Die Schlacht im Bärenwald - Teil 07: Eine kühne Entscheidung

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Vor dem Stadttor von Bockshag

"Gut, für einen Blick aus der Ferne wird es reichen." Die Baronin maß die jungen Männer und Frauen, ihres Zeichens brave Handwerker und tatkräftige Tagelöhner mit einem abschätzenden Blick. Mehrere Freiwillige hatten sich auf Ihren Befehl hin eingefunden. Gehüllt in einige wenige speckige Lederrüstungen und ausgerüstet mit zahlreichen Hieb- und Stangenwaffen.
"Ihr wisst was zu tun ist", fuhr Efferlil ni Bennain zu den rund vierzig versammelten Bürgern gewandt fort.
"Einem jeden der die Stadt von außen betrachtet, muss glaubhaft gemacht werden, dass wir bestens auf einen Angriff vorbereitet sind und nur darauf warten, dass die Stadt angriffen wird. Ich verspreche euch, dass es dazu nicht kommen wird! Ihr braucht keine Angst zu haben, tut was Weibelin Merowyn euch geheißen hat, bemannt die Mauern, führt des Nächtens Fackeln mit euch und erweist dadurch unserer Stadt einen großen Dienst!"
Lauter als notwendig fuhr die in voller Rüstung gewappnete Frau fort, die gepanzerte Hand am Schwertknauf ruhend:"Tief sitzen die Wunden, die uns vor zwei Jahren geschlagen wurden, viel haben wir damals verloren, so etwas will keiner von uns ein zweites mal erdulden! Mit eurem Dienst werdet ihr es uns ermöglichen die dräuende Gefahr vorzeitig abzuwenden!" Zustimmendes Nicken und lauter werdendes Gemurmel war von den versammelten Bürgern zu vernehmen.

"Ihr könnt euch auf uns verlassen Herrin!", wagte einer der Männer das Wort zu erheben, der Gewandung nach war er der Zunft der Schuster zuzuordnen, den rostigen Speer fest umklammert.
"Nichts anderes habe ich von euch erwartet", erwiderte die Baronin.
"Alle auf ihre Posten, Wachwechsel wie befohlen!" Die Baronin wandte sich um und gab den in einiger Entfernung wartenden Rittern ein Zeichen ihr zu folgen und schritt dann zügig in Richtung des Südtores. Der abendliche Himmel war trotz des nachmittäglichen Wolkenbruches immer noch bedeckt und die schweren Gewitterwolken zogen nur langsam in Richtung des Koschgebirges. Eine klare Sicht gen Süden, auf den sich in der Ferne schemenhaft abzeichnenden Bärenwald, war nur eingeschränkt möglich. Das Gesicht durch die hochgehaltene Hand von der untergehenden Praiosscheibe abgeschirmt, blickte die Baronin von Bockshag in die Richtung aus der sie in Bälde die Angreifer erwartete.

"Herr Gwyndan, sind die Männer und Frauen abmarschbereit?" Der angesprochene Wehrvogt nickte.
"Ja Herrin und sie haben nur das Notwendigste am Leib um möglichst rasch, ungesehen und ungehört voran zu kommen, so wie ihr es befohlen habt."
"Gut, so werden wir vorgehen: Im Schutz der Dunkelheit werden wir die wenigen Meilen zum Bärenwald hinter uns bringen und dort nahe des Wacholderwegs Stellung beziehen. Sollten feindliche Späher auf uns aufmerksam werden, so ist es das oberste Gebot diese zu stellen und keinen entkommen zu lassen! Gwyndan, ihr seid mir gemeinsam mit Ritter Rhéged Taladan dafür verantwortlich! Sucht euch die wenigen Berittenen zusammen die wir aufbieten können und deckt die Flanken. Ich verlasse mich auf euch!"

Die beiden Angesprochenen nickten und die Baronin fuhr fort: "Wenn ich mich recht entsinne, gibt es eine Stelle im Wald, die sich gut zu unseren Gunsten nutzen lässt, die Bogenschützen werden reichlich Deckung finden und zudem selbst lange unentdeckt bleiben. Wenn es dann zu einem Kampf kommt, muss der Feind hangaufwärts kämpfen und es wird ihnen schwer fallen zu ermessen, mit wie vielen Gegnern sie es zu tun haben. Weiter können sie den Vorteil ihrer Reiterei nur wenig nutzbringend einsetzen. Ich befürchte wir werden in der Unterzahl streiten, also müssen wir die Gunst der Stunde und den Überraschungsmoment nutzen und schon einem guten Teil der gräflichen Truppen schwer zugesetzt haben, ehe wir uns in den Nahkampf begeben. Bedenkt jeder ernsthaft verwundete Mann bindet sogleich einen weiteren der versuchen wird ihn zu decken! Weibelin Merowyn", die Baronin blickte zu der ergrauten Landwehrveteranin die bei nahezu jeder Schlacht der vergangenen Jahre an der Seite ihrer Lehensherrin gefochten hatte.
"Ihr führt die Spießträger an, ihr werdet dann rahjawärts zuschlagen, während die Schützen auf der efferdwärtigen Seite des Weges Stellung beziehen. Herr Cailean, Herr Rhéged und Herr Morgan es obliegt mir nicht, euch Befehle zu erteilen, aber ich schlage vor, wir bilden gemeinsam mit meinen Rittern und den berittenen Waffenknechten einen starken Kern und versuchen nach dem Angriff der Schützen die Verwirrung der Verteidiger nutzend, ins Zentrum des feindlichen Truppenverbandes vorzustoßen, um nach Möglichkeit den falschen Baron zu binden und im besten Fall zu töten!"
"Wie ihr wünscht Euer Hochgeboren", entgegnete Cailean Stepahan, während die anderen beiden Recken der Baronin stumm zunickten.
"Auch Ihr seid nicht mein Untertan", Efferlil wandte den Kopf zu dem Ritter der Krone Carnagh ui Llud der neben den anderen bereits Genannten ebenfalls in der Runde der größtenteils adeligen Kämpfer stand.
"Aber ich hoffe dass ihr als Ritter der Königin an meines Mannes statt an meiner Seite mit uns in den Kampf ziehen werdet."
"Meine Königin hat mich entsandt euch die Kunde zu bringen dass ihr euch in Orbatal einzufinden habt, doch ob der versammelten feindlichen Truppen ist es auch mir nicht möglich zum geeinten Heerbann zu stoßen und so werde ich Euch ohne Frage meinen Schwertarm zur Verfügung stellen! Gestattet mir die Frage, wohin ist mein Vetter Praiowyn kurz vor meiner Ankunft aufgebrochen?"
Kurz und knapp war die Antwort der Bockshager Baronin. "Nach Süden!"
Es schien als ob das als Antwort zu genügen hatte, mehrere Falten in dem recht rundlichen Gesicht der Frau hielten den Ritter der Krone davon ab noch weiter nachzufragen. "Macht Euch zum Abmarsch bereit!", befahl die Baronin und wandte sich ab.