Fuxwalden (1044) - Neue Bande Teil 02: In Windtrutz

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16. Firun, In Windtrutz

Das Alveranszelt war bleigrau und der Beleman schneidend als Faolyn zur zweiten Praiosstunde auf das Zeichen des Akoluthen hin vor den Baron trat. Viele Einwohner von Dorf und Burg verfolgten das Versprechen auf dem recht großzügigen Marktplatz von Windtrutz, darunter auch die beiden Gefolgsleute des Bredenhagers.

Faolyn ui Niamrod hatte sich zu diesem Zweck in die Farben seines Hauses gekeidet und auf seiner Brust prangten die drei Wölfe der Niamrod. Die Stiefel waren blank poliert und sein Schwert steckte gut geölt in der frisch gewachsten Lederscheide an seiner Seite. Es gelang dem Ritter, besser als erwartet, die vielen Menschen auszublenden. Er sah Jaran mit fester Miene für einen langen Augenblick in die Augen, bevor er sich auf ein Knie sinken ließ.

„Bei der Ehre des Hauses Niamrod”, setzte er mit fester Stimme an, “gelobe ich, Faolyn ui Niamrod, im Namen von Wulfgrimm ui Niamrod für das Haus Niamrod und allen uns Verpflichteten, Lehnstreue und Gefolgschaft für all unseren Besitz in Fuxwalden. Als Lehnsmänner werden wir alle Lehnspflichten Euch, dem Baron von Fuxwalden, gegenüber als Lehnsherr treu und gewissenhaft erfüllen.“
Nach diesen Worten senkte er demütig den Blick und wartete, dass der Baron den Eid akzeptierte.

Jaran von Schwarzenklamm hatte wenig außer den weiteren Lehnspflichten und der traditionellen Abschlussformel hinzuzufügen.
„Also schwört Ihr mir mit Eurer Lehnstreue und Gefolgschaft auch Rat und Tat - auf die Zwölfe, die Ehre und alles was Ihr liebt und was Euch heilig ist, Faolyn ui Niamrod?“

Faolyn überlegte kurz, ob dieser Zusatz einen Fallstrick in sich barg, konnte dergleichen aber nicht erkennen und schob seine Bedenken beiseite. “Das gelobe ich“, antwortete er daher feierlich.

„Dann erhebt Euch für die Zeit Eurer Anwesenheit als Vogt von Karrnheide, Wohlgeboren. Und das Rittergut soll, solange von Eurer Seite die Bedingungen erfüllt werden, im Besitz Eurer Familie sein. Euer Oheim wird der Ritter des Gutes sein, sobald er einen eigenen Schwur leistet“, schloss der Baron von Fuxwalden und nickte Leodegard zu.

„Bei der Heimwächterin und für Fuxwalden!“, rief der stämmige Akoluth und vielstimmig schallte es zurück. „So sei es!“


Gedanken - Faolyn

Faolyn ui Niamrod hatte sich auf eine der Sitzmöglichkeiten der Schießkammer nieder gelassen und hing seinen Gedanken nach, während sein Blick durch die Schießscharten in die Ferne glitt, um das Meer zu sehen.

Hatte es ihn auch anfänglich keine Ruhe gelassen, dass er für die Verspätung keine Erklärung hatte, war der Entschluss die Sache ruhen zu lassen, in ihm genügend gereift, um seine Rückkehr in Baumwassern abzuwarten, zumal der Baron dies - so hoffte er - ebenso hielt.

Sollte er seinem Oheim bereits jetzt Kunde schicken, dass die vorläufige Übernahme dieses Karrnheide erfolgt war?

Karrnheide, das hörte sich schon vom Namen her recht öde an. Ob es dort überhaupt Dörfer gab? Alles was Faolyn bisher herausbekommen hatte, war, dass es sich westlich von hier zwischen zwei Wäldern befinden sollte. Von denen einer Geister schon im Namen trug und der andere Räubern als Unterschlupf diente.

Wieder versuchte er, das Meer zu finden, doch das bleierne Grau wollte nicht weichen.

Von was die Menschen dort wohl lebten? Lebte dort überhaupt jemand? Vielleicht hatte der Schwarzenklamm seinen Oheim nur genarrt und er würde sich nun zum Gespött machen. Ob es dort überhaupt so etwas wie feste Gebäude gab? Er sah sich schon in Höhlen oder Erdlöchern sein Leben fristen.
“Abwarten Faolyn. Abwarten.” ermahnte er sich selbst.


Gedanken - Éirne

Bedacht entkleidete sich die Waffenmeisterin nach dem ereignisreichen Tag, streifte sich den Wappenrock ab und schüttelte dann das Kettenhemd vom Gambeson. Da sie noch keinen eigenen Pagen oder Knappen hatte, war sie vertraut, alles alleine zu tun und hatte häufig das Gefühl, dass es selbst mit der Hilfe von Lughaid oder Caradoc nicht unbedingt viel schneller ging.

Sie seufzte leise. Auch der junge Dienstritter aus Bredenhag kam ihr manchmal so unbedacht und unerfahren vor wie ein Knappe, aber vielleicht war das nur sein Mangel an Verantwortungsbewusstsein und Weitblick.
Eines zumindest konnte er: reden - und besonders gut improvisieren. Jemand, der sich trotz schlechter Ausgangslage - Éirne konnte sich keinen vernünftigen Grund vorstellen, warum der Landvogt seinen Neffen so schlecht unterrichtet hatte und warum umgekehrt Faolyn fast vorsätzlich in Unkenntnis geblieben war - so gut versuchte, zu verkaufen, durfte nicht unterschätzt werden.