Eine neue Baronin zu Aiwiallsfest (1040)

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Eine neue Baronin zu Aiwiallsfest
Ereignis
Region: Winhaller Land
Gebiet: Grfs. Winhall
Baronie: Aiwiallsfest
Im Jahr: 1040 B.F.
Beteiligte: Ailya Siana Fenwasian, Avana Taladan, Niederadel von Aiwiallsfest

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Die Ereignisse um die - wie sich später herausstellt - zu frühe Krönung von Ailya Siana Fenwasian zur neuen Baronin zu Aiwiallsfest ereignete sich nach dem Feldzug der Albernier gegen Haffax (1039-1040) und dem Schwanenfall (1039-1040). Zu diesem Zeitpunkt galt der Vater Ailyas als im Osten gefallen und die gerade geborene Ailya war das erst Kind und somit legitime Erbin des Haselnussthrons. Die Wirren um den Schwannefall waren aber gerade vorbei, als einige aus dem Osten zurückgekehrten Adelige den Usurpator Gallis von Föhrenried aufhielten und eine Übernahme der Baronie verhinderten.

Die Krönung im Efferd des Jahres 1040 wurde im Peraine des gleichen Jahres bereits wieder rückgängig gemacht, als Baron Kaigh wieder auftauchte und seinen alten Platz einnahm. Ailya Fenwasian wurde daraufhin als Erbbroness zur Edlen von Ahwarswacht erhoben, dem traditionellen Titel des Erben auf dem Haselnussthron.



Bedeutende Teilnehmer

Baronsfamilie

Niederadel, Ritter und Getreue


Gäste und Verbündete des Baronshauses

Die Erhebung der Baroness zur Baronin

Der schwarze Schwan ist gefallen - eine neue Baronin entfaltet ihre Flügel

Efferd 1040 BF – Hohe Halle der Aiwiallsfeste

Die Hohe Halle der Aiwiallsfeste war inzwischen wieder hergerichtet worden. Das Gesinde der Burg hatte fast alle, von den Söldnern geplünderten, Dinge wieder an seinem Platz angebracht. Nur der wahre Kenner der Burg erkannte, dass hier und da ein Kleinod noch immer verschwunden war. Doch die Wappen, Wandteppiche und Waffen zierten nun wieder die Wände. Die von Eradanswacht zurückgekehrten Adeligen hatten sich an einer der langen Tafeln niedergelassen, welche links und rechts der Halle standen, ehe sich an der Stirnseite der Dais zeigte, mit dem mächtigen und schmuckvollen Haselnussthron darauf. Er war der beeindruckend geschnitzte Thron der Baronsfamilie von Aiwiallsfest. Das Gesinde und die Knappen trugen den Adeligen reichlich auf, denn es gab durchaus etwas zu feiern. Die Gefahr war von Aiwiallsfest abgehalten worden, die Lande wieder befreit und sicher. Trotzdem hatte Almarick Graugard, der Waffenmeister der Burg, weitere Landwachen und Waldläufer ausgeschickt, um nach möglichen versprengten Marodeuren Ausschau zu halten und gegebenenfalls einzugreifen oder die Versammelten auf der Aiwiallsfeste zu informieren. Die Stimmung war recht gut im Saal, gleichwohl die Blicke der Vasallen des im Osten gefallenen Barons Kaigh Fenwasian, immer wieder auf den verwaisten Haselnussthron schweiften und die Stimmung senkten. Einige unter den Anwesenden machten sich auch noch Sorgen um die Baronsgemahlin [[Avana Taladan]], die unter ihrem Herzen den Erben der Haselnusskrone trug und noch immer bei den Elfen des Grünschattens verschollen war. Der Junker Berwyn Belenduir und der Leibritter Avanas, Bruun Ahawar, waren ausgezogen, um mit den Elfen in Kontakt zu treten und die schwangere Schönheit zu „befreien“. Der noch immer angeschlagene, weil vor einigen Praiosläufen von zwei Bolzen getroffene, Haushofmeister Larric Berwain schaute sich in der Hohen Halle um und blickte in jedes Antlitz der hier versammelten Helden, die allesamt beim Feldzug gegen Helme Haffax gestritten, und nun auch bei der Befreiung der Baronie Aiwiallsfest tapfer gekämpft hatten. Ganz außen neben dem bereits erwähnten Almarick saß der Ritter Cormac Iarlaith, der seit Rahja 1038 von Graf Hagrobald als Vogt von Windehag eingesetzt ist, aber eigentlich Winhaller ist, aber noch immer als Kind der Verbannten gilt, denn im Prozess gegen Muiradh wurde seine Mutter ins Exil verbannt und sein Vater für 9 Jahre eingekerkert, bevor auch bei ihm die Verbannung gilt. Er war nur durch Zufall in die Ereignisse des „Schwanenfalls“ und somit hierher geraten. Schwanenfall hatte ein Barde die Ereignisse der letzten Tage in einem Lied benannt, ist das Wappen des für die vergangenen Machenschaften Schuldigen, [[Gallis von Föhrenried]], doch ein schwarzer Schwan. Der ein oder andere Adelige hatte sich, seit der Aufdeckung der Taten des nostrischen Ritters Gallis, bereits gefragt, ob die Prophezeiung, die auf dem Winhaller Distelrat im Jahr 1038 BF auftauchte und einen Schwarzen Schwan erwähnt, wohl besagten Gallis meinte. Neben dem Windehager konnte Larric die Medica Tsaiane Greifenklau erblicken, die nicht nur beim vergangenen Feldzug die anderen Tischgesellen des öfteren zusammengeflickt, sondern auch in den vergangenen Tagen zur Heilung von zahlreichen Wunden beigetragen hatte. Neben ihr saß mit Lenarion Ehrenföhr ein erster Distelritter, gleichwohl Lenarion zumeist darauf besteht „nur“ Edelknappe zu sein. Ihm gegenüber saß lächelnd die für viele nicht zu durchschauende Dame Nhiomee. Sie war in Feyrenhall zu den aus dem Osten kommenden Adeligen gestoßen und war in die Ereignisse um den Schwanenfall gezogen worden. Ihr schlossen sich auf der Bank die beiden Rhys an: [[Rhys von Hohenfels]], zumeist nur der Schwarzenfelser genannt, der ehemalige Leibritter Kaighs, der die Aufgabe hatte seiner Witwe die schlechte Nachricht zu überbringen und Rhys ui Glennir, der Lanzenmeister der Lanze Naughderil in Neuwiallsburg. Zwei weitere Distelritter kamen als nächstes: Melchor Fentur aus Aiwiallsfest und Phelothian Pendrazza, der Heermeister Winhalls. Den Rittern unter der schwarzen Distel folgten einige Vasallen der Baronie. Der schon betagte, aber noch immer gerüstete Erborn Berwain, Herr der Ritterherrschaft Grünstein, sowie seine Tochter Deriana, dann Bellianore Belenduir, die Erbin des Junkertums Eradanswacht und Ehefrau von Rhys ui Glennir. Sie hatte ihre gemeinsame Tochter Aimil im Arm, die der Lanzenmeister hier das erste Mal freudestrahlend erblicken konnte, wurde sie doch zur Zeit des Feldzuges geboren. Mit Igrain von Schüttrand zu Lileyan folgte eine weitere Erbin eines Junkergutes. Sie alle hatten bei den vergangenen Ereignissen zusammen gestritten und geblutet. Vor einem halben Stundenglas war noch ein weiterer weiblicher Gast eingetroffen: Gellis Ahawar, die derzeitige Lanzenmeisterin der Wacht am Wispernden Moor, die vor einigen Tagen ebenfalls in das Abenteuer verwickelt wurde. Sie hatte das Glück gehabt, dass die Feldzug-Rückkehrer ihr im besagten Moor gegen Feenwesen zur Hilfe kamen. Nun hatte sie die Kunde über die Genesung von Beon Ferandir und Cûllen Fentur, dem Bruder Melchors, überbracht. Beide waren im Moor vom Roten Fluch befallen worden und konnten von der Junkerin Grainne Albenbluth und dem Perainegeweihten Hilbert Grünblatt in Airidh Broch geheilt werden.

Der Schwarzenfelser schwieg! In den letzten Tagen war er mit jeder Meile die er sich Aiwiallsfest genähert hatte, mürrischer geworden. Die Aussicht der Witwe den Tod ihres Gemahls und sein Versagen zu berichten, hatte jede Fröhlichkeit bis zum Rausch der Ewigkeit ausgetrieben. Teilweise...er hatte in den letzten Tagen auch Spaß gehabt, immer dann wenn er nicht an Kaighs Tod denken musste. Eigentlich hoffte er darauf, dass die Baronsgemahlin ihm verzieh und er nie wieder ein Wort über diesen Vorfall verlieren müsste. Außerdem verunsicherte ihn sein weiteres Sein an diesem Hof. Würde er bleiben dürfen? Für sich war klar war er zu tun hatte, er musste das Kind Kaighs vor den verwerflichen Einflüsterungen dieser Löwenbrut schützen. Des Weiteren ärgerte er sich, dass er den Umstand, dass er Vater geworden war, nicht feiern konnte und wann er seine Gemahlin und seine Tochter sehen kann. Er war schlechter Laune, verunsichert und genervt und all das strahlte er auch aus.

Cormac schien wohl der heiterste Ritter am Tisch zu sein. Er rollte den leeren Pokal in seinenn Händen hin und her und ließ sich Wein einschenken, den die nostrischen Marodeure in der Feste zurück gelassen hatten. Zuvor hatte er sich von seinem Bruder Callan und seinen zwei Mannen verabschiedet, die sich schnell wieder auf den Weg nach Cablaidrim machen wollten und er war glücklich, seinen Bruder wohlauf und in guter Stellung ziehen zu sehen. "Wenigstens ein Iarlaith in Winhall", dachte er bei sich, und begann den Weg nach Windehag, ans Meer zu planen. Dieses Windehag, das er bisher nur bei Pflichtbesuchen bei seiner Tante Etaine Talvenyr gesehen hatte. Dieses windzerpflückte, nach Torf riechende Stückchen Land, in dem man anscheinend alle Bäume mit den Fingern von vier Händen zählen und jeden einzelnen Stamm mit zwei Händen umfassen konnte. Dieses Stück Land sollte jetzt das sein, was er sein Zuhause nennen wollte. Furcht und Freude vermischten sich zu dem, was man Erwartung nennt. Sein Blick wanderte von Gesicht zu Gesicht, am Tisch und im Saal. Da war so vieles, was sie geteilt haben, dachte Cormac, als er die Gesichter der beiden Rhys, Melchor und Phelotian ansah. Diese Gesichter kannte er schon lange, er kannte sie aus einer Zeit, die vor dem Zug in den Osten lag. Andere kannte er erst seit so kurzer Zeit, oder, um es treffender zu sagen, andere erkannte er jetzt erst wieder, und doch waren sie anders, als er sie in Erinnerung hatte. er blieb mit seinem Blick an Nhiomees widerspenstigen Locken hängen. Nhiomee schien dies aber nicht zu bemerkten und wischte sich mit dem Handrücken ein paar Krümel vom Mund und lehnte sich satt und zufrieden zurück. Die dunklen Locken kringelten sich eigenwillig wie eh und je und hätten vor diesem Mal an der herrschaftlichen Tafel vielleicht einer Zähmung bedurft, aber daran schien die junge Dame nicht gedacht zu haben. Die ehemalige Zofe der Albenbluth und derzeitige Heilerin aus Airidh Broch hatte schon lange nicht mehr so viel erlebt wie in den vergangenen Tagen. Jetzt hatte sie eine Ahnung, wie es der Vögtin Laria so erging, wenn sie mit den Distelrittern unterwegs war. Aber so aufregend es war, mit solchen mutigen Streitern zu reisen, sie kannte nun auch die Schattenseite viel zu gut. Seufzend nahm sie einen großen Schluck des schweren Tafelweines, der hier gereicht wurde und sie schon ganz benommen machte. Aber benommen war gut. Dieser Zustand sollte bloß nicht so bald vergehen. Sie musterte die anderen an der Tafel, die alle ähnlich bewegt schienen: Froh, diese Schlacht geschlagen zu haben, froh, wieder in der Heimat zu sein und doch voller Sorge ob ihrer Verluste und der fehlenden, hochschwangeren Baronsgemahlin. Nhiomee runzelte die Stirn. Es wäre wohl unangemessen, jetzt nach ein paar fröhlichen Liedern zu verlangen. Seufzend nahm sie den nächsten Schluck Wein, begegnete dabei Cormacs Blick, prostete ihm kurz zu und wünschte sich insgeheim ihre Freundin Grainne herbei.

Erborn Berwain hatte den Blick Cormacs durchaus bemerkt und sowohl ihn als auch die ehemalige Zofe ein wenig beobachtet. Er wusste so gut wie nichts über diese schwer zu durchschauende Nhiomee, stellte er fest. So ließ er seinen Blick wieder zurück auf Cormac fallen und sprach ihn an: "Herr Cormac, ihr habt wohl und ehrenvoll gestritten für die Lande Aiwiallsfest, gleichwohl dies nicht Euer Land oder Eure Aufgabe ist. Habt Dank für Euren Einsatz. Ihr scheint ein wahrlich ritterliches Herz zu haben. Cormac riss seinen Blick von Nhiomee los, den er in ihren Locken wohl verloren hatte und wandte sich Herrn Erborn zu. "Ach, Herr Erborn, ihr schätzt mich zu hoch ein, möchte ich meinen. Meine Aufgabe ist immer da, wo ich bin, sollte ich wohl sagen, auch wenn dies nicht mein Land oder das meines Herrn Grafen ist. Aber ich bin diesem Land dennoch verbunden. Aiwiallsfest mag vielleicht nicht das Stammland meiner Familie sein, aber es ist dennoch Winhall. Hier bin ich aufgewachsen und hier lebte ich, bis ich schließlich gehen musste. Das habe ich mir gewiss nicht ausgesucht. Aber ich gräme mich deswegen nicht. Aber all diese Worte treffen die wirkliche Wahrheit nicht, denn die ist viel einfacher. Ich werde einfach nicht gerne eingesperrt. Das macht es für mich immer 'persönlich'!". Damit sprach Cormac den Beginn ihres Abenteuers hier in Aiwiallsfest nach der Rückkehr aus dem Osten an, als die Streiter sich durch einen Hinterhalt unversehens im Kerker der Feste wiederfanden. Erborn lachte herzlich. „Wohl gesprochen, junger Iarlaith. Wohl gesprochen.“ Er erhob seinen Becher zum wohlgefälligen Gruß. „Doch wenn Ihr Winhall noch immer so sehr als Eure Heimat anseht, dann solltet Ihr nicht alleine in der Fremde sein. Mein Enkel Finwulf ist schon fast im Knappenalter. Was haltet Ihr davon ihn an Eure Seite zu nehmen?“ Erborn schaute noch einmal kurz zu seiner Tochter, aber man merkte, dass er es gewohnt war die Geschicke zu lenken und wollte hier nicht um Erlaubnis fragen, oder es vorher absprechen. Dann schaute er herausfordernd wieder zu Cormac. "Heimat, Herr Erborn, ist mehr ein Gefühl als ein Ort. Das habe ich schnell gelernt, als ich in den Diensten des Grafen Hagrobald in Albernia herum und an einige andere Orte gereist bin." meinte Cormac. "Aber ihr sprecht da eine wichtige Angelegenheit an, indem ihr mit Euren Enkel Finwulf zur Knappschaft anempfehlt. Ich fühle mich geehrt." sagte Cormac, sichtlich bewegt. "Da ich jetzt als Vogt die Mittel habe, einen Knappen anzunehmen, werde ich diesen Schritt gewiss ins Auge fassen. Aber, bitte, erzählt mir mehr von Eurem Enkel." „Nun er ist noch ein Knabe, der sich beweisen will und darauf brennt hinaus in die Welt zu kommen um Abenteuer zu erleben. Ihr seht, eine Menge Flausen die Ihr ihm austreiben könnt.“ Erborn lächelte. „Er ist der Bruder der guten Selissa hier.“ Er zeigte auf die Knappin des Schwarzenfelsers, die in den vergangenen Abenteuer den anwesenden Streitern ein ums andere Mal gut behilflich gewesen war. „Seine Mutter kennt Ihr auch, und sein Vater ist aus dem ehrwürdigen Hause Graugard.“ Der alte Ritter hatte auf seine Tochter gewiesen und nickte dann nur noch, als ob er sicher war, dass damit genug gesagt sei. Immerhin stammte der Knabe aus seiner Sicht aus zwei ehrenwerten Häusern. Das Gespräch zog sich jetzt noch ein wenig hin und man beschloss, auf der Gnadenturney im kommenden Frühling in Honingen, diese Angelegenheit zu vertiefen. Dann sollte Cormac auch die Möglichkeit erhalten den jungen Finwulf kennen zu lernen.

  • ~*

Während sich an der einen Seite des Tisches die Gespräche vertieften, musterte Melchor den griesgrämig dreinblickenden Schwarzenfelser, es ging ihm doch ganz ähnlich. Zum Feiern war ihm nicht zu mute. Kaigh war tot, die Baronsgemahlin noch verschollen, sein eigenes Lehen Gemharsfurt geplündert und verwüstet. Und nicht zu vergessen – er selbst hatte seit den Erlebnissen im dreizehnmal verfluchten Mendena das erste Mal seit langer Zeit Zweifel an dem Weg der Distelritter. Laut ausgesprochen hatte er dies nicht – mit wem sollte er über derartige Gedanken sprechen? Kaigh – sein Lanzenbundmeister – war bereits in Borons Hallen. Arve? Der würde es nicht verstehen. Rhys? Ein netter Kerl, aber Zweifel waren dem wohl ebenso fremd wie Arve. Phelothian? Sein Blick musterte nun den neben ihm sitzenden Heermeister. Wieder wallte dieses Gefühl in ihm auf – heißer Zorn. Enttäuschung. Zweifel. Er setzte den Kelch an und stürzte den Wein in einem Male hinunter. Nein, mit ihm würde er ganz sicher nicht über die Erschütterung seines Glaubens an die Gemeinschaft der Distel sprechen. Pah! Der Kerl schien noch nicht mal zu merken, dass seit Mendena die Stimmung zwischen ihm und Melchor schlichtweg als ‚frostig‘ zu bezeichnen war. Melchor seufzte hörbar. Kurz dachte er an die wilde und ungezähmte Hilda, der er in Schwarztobrien näher gekommen war. Dann an diese doppelköpfige Viper, Yasmina von Darbonia. Er schüttelte den Kopf, als ob er die wirren Gedanken und den aufwallenden Zorn verjagen wollte. Er winkte dem Knappen zu, der sich hinter ihm an der Wand der Feierhalle bereit hielt. „Bring mir mehr Wein!“, auffordernd hielt er den leeren Kelch in die Luft.

Rhys ui Glennir saß am Tisch und puhlte gedankenverloren sich lösende Haut aus dem Gesicht. Sein Helm hatte ihn zwar vor den schlimmsten Auswirkungen des Feuerballes geschützt aber Metall wurde nun mal sehr heiß. Leichte Verbrennungen hatten sich nicht vermeiden lassen. Er war sich vorgekommen wie in einem Backofen. Die Götter mussten schon eine seltsamen Humor haben - dies war schon das zweite mal innerhalb eines Götterlaufes das ihm so etwas passierte. Vielleicht sollte er der Ingerimm-Kirche beitreten. Feuer war schließlich deren Domäne. Allerdings heilten solche Verletzungen bei ihm seit den Geschehnissen um Barras Gorbal sehr schnell. Vielleicht sollte er bei seinem nächsten Besuch einmal die Priester dazu befragen oder den alten Elfen. Er seufzte - dies war ein weiterer Grund auch dort in nicht allzu ferner Zukunft einmal vorbeizuschauen. Es gab da natürlich noch einen weiteren, weit persönlicheren Grund - kurz blickte er mit traurigen Augen vor sich auf den Tisch. Dann schüttelte er kurz den Kopf, wie um eine unliebsame Erinnerung zu vertreiben und blickte mit einen scheuen Blick an die Stelle wo seine Frau mit seiner Tochter saß. Seine Familie... Ihre Begrüßung war eher scheu den überschwänglich gewesen. Schließlich kannten sie sich kaum, war er doch kurz nach der Hochzeit auf einen Feldzug aufgebrochen und über einen Götterlauf nicht hier gewesen. Aber er war guter Hoffnung das sie sich gut verstehen würden. Zumindest war er sowohl erleichtert als auch erfreut gewesen, das Ihnen bei der Belagerung nichts zugestoßen war. Er hatte es kaum gewagt seine Tochter auf den Arm zu nehmen. Sie sah so zerbrechlich aus in seine schwieligen Kriegerpranken, aber er hatte sich sofort in sie verliebt. Dies würde eine ganz andere Herausforderung werden als er bis jetzt gewohnt war aber er würde sich ihr mit Freuden stellen. Wenn die Götter es denn zuließen. Seine Frau blickte plötzlich auf und schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln. Eine leichte röte zog über sein Gesicht dann erwiderte er kurz das Lächeln und wandte den Blick dann schnell wieder ab und seinen Kameraden zu. Gerade hatte Melchor nach mehr Wein verlangt. Eigentlich hätten sie genug Gründe für eine Feier gehabt aber es gab genug was dagegen sprach. Der Verlust von Kaigh hatte auch ihn sehr getroffen. Schließlich hatten sie Teile der Ausbildung gemeinsam absolviert und waren auch fast gleich alt gewesen. Auch wenn er sich nach der Ernennung zum Baron verändert hatte, war er für Rhys doch auch immer noch der jugendliche Heißsporn von früher gewesen. Er würde Ihn sehr vermissen. Dazu kam noch die Sorge um das Kind und die Baronsgemahlin. Nein Feierstimmung konnte so wohl kaum aufkommen und auch die Minen der anderen Anwesenden trugen nichts zu einer besseren Stimmung bei. Rhys Gedanken wurden durch eilige Schritte hinter ihm unterbrochen.

Efferdan Graugard, ein Knappe aus Melchors Lanze, kam gerade herbei geeilt, um seinem Lanzenmeister nachzuschenken. Auch Rhys bedeutete ihm seinene Kelch erneut zu füllen. Dann blieb sein Blick nachdenklich auf Melchor ruhen. Diesen schien schon seit längerer Zeit etwas zu beschäftigen. Rhys zögerte kurz. Er gehörte schließlich nicht zu dem alten eingesessen Familien Winhalls und fühlte sich auch innerhalb der Distelritter manchmal immer noch als Außenseiter und war sich den Reaktionen nie sicher, aber sein Naturell ließ ihn in solchen Situationen meist keine Wahl. “Bruder”, wandte er sich leise an den jüngeren Mann, “mir scheint euch bedrückt noch weit mehr als das Geschehen hier - kann ich euch irgendwie helfen?” Melchor setzte den Kelch an, blickte jedoch nicht zu Rhys hinüber. „Ob mich etwas bedrückt?“, er fletschte die Zähne zu einem gequälten Lächeln, „Es wäre wohl nicht überraschend, wenn ich das bejahe, nicht wahr? All das Grauen und der allgegenwärtige Tod im Osten, den wir gesehen haben. Nicht, dass ich das als Ritter nicht gewohnt wäre. Aber über Wochen und Monate... und dann dieser hohle ‚Sieg‘. Womit haben wir diesen bezahlt? Kaigh, Elboron, Pagol, Leobor... und viele mehr. Ich kenne natürlich die Stimmen, die immer wieder sagen ‚so ist der Krieg, dafür sind wir Ritter.‘“, er hielt den Kelch dem Knappen wieder entgegen, jener zögerte kurz. „Nun mach schon, Efferdan. Ich werde schon nicht vom Stuhl kippen von ein paar Tropfen Wein!“ Er prostete Rhys zu. „Du hast ja nun wenigstens einen Grund, einen Sinn. Ein Eheweib, ein Kind... Eine Tochter, richtig? Dabei fällt mir auf, dass ich Dir noch gar nicht gratuliert habt. Alle Gute für die Zukunft des Hauses Glennir, Gefährte!“ Gleiches tat er in Richtung der genannten Ehefrau Bellianore Belenduir, die Rhys bisher gegenüber saß. Die angesprochene hob ebenfalls den Becher, lächelte und verbesserte: "Auf das Haus Belenduir. Die gute Aimil wird schließlich einmal - so Farindel und die Götter es wollen - das Junkergut meiner Familie erben." „Tja so als Honinger Emporkömmling hat man es halt schwer bei euch altem Winhaller Adel – da gibt es bei dem Familiennamen nicht viel Wahl“, sprach Rhys gespielt gequält als er Melchors fragenden Blick bemerkte, „ wenigstens beim Vornamen durfte ich auch etwas dazu sagen“, dann zwinkerte er seiner Frau verschwörerisch zu und lachte leise. „Aber hab dank für deine Glückwünsche“ Rhys stieß mit ihm an und trank einen großen Schluck Wein. Dann wurde seine Miene ernst und er wandte sich wieder dem Anfangsthema des Gespräches zu. „Ja Krieg ist so aber das macht es natürlich nicht leichter. Solche Gedanken wie sie dich anscheinend quälen hatte ich auch schon öfter, damals als der verfluchte rote Baron während eines Waffenstillstandes meine halbe Lanze gemeuchelt hat oder als durch Vögtin Lailles Umtriebe mit der dunklen Fee Aimil in meinen Armen Starb... Der Lanzenmeister hielt kurz inne und musste sich räuspern. Dann nahm er einen tiefen Schluck aus seinem Kelch und hielt ihm dem Knappen demonstrativ zum nachfüllen hin. „Was ich sagen will ist: Solche Gedanken und Gefühle sind normal. Gefährlich wird es erst, wenn man gar nichts mehr fühlt und einem alles gleichgültig wird.“ Rhys machte eine kurze Pause und schaute vor sich auf den Tisch dann fuhr er fort: „Ich kann dir nicht sagen, wie man damit am besten fertig wird – das scheint bei jedem anders zu sein. Mir hat es geholfen das Andenken an die Gefallenen in meinem Herzen und in meinem Gedanken zu bewahren und zu versuchen das Werk und die Ideale für welche sie und ich standen auch in ihrem Sinne fortzuführen – dann war Ihr Tod in meinen Augen nicht völlig sinnlos. Wenn ich dir etwas raten kann oder darf dann dies: Such dir jemanden mit dem du darüber reden kannst - friss nicht alles in dich hinein. Ich habe daran schon einige Leute zerbrechen sehen und das wäre nicht gut, denn ich könnte mir denken, dass das Kind von Kaigh deinen Schutz und deine Unterstützung gut wird gebrauchen können. Dann hob er seinen Kelch „Auf Kaigh und die anderen gefallenen der Distel - mögen sie und ihre Taten nie in Vergessenheit geraden“ und leerte ihn in einem Zug. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Er wandte den Kopf und blickte in das lächelnde Antlitz seiner Frau. Die Junkers Tochter hatte sich in der Zwischenzeit unbemerkt erhoben und war um den Tisch herum getreten. Bereitwillig rutschte er etwas zur Seite um Ihr Platz zu machen. "Hier nimm Deine Tochter einmal, sie sollte ihren Vater kennen lernen." Sie drückte Rhys das Kind in den Arm und setzte sich neben den Distelritter. Ganz vorsichtig nahm der Lanzenmeister seine Tochter entgegen und hielt sie etwas linkisch in seinen Händen. Aimil wirkte geradezu winzig in seinen großen vom Schwertkampf schwieligen Ritterhänden. Mit einem versonnen Lächeln blickte er auf sie hinab "Wir müssen auch überlegen, ob und welchem Gott wir das Kind weihen und natürlich sollten wir entscheiden, wann wir Aimil mit Farindel verbinden." Während Bellianore sprach hatte sie erneut den Knappen heran gewunken und ebenfalls Wein nach genommen. Rhys blickte zu seiner Frau und nickte ergeben. Dies versprach noch eine ganz eigene Herausforderung zu werden. Aber er würde sich ihr mit Freuden stellen. Melchor musterte nachdenklich den Lanzenmeister mit seiner Tochter im Arm, antwortete jedoch nicht direkt auf Rhys’ Worte. Ein freudloses Lächeln, dass nicht seine Augen erreichte, rang er sich jedoch ab. “Ein wahres Geschenk der Götter habt Ihr da, Tsa sei gepriesen.”, sprach er leise.“ Wahrscheinlich hast Du recht, Kaighs Tochter und die Baronin brauchen natürlich umso mehr Schutz und Unterstützung. Dein Namensvetter weiß ja auch noch nicht recht, welche Rolle er in Zukunft in Aiwiallsfest einnehmen will oder muss.” Melchor wandte sich mit einem charmanten Lächeln nun an die Junkerin, “Verzeiht meine Unbedarftheit, Wohlgeboren. Natürlich auch an Euch und das Haus Belenduir meine aufrichtigen Glückwünsche. Wo wir gerade davon sprechen – hattet Ihr mit Eurer Schwester Randuria Kontakt, bevor sie nach Eichenwald aufgebrochen ist? Es würde mich durchaus sehr interessieren, weshalb seine Hochgeboren Arthgal die Ritter zusammengerufen hat. Das ist ja ein wenig untergegangen in den vergangenen Tagen.” Er überlegte kurz, ob er Rhys davon erzählen wollte, was ihn über den Tod der langjährigen Kampfgefährten hinaus beschäftigte, speziell sein den Erlebnissen in Mendena. Nein, das war der falsche Platz und ganz sicher auch nicht der richtige Zeitpunkt. Rhys’ Worte schienen doch mehr bewirkt zu haben, als es zunächst den Anschein erwecken ließ. Melchor schien nun seinen eigenen Gedanken nachzuhängen, während er Rhys samt Tochter und Eheweib beobachtete. Aber er wirkte dabei merklich abwesend. „Nein, verzeiht, ich kann Euch nichts dazu sagen. Randuria hat nicht mehr auf Eradanswacht vorgesprochen. Dies ist aber sicher etwas, dass nach der Rückkehr der Baronsgemahlin das nächste Thema sein wird, welches zu ergründen ist.“ Antwortete die angesprochene Junkerstochter.“ Gleich anschließend wurde Efferdan von seinem Vater herbeigewunken. Der Waffenmeister der Baronie, Almarick Graugard, nickte seinem Sohn zum Dank zu und richtete das Wort dann an den Haushofmeister Larric Berwain. "Larric, wo wurde diese Verräterin Roana ni Flanarag hingebracht?" Der angesprochene Verwalter der Burg, saß nahe der Tür am Ende der Tafel, damit er sofort die Halle verlassen konnte, sollte er gebraucht werden. "Sie wurde in den Kerker geworfen, wie alle Aufständischen und Marodeure denen wir habhaft wurden." "Das wohl!"sagte Almarick laut und fügte dann leise hinzu. "Da sollte man alle Flanarags hinschicken!" Doch offenbar hatte der Waffenmeister laut genug gesprochen, dass der alte Ritter Erborn ihn gehört hatte. "Mein guter Freund, das kannst Du so nicht sagen. Der Junker Benwir hat sich stets treu verhalten." Almarick schaute griesgrämig drein und sagte dann nur: "Das hielt ihn und die Niamrod aber nicht ab uns unser Lehen zu stehlen." Erborn und einige Andere, die die Geschichte um das Lehen Graugard kannten, nickten daraufhin zustimmend, trotzdem sagte der Ritter zu Grünstein: "Nun ich denke, dass trotzdem beide ehrenvolle Charaktere sind oder waren. Zur Schande meiner Familie muss ich gestehen, dass wohl mein Bruder Eldred eine tragende Rolle bei dieser Intrige gespielt hat. Er war immer zu ambitioniert und wollte sich wohl nicht nur mit dieser Tat profilieren. Er neigte zu selten danach ehrenvoll und rechtens zu handeln. Denn immerhin sind unsere Worte: Loyalität ist unsere Stärke. Und hier war er nicht unserer Familie und unserer Tradition gegenüber loyal, sondern seinen Ambitionen und der neuen Herrin Niamrod." „Loyalität kann man halt immer verschieden auslegen.“ war nun die noch recht junge aber feste Stimme der Gellis Ahwar zu hören. „Und hier führte sie dazu, dass mein Vater sein Lehen verlor.“ mischte sich nun wieder Almarick missmutig ein. Dann nahm er einen tiefen Schluck aus seinem Kelch. Doch wurden die Karten durch die Taten Roanas und dem Tod Kaighs vielleicht neu gemischt. Jeder der Kaigh gekannt hatte, wusste, dass er viel zu ehrenvoll und ehrlich war, um dem Flanrags das Lehen wieder zu entreißen, solange sie sich nichts zu schulden kommen ließen, doch nun war Kaigh tot und es war die Frage wer anstatt seiner reagieren würde. „Herr, was geschieht nun mit der Dame Flanarag?“ war die Stimme der Knappin Selissa Berwain zu hören, die an ihren Schwertvater, den Schwarzenfelser, herangetreten war, um ihn leise anzusprechen. Der Schwarzenfelser hatte dem Gespräch nur mit halben Ohr gelauscht. Bis zu den Ereignisse der letzten Tage hatte er sich weder für Politik, die Historie der Baronie noch deren vermaledeites Adelsgeflecht interessiert. Er hatte stets an Kaighs Seite gestanden und Befehle ausgeführt. Doch seit Mendena war er sein eigener Herr. Sicher es gab noch das lose Band zur Baronie und zur Familie Fenwasian, aber wie sich das jetzt entwickeln würde, so ohne Kaigh, das war mehr als offen. Er musste jetzt seine Entscheidungen vertreten und die Konsequenzen daraus tragen. Ungewohnt! Beängstigend! ‚Der Krieg mach aus Jungen Männer!‘, war so ein Spruch den er oft vernommen hatte, doch wer hätte gedacht, dass es nicht immer der Kampf wider dem Feind ist der einen formt, sondern die Verluste die wir erdulden müsse. ‚Farindel steh mir bei und nun auch Tharanel...‘, Rhys blickte auf das mystische mit dem Land verbundenen Horn, welches vor ihm auf dem Tisch lag, und ihm wurde bewusst, dass er jetzt auch noch lernen musste mit den Feen zu...handeln?... sprechen?... arbeiten?... er wusste nicht was ihn erwarten würde, aber er musste besser werden! Das erste Gespräch als Hüter von Tharanels Horn war...erniedrigend gewesen. Die Worte seiner Knappin brachten ihn näher an das hier und jetzt. ‚Selissa, ich muss mich noch um deine Verlobung kümmern. Der runzelige Greis vom Norstein soll nicht seine schmierigen Finger an dich legen.‘ dachte er.

„Das Schicksal einer Verräterin! Kopf ab! Wer seinen Lehnsherren hintergeht und irgendeinem dahergelaufenen nostrischen Heckenritter blanke Münze gibt, damit dieser Söldner beauftragen kann das Land zu verhehlen, hat nichts anderes als Lohn verdient. Wahrscheinlich ist dies noch ein besseres Schicksal als vom eigenen Vater für den Ruin der Familie herangezogen zu werden. Der würde sie vielleicht in die leere Schatztruhe sperren und den Schlüssel in den Gemhar werfen.“, sprach er leise zu seiner Nichte. Selissa hatte aufmerksam zugehört, doch schien ihre Neugier noch nicht befriedigt. „Und der Vater? Wird Junker Benwyr und der Rest seiner Familie etwas zu befürchten haben?“ und dann etwas leiser „Der Herr Waffenmeister sprach ja davon, dass er und seine Familie von ihm bestohlen wurden. Ich habe den Ritter Flanarag auf dem Feldzug als sehr ehrenhaft und ritterlich empfunden...“ und noch etwas leiser „....und der Herr Almarick ist immer sehr streng und ernst.“

'Farindel nochmal, was ist denn mit allen los? Kaum ist das Schwert in die Scheide, schon werden alle zu Höflingen und zerreißen sich das Maul. Sogar meine Knappin!', Rhys musste sich zusammenreißen um nicht genervt aufzustöhnen. Jetzt musste er sich auch noch mit den Streitig- und Befindlichkeiten der Aiwiallsfester Adeligen befassen. Es gab kaum etwas was ihn weniger interessierte. Er blickte sich in der versammelte Runde an. Leider was dies nicht der Ort um dies seiner Knappin an den Kopf zu werfen. Vor allem sein Stiefvater würde ihm gehörig die Ohren lang ziehen und auf die Bedeutung der hohen Staatskunde für den ehrenwerten Ritter hervorheben.

"Weiß ich nicht! Das Schicksal des Hauses Flanarag hängt allein davon ab was der Edle Herr Burunian von der Sache hält. Er wird ja die Verwaltung für den Erben auf sich nehmen.“ An dieser Stelle horchte der ein oder andere an der langen Tafel auf, denn der Schwarzenfelser ging hier wie selbstverständlich davon aus, dass Burunian Fenwasian das Regieren übernehmen würde. Aber was würde aus Avana Taladan, die bisher in der Abwesenheit Kaighs den Haselnussthron verwaltet hatte? Bisher hatte noch niemand dieses brisante Thema angeschnitten. Doch Rhys trug sein Herz zumeist auf der Zunge und sprach ehrlich und einfach heraus was er dachte, ein Umstand den Kaigh immer an ihm geschätzt hatte. Doch ehe einer der anderen Anwesenden etwas sagen konnte, fuhr der Ritter fort. „Auch wen er der Tapferste der Tapferen im Osten war, wissen wir nicht, ob er nicht schon längst mit diesem Föhrenschwengel im Bunde war. Vielleicht tue ich ihm auch Unrecht. Wir müssen warten bis er da ist und dann wird sich das alles klären. Vielleicht trifft ihn aber auch gleich der Schlagfuß, wenn er seine Tochter im Kerker vorfindet und die leere Schatztruhe sieht." Rhys musste bei dem Gedanken schmunzeln. 'Graugard? Flanarag? Bestohlen? Farindel steh mir erneut bei, wie war das nochmal mit deren Streitigkeiten?', Rhys musste angestrengt überlegen. Er antwortete seiner Knappin ebenso mit leisen Worten. "Und das bestohlen bezieht sich auf das Lehen der Flanarags, dass gehört für Jahrhunderten den Graugards. Dann ist jedoch irgendwas zwischen den Niamrod Baronen und den Graugards vorgefallen und auf einmal waren die Flanarags die neuen Herren von Graugard. Das haben die Graugards verständlicherweise nie überwinden können und so herrscht auch heute noch ein ordentlicher Zwist." Dann blickte er ihr ernst in die Augen. "Viel wichtiger ist jedoch, dass du dich niemals allein vom Charakter einzelner Personen leiten lässt. Egal wer ritterlich und wer streng ist, dass zeigt dir selten den waren Charakter. Oft wirst du geblendet und siehst die Sache im falschen Licht. Guck doch uns alle an, wir haben uns schwer im Föhrenschwengel getäuscht und nicht erkannt, dass er ein ordentliches Pfund Dreck am Stecken hat. So jetzt aber genug von der Rechtskunde und wem hier was gehört." Rhys hielt ihr den leeren Weinkrug hin. Die meisten Anwesenden konnten die leisen Worte des Schwarzenfelsers an seine Knappin nicht vernehmen, doch reagierte man auf das vorher laut gesprochene: „Hah, ja der arme Benwyr tut mir sehr leid.“ war nun die Stimme von Igrain von Schüttrand zu hören. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er seine Schatulle für so etwas hergibt und nun wurde er von der eigenen Tochter hintergangen.“ Während Bellianore Belenduir mit einem heftigen nicken der Schüttrand zustimmte und ein „Ja, ja, das stimmt wohl“ verlauten ließ, sagte Deriana Berwain, die mit einem Graugard verheiratet war, und somit von dem nun schon des öfteren über allen schwebenden Konflikt direkt betroffen war, hingegen.“Piraten bleiben halt Piraten. Man sollte ihnen nicht vertrauen.“

Ihr eher ausgleichender Bruder Larric wollte dieses Thema nun aber offenbar nicht weiter vertieft sehen und versuchte ein anderes Thema in den Fokus zu rücken. „Nun, es ist jetzt nach den Taten des Föhrenried viel mehr die Frage was dies für die Forderung der Ailill ni Niamrod bedeutet.“ Lenarion hatte sich bisher tunlichst auf sein Essen und die Beobachtung der Anwesenden beschränkt. Er wollte sich als Edelknappe ohnehin nur bei jenen ein Wort erlauben, mit denen er schon länger gestritten hat. Er verstand nicht, warum sich immer wieder tapfere Krieger vom Schwermut treffen ließen, wenn die Klingen nicht vermocht hatten sie niederzustrecken, aber ihnen ihre Kameraden an der Tafel fehlten. Wobei... er verstand es eigentlich sehr gut, nur glaubte er für sich das Spiel der Götter ab und an lesen zu können. So konnte er nach den langen Jahren der Auseinandersetzungen und Kriege dem ein oder anderen Schicksalszug einen stummen Applaus abgewinnen. Das Land ist beinahe dem Untergang geweiht? Heissa! Da kommt der Held in strahlender Rüstung und rettet uns. Er ist von allen geliebt und bewundert? Nehmen wir ihn lieber vom Spielfeld bevor es langweilig wird. Selbst aus den hier in Trauer und Unverständnis gesprochenen Worten konnte ein spontaner Zuhörer, welchem nicht der Zusammenhang gewahr war, Verschwörung, Neid, Missgunst und anderes anstelle von Bedauern und geteilter Trauer hören. Und alsbald würde der nächste Bauer das Spiel betreten und seinen rechtschaffenen Teil zum Ablauf beitragen. Auch wenn ihm dies doch immer wieder bewusst war, wieso schmerzte es ihn dann immer noch, wenn ein Freund oder Vorbild den Weg alles Sterblichen ging? Er ertappte sich selbst bei den sinisteren Gedanken und, als fühlte er sich von sich selbst beobachtet und beurteilt, lächelte er in seinen Kelch hinein und freute sich bewusst, dass sie die Auseinandersetzung mit den Söldnern mit so heiler Haut überstanden hatten. Er prostete niemand bestimmten zu, als er auf die abwesenden Freunde anstieß. Nhiomee, der bei all dem Geschwafel immer langweiliger wurde und die zudem von dem ungewohnt schweren Wein auch immens müde war, prostete Lenarion zurück und begann sich dann Ausreden zu überlegen, sich aus der Hohen Halle zurückziehen zu können. Möglicherweise würde es aber auch niemand bemerken. Dann könnte sie weiter die Burg erkunden und sehen, ob sie auf einen der Türme kam, um den Ausblick zu genießen. Langsam schob sie ihren Stuhl schon mal ein wenig zurück und wartete, dass das Gespräch wieder an Fahrt aufnahm.


Die Ankunft der Baronin zu Aiwiallsfest

Während die Unterhaltung in der Hohen Halle lief, wurde der Haushofmeister Larric Berwain aufgeregt herbei gewunken. Er stand auf und verließ den Rittersaal. Doch nur wenig später erschien er wieder an der großen Tür zur Halle und schlug erneut den Zeremonienstab dreimal laut auf dem Boden. Dann verkündete er mit lauter und feierlicher Stimme: „Ihre Hochgeboren, die Baronin zu Aiwiallsfest.“ Es wurde schlagartig ruhig in der Halle und alle schauten zur Tür. Manch einer wunderte sich vielleicht über die Bezeichnung, denn man rechnete mit dem Eintreten von Avana Taladan, die „nur“ Baronsgemahlin war, ein Umstand der Larric sehr wohl bewusst sein sollte. Doch wurden diese Gedanken unterbrochen, als der Berwain erneut dreimal mit Stab auf den Boden schlug. „Sowie die Baronsgemahlin, Avana Taladan,....“ Die Stille schien nun noch leiser zu werden, “...ihr Leibritter Bruun Ahawar und der Junker zu Eradanswacht, Berwyn Belenduir.“ Mit langsamen Schritten und würdevoller Haltung schritt die dunkelhaarige Schönheit flankiert von den beiden Rittern in die hohe Halle. Im Arm hielt sie ein in Tuch geschlagenes Bündel. Sie wirkte blass, doch der Blick aus den faszinierenden, bernsteinfarbenen Augen glitt über die Anwesenden und schien auf jedem einen Moment eindringlich zu verharren, während sie bis zum Dais schritt und neben dem Haselnussthron stehen blieb. Sie hob das Bündel etwas an. „Wir begrüßen Euch auf der Aiwiallsfeste und Euch Heimkehrer zurück in der Heimat.“ Sie atmete kurz durch und sprach gefasst und etwas lauter weiter. „Ich präsentiere Euch Ailya Siana Fenwasian, Baronin von Aiwiallsfest.“ Sie legte das Bündel sanft auf dem Haselnussthron ab und schlug das Tuch etwas weiter auf, so dass ein jeder, der näher treten würde, das kleine Wesen mit dem dunklen Haarflaum und den noch sehr dunkel wirkenden Augen sehen konnten. Ganz still lag die Kleine dort und betrachtete aufmerksam das Geschehen um sich herum. „Treue Vasallen von Kaigh Fenwasian - wer wird Ihr, seiner Erbin, die Treue schwören? Für Jetzt und Immerdar?“ Auffordernd sah sie in die Runde, musterte einen jeden sehr genau. Dann verharrte ihr Blick auf dem Antlitz des düsteren Schwarzenfelser, dem treuen Leibritter ihres verstorbenen Gemahls, der wie sie aus der Fremde kam und hier eine Heimat gefunden hatte. Die Anwesenden hatten sich sofort alle erhoben. Doch während nun die meisten noch starr und verwundert dastanden, schlug der Avana gefolgte Larric noch einmal mit dem Stab auf dem Boden und rief dann mit lauter Stimme: "Bei Farindel und den Zwölfen, ein dreifaches Hoch auf die Baronin Ailya Fenwasian!" "Hoch,...Hoch..., Hoch...!" war jetzt aus allen Mündern zu entnehmen, ehe Bewegung in die Anwesenden kam. Die jung geborene Baronin lag stumm auf dem Thron, während ihre Mutter sie seitlich flankierte. Zusätzlich stand Ritter Bruun etwas abseits dahinter auf dem Dais, um diese zu beschirmen. Gleichwohl er wusste, dass dies nun nicht mehr von Nöten war. Ebenfalls auf dem erhöhten Podest stand Larric Berwain, der noch immer etwas perplex war und sich etwas verloren vorkam. Nhiomee war zusammen mit den ersten von ihrem Stuhl gesprungen und froh, dass endlich Bewegung in den Abend kam. Und was für eine. Mit leuchtenden Augen betrachtete sie Avana Taladan, von der sie bisher nur Erzählungen kannte. Sie fragte sich, ob da irgendwie Magie in deren Adern floss oder welchen Pakt die Frau eingegangen war, um so eine Anziehungskraft zu haben. Von der neuen Baronin konnte sie nicht viel sehen. Und erstaunlicherweise auch gar nichts hören. Ob die Kleine bei ihrer Amtseinführung eingeschlafen war? Sie kicherte leise und ging jetzt langsam mit einigen anderen nach vorne. Aber sie wollte nicht als erste vor den Thron treten, das sollten ruhig die Vasallen tun. Sie hielt sich trotz ihrer wachsenden Neugierde lieber noch etwas zurück. Der alte Ritter Erborn Berwain war der erste der Vortrat und auf den Dais stieg. Seine Familie diente den Fenwasian schon seit Jahrhunderten und so kniete er wie selbstverständlich vor den Haselnussthron nieder und legte die Hand vorsichtig auf das Bündel, welches die jung geborene Baronin umschloss: "Hiermit gelobe ich, Erborn Berwain, der Ritter zu Grünstein, bei meiner Ehre und in Angesicht der Herrin Farindel, ihrer Stadthalterin Tharanel und den göttlichen Zwölfen von Alveran, den Haselnussthron zu dienen, zu schützen, zu ehren und gegen seine Widersacher zu verteidigen. Euch Baronin Ailya Siana Fenwasian, Distel aus dem Haus von Ailya der Wanderin und Awiall dem Jäger, gelobe ich Treue und Gehorsam, so wahr mir die Zwölf helfen.“ Avana trat vor, legte die Hand auf die Schulter des Ritters und sagte: „Die Baronin dank Euch. Sie wird Euch ebenso stets Schutz und Hilfe sein und gegen alle Feinde beschirmen. Hiermit bestätigt die Baronin Euch als Ritter von Grünstein.“ Während Erborn sich erhob, fiel Avana auf, dass an der Wand über dem Dais etwas fehlte. Es war ein Schwert. Ja, unter dem Wappen des Aiwiallsfester Zweiges des Hauses Fenwasian, fehlte ein Schwert. Sie wurde aus dem Gedanken gerissen, als sich Erborn sich wieder in die Versammelten zu Fuße des Dais einreihte. Als nächster trat Berwyn Belenduir auf den Dais und kniete vor den Thron und legte die Hand auf die Baronin: „Ich, Berwyn Belenduir, Junker zu Eradanswacht, gelobe bei Farindel, Firun und seinen elf Geschwistern, hiermit Lehnstreue und Dienst für den Hasselnussthron und seiner Herrin, Baronin Ailya. Von nun an seid Ihr meine Herrin und so will ich für Euch eintreten. So wie es Euch beliebt werde ich sprechen oder schweigen , werde alles tun oder geschehen lassen ob in guten Zeiten, im Frieden oder Krieg, im Leben oder Sterben, von dieser Stunde an, bis mein Herrin mich freigibt, der Herr Boron mich nimmt oder die Welt endet.“ Wieder trat Avana vor und legte die Hand auf die Schulter des Junkers: „Die Baronin dank Euch. Sie wird Euch ebenso stets Schutz und Hilfe sein und gegen alle Feinde beschirmen. Erhebt Euch Junker zu Eradanswacht.“ Doch Berwyn erhob sich nicht, sondern nahm die Hand der Baronsgemahlin in die seine und sagt: „Und wenn Ihr dem Haselnussthron ebenso dienen wollt, wie Ihr es den Elfen versprochen habt, dann will ich auch Euch Treue schwören. Avana Taladan, ich will auch Euch dienen, wie Eurer Hochgeborenen Tochter. Ihr ward die Wahl Kaighs und so seid Ihr auch meine Wahl als Verwalterin des Thrones für Eure Tochter.“ Eine leises Raunen und Tuscheln ging durch die Versammelten, denn neben Avana gibt es sicherlich noch weitere Anwärter auf diesen Posten und eine Entscheidung darüber war zu diesem Zeitpunkt noch offen.

Der Schwarzenfelser war wie gelähmt in den letzten Augenblicken. Eine Erbin! Ein Hoffnungsschimmer! Eine Aufgabe! Die Gedanken rasten und wie beiläufig hatte er in die Hochrufe eingestimmt und war erst bei den Worten "...Verwalterin des Thrones für Eure Tochter." erwacht. Irritiert blickte er zum Dais und er fragte sich, seinem wenig gereiftem politischen Instinkt geschuldet, ob er jetzt hier was sagen sollte oder nicht. 'Burunian ist der Wunsch Kaighs. Nicht diese Löwenbrut vom Drögenstein. Wird hier Nägel mit Köpfen gemacht? Sollte ich?' Rhys schüttelte kurz seinen Kopf und ging dann zum Dais. Er kniete vor dem Thron nieder. "Ich, Rhys von Hohenfels, gelobe bei Farindel und Tharanel der Baronin von Aiwiallsfest, Ailya Siana Fenwasian die Treue. Und wenn es mir gestattet wird, werde ich als der Leibritter der jungen Baronin meinen Dienst fortsetzen." Die Worte waren etwas schnell herausgesprudelt. Der Schwarzenfelser war nervös. Er erhob sich und blickte mit seinem Auge zur minder geschätzten Witwe und er nickte ihr zu. Avana bedachte ihn mit einem unverbindlichen Lächeln und sah dann einen Moment nachdenklich zu ihrer Tochter, die aus ihren dunklen Augen wie gebannt zu dem Schwarzenfelser aufsah. Schließlich nickte die Baronswitwe zufrieden und trat wie zuvor bei den anderen auch auf Rhys zu, der sich bereits erhoben hatte, und legte sanft ihre Hand auf seinen Schwertarm. „So soll es sein, Rhys von Hohenfels. Die Wahl ihres Vaters soll auch die ihre sein und wir sind uns sicher, dass ihr sie mit Leib und Leben schützen werdet und ihr Vertrauen verdient.“ Rhys war sich nicht sicher, ob da nicht für einen kleinen Moment ein Zittern in der ansonsten selbstsicheren Stimme der Taladan durchklang. Bevor er sich abwenden konnte, wurde ihr Griff an seinem Arm fester. Mit gesenkter Stimme fuhr sie fort: „Ritter Rhys, ich möchte euch später noch unter vier Augen sprechen.“ Er konnte ihren Blick nicht deuten, als sie ihre Hand zurückzog.

'Geschafft!' Rhys war erleichtert. Er hatte dann wohl doch nicht das Vertrauen der Gemahlin Kaighs... der Witwe verloren und er hatte wieder eine Aufgabe. Doch gleichzeitig fürchtete er sich vor dem Gespräch mit Avana. Sie wollte sicher wissen wie ihr Gemahl zu Tode kam und Rhys erinnerte sich ungern an diesen grausamen Kampf und die alles verzehrende Feuersbrunst. Just in diesem Moment meinte er wieder diese unvorstellbare Hitze auf seinem Gesicht zu spüren und die Schreie der anderen.... Rhys, an seinem Platz zurück, griff sich seinen Krug und stürzte den Wein in einem Zug runter. Anschließend musste er kurz mit einer Hand am Tisch für Standfestigkeit sorgen.

Nachdem auch der vorwitzige Schwarzenfelser den Weg zum Haselnussthron trotz Schweißperlen auf der Stirn ohne größeren Schaden (an sich und den anderen Anwesenden) hinter sich gebracht hatte, stand nun Melchor von der Bank auf. Als Lanzenmeister der Leiblanze des verstorbenen Kaigh fühlte er sich mindestens genauso bemüßigt nun Zeugnis seiner Treue abzulegen wie der ehemalige Leibritter des gefallenen Barons. Er schwankte leicht, riss sich dann aber augenscheinlich zusammen. Zumindest war ihm auf dem kurzen Weg zum Haselnussthron nichts anzumerken. Fest hielten seine grauen Augen den Blick der Baronsgemahlin fest, bevor er sich vor dem Bündel auf dem Thron auf die Knie begab. Langsam zog er den feinen Lederhandschuh von der Rechten und legte behutsam die Hand auf den winzigen Leib Ailyas. Aufmerksame Beobachter mochten bemerken, dass sich das erste echte Lächeln an diesem Abend auf das Gesicht des Distelritters legte, während er versonnen den Säugling betrachtete. Der ihn offenbar ernsthaft und wissend anschaute. Doch wusste der Lanzenmeister nicht, ob er sich das aufgrund des vielen Weines einbildete oder ob mehr dahinter steckte. Nach einigen Lidschlägen des Schweigens erhob er seine Stimme zum Schwur: „Bei Farindel, Boron und seinen elf Geschwistern gelobe ich, Melchor Fentûr, Edler zu Aderadh, Gemharsfurt und Fentûr, Dir, Ailya Siana Fenwasian, die unbedingte Treue. Mein Schwert sei deine Wehr, mein Schild dein Schutz, mein Mut schenke Dir Zuversicht, mein Rat sei Dir stets gewiss. Und mein Herz schenke ich Dir als treuer Vasall, Ailya vom Blute der Kinder Sians, Tochter Kaighs und Avanas. Farindels und Tharanels Segen mögen stets auf Dir liegen.“, sprach er laut und vernehmlich für alle Anwesenden. Er schenkte der kleinen Baronin ein warmes Lächeln und beugte sich vor um die winzige Hand des Kindes zu küssen. Für einen Moment wirkte das Gesicht der kleinen Baronin vergnügt und erstrahlte in einem vertrauensvollen Lächeln. Er erhob sich und verbeugte sich der Etikette entsprechend vor der Baronsgemahlin. Dabei fiel ihm auf, dass irgendetwas anders aussah in der Hohen Halle. Es fehlt etwas. Doch konnte er es nicht konkret erfassen, weil er nun die Worte an Avana richtete und deshalb diesen Faden verlor. „Hochgeboren, es ist gut dass Ihr wieder hier seid und zusammen mit dem Junker zu Eradanswacht die Elfen überzeugen konntet.“, er schenkte der Taladan noch einen prüfenden, schwer zu deutenden aber intensiven Blick, den sie gleichermaßen aus diesen faszinierenden bernsteinfarbenen Augen erwiderte, bevor sie auch ihm die Hand auf den Schwertarm legte. „Habt Dank für Eure Worte und Euren Eid, Ritter Fentûr. Die Baronin wird euch ebenso Schutz und Beistand gewähren und Eure Treue erwidern.“ Sie lächelte kurz ihrer Tochter zu, dann sah sie wieder zu Melchor. „Und auf die Elfen werde ich später noch zu sprechen kommen. Habt Dank fürs Erste.“ Er drehte sich um und schritt zu seinem Platz zurück. Dass er mit keinem Wort die Treue als Ritter der Schwarzen Distel erwähnte, würde die Wenigsten in der Halle verwundert haben. War dieses Thema doch ein offenes, nun da der Lanzenbund Aiwiallsfest ohne Lanzenbundmeister auskommen musste. Melchor schritt an seinen Platz zurück und blickte noch einmal auf die Stelle über den Dais, die eben seine Aufmerksamkeit erregt hatte. „Ja, mir ist es auch schon aufgefallen.“ war in diesem Moment die leise fast flüsternde Stimme von Bellianore zu hören. „Das Schwert unterhalb des Wappens fehlt. Es war das Geschenk von Artghal Fenwasian an Kaigh als dieser gekrönt wurde.“ Melchor wollte sich am liebsten mit der Hand gegen den Kopf schlagen, weil es ihm nun auch wieder in den Sinn kam. Er erinnerte sich aber daran, dass hier gerade wichtiges vorging und sagte stattdessen nur leise. „Ja, richtig ein reich verziertes Schwert mit grünen Heft und rötlicher Klinge. Ein altes Beutestück des Haus Fenwasian.“ Er nickte sich noch einmal selbst zu und schaute dann wieder stumm der Szenerie zu. Während Melchor sich leise bestätigte und Rhys zurück zu seinem Platz ging, strebten nach und nach weitere Vasallen zum Haselnussthron, um der jung geborenen Baronin den Eid zu leisten, die Treue und die Vasallendienste zu versichern. Stets tat es Avana, im Namen ihrer Tochter, ihnen gleich und versicherte ebenfalls Treue und Schutz, wie es sich für den Lehnsherrn geziemt. Erst kamen die weiteren Familienmitglieder des Niederadels, dann auch die Höflinge der Burg. Doch außer Bellianore, als Tochter des Junkers zu Eradanswacht, die wie ihr Vater ebenfalls Avana die Treue versicherte, wollte keiner diesem Schwur des Belenduir folgen. Alle schworen nur auf die junge Baronin Ailya und ihr Haus. Offensichtlich wollte man sich zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht positionieren und es sich gegebenenfalls mit einem Vormund oder Vogt der anstelle von Ailya herrschen würde, zu verscherzen. Und da kamen neben der Baronswitwe vor allem Burunian, als Bruder des verstorbenen Barons, und Aereborn Fenwasian, der Onkel und älteste im Familienzweig der Aiwiallsfester Disteln, in Betracht. Oder der Graf entschied ganz anders und überließ einem ihm Vertrauten die Verwaltung des Haselnussthrones. Und über allem schwebte ja auch noch die Forderung der Ailill ni Niamrod nach der Krone der Baronie. Sie hatte eigentlich kaum Zuspruch innerhalb von Aiwiallsfest. Außer der Junkersfamilie Flanarag, die einst von ihrer Mutter belehnt worden war, gab es keine Sippe die ihr zuneigte. Aber der letzte Umstand war spannend in der Hinsicht, was der Junker Benwir ui Flanarag nach seiner Rückkehr aus dem Osten tun würde. Würde auch er den Eid der neugeborenen Baronin leisten?

Der Hohe Herr Bruun Ahawar leistete abschließend keinen Treueeid dem Haselnussthron, denn er war alleine der Getreue Leibritter der Baronswitwe und damit nur ihr verpflichtet. Aber er erneuerte seinen Schwur Avana Taladan gegenüber und schloss hierbei ihre Tochter mit ein, die er ebenfalls mit Leib und Leben beschützen wolle. Avana bedachte auch ihn mit einem warmen Lächeln und dankte ihm für seine Treue, derer auch Ailya sich Gewiss sein konnte. Dann bat sie alle, zurück an den Tisch zu kehren, um noch einmal gemeinsam auf die kleine Baronin anzustoßen und ihr und Aiwiallsfest eine friedvolle Zeit zu wünschen. Die Frage des kommenden Vogt schwebte aber noch immer in so manchen Kopf herum und Avana erhob erneut die Stimme, um der unausgesprochenen Frage nachzugehen. „Das Thema der Vormundschaft und vorübergehenden Regentschaft wird sicherlich beim kommenden Distelrat geklärt. Doch wisset, dass ich als Baroninnenmutter und Baronswitwe die Belange meiner Tochter zum Wohl der Baronie vertreten möchte, im Sinne Kaighs, der dieses Land zu meiner Heimat machte. Sie bedachte Berwyn und Bellianore mit einem warmen Lächeln, bevor sie fortfuhr. „Ich hoffe, dass ihr dann ebenso treu zu mir, wie zu meiner hochgeborenen Tochter stehen werdet.“ Sie erwartete keine Antwort hierauf und fuhr kurz darauf mit einem weiteren Thema fort:

Die Forderung der Elfen sich um die Quelle des Gleichgewichts und damit um den Turm Durras Ordrim zu kümmern. Die Forderung des Alten Volkes war bereits nahe des Grünschattens, unter anderem Melchor Fentûr gegenüber, ausgesprochen worden und nun war sie noch einmal sowohl der Baronswitwe Avana, als auch dem Junker Belenduir, der sie abgeholt hatte, eindringlich vorgetragen worden. So wurde aus den Anwesenden eine Gruppe bestimmt, die am nächsten Morgen in Richtung Norden, zur Grenze der Baronie Fairnhain aufbrechen sollte.