Hochzeit auf Burg Krähenfels (1044) Teil 07: Pavillon und Heilerzelt

Aus AlberniaWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Chronik

29. Travia 1044
Ende der ersten Tsastunde: Die Zusammenkunft der Jagdgesellschaft im Jagdlager

Am Pavillon

Madahild von Wolkentrutz war angesichts der Ankündigung der Jagdmeisterin näher getreten, hielt sich jedoch nach wie vor eher im Hintergrund. Bei ihrer Ankunft waren die meisten der Gäste sowie die Gastgeber in Gespräche vertieft gewesen. Doch sie hoffte, dass sich nach Aufbruch der Jagdgesellschaft Gelegenheiten ergeben würden. Neugierig ließ sie ihren Blick über die im Lager verbliebenen Personen schweifen. Dabei entdeckte sie eine junge Edeldame, die sich soeben dem Heilerzelt näherte. Kurz hob die Gemharsbuscherin eine Augenbraue, dann jedoch zuckte sie mit den Schultern und sah sich weiter um.

Am Heilerzelt

Mit einem schüchternen Lächeln trat Ceriana auf den Burgmedicus zu, der auf einem Scherenhocker vor seinem Rundzelt saß und am frühen Morgen bereits eine Pfeife schmauchte.
“Peraine zum Gruße, Meister”, sprach Ceriana den Mann an, welcher sich daraufhin erhob und ihren Gruß erwiderte. Der Medicus war um einige Jahre älter als sie und trug über den Schultern einen schweren, mit Bronzefibel verschlossenen Wollmantel in brauner Farbe.
“Mein Name ist Ceriana Riunad”, stellte die junge Frau sich vor, um sogleich ihr Anliegen vorzubringen: “Ich möchte Euch gern meine Unterstützung antragen. Natürlich hoffe ich, dass es für Euch am heutigen Tag herzlich wenig zu tun geben wird, doch sollten Eure Dienste in Anspruch genommen werden, so zögert bitte nicht, nach mir schicken zu lassen. Ich habe mich in der Vergangenheit das ein oder andere Mal bei der Wundversorgung nützlich gemacht, und es macht mir auch nichts aus, wenn es dabei etwas blutiger zugeht”, beeilte sie sich sogleich, mögliche Vorurteile zu entkräften.
“Hohe Dame, Ihr seid doch sicherlich geladener Gast an der Tafel des Brautpaars!”, gab dieser mit einem ungläubigen Unterton zu bedenken. “Aber verzeiht, ich habe mich Euch noch gar nicht vorgestellt. Meine Name ist Cuib ui Birda.”
Das Lächeln der Edeldame geriet ins Wanken und eine leichte Röte zeigte sich auf ihren Wangen.
“Nun... ja“, meinte sie kleinlaut, “Wohlgeboren von Krähenfels ist mein Vetter. Und natürlich bin ich Gast an seiner Tafel. Aber ich spreche ja auch nicht von kleinen Wunden und Blessuren, sondern von solchen, bei denen es ein zweites Händepaar brauchen kann – und jemanden, der zumindest grob weiß, was zu tun ist...” Unsicher blickte sie den Älteren an.
Dieser räusperte sich und legte den Kopf schief.
“Riunad, Ceriana Riunad?”, kam es ihm nachdenklich über die Lippen, während er verdutzt den Kopf schüttelte. Der Heiler wich etwas zurück und sah die Edeldame mit großen Augen an. Ceriana seufzte leise, wahrte aber ihr Lächeln.
“Oh, verzeiht mir bitte meine Unkenntnis. Seid ihr dann nicht auch die...”, brach er plötzlich ab, ohne seinen Gedanken weiter auszusprechen. Abermals räusperte sich der Mann. Die Unsicherheit stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Die Jüngere nickte leicht.
“Ja, vermutlich”, entgegnete sie, in der Hoffnung, er möge es damit auf sich beruhen lassen.
“Bitte verzeiht. Nun... ja”, meinte er nun seinerseits beschämt, “ich weiß gar nicht so recht, was ich dazu sagen soll. Ich hoffe, dass dies gegenüber Stand und Herrschaft schicklich ist?”, flüsterte er leise und bemühte sich um ein offenes Lächeln, während sich sein Brustkorb merklich hob.
Nun war es Ceriana, die irritiert wirkte. “Mein Angebot, meint Ihr? Sorgt Euch nicht. Schließlich war ich es, die sich darüber hinweggesetzt hat, was erwartet wird”, meinte sie vorsichtig. “Und vermutlich war es auch einfach eine dumme Idee. Verzeiht also bitte vielmehr Ihr mir, dass ich Euch in eine solche Situation gebracht habe.” Kurz trat Stille ein, während die Bockshagerin ihren Blick über das Lager schweifen ließ. Dann meinte sie in zuversichtlichem Tonfall: “Sicherlich werden die Jagdknechte zu verhindern wissen, dass etwas Ernstes passiert.” Cuib senkte den Kopf. “Ihr habt davon gesprochen, dass Ihr Euch in der Vergangenheit bereits das ein oder andere Mal bei der Wundversorgung bewährt habt? War das in der Heckenfehde, oder im Krieg zwischen den Nordmarken und Albernia?”, fragte sie der Heiler nachdenklich. Ceriana lächelte. “Als der Krieg ausbrach, war ich gerade einmal Pagin”, erklärte sie. “Allerdings hatte ich bereits einige Zeit bei meiner Muhme im Borontempel am Nebelsee verbracht. Wunden versorgen gehörte zwar nicht unbedingt zu den täglichen Aufgaben, aber zumindest habe ich meine Scheu davor früh verloren. Mein Pagenvater selbst wurde damals schwer verwundet.” Sie hielt kurz inne, dann fügte sie entschieden hinzu: “Mir ist also sehr früh klar geworden, dass Peraines Gaben im Krieg mindestens ebenso wichtig sind wie Rondras Gunst.”
Cuib schüttelte den Kopf: “Ja, dieser verdammte Krieg. Meine Schwester Luassa war Waffenmagd hier auf Burg Krähenfels. Sie ist bei der Belagerung der Burg gefallen. Ich war damals fünfzehn Jahre alt. Die Heilkunst habe ich von meiner Mutter gelernt”, bekannte Cuib ohne Harm, aber mit belegter Stimme. “Unsere Familien standen wohl auf unterschiedlichen Seiten!” Er nickte der Edeldame dennoch freundlich zu. “Sieht ganz so aus”, entgegnete Ceriana ernst, doch ohne Vorwurf in der Stimme. “Und doch bin ich sicher, dass dies für keinen von uns beiden eine Rolle spielen würde, ginge es darum, ein Menschenleben zu retten.” Sie blickte den Älteren offen an.
“Dann will ich Euer Angebot gerne annehmen, hohe Dame, und hoffe inständig, dass heute niemand vom Gewaff eines Wildschweins aufgerissen wird!” Erst nachdem er seine Worte ausgesprochen hatte, bemerkte er, dass sie sich in diesem Falle wohl kaum wiedersehen würden.
Doch die Bockshagerin schien den Ausspruch des Medicus nicht in dieser Art zu deuten, jedenfalls war ihr Lächeln aufrichtig, als sie seine Worte mit einem Nicken bekräftigte: “Hoffen wir, dass Peraine ihren grimmen Bruder gütig stimmen kann.”