Hochzeit auf Burg Krähenfels (1044) Teil 06: Die Jagdgesellschaft

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Chronik

29. Travia 1044
Ende der ersten Tsastunde: Die Zusammenkunft der Jagdgesellschaft im Jagdlager

Die Zusammenkunft der Jagdgesellschaft

Caran von Krähenfels versammelte gerade sein Jagdgesinde um sich, welches daraufhin eine klangvolle Begrüßungsmelodie auf den Jagdhörnern anstimmte. Nach und nach versammelte sich vor allem der zur Jagd bereite Adel um den Gastgeber. Auch Gwennafaer Aldewen war an dessen Seite getreten und schenkte so manchem der Gäste ein freundliches Lächeln. Der Junker von Krähenfels hatte sich zweckdienlich gekleidet. Unter seiner braunen Ledertunika, welche die Unterarme nicht bedeckte, war er in warmen braune Wolle gehüllt. Auf dem Haupt trug er einen spitz zulaufenden Jagdhut mit der Feder eines Fasans. An seinem mit silbernen Zierbeschlägen veredelten Gürtel fand sich ein Hirschfänger mit punzierter Scheide. Eine mit Jagdszenen bestickte Secead rundete sein Erscheinungsbild firungefällig ab.
“Der Weiße Jäger mit Euch!“, eröffnete Caran seine Grußworte und sah dabei gleichsam zu Gwennafaer, welche ihm seine Hand darbot. “Es ist uns eine große Freude, einen weiteren Tag mit unseren lieben Anverwandten, guten Freunden und alten Weggefährten zu verbringen. Selten genug sind derlei Zusammenkünfte!“, betonte der Junker.
“Während meine zukünftige Gemahlin hier im Jagdlager verweilt, brechen gleich alle waidgerechten Jäger zur Pirsch auf! Meine Jagdmeisterin und ich haben uns vielfache Gedanken zum Ablauf dieser Jagd gemacht. Alles Weitere erfahrt ihr aber jetzt aus berufenem Munde, von meiner geschätzten Jagdmeisterin Meriwen.“ Daraufhin trat Caran einen Schritt zur Seite.
Die Angesprochene lächelte, nickte und tat einen Schritt vor. Sie war eine schlanke Frau in den fünfzigern, das schneeweiße Haar hatte sie zu einem strengen Dutt gebunden. Ihre Kleider aus Wolltuch, Leinen und Leder waren zweckdienlich, aber ohne Verzierungen und Tand. Sie sprach mit lauter, kräftiger Stimme “Wohlgeboren, hohe Herrschaften und Jägersleut!“ sie lächelte während der Begrüßung weiter, ihre Augen waren Spiegel ihrer aufrechten und traviagefälligen Freude: “Zu diesem gar freudigen Anlass zur Jagd zu blasen, ist auch für mich und meine Getreuen ein besonderes Vergnügen! Da wir nicht allen hier schon bekannt sind, stelle ich diese kurz vor...“. Nach und nach traten nun ihre Jäger vor: Da war Daerec, ein großer kräftiger Kerl, der seinen Bart nach Thorwaler Art geflochten und mit bunten Perlen geschmückt hatte. Er war nur etwas älter als die Jagdmeisterin selbst und der Rüdemann von Burg Krähenfels, ihm fehlten an der linken Hand zwei Finger. Als weiterer Jagdknecht würde Firnden, ein Mann Ende 20, den Gästen zur Seite stehen. Er war schlank, hochgewachsen und errötete auf der Stelle, als die Jagdmeisterin ihn als ihren Sohn vorstellte. Als letztes nannte die Jagdmeisterin den Namen einer jungen Frau: Brianna, die sich erst seit kurzem hirschgerechte Jägerin nennen durfte. Ihre langen roten Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten, auch ihr Gewand war eher pragmatisch gestaltet. Immer wieder griff sie zu dem Saufänger an ihrer Seite; entweder fürchtete sie, ihn zu verlieren, oder sie hoffte, dass dieser sie hier angesichts der vielen hohen Herrschaften beschützen möge...
“Dies sind die Jäger, welche Euch zur ausgespähten Gesundfährte der erkorenen Beute führen werden und dabei auch nicht von Eurer Seite weichen sollen! Sie alle werden einen guten Schweißhund am Riemen haben, sodass ein jeder auch zum Schuss komme!“ erklärte die Jagdmeisterin. Als sie dann weiter sprach, bekam ihre Stimme einen beinahe rituellen Unterton, und es folgten die Floskeln und Worte, die man in Tommeldomm stets vor großen Jagden sprach: “Mit dem Segen Ihro Gnaden Firuwen Ildborn ist es Seiner Wohlgeboren Caran von Krähenfels eine Freude, folgendes Wild zur Jagd freizugeben: Vom Rotwild nur jene Hirsche, auf die geführt wird, und Hirsche bis zum fünften Kopf, sowie Schmaltiere. Jegliches Schwarzwild außer führende Bachen sowie Rehböcke und Schmalrehe.“
“Und was ist mit Orks?“, rief unvermittelt Daerec, der Rüdemann, dazwischen. Meriwen lachte “Orks sind Sache Rondras und haben auf einer Jagd nichts verloren, die müsst ihr dann wohl ziehen lassen!“, woraufhin auch Daerec grinste. In das Lachen von Meriwen stimmte sogleich auch Erbjunker Wulfwin von Tannengrund ein.
“Alles Wild welches nicht freigegeben, ist unbedingt zu schonen! Im Besonderen gilt dies für einen Hirsch, der als Eisger hierzulande bekannt ist und seinen Einstand im Erlschlag gesucht hat! Dieser steht heute unter dem Schutz der Firungeweihtenschaft: ein gerader Vierzehnender mit vierfacher Krone“.
So Firun will, an einem anderen Tag, dachte Caran von Krähenfels. Der stattliche Hirsch war nicht nur ihm schon des öfteren entwischt. Dessen ausgerufene Schonung nahm er mit einem aufgesetzten Lächeln hin, obschon es ihn innerlich schmerzte, dass der berühmte Eisige so nah war. Womöglich war dessen Anwesenheit aber ein gutes Omen für seine Vermählung.
“Gut. Die Pirschgruppen werden wie folgt sein: Seine Wohlgeboren Brendan Aldewen wird von seinem Jagdmeister Crabald Faldem mit Schweißhund geführt, zum rechten Orte soll euch mein Sohn Firnden bringen. Die gefundene Fährte eines stattlichen, ungeraden Zehnenders wurde gut und ordentlich verbrochen und sollte leicht zu finden sein“, sie nickte dem anderen Jagdmeister zu.
Brendan nickte stumm. Er wusste, dass er nach der Bekanntgabe der Pirschgruppen kurz mit Caran sprechen musste, da dieser noch nicht wissen konnte, dass sich Anselm von Hohenfels mit ihm gemeinsam auf die Pirsch begeben wollte. Leanna Widra betrachtete die Jagdmeisterin des Krähenfelsers eingehend, doch ihre Gedanken waren ihrem Gesicht nicht abzulesen.
“Der Hohe Herr Ioric von Krähenfels geht zusammen mit Daerec, euer Weg führt euch in die Eschenhöhe. Eure Beute soll ein gerader Zehnender sein“. Ioric stand entspannt, sein Gewicht teils auf seinen Jagdspieß gestützt. Als er realisierte, dass die Einteilung ihn nicht gemeinsam mit Brendan Aldewen in die Wälder schicken würde, war für einen Moment Verwirrung auf seinen Zügen zu sehen. Kurz wechselte er einen Blick mit seinem nahbei stehenden Dienstherren, bevor er Augenkontakt mit dem ihm zugewiesen Jagdgesellen suchte. Ein Zehnender! Er kam nicht umhin sich ein wenig eingeschüchtert zu fühlen, auch wenn er sich mühte es nicht nach außen dringen zu lassen.
“Meister Firunwin Waidtmann, Euch stelle ich Brianne mit unserem Hund Fine zur Seite. Ihr pirscht auf einen geraden Achter!“ Der angesprochene Mann war mittleren Alters und hatte bereits grauen Strähnen im dichten rotblonden Haar. Er war zweckmäßig für die Jagd gekleidet und hielt einen Saufänger in der Hand. Er nahm die Worte der Jagdmeisterin auf und nickte ihr kurz zu. Dann blickte er zu Brianne und nickte ihr ebenfalls zu.
“Euer Wohlgeboren“, wandte sie sich zum Schluss an Caran von Krähenfels, “ich selbst werde Euch auf den Zwölfender führen, der seinen Einstand im Erlschlag hat. Dort wurde heute früh erst auch der Eisge gesehen, deshalb werde ich Euch führen“. Ich will da sicher sein, dass nichts schief läuft!, dachte sie und nickte Caran zu. Der Junker von Eichengrund dankte seiner Jagdmeisterin mit einem anerkennenden Blick.
“So soll es sein!”, betonte er mit feierlichem Unterton und nickte dabei auch seinen Jagdknechten zu.

Talwen Vialigh Wappen haus vialigh.png Caran von Krähenfels Wappen haus kraehenfels.png

Talwen wartete noch einen Augenblick, dann trat sie an ihren älteren Knappenbruder heran. Als der Krähenfelser sie ansah, schenkte die junge Frau, die bis dahin eher ernst dreingeschaut hatte, ihm ein warmes Lächeln und der Frau neben ihm, in der sie eine Untergebene des Junkers ausgemacht hatte, ein höfliches Nicken.
“Firun und natürlich Travia mit dir, Caran. Darf ich mich kurz bei dir für die Einladung bedanken?“ Ihr war anzusehen, dass sie nicht nur deswegen hier war. Beseelt streckte sie ihm aber Hand und Arm zum Kriegergruß hin, auf dass er diesen erwidere.
“Der weiße Jäger auch mit Dir, Talwen!”, begrüßte sie Caran und trat gleichsam einen Schritt auf sie zu. Ihre Schwerthand nahm er ritterlich entgegen. Anschließend drehte er sich etwas zur Seite, damit er auch noch Melwin sah. Er hatte zwar nicht viel Zeit für eine Unterredung mit ihr, aber da er seine Knappenschwester am gestrigen Tage nur bei der traviagefälligen Begrüßung der Gäste getroffen hatte, konnte er ihr unmöglich hier und jetzt vor den Kopf stoßen, dies verwehrten ihm Höflichkeit und Anstand.
“Eigentlich hoffte ich, auch unseren Schwertvater hier zu treffen. Kommt denn Herr Yaron nicht?“ fragte sie leicht verwirrt. Eine Jagd ohne den Jagdkönig Tommeldomms, das war ja fast wie ein Turnier ohne die Stepahan.
“Er ist wohl ganz plötzlich erkrankt!”, gab dieser zurück. In seiner Stimme lag eine Spur von Besorgnis.
“Oh!” Damit hatte Talwen nicht gerechnet. Umso überraschter war sie.
“Ich hoffe doch, dass es ihm gut geht. Seine Gnaden Widhold Ährengold hat mir versprochen, auf dem Rückweg nach Tommeldomm nach ihm zu sehen. Burg Môranshall liegt ja auf dem Weg”, erklärte Caran. Seine Augen bemaßen für einen Moment die jüngere Ritterin. “Du trägst Leder und einen Bogen, wohl nicht zufällig”, bemerkte er wohlwollend.
“Na ja….” Sie fühlte sich ertappt, überspielte das aber geschickt mit einem Schmunzeln.
“Ich würde tatsächlich gerne mit auf die Jagd gehen - sofern es erlaubt ist, euch noch begleiten zu dürfen, das natürlich vorausgesetzt!“, erklärte sie unterwürfig und warf auch der Jägerin, die bei ihnen stand einen Blick zu. Sie hatte als Knappin an des Ildborns Seite genug Jagden miterlebt, um zu wissen, dass ihr Vorstoß die andere Seite in Bedrängnis brachte.
“Ich hatte mich schon insgeheim gefragt, was dich dieser Tage wohl von der Pirschjagd abhält?” Seine Augen sahen für einen Moment an ihr vorbei zu seinen Jagdknechten, welche bereits die von Melwin genannten Gäste erreichten. Dann nickte er ihr verstehend zu, mit geschürzten Lippen und süffisanter Miene: “Womöglich findet sich noch kurzfristig ein passender Jagdgefährte, der deinen hohen Ansprüchen genügt!”
Mit diesen Worten auf den Lippen wandte er sich an Melwin.
“Frau Talwen ist eine ehrenwerte Ritterin. Sie dient seit einigen Götterläufen der Bredenhager Grenzwacht und hat zudem schon viele Male im Flüsterwald gejagt”, betonte der Junker gegenüber seiner Jagdmeisterin.
“Womöglich wird ihre Erfahrung von großem Nutzen sein. Was denkst du Melwin, gibt es jemand, dem wir sie zur Seite stellen können?” Die Jagdmeisterin legte nachdenklich die Stirn in Falten.
“Lasst mich überlegen”, sagte sie, während sie den Blick über die versammelte Menge schweifen ließ. Dann sah sie Ioric von Krähenfels, der die Saufeder weg stellte und in Begleitung von Daerec war. Dann nickte sie: In der Eschenhöhe stecken die Sauen! “In der Tat: Sie könnte Ioric von Krähenfels begleiten”, antwortete sie Caran und blickte Talwen nicht einmal an. “Sie jagen zwar auf einen Rothirsch, allerdings sind in der Eschenhöhe öfter die Sauen. Ein Paar unversehrter Hände, die einen Spieß führen können, schadet da sicher nicht, Euer Wohlgeboren!” Sie nickte noch einmal bekräftigend.
“Sicherlich eine Herausforderung!”, betonte der Junker und beließ es bei dieser Andeutung.
Auch Talwen nickte und sah einen Moment hinüber zu Carans Vetter. “Habt dank”, sagte sie dann, wenn auch der mürrische Ausdruck in ihrem Gesicht, den sie der Etikette wegen für ein distanziertes Lächeln beiseite schob, einen Eindruck davon vermittelte, dass sie nicht ganz so zufrieden schien, wie sie eigentlich hätte sein müssen. Sie schalt sich einen Narren gehofft zu haben, dass der Bräutigam sie mitnahm. Nun also der andere. Ausgerechnet der. “Firun befohlen. Auf eine gute Jagd”, verabschiedete sich die Vialigh noch einmal mit einem Nicken, bevor sie sich seufzend aufmachten zu denen, die sie begleiten durfte.

Anselm von Hohenfels Wappen haus hohenfels.png Brendan Aldewen Wappen haus aldewen.png Ioric von Krähenfels Wappen haus kraehenfels.png

“Wie mir scheint, ist dies gerade eine rechte Herausforderung für einen Krähenfels! Euer Vetter meint es gut mit Euch, Herr Ioric! Es ist wohl besser wir legen die Spieße zur Seite und nehmen Bögen. Falls Ihr den Hirsch verfehlt ist dies der Wille Firuns! Falls er aber verwundet flieht, müsst Ihr ihn unter allen Umständen verfolgen und erlegen”, erklärte Brendan mit ernster Miene. Er wusste gleichsam, dass dies auch für ihn selbst galt. Sicherlich hatte die Jagdmeisterin seinem Gefolgsmann einen verständigen Jagdknecht zur Seite gestellt, der wusste was man in so einem Falle tat.
Ioric wechselte den Spieß von der Rechten in die linke Hand, nickte dem Herrn von Eichengrund zu.
“Dann wünsche ich uns beiden ein sicheres Auge und eine ruhige Hand”, entgegnete er ernsthaft.
Brendan nickte ihm zu und wandte sich an den Burggrafen von Hohenfels.
“Mein zukünftiger Schwager weiß noch nichts davon, dass Ihr nunmehr ebenfalls gewillt seid mit uns auf die Pirsch zu gehen. Soll ich kurz mit ihm sprechen?”, fragte der Junker. Es war ihm anzumerken, dass er gewillt war die Sache zu beschleunigen.
Der Angesprochene nickte kurz. “Freundlichst, gerne. Mein kurzfristiger Entschluss soll euren zukünftigen Schwager nicht auflasten.“ Zu der Gruppe gesellte sich nun der bärbeißige Daerec, der die hohen Herrschaften abwartend betrachtete, ihnen zunickte und darauf wartete, dass diese ihre Unterredung beendet hatten. Brendan Aldewen wollte sich schon in Richtung Caran begeben, aber dann hielt er inne und musterte zufrieden den Jagdknecht. Beim Anblick des Mannes war er sich sicher, dass sein Haushofmeister einen erfahrenen Waidmann an seiner Seite hatte. Dann sah er zu Ioric von Krähenfels.
“Firun mit Euch!”
“Und mit euch!”, entgegnete dieser.
Anschließend sah er zu Anselm von Hohenfels, Frau Leanna und seinem Jagdmeister.
“Lasst uns einmal nach dort drüben gehen, ich muss noch kurz mit dem Gastgeber sprechen!” Er wies zum Rande der Lichtung, ganz in der Nähe des Zeltes des Jagdgesindes und des Wettersegels, in dessen Nähe sich Caran von Krähenfels gerade noch mit Talwen Vialigh unterhalten hatte. Leanna Widra nickte schweigend.
Ioric verabschiedete seinen Dienstherren und den Herrn von Hohenfels mit einem knappen Nicken.

Ioric von Krähenfels Wappen haus kraehenfels.png Talwen Vialigh Wappen haus vialigh.png Daerec Treublatt

“Einen Beutel Silber und eine Flasche Mhôrnoch für dich, wenn wir diesen Hirsch ins Lager bringen”, raunte er Daerec zu, während er dem Junker von Eichengrund nachsah.
Die Augen des Rüdemanns wurden weit und ein breites Grinsen machte sich im bärtigen Gesicht breit: “Ich bring Euch schon nah genug ran, Hoher Herr, keine Sorge”, erwiderte Daerec ebenso leise.
“...und n paar Tricks hab ich auf meine alten Tage schon auch noch gelernt”, mit diesen Worten wurde das Grinsen noch breiter und er lachte kurz und gewinnend auf. “Ich nehm dann wohl besser meinen Wurfspeer mit…”, ergänzte er noch todernst.
“Guter Mann!” Gut gelaunt klopfte Ioric seinem Jagdführer auf den Oberarm.
“Zum Gruße, Herr Ioric,” grüßte die junge Ritterin, die sich den beiden Männern während ihres Gesprächs aus Richtung des Bräutigams und seiner Jagdmeisterin genähert hatte. Dem Jagdknecht nickte sie ebenfalls zu, aber sein Name war ihr nicht mehr im Sinn.
“Meister“, grüßt sie ihn stattdessen höflich. Die Vialigh trug Leder am Leib, das dunkle Haar unter einer Kappe zu einem streng Pferdeschwanz gebunden und einen Bogen über der Schulter. Ihr Blick war musternd, lauernd fast. Kein Wunder, es war seit jenem Moment, der die Schlacht der Krähen verändert und wohl nicht nur die Heckenfehde nachhaltig beeinflusst hatte, das erste Mal, dass der Krähenfels und die Vialigh wieder miteinander zu tun hatten.
Iorics Lächeln gefror. Für einen kurzen Moment schien er überrumpelt, die Erinnerung an die ihm gegenüber stehende Ritterin und ihr letztes Zusammentreffen schien ihm nicht schwer zu fallen.
“Zum Gruße, Hohe Dame.” Betont langsam ließ er den Blick an ihr hinauf gleiten.
“Ich hoffe euch führt kein alter Groll zu mir. Es wäre zutiefst ungebührlich die Feier meines Vetters mit derlei Missstimmung zu stören.”
“Ich bitte euch, wo denkt ihr hin? Ich bin mitnichten hier, um euch das Schwert an die Kehle zu halten..., sondern allein der Lust am Jagen wegen”, konterte sie mit leichter Empörung und das war nicht mal gelogen.
“Euer Vetter und diese Feier sind mir lieb und teuer! Ebenso seine Bitte, euch zu begleiten.” Dass es eigentlich der Vorschlag der Jagdmeisterin gewesen war, brauchte der Ritter ja nicht wissen. Die Reaktion des Krähenfels auf ihr Erscheinen fand sie aber höchst interessant. Ioric hob eine Augenbraue, er schien seine Mitte wiedergefunden zu haben.
“Tat er dies?” Mit einem Schulterzucken beendete er das Thema.
“Ihr seid natürlich willkommen uns zu begleiten, ich bin mir sicher eure Zeit bei Herrn Ildborn hat aus euch eine hervorragende Jägerin gemacht.” Ein dünnes Lächeln begleitete seine Worte.
“Ja, meine Knappschaft hat mich einiges lernen lassen.” Sie erwiderte das dünne Lächeln des Ritters mit einem eigenen schmalen Schmunzeln. Ioric nickte langsam und sein Lächeln taute ein wenig.
“Nun, falls ihr mir einen kleinen Stachel setzen wollt, braucht ihr bloß zu verhindern das wir diesen Zehnender erlegen. Mein Herr hat einen ausgeprägten Wettbewerbsgeist und er würde es mir sicherlich unter die Nase reiben wenn er Beute macht und wir nicht.” Er grinste.
“Täte ich das, wäre das erbärmlich, findet ihr nicht?” nahm sie Bezug auf das, was er ihr vorhielt, und meinte: “In der Eschenhöhe sind wohl auch oft Sauen anzutreffen, wie ich hörte.” Dabei blickte sie kurz zu dem Jagdhelfer, ob dieser bestätigen konnte, dass das gerade der Fall war. “Das könnte knifflig werden, falls wir nicht zusammenhalten.”
Daerec, dem zwischenzeitlich die Augen schon wieder weit wurden als er dem Wortwechsel der Hohen Herrschaften zuhörte, nickte zustimmend als die Sprache auf die Sauen kam. “Also erstmal..”, begann er und sprach mit dem Selbstbewusstsein eines erfahrenen Jägers, in dessen Terrain die beiden Adligen nur zu Gast waren. “..kommt hier keiner mit, um die Jagd zu stören”, dabei sah er sowohl Ioric als auch Talwen ernst an. Ob es ihm nur um die Ehrerbietung gegenüber der Jagd ging oder um den Beutel voll Silber der ihm zuvor versprochen war, konnte zumindest Ioric nicht sagen. “Und dann isses auch so, dass ein wirklich stattlicher Keiler noch eine viel bessere Beute wäre als ein Zehnender, Hoher Herr!”, er schob den Satz nach und zwinkerte schon wieder vergnügt. “Und dafür ist es wahrlich gut, wenn Ihr mit der hohen Dame wie in einem Rudel jagt. Die Keiler sind oft und gern allein, das könnten wir zu dritt schon schaffen wenn uns Firun und auch Ifirn hold sind!” Zufrieden verschränkte er die Arme vor der Brust. Schwarzwild konnte er ohnehin nicht leiden und war froh über jede Sau, die auf der Strecke lag!
Auf einen Keiler hatte Talwen noch weniger Lust zu treffen, als mit dem Verräter mitzugehen, aber da musste sie nun durch.
“Ich werde euch nicht in den Rücken fallen, falls ihr den Keiler legen wollt.”
Ioric schnaubte. “Dein waidmännisches Urteil in allen Ehren Daerec, aber woran der Herr Aldewen mich und sich messen wird, ist der ausgelobte Hirsch, ganz gleich welch kapitalen Keiler wir heute ins Lager bringen werden. Du hast ihn doch gehört.” Er lächelte und machte eine unbestimmte Handbewegung. “Was natürlich nicht heißt, dass ich eine gute Sau schonen würde.”
“Gut, dann kennt ja jetzt jeder die Priorität des anderen. Erfreulich.” Eine weitere Anspielung - wenn man denn eine darin sehen wollte - während sie dabei weiterhin lächelte. Ihr Lächeln erreichte aber nicht zur Gänze ihre Augen.
Daerecs linkes Auge zuckte etwas und er hoffte inständig, dass das Geschick seines Gegenübers besser war als sein Sachverstand.
"Ich sag ja bloß: wenn Euch das Glück mit dem Hirsch nicht hold ist weil da zum Beispiel ein alter Basse alles verstänkert, könnt Ihr auch den strecken. Deshalb ist ja mehr zur Jagd frei als nur die Hirsche", erklärte er langmütig. Wäre da nicht die Hohe Dame, die beim alten Ildborn Knappin gewesen war, er hätte das ausgelobte Silber gleich abgeschrieben.
Ioric zuckte mit den Schultern, für ihn schien das Gespräch beendet. “Hoffen wir einfach auf die Gunst des Grimmigen für die kommenden Stunden.”
“Welche Waffen gedenkt ihr denn mitzuführen?” fragte die Vialigh interessiert und ein wenig prüfend auch.
“Den Kurzbogen für den Hirsch, den Spieß für die Sauen. Das lange Messer für wenn es nötig ist.” Ioric legte die Hand auf den Griff seines Langschwerts. “Mein Waffengehänge werde ich wohl hier lassen.” Er schien milde irritiert.
“Ja. Das hätte ich euch ansonsten ans Herz gelegt. Es pirscht sich besser ohne.” erwiderte Talwen. Sie riss sich zusammen nicht noch eine Spitze zum Thema Schwert zu setzen. Stattdessen stellte sie eine weitere Frage: “Nur aus Interesse heraus - und weil wir bisher leider nicht die Möglichkeit hatten, uns unvoreingenommen kennen zu lernen...Sag, wie versiert seid ihr in der Jagd, Herr Ioric? Ihr scheint mir bisher Schwerpunkte anderer Art zu setzen.”
Ioric seufzte. “Weil nicht der Jägerkönig vom Tommeldomm mein Schwertvater ist, oder ist es weil ich als Haushofmeister mehr Zeit an einem Schreibpult als auf einer Fährte verbringe?” Seine Stimme troff vor Spott. “Ich habe in diesen Wäldern bereits das ein oder andere mal gejagt, wie euch Daerec sicherlich bestätigen kann. Ich werde euch nicht zur Last fallen, seid unbesorgt.” Er lächelte kalt. “Auch wenn Ihr Recht habt, die Krähenfels sind eher Streiter als sie Jäger sind.”
“Die Vialigh auch!”, entgegnete Talwen hart und schnell, als wolle sie damit etwas ausdrücken. Doch dann schlug sie im nächsten Moment einen sanfteren Ton an. “Ihr seid sicher froh, euer Schreibpult mal eine Weile nicht sehen zu müssen, nehme ich an. Mit meiner Frage war ich eigentlich nur darauf aus, in Erfahrung zu bringen, wie vertraut ihr mit dem Verhalten in den Wäldern seid. Ich weiß ja bisher nicht viel von euch. Und das was ich weiß, hat zumindest nichts mit dem Dienst am Herrn Firun zu tun.” Dabei schmunzelte sie dann wieder. Nach wie vor distanziert, aber immerhin nicht auf die direkte Konfrontation zielend.
Für einen langen Moment sah Ioric die nur wenig jüngere Ritterin an, welche seinem Blick selbstbewusst standhielt. “Ich bereue nicht was ich damals getan habe”, schickte er voraus. “Aber ich sehe keinen Grund euch heute als Feind zu betrachten.” Seine ernste Miene brach auf, er grinste. “Wenn ihr mich über die Pflichten meines Amtes jammern hören wollt, solltet ihr mich heute Abend aufsuchen, wenn wir die Erfolge und verpassten Gelegenheiten des Kommenden begießen.”
Ioric konnte Talwen ansehen, dass auch sie einen Augenblick nachdachte. Dieser Ritter, der sie nicht als Feind ansah, doch dessen schändlicher Verrat mit dem Stahl nicht nur ihr sondern auch dem Truchsess Tommeldomms und damit ebenso dem Grafen Unehrenhaftes angetan hatte, bereute sein Fehlen nicht mal? Ihr Schmunzeln - wenn auch bislang aufgesetzt - erstarb, und Talwen fühlte sich unweigerlich an den Kampf ihrer Mutter für Gerechtigkeit erinnert, der trotz deren Handreichung mit dem Junker fortdauerte. Aufsteigende Wut verhalf den Erinnerungen an jene Erlebnisse, die ihr widerfahren waren, seit sie vor Ioric ihr Knappenschwert hatte zu Boden werfen müssen, zu noch drängenderer Präsenz. Doch dies hier war nicht der Ort für eine endgültige Klärung, dessen war sie sich sehr wohl bewusst.
“Jammert ihr denn wenigstens gut?” wollte sie alsdann wissen, den Kopf leicht schiefgelegt, die Augen musterten den Ritter.
“Euer Urteil dazu kann ich euch nicht abnehmen”, antwortete Ioric leichtmütig. “Ich gebe mir aber Mühe.” Er grinste.
Sie nicht. Ihr brummendes “So, so”, zeugte immer noch von ihrer Missstimmung. Aus Höflichkeit aber führte die Vialigh die Unterredung an dieser Stelle nicht fort, sondern wandte sich an den Jagdknecht: “Meister Daerec, habt ihr mir auch noch eine Saufeder?”
Der Rüdemann hatte dem weiteren Wortwechsel der Gäste mit verhaltener Fassungslosigkeit zugehört. Dabei war das so gut losgegangen! Als Talwen Vialigh ihn dann so unvermittelt ansprach, atmete er einmal tief durch und nickte: “Gewiss, Hohe Dame. Nach dem Anblasen könnt Ihr Euch eine vom Haus borgen”, er machte eine Kopfbewegung in Richtung der Jagdmeisterin; diese hatte ihr Rufhorn in der Hand und blickte abwartend und erwartungsvoll in die Richtung von Daerec, Ioric und Talwen. Offenbar hatten die anderen Pirschgruppen nicht so viel Bedarf zum Plausch gehabt...
Iorics Lächeln war wieder vergangen, seine Miene zu einem Ausdruck freundlicher Teilnahmslosigkeit zurückgekehrt. Er erwiderte Daerecs Nicken und trottete wortlos in Richtung der bereitstehenden Jagdgesellschaft. Talwen folgte, ebenfalls stumm.

Anselm von Hohenfels Wappen haus hohenfels.png Brendan Aldewen Wappen haus aldewen.png Leanna Widra Wappen haus widra.png Firnden Tannhaus

“Wohlgeboren”, der hochgewachsene Sohn der Jagdmeisterin nickte Brendan Aldewen höflich zu. “Mein Name ist Firnden”, er errötete leicht und fand, genug gesagt zu haben.
“Firun zum Gruße!”, entgegnete der Junker und wies zur Vorstellung auf seine Gefährten: “Dies sind Hochgeboren Anselm von Hohenfels, Frau Leanna Widra und Meister Crabald Faldem. Gerne werden wir dir folgen, allerdings muss ich noch vor dem Anblasen mit deinem Herrn sprechen”, betonte Brendan.
Leanna nickte dem jungen Mann zu. “Sei gegrüßt. Firnden.”
“Es ist wohl das Beste, wenn ihr hier wartet”, sagte Brendan zu seinen Gefährten und machte sich sogleich mit großen Schritten auf den Weg zu Caran von Krähenfels.

Brendan Aldewen Wappen haus aldewen.png Caran von Krähenfels Wappen haus kraehenfels.png Meriwen Tannhaus

Der Junker von Eichengrund eilte sich, um dem Anblasen der Jagdmeisterin zuvorzukommen. Als ihn Caran bemerkte, deutete Brendan mit einem Finger zur Seite, offenbar wollte er unter vier Augen mit seinem zukünftigen Schwager sprechen. Caran folgte ihm kurzerhand. Die vertrauliche Unterredung war ebenso kurz wie leise geführt. Anschließend traten beide Männer auf die Jagdmeisterin von Haus Krähenfels zu und Caran ergriff das Wort.
“Wohlgeboren Aldewen hat Hochgeboren Hohenfels gerade eben für die Pirsch gewonnen, allerdings hat dieser nach eigenem Bekenntnis, keine nennenswerte Jagderfahrung. Zudem würde Frau Leanna Widra, meinen Schwager zur Jagd begleiten, als Bedeckung”, fasste der Herr von Burg Krähenfels kurz den Inhalt ihrer Unterredung zusammen.
“Auch mir wäre Anselm von Hohenfels willkommen”, fügte Caran in seiner Rolle als Gastgeber an.
“In welcher Pirschgruppe wäre seine Hochgeboren wohl am besten aufgehoben?”, wollte Caran von seiner Jagdmeisterin wissen. Es war für ihn überflüssig zu betonen, dass Meriwen von ihnen dreien die größte Jagderfahrung hatte und es ihr ausschließlich um das Waidwerk ging. Als Gastgeber war Caran allerdings in der Pflicht, die Teilnahme des Burggrafen möglich zu machen, immerhin trug dieser hier die höchste Rangkrone. Sie nickte verstehend, und dachte kurz nach. Dann sagte sie: “In dem Fall wäre es wohl am besten, er würde uns beide in den Erlschlag begleiten: Für Hochgeboren wäre es eine große Ehre, den Gastgeber bei seiner Pirsch auf die mächtigste Beute begleiten zu dürfen”, sagte sie und ergänzte noch in Gedanken: Und besser, er versaut dem Gastgeber den Schuss als einem anderen Gast! Sie kaschierte diesen Gedanken jedoch gut mit einem aufmunternden Lächeln und hatte noch Hoffnung, dass der Burggraf vielleicht doch in der Lage war, sich leise zu bewegen.
Caran von Krähenfels wirkte gleichmütig. „Wenn Wohlgeboren Aldewen damit einverstanden ist, werde ich deinen Vorschlag akzeptieren Meriwen?“ Mit diesen Worten sah er zu seinem zukünftigen Schwager.
„Es wäre wohl unhöflich eurem Vorschlag nicht zu entsprechen“, bekannte Brendan mit einem leisen Lächeln.

Anselm von Hohenfels Wappen haus hohenfels.png Brendan Aldewen Wappen haus aldewen.png

Mit großen Schritten trat Brendan auf Anselm von Hohenfels zu. “Seine Wohlgeboren würde es begrüßen, wenn ihr ihn auf der Pirsch begleiten würdet”, erklärte Brendan und zuckte dabei entschuldigend mit den Schultern.
Der Hohenfelser schien kurz zu überlegen. “Selbstverständlich. Weiß er auch, dass die Jagd für mich Neuland ist?“
Brendan nickte: “Ich habe ihm deutlich gemacht, dass Eure letzte Jagdpartie wohl in die Regierungszeit von König Cuanu ui Bennain fiel. Ich hoffe, dass dies zeitlich der Wahrheit entsprach?”, wollte sich der Junker vergewissern.
Dieser lachte auf. “Ja, so ungefähr.”
“Wie dem auch sei, ich wünsche Euch den Segen Firuns und vor allem seiner Tochter Ifirn. Sicherlich werden wir uns nach dem Ende der Pirsch im Lager sehen und dann gemeinsam auf unsere Taten anstoßen!”, mutmaßte der Junker von Eichengrund. “Firun auch mit Euch. Mögen wir wohlbehalten und um eine gute Erfahrung reicher wieder aufeinanderstoßen.”

Auf, auf zum fröhlichen Jagen!

Da sich die Pirschgruppen nun gefunden hatten, nickte die Jagdmeisterin Caran zufrieden zu. Sie wartete noch ab, bis auch die Gruppe um Ioric von Krähenfels, Talwen Vialigh und Daerec ihr Gespräch beendet hatten. Dann stieß sie kurz in ihr Horn, welches ihr endgültig die nötige Aufmerksamkeit verschaffte. “Einige Worte muss ich noch loswerden, ehe ihr alle aufbrechen könnt...”, sie lächelte erst, wurde dann aber ernst. “Für jede Pirschgruppe steht ein gepacktes Proviantbündel bereit, eure Jagdknechte werden es gerne für euch tragen. Neben einer deftigen Brotzeit ist darin auch ein Fläschchen Raulbrannt, dieses ist ausschließlich zum Tottrinken des Wildes gedacht, so wie es im Hause Krähenfels üblich ist. Darüber hinaus soll jedes gestreckte Wild hirschgerecht verblasen und verbrochen werden”, sie nickte ernst. “Darüber hinaus gilt das übliche Notsignal: drei lange, tiefe Töne hintereinander, die nach einer Pause wiederholt werden. Ich hoffe, dass wir das heute nicht benötigen. Ebenso, wie wir heute Abend auch auf ein firungerechtes Jagdgericht verzichten wollen...”, Meriwen blickte wieder ernst in die Runde und nickte. Dann machte sich ein Lächeln breit, als sie fortfuhr: “Nicht verzichtet wird aber auf die Krönung des Jagdkönigs! Dieser muss auch eine Rede halten, aber erst nach dem Schüssel- und Bechertreiben!”, sie lachte herzhaft, die Jagdknechte stimmten größtenteils mit ein. Was hatte man hier schon für dolle Reden von angetrunkenen Jagdkönigen gehört, die noch beim Trinken nicht damit gerechnet hatten was ihnen da noch blühte. “Nun genug der Worte! Firun mit uns, die Jagd beginnt!”, sie setzte ihr Rufhorn an die Lippen, ebenso wie ihre Jagdknechte. Manch Gast wie Brendan Aldewen stimmte in die altbekannte, traditionelle Melodie der Tommeldommer Jäger ein, ebenso wie die Hunde, die in herrlich schiefen Tönen jaulten vor Vorfreude. Die Jagd ward angeblasen!
Als der letzte Ton verhallt war, nahm auch Caran von Krähenfels sein Rufhorn von den Lippen. Es hatte die Ausmaße seines Unterarms und war aus Mammuton gefertigt. Mundstück und Rand bestand aus Silber und es war über und über mit Schnitzwerk verziert. Unzweifelhaft ein sehr kostbares Erbstück.
Von dem unruhigen, mitunter fröhlichen Gebaren war dem Jagdgesinde nun nichts mehr anzumerken. Jetzt wussten diese doch, was zutun war: Die Proviantbündel, zwischenzeitlich hergerichtet auf der Tafel, wurden in die Ruck- und Mantelsäcke gepackt. Die Pferde waren schon gesattelt, nur die Waffen mussten sie noch holen: Alle außer dem Rüdemann packten ihre kurzen, aber starken Bögen samt Köcher ein. Nur Daerec, der Rüdemann, griff einen Jagdspieß und einen Wurfspeer; mit seiner versehrten Hand konnte er keinen Bogen mehr spannen. Die Hunde kamen auch gleich mit: das waren kleine, schlanke Hunde mit trockenem Körperbau und kurzem, braunen Fell mit Schlappohren. Manch ein Hund lief dann neben dem Pferd her, manch anderer sprang zu seinem Führer hoch, der ihn vor den Sattel zog.