Die Schlacht im Bärenwald - Teil 10: Der Hinterhalt

Aus AlberniaWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Baron von Wallersrain winkte Hauptmann Ebersberg heran, der an der Spitze des Zuges dafür Sorge trug, dass die Marschordnung eingehalten wurde.
"Mehr als die Hälfte des Waldes dürften wir bereits hinter uns haben", begann der Baron ungehalten die Lagebesprechung im Sattel.
"Bisher war alles ruhig, fast schon zu ruhig für meinen Geschmack. Ritter Gerwulf Fendahal der die Umgebung gen Firun weiter erkunden und sichern sollte, ist bereits seit einem halben Stundenglase überfällig. Langsam", unterbrach der Weidener Mitten im Satz seine Ausführungen, da diese von einem lauthals gerufenen "Hinterhalt!" unterbrochen wurden. Instinktiv riss der schwer gerüstete Mann seinen Schild hoch. Mehrere schmerzverzerrte Aufschreie folgten einen Wimpernschlag später. Neben dem Baron glitt ein Berittener leblos zu Boden, ein Pfeil ragte aus seinem Hals.

"Schilde!" entfuhr es Hagunald von Ebersberg, der alle Hände voll damit zu tun hatte sein Pferd unter Kontrolle zu halten, augenscheinlich war auch sein Ross von einem Pfeil getroffen worden. Mit einer raschen Bewegung seiner Rechten brach er einen zweiten Pfeil ab, der sich tief in seinen Wappenschild gebohrt hatte, ehe er seine Klinge zog. Ein zweiter Pfeilhagel ließ erahnen, dass sie hauptsächlich von einer Seite aus bestrichen wurden, von dem Hügel zu ihrer Rechten.
"Formiert euch und ergreift mir dieses feige Pack!" Noch ehe der laut gebellte Befehl des Falk von der Steinau verhallte, löste sich aus dem Unterholz der gegenüberliegenden Hangseite, ein größerer Haufen Fußkämpfer in Bannerstärke. Mit Ruß verschmierten Gesichtern, grimmigem Fratzenspiel und zuversichtlich umklammerten Speeren, rannten sie wild brüllend hangabwärts auf die Mitte des über zwei Banner zählenden gegnerischen Heerzuges zu. "Für Albernia und Bockshag!" erschall es aus den Reihen der Angreifer, die in der Unterzahl waren, aber das Überraschungsmoment auf Ihrer Seite wussten.

Die ersten Kämpfer hatten den Feind erreicht. Kampfeslärm erfüllte den Wald. Wenige Herzschläge später erklang von Firun her ein dumpf klingender Hornstoß und ließ so manchen aus den Reihen der Wallersrainer Landwehr sorgenvoll aufhorchen. Wieder ging ein Pfeilhagel auf die Vorhut der Eindringlinge nieder. Dieser gestaltete sich aber weniger effektiv als die ersten beiden. Sogleich war das Donnern von herannahenden Hufen zu vernehmen. Von Firun her preschten acht Ritter und ein gutes Dutzend berittener Waffenknechte heran. Dem in der Heraldik bewanderten Zeugen dieses furchtlosen Reiterangriffes, gaben die Wappen auf den Waffenröcken und Schilden Aufschluss über deren Träger. So erkannte man allen voran die Farben von Haus Bennain, aber auch die drei weißen Kronen auf blauem Grund und den weißen Löwen von Haus Stepahan.

Efferlil ni Bennain ließ ihren Blick ein letztes Mal durch die Reihen der Untergebenen und Verbündeten schweifen die mit ihr gemeinsam in vollem Galopp geradewegs auf das Zentrum der Feinde zuhielten. Zu ihrer Rechten ritt ihr langjähriger Vertrauter Ritter Gwyndan ui Beornsfaire, der sich bisweilen um die Angelegenheiten der Baronie kümmerte, solange sie und ihr Gatte Praiowyn nicht vor Ort verweilten. Neben diesem zwei weitere Ritter aus Bockshag, gute und zuverlässige Streiter. Zu ihrer Linken galoppierte auf gleicher Höhe der Ritter der Krone Carnagh ui Llud, die drei weißen Kronen prangten weithin sichtbar auf seiner Brust. Dieser Flügel wurde von den Rittern Cailean Stepahan, Rhéged Taladan und Morgan Kerkall vervollständigt.

Langsam senkten sich die Kriegslanzen der Ritter und wenige Herzschläge später donnerten die schwer gepanzerten Männer und Frauen in die überraschten Reihen. Einige Lanzenschäfte splitterten, die Wucht des Aufpralls schleuderte mehrere Wallersrainer Soldaten zu Boden, die leichter gerüsteten Waffenknechte nutzten die Bresche, die die Ritter in die Reihen der Feinde geschlagen hatten um ihrerseits mit gezückten Klingenwaffen nachzusetzen. Einige Männer und Frauen fielen rasch unter dem wuchtigen Angriff, ehe sich das Vorankommen der Vorstoßenden drastisch verringerte und der Reiterangriff erlahmte. Der Baronin von Bockshag war es gelungen die ersten Reihen des Zuges zu durchbrechen und auf wenige Schritte an Falk von der Steinau heranzukommen.

Die Bockshager Spießträger und ein Großteil der unter Weibelin Merowyn kämpfenden Landwehr waren bereits in schwere Kämpfe verwickelt und sahen sich zudem zahlreichen berittenen Gegnern gegenüber, welche die Nachhut gebildet hatten. Es war gewiss, dass sie diesen Kämpfern nicht gewachsen waren und ihr Blutzoll sehr hoch sein würde. Zudem erklommen ein gutes Dutzend leicht gerüsteter Mannen und Frauen des Fußvolkes, dem Befehl von Ritter Wulfwin von Tannegrund folgend, den Hang mit den Schützen, um diese davon abzuhalten ein weiteres Mal den Heerzug mit Pfeilen zu bestreichen, indem sie sie in Zweikämpfe verwickelten.

Der Baron von Wallersrain schrie weitere Ordnungsbefehle über das Schlachtfeld, um der unübersichtlichen Lage wieder Herr zu werden. Als er der anstürmenden Ritter gewahr wurde und unter ihnen einen Ritter der Krone an ihrer Spitze ausmachte, befahl er seinen Vasallen die Kräfte zu bündeln um diesen Mann zu Fall zu bringen. Er wusste, dass die Moral der Angreifer einen schweren, entscheidenden Schlag erleiden würde, wenn es ihm gelänge den Anführer zu bezwingen. So war es vielleicht nicht weiter verwunderlich, dass er in der Hitze des Gefechts den Kronenritter mit dem Schild des Hauses Llud, mit seinem Vetter, dem Bockshager Baron verwechselte. Von der Statur her waren sich beide recht ähnlich, das Visier des Helmes war geschlossen und wen sonst als den verwegenen Baron Praiowyn ui Llud selbst mochte man in der vordersten Reihe der Angreifer vermuten.

Das Schnalzen mehrerer Armbrustsehnen ging im Lärm des Schlachtgetümmels unter, die Wirkung der treffenden Bolzen allerdings war verheerend. Einer der Bolzen blieb im schweren Reiterschild des Kronenritters stecken, der mittlerweile sein Langschwert gezogen hatte und im Nahkampf mit einigen feindlichen Kämpfern focht. Zwei weitere Geschosse fanden ihr Ziel, eines traf die Schulter des Waffenarms, das Zweite drang in der Bauchregion durch das Kettengeflecht und ließ den Ritter laut aufstöhnen. Sichtlich verwundet, gelang es ihm nicht mehr die Klinge rechtzeitig zur Parade zu erheben. Die Axt des Gegners drang mit unverminderter Wucht in seine ungedeckte schildabgewandte Seite. Der rechte Fuß glitt aus dem Steigbügel und die Kraft die der Angreifer in den Hieb gelegt hatte ließ den Ritter todgeweiht zu Boden stürzen.

Der Kampf hatte nunmehr begonnen. Die Leute des Herrn von der Steinau hatte nicht den ersten Pfeil von der Sehne gelassen, nicht als erste die Schwerter gezogen, aber doch war es offensichtlich, dass sie den Kampf letztlich provoziert, herausgefordert hatten mit dem Zug nach Bockshag. Linnart hatte es nicht anders erwartet. Der Überfall kam zwar überraschend, auch für ihn, doch ein Kampf war seit dem Aufbruch unvermeidlich gewesen. Er hatte sich im Zug etwas zurück gehalten, hatte die Deckung durch die Wallersrainer Soldaten zu nutzen gewusst. In den Kampf selbst gedachte er nicht mehr einzugreifen. Nun war vielmehr sein Moment gekommen. Er würde seine Überlegungen in die Tat umsetzen. Die Angreifer schienen zudem abgewehrt zu werden. Die Gelegenheit war günstig, die Lage eindeutig.
Linnart hatte sich auf seinem Ross nahe an den Baron heran gewagt, heran gekämpft. Es war gefährlich, denn er ritt nahe am Feind. Dennoch glaubte er hier ein einfach Spiel zu haben.
Er hatte seine Waffe gezogen und hielt nun auf den Baron von Wallersrain zu. Er wusste was er tat, davon war er überzeugt. Er würde ihn hier und jetzt des Kommandos entheben. Der Baron hatte sich zwar nur gegen einen Hinterhalt zu Wehr gesetzt, doch diesen letztlich herausgefordert. Linnart sah sich im Recht hier nun im Namen der Kaiserin das Kommando an sich zu reißen. "Baron Falk von der Steinau, Herr über die Lande Wallersrain! Hiermit entheben ich...", ächzte der Baron aus den Nordmarken schmerzverzehrt auf. Denn mehr brachte Linnart nicht über seine Lippen. Es war ihm unmöglich das Wort oder gar den Satz zu beenden. Ein lähmendes Gefühl breitete sich in seinem Körper aus. Ein Schwindelgefühl benebelte seine Sinne. Er spürte nicht mehr seine Glieder und sein Augenlicht trübte sich langsam ein. Der Geschmack von Eisen legte sich auf seine Zunge. Der Baron von Wallersrain hatte Recht behalten. Linnart hatte wenig Erfahrung im Gefecht gehabt und die Gefahren unterschätzt. Es war wenig klug, mehr als töricht sich mit gezogener Waffe hinter den von Getreuen umringten Baron von Wallersrain zu stellen und die Spitze seines Schwerts auf dessen Rücken zu legen.

Die Baronin, die sich ob der Schnelligkeit der sich überschlagenden Ereignisse nicht im Stande sah dem Ritter der Krone beizustehen, focht ihrerseits tapfer gegen mehrere Gegner, schon aus einigen kleineren Wunden blutend. Ebenso taten es ihr die anderen Ritter und die Waffenknechte gleich, die sich bald von mehreren Feinden umringt sahen, von dem Ritter der Krone Carnagh ui Llud war im Kampfgetümmel nichts mehr zu sehen. Es schien als witterte der Baron von Wallersrain, der bisher noch nicht aktiv in die Kämpfe eingegriffen hatte, seine Siegesaussicht hier und heute zu Ruhm und Ehre zu gelangen und so überwand er selbst die letzten Schritte zur verbliebenen Kontrahentin geschwind mit den Eisensporen in der Flanke seines Rosses. Efferlil hatte soeben einen in Leder gerüsteten Kämpfer bezwungen, als sie sich plötzlich dem Baron von Wallersrain gegenüber sah. Funkten stoben, als sich der Stahl der beiden Waffen ineinander verbiss. Die Baronin von Bockshag war eine der wenigen Angreifer, die sich noch auf dem Pferd gehalten hatte. Es entbrannte ein hitziges Gefecht zwischen den beiden Streitern; die Lehren der Herrin Rondra achtend griff niemand der umstehend Streitenden in den Reiterkampf ein. Fast schien es als wichen die Kämpfer beider Lager ehrfurchtsvoll vom Kampfplatz der beiden Anführer zurück und hielten den Atem an.

Zuerst schien die Baronin Efferlil dem Vasallen von Jast Irian Crumold überlegen, sie bedrängte ihn mit mehren wuchtigen Hieben und konnte auch alsbald einige Treffer landen, doch hatten das vorangegangene Gefecht und die Verwundungen die Bockshagerin schon geschwächt und so wurden ihre Bewegungen zusehends langsamer und immer wieder tat sich eine Lücke in ihrer Deckung auf, die Falk von der Steinau zu nutzen wusste.

Ein unglücklich vom Schild abgleitender Treffer traf das Ross der Baronin, dieses bäumte sich auf beide Hinterläufe auf, Efferlil versucht noch sich am Rücken ihres Pferdes fest zu halten, doch mit dem Schild in der Linken und dem Schwert in der Rechten fand sie nicht mehr rechtzeitig Halt und so stürzte sie schwer zu Boden.
Falk von der Steinau glitt ebenfalls aus dem Sattel. In der Zwischenzeit war die Baronin von Bockshag wieder auf die Beine gekommen, die zusammengebissenen Zähne des schmerzverzerrten Gesichtes halfen ihr den Schmerz zu unterdrücken, der von ihrem Standbein ausging.
Sie war sich dessen bewusst, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde, aus zu vielen Wunden rann ihr der Lebenssaft aus dem Leib und sie fühlte eine bleierne Schwere, die sich nach und nach ihrem Schildarm bemächtigte. Sie ließ den Schild vom Arm gleiten, warf ihn achtlos zur Seite und legte all ihre Kraft in einen finalen Ausfall, der den Gegner mehrere Schritt zurückdrängte. Stahl blitzte auf als sie die Klinge hoch erhob, den Griff mit beiden Händen umfassend und senkrecht von oben herab auf den Angreifer niederfahren ließ. Der Schulterpanzer des Ritter barst ob der Wucht des Streiches, das Kettengeflecht riss auf und das Schwert drang durch das Schlüsselbein einen halben Spann tief in den Oberkörper des Mannes. Dieser taumelte nach hinten und sackte bar jeder Waffe auf die Knie.
Ungläubig umfasste Efferlil die Fehlschärfe des Schwertes, das aus ihrer Brust ragte. Zu offensiv war ihr letzter Hieb des Ausfalls gewesen, die Baronin hatte ihre Verteidigung sträflich vernachlässigt und war dem raschen Gegenangriff des Ritters schutzlos ausgeliefert gewesen. Blut quoll ihr aus dem Mund und sickerte durch den Bockshager Wappenrock. Die Zeit schien für einen Augenblick still zu stehen, ehe die Baronin wie vom Blitz getroffen zusammenbrach und regungslos am Boden liegen blieb.