben ihm reitende Hauptmann richtete sich sogleich im Sattel auf, drehte sich nach hinten, hob seinerseits den Arm und befahl mit lautstarker Stimme: "Alle Banner halt!", wobei er den Ausruf dröhnend in die Länge zog, bis alle Unterführer ihrerseits den Befehl wiederholten und die Marschkolonne anhielt. Der schon deutlich ergraute Mittfünfziger, trug einen kurz gestutzten Kaiser-Alrik Bart und galt unter seinen Leuten als erfahrener und gerechter Befehlshaber. Hauptmann Ebersberg sah wieder zu seinem Herrn, der das Gelände aufmerksam musterte.

"Dies hier ist also der große Bärenwald", spottete Herr Falk. Der glucksende Baron musste bei diesem Anblick fast schon lachen, kannte er doch die Wälder Weidens.
"Ja mein Herr! Auf der anderen Seite des Bärenwaldes liegt Bockshag."
Breit grinsenden blickte Falk von der Steinau seinen Hauptmann an.
"Für einen Entsatz der Llud zum Heerbann der falschen Königin ist es nun sicher zu spät. Wie ich hörte versammeln sich die Aufständischen in der Nähe von Orbatal. Aus Bockshag wird niemand dieser Kriegstreiberin Entsatz bieten! Wir haben den Wacholderweg gen Rahja besetzt und halten Bluthain. Zudem hatte Herr Falk vor wenigen Tagen die gesiegelte Nachricht erhalten, dass sein Graf dem Ritter Galbar Albarung befohlen hatte mit großem Aufgebot Burg Dagurshall zu erobern, die Stammfeste von Haus Riunad. Die Pläne seines Lehnsherrn schien sich gänzlich zu erfüllen, denn heute Morgen hatten einige Kundschafter vom Beginn der Belagerung berichtet.
"Alle Feldzugpläne der kaisertreuen Kräfte im Land, entfalteten sich zu unserem Wohlgefallen - Hauptmann."

Dennoch bereitete dieser Bärenwald dem Baron ein wenig Kopfzerbrechen.
"Hauptmann wir werden dort am Waldesrand im Schatten der Bäume rasten. Die Männer und Frauen brauchen ein wenig Ruhe. Wir warten bis das Unwetter vorübergezogen ist. Und wenn sich Efferd uns als ungewogen erweisen sollte, werden wir hier auch die Nacht verbringen. Ihr veranlasst umgehend alles Nötige!" Mit einem knappen Nicken riss Hagunald von Ebersberg sein Pferd herum und galoppierte davon. Falk von der Steinau wendete sich sogleich den zwei gut gerüsteten Reitern zu seiner Linken zu, die bis dahin stumm auf seine Befehle gewartet hatten. Den halben Morgen über lag ihm nun schon der breitschultrigere von beiden, mit seinen langweiligen und langatmigen Kriegsgeschichten und schmutzigen Zoten in den Ohren. Er war ihrer so überdrüssig. Es galt eine Aufgabe für ihn zu finden und der junge Wulfwin von Tannengrund dürstete seinerseits danach weitere Taten zu vollbringen. Eindringlich musterte Falk von der Steinau die beiden Ritter.

"Ich möchte nicht wie ein blinder Bär durch diesen Wald ziehen über den sich ein Rudel ausgehungerter Wölfe hermacht. Deshalb werdet Ihr Herr Ugdan einen Spähtrupp in Richtung Bockshag zusammenstellen und selbigen anführen. Vermeidet einen Kampf und berichtet mir umgehend über alle ungewöhnlichen Vorkommnisse." Ugdan von Grauenfurt wirkte etwas überrascht, fasste sich aber sogleich wieder: "Ein Dutzend Reiter sollte ausreichen um dieses Unterfangen zu bewerkstelligen - Euer Hochgeboren."
"Gut so Grauenfurt! Und Ihr Ritter Wulfwin werdet Vorkehrungen für unseren Flankenschutz in diesem Gelände treffen, falls die hungrigen Wölfe schon auf der Lauer liegen sollten. Vergesst mir dabei nicht die Kundschafter - sie sollen unsere Augen und Ohren sein." Der gestandene Ritter bedeutet mit einem knappen Nicken das er den Befehl verstanden hatte.
"Mein Herr, falls ein hungriger Wolf dort draußen auf uns warten sollte, werden wir ihm gewisslich das räudige Fell über die Ohren ziehen!", beteuerte Wulfwin von Tannengrund.