Die Schlacht im Bärenwald - Teil 11: Tod und Verderben

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Eine verhängnisvolle Entscheidung

Ungläubig starrten die Streiter beider Seiten auf die zu Boden gesackten Anführer. Überall roch es nach Blut und anderen Körpersäften. So manch unerfahrener Kämpfer wandte sich unter dem entsetzlichen Eindruck des tödlichen Zweikampfes zur heillosen Flucht - beseelt durch die Hoffnung der gegnerischen Klinge zu entrinnen und nicht das kummervolle Schicksal der beiden Befehlshaber zu teilen. Nur Wenigen gelang so tatsächlich die unversehrte Absetzung aus dem Zentrum des widerentflammten Klingensturms. Andere versuchten die Reihen mit kühler Gleichgültigkeit zu ordnen und den Tag doch noch für ihre Seite zu entscheiden.
Mit angeschlagener Stimme übertönte Ritter Gwyndan ui Beornsfaire als erster den Kampflärm und wandte sich an den neben ihm fechtenden Streiter.
"Ritter Cailean, wir müssen zu ihr! Das verlangen Anstand und Sitte!" Der Angesprochene sah für einen Augenblick über die Kampfstätte. Mit dem Tod der Baronin von Bockshag und dem des Kronenritters Carnagh ui Llud, hatte Rondra bereits vier Ritter der ihren zu sich befohlen.
Gut die Hälfte der mit ihnen angreifenden Männer war ebenfalls gefallen, oder Borons Hallen näher als dem Leben. Aber auch der Gegner hatte durch Pfeilsalven, Sturmangriff und Handgemenge bereits hohe Verluste erlitten. Zu seiner Linken kämpfte Herr Rhéged am Fuße des Bognerhügels mit dem Mut der Verzweiflung gegen drei Gegner, sein rechtes Bein dabei mühsam nachziehend. Er wirkte erschöpft und seine Bewegungen wurden allmählich langsamer. Cailean wusste, dass der Ritter mit seinem Einsatz zumindest den Bogenschützen die noch nicht geflohen oder gefallen waren, Zeit verschaffte. Zeit um ein weiteres Mal die Sehnen zu spannen. Viele konnten es nicht mehr sein. Nur Morgan Kerkall, Ritter Gwyndan und er selbst kämpften noch hoch zu Ross. Cailean sah den pflichtgetreuen Gwyndan eindringlich an: "Das ist Wahnsinn, Ihr werdet dabei nichts als den Tod finden. Eure Herrin ist …", kreischend schrammte ein gegnerischer Speerschaft über seinen gerade noch so eben hochgerissenen Wappenschild und verfehlte ihn nur um Haaresbreite, ehe sich die Speerklinge irgendwo hinter ihm in den Wacholderweg grub. Sein Streitross stieg abrupt auf die Hinterläufe und trat mit den Vorderhufen wiehernd in die Luft. Der Ritter drohte aufgrund seiner Unaufmerksamkeit ins Verderben zu stürzen.

Auf dem Wacholderweg

Es stand schlecht um Merowyns Haufen, der neben den wenigen Landwehrveteranen zumeist aus unerfahrener Stadtwehr bestand, die unter den Eindrücken der Schlacht nicht viel nützlicher waren als die gepresste Landwehr aus Wallersrain. So war es nur dem großen Geschick der Weibelin zuzuschreiben, dass sich ihre Leute so tapfer behaupteten und den zahlreichen Feinden so lange zusetzten. Immerhin hatte ihre Angriffswelle mit ihrem erzürnten Geschrei und dem seltsamen Mummenschanz einen Teil der gegnerischen Landwehr in die Flucht geschlagen, noch ehe diese überhaupt begriffen, dass sie nicht unheimliche Waldgeister waren.
Merowyn sah von einer etwas erhöhten Position über die Kampfstätte. Auch der Sturmangriff der Baronin war vollständig zum erliegen gekommen und von ihrer Herrin fehlte jede Spur. Auf dieser Stelle des Schlachtfeldes konnten sie nichts mehr ausrichten. Merowyn konnte deutlich spüren, dass die Brandung ihres Überraschungsangriffes inzwischen auf den Schilden der Verteidiger zerschellt war. Sie war keine Schlächterin und wusste was sie ihren Mannen und Frauen abverlangen konnte und was deren Fähigkeiten überstieg. Wollte sie noch einen ihren am heutigen Tage lebend sehen, galt es sich nun in den Wald zurück zuziehen.
"Sammelt Euch um mich!", schrie sie lautstark ihren Mannen zu.

In größter Bedrängnis

Ein einmal gestürzter Ritter glich einer auf dem Rücken liegenden Schildkröte und war genau wie diese, in seiner plumpen Unbeholfenheit, in größter Not und Gefahr. Das einfache Fußvolk hatte so leichtes Spiel die weniger geschützten Stellen in der Platte zu finden und ihre Klingen dort tief durch Kette und Unterkleidung zu treiben. Cailean Stepahan konnte sich einstweilen zum Preis seines zu Boden gefallenen Schwertes im Sattel behaupten. Der Speerwerfer versuchte sich diese Gelegenheit zu Nutze zu machen und den Ritter Hals über Kopf vom Pferd zu ziehen. Nach einem gewaltigen Schlag des schildbewehrten Armes und einem kurzen aber heftigen Aufschrei, fiel der kräftige Angreifer mit blutüberströmtem Kopf bewegungslos in den Straßenstaub. Sogleich sah sich Cailean einer neuen Kämpferin gegenüber. Ihre Augen funkelten ihn hasserfüllt an. Offenbar vom leichtsinnigen Beispiel ihres Kameraden gewarnt, blieb diese auf respektvollen Abstand. Aus dem Augenwinkel nahm Cailean war, dass auch Ritter Gwyndan schwer bedrängt wurde und ihm nicht zur Hilfe eilen konnte.

Der Gegenangriff

"Ihnen nach. Treibt diese hinterhältigen Hunde zurück in die Wälder!" Ritter Gerwulf Fendahal war es gelungen den Überraschungsangriff der feindlichen Fußkämpfer mit der von ihm herangeführten Reiterschar, welche die Flanken sicherten und die Nachhut gebildet hatte, zurückzuschlagen. Seine Halbschwadron war längst zum Gegenangriff übergegangen. Der Ritter hielt für einen Augenblick inne. Nicht nur er hörte deutlich ein Trommelsignal von der dicht bewaldeten Hügelkuppe zu seiner Linken, von der aus der Angriff dieser schwarzgesichtigen Schergen vorgetragen wurde, sondern auch der Feind, der sich anstellte in die Wälder zu flüchten. Offenbar zogen sich die feigen Bastarde zurück. Solange sie nicht das Unterholz erreichen, sind sie leichte Beute. Gerwulf Fendahal riss die Zügel herum. "Männer, zeigt ihnen aus welchem Holz Eure Lanzen sind. Zum Angriff!"

Der bedrängte Löwe

Immer wieder versuchte seine Gegnerin mit ihrem langen Spieß nach ihm und seinem Pferd zu stechen und Cailean parierte Mal für Mal ihre gezielten Angriffe mit dem Schildarm, während seine Rechte nach dem Griff seines am Sattel befestigten Kurzschwertes griff. Zu spät durchschaute er den Angriff der erfahrenen Speerträgerin der vordergründig seinem Haupte galt und vernachlässigte so den Schutz seines linken Beines. Verdammte Finte! Ein gewaltiger Schmerz breitete sich wellenartig von seinem Oberschenkel über seinen gesamten Körper aus, vertrieb jeden weiteren Gedanken und presste ihm die Luft aus den Lungen. Für einen Augenblick war alles um ihn herum in Zwielicht getaucht.

Herr Rhéged und Herr Morgan

Die Muskelkraft seines rechten Beines hatte Rhéged Taladan den pflichtschuldigen Dienst verweigert. Er musste sich mit dem Rücken an einen moosbewachsenen Baum drücken und sein Gewicht auf das Linke unversehrte Bein verlagern, um so sein Verwundetes zu schonen. Vor ihm lagen zwei erschlagene Gegner. Der Dritte war geflüchtet. Er hätte nicht obsiegt und läge wohl an ihrer statt leblos auf dem harten Untergrund, wenn ihm nicht Morgan Kerkall unverhofft beigestanden hätte. Rhéged lächelte selbstbewusst hinauf zu seinem alten Freund, der rasch vom Pferd stieg. "Hab dank. Gerade im rechten Moment." Der ältere Weiße Löwe musterte seinen verletzten Gefährten.
"Ich hatte nur einen guten Überblick. Kannst Du laufen?" Rhéged hielt die Luft an, biss sich auf die Zähne und machte einen Schritt auf Morgan zu, um dann selbstsicher zu entgegnen: "So gut wie Du!" Dessen Stirn legte sich in Falten, wie sie es immer tat wenn er seinem Gegenüber nicht über den Weg traute. Rhéged spürte Morgans Zweifel und versuchte diese frohgemut zu übergehen: "Du hättest mich auch gleich fragen können wie die Dinge stehen", grinste Rhéged selbstbewusst. Den Taladan kannte Morgan Kerkall schon viel zu lange um die unterdrückte Qual aus dessen Stimme oder Bewegung nicht zu vernehmen. Für Rhéged lagen offenbar die Begriffe Schmerz und Scherz zu nahe beisammen.
"Du Narr! Spar Dir Deinen Atem. Ich habe Dich kämpfen sehen. Nimm mein Pferd und sammle die Unsrigen. Sei tapfer im Sattel, oder willst Du auf dem Boden zum Krüppel werden? Tod mein Freund wirst Du niemand etwas nützen."br> Der verwundete Taladan lenkte endlich ein, nickte stumm und ließ sich auf das Pferd helfen. Er kannte nur Wenige in Draustein die es im Waffenhandwerk mit Morgan aufnehmen konnten und noch weniger die auf dem Schlachtfeld dessen Ruhe, Gelassenheit und Erfahrung besaßen. Für Morgan schien der aufregende Schwertgang über das Schlachtfeld so selbstverständlich zu sein wie die Luft zum Atmen. Heil Denen, die solche Freunde haben, dachte Rhéged stumm.

Lebenszeichen

Als Hagunald von Ebersberg eines kurzen Aufbäumens seines für Tod befundenen Herrn gewahr wurde, wich auch die bleierne Schwere aus dessen Gliedern und erfüllte sein Herz mit neuer Zuversicht.
"Bildet einen Schildwall ihr Hundesöhne und folgt mir nach!" Wenig später war es dem alten Veteranen gelungen mit zehn Waffenknechten an seiner Seite, zu dem schwerverletzten Baron vorzudringen und die Stätte des Zweikampfes zu beschirmen.

Letzte Gedanken

Mit einem wütenden Aufbrüllen fasste sich Cailean mit dem panzerbewehrten Handschuh des Schildarmes an die Schmerzensstelle, bekam aber die Stangenwaffe nicht zu fassen und rutsche auf dem blutverschmierten Schaft ab. In diesem Augenblick zog die geschickte Speerträgerin die Waffe zurück und trennte dem Ritter zwei Finger ab. Fast ohnmächtig vor Schmerzen gelang es diesem endlich mit seiner Rechten nach dem Kurzschwert zu greifen und schleuderte die Klinge als letzten Ausweg auf die überraschte Gegnerin. Diese brach augenblicklich zusammen. Über Caileans schmerzverzehrtem Antlitz liefen Tränen. Er sah durch einen unwirtlichen Schleier zu Ritter Gwyndan hinüber und umklammerte mit der Rechten seine verstümmelte Hand. Der Ritter hatte sich gerade seines berittenen Gegners entledigt und war ebenfalls auf dem Rücken seines Streitrosses verblieben. Gwyndan ui Beornsfairne nickt dem Stepahan wortlos zu und gab dann seinem Pferd die Sporen. Cailean gedachte seiner drei Kinder: Bérynn, Thalania und Talena.

Holt den Feldscher

Die rechte Hand auf die tiefe Wunde gehalten stieß Falk von der Steinau ein klägliches Röcheln hervor. Sein schmerzverzerrtes Gesicht war zum Himmel gerichtet, die Augen angsterfüllt geweitet. Hagunald umfasste die erschlaffte Hand seines Herrn und presste die seine auf die Stelle wo sich die gegnerische Klinge einen blutigen Weg durch Fleisch und Knochen gegraben hatte. Kalter Schweiß stand auf der Stirn des Barons. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte. Kurz sah er zu der Leiche der Bockshager Ritterin hinüber die nur wenige Schritte von ihm entfernt im Gras lag. Dies musste bestimmt die Baronin von Bockshag, die Frau von Praiowyn ui Llud oder eine Anverwandte sein, dachte der Hauptmann.
"Ihr vier kommt mit mir, wir bringen seine Hochgeboren vom Schlachtfeld. Daria Du suchst den Feldscher. Odrud du holst mit den anderen das Schwert des Barons." Auf dem Schlachtfeld war kein Platz für falsche Scham.
"Auf, sputet Euch bevor ihr Gesellschaft bekommt!" Hauptmann Ebersberg deutete mit dem Zeigefinger auf einen Ritter mit rotem Wappenrock und weißem Löwen auf der Brust, der sich rasch näherte.

Können die Götter so grausam sein?

Gwyndan ui Beornsfaire ritt furchtlos auf einen größeren Haufen des Leichten Fußvolkes zu. Fünf von ihnen trugen offenbar den toten Falk von der Steinau von der Zweikampfstätte. Die anderen sechs waren nur vereinzelt in Kampfhandlungen verwickelt. Mehr noch: Einer der Mordbuben machte sich völlig unbehelligt an seiner gefallenen Herrin zu schaffen, in dem er schwer seinen Stiefel auf deren Leichnam stellte und die tödliche Klinge des Falk von der Steinau, aus der Baronin lebloser Brust zog. Hasserfüllt kniff der Ritter seine Augen zusammen und trieb seinem Ross die Eisensporen in die Flanke. Warum sollten die Mannen des Falk von der Steinau das Schwert überhaupt holen, in mitten der Schlacht, wenn nicht … Gwyndan vermochte es nicht auszudenken. Können die Götter so grausam sein?
Mit einem "Für Bockshag und Albernia!" auf den Lippen, ritt der Vogt abermals wutentbrannt unter das ruchlose Pack und erschlug zwei von ihnen mit seinem Schwerte, ehe er durch einen Hakenspießträger unerwartet vom Ross gezogen wurde. Selbiger konnte aber nicht seine Waffe gegen den am Boden liegenden Ritter führen, da dessen Streitross wild um sich trat und sich dem Spießträger todesverachtend entgegenstellte. Trotzdem war Gwyndan in größter Not. Der Sturz war zwar hart gewesen, aber er war glücklicherweise nicht unter das Pferd geraten. Instinktiv nahm Gwyndan seinen Schild schützend vor die Brust. Vor seinem Abgang hielten sich neben dem Spießträger drei weitere Gegner in seiner unmittelbaren Umgebung auf, die in der Zwischenzeit bestimmt schon die Messer wetzten.
Weibelin Odrud reagierte als Erste. Die großgewachsene Kämpferin griff mit ihrer Linken an den Mittelgrat ihres Schwertes, um damit den Klingenort kraftvoll durch das Kettengeflecht des am Boden liegenden Reiters zu treiben. Ächzend schnitt die abgelenkte Klinge über den verstärkten Holzrand des Schildes. Odrud fluchte laut auf, umfasste sogleich mit beiden Händen den Schwertgriff und hieb ungestüm auf den Schutzschild des Ritters ein.
Gwyndan gelang es drei der wuchtigen Schläge durch seinen Schild abzufangen, ehe er unmittelbar vor sich einen grässlichen Aufschrei und das Geräusch von brechenden Knochen hörte. Das Streitross von Cailean Stepahan hatte die ahnungslose Weibelin wuchtig erfasste und sie einige Schritte mitgerissen, ehe Selbige bewegungslos auf dem steinigen Boden des Wacholderwegs liegen blieb. Das Ross des Stepahan kam bei dem Aufprall aber aus dem Tritt und stürzte jäh zu Boden, seinen Reiter unter sich begrabend. Mit angstgeweiteten Augen versuchte das arme Tier sich vergeblich aufzurichten, den leblosen Leib seines Herrn mit sich über den Untergrund schleifend. Morgan Kerkall kam zu spät. Er konnte nur noch hilflos zusehen wie ein Gemeiner wieder und wieder auf Ross und Reiter einhieb. Alles um ihn herum schien plötzlich in der Bewegung zu verharren. So als ob Satinav selbst die Zeit angehalten hätte. Nur für einen flüchtigen Wimpernschlag. Wut stieg in Morgan auf, obwohl er den Ritter selbst nicht allzu gut gekannt hatte. Kein Trugbild, kein Zweifel, es war Gewissheit: Cailean Stepahan war gefallen. Morgan versuchte einen klaren Kopf zu bewahren, indem er all seine Bitterkeit tief in sich verbarg. Hass war ihm im Kampf stets ein falscher Freund gewesen. Er spürte wie seine Lungen förmlich nach Luft rangen und die Erstarrung seiner Umgebung in tausend winzige Splitter zerbarst. Er warf einen flüchtigen Blick zu Ritter Gwyndan, der sich inzwischen aufgerichtet hatte. Offenbar noch benommen von seinem eigenen Sturze und den Wuchtschlägen der niedergerittenen Gegnerin. Gwyndan hob sein Schwert auf, das ganz in seiner Nähe lag, sah sich kurz um und trat sogleich dem Spießträger entgegen, der sein treues Pferd bedrängte. Morgan musste sich sputen, ehe die zwei verbliebenen Kämpfer sich anstellten ihrem Gefährten zu helfen. Ritter Gwyndan stand allein.

Der kühle Zorn des Weißen Löwen

Der Schwertkämpfer der gerade eben noch Cailean Stepahan niedergemacht hatte, fuhr plötzlich herum und zog unsicher den Kopf ein. Offenbar hatte ihn gerade ein Stein getroffen. Auch die andere Kämpferin, die sich so eben noch abgekniet hatte um nach ihrer vom Pferd erfassten Gefährtin zu sehen, merkte plötzlich auf und umfasste ihren Schwertgriff fester. Mit grimmen Blick sah der Soldat einen Mann auf sich zukommen, der den Wappenrock der Weißen Löwen trug. Der Ritter hatte zerzaustes Haar und ein unrasiertes Kinn. An dessen Schläfen hatten sich bereits graue Strähnen eingeschlichen. Die Falten auf der Stirn und um die Augen, die zu kleinen schmalen Schlitzen verengt waren, verrieten dem Soldaten, dass sein Gegenüber wohl die besten Jahre hinter sich hatte. Auf der Schulter des breitschultrigen Ritters, ruhte ein Schwert zu anderthalb Händen. Die beiden Soldaten nickten einander verstehend an und bewegten sich halbkreisförmig auf den Ritter zu. Der Schwertkämpfer fuhr Morgan in spöttischem Tonfall an: "Die Zeit der Löwen ist längst vorüber! Ich verspreche dir, dass wir schnell machen werden. Wirst fast nix spüren, Väterchen." Jede graue Strähne auf Morgans dunklem Haupthaar, war das Ergebnis einer harten Lektion gewesen, die das Leben ihn gelehrt hatte. Er spürte die Zweifel seines Gegenübers und konnte dessen Unsicherheit förmlich mit den Händen greifen. Es war an der Zeit dieses Possenspiel zu beenden. Der Schwertkämpfer stürmte mit einem Brüllen auf Morgan zu. Beide Klingen trafen in hoher Bindung aufeinander. Der Löwenritter ließ mit seiner Rechten augenblicklich den Schwertgriff los, die Waffe nur noch mit der Linken am Nietblock nach oben führend. Die Klinge des Gegners lag auf der Seinen. Im selben Moment setzte Morgan sein rechtes Bein hinter das des Gegners und ließ die Schwertklinge mit seiner Linken geschützt über den Rücken hängen. Mit seiner Rechten umfasste Morgan den Oberkörper des völlig überraschten Soldaten und warf diesen mit einer schnellen Drehbewegung über seine rechte Hüfte. Noch ehe sein Gegner begriff was geschehen war, durchbohrte ihn die Spitze des Anderthalbhänders. Morgan zog sein Schwert zurück und wechselte die Hut. Die sommersprossige Soldatin blickte fassungslos auf ihren am Boden liegenden Kameraden. Zitternd sah sie den Grauen auf sie zufliegen und konnte nicht verstehen, warum sie immer noch so schutzlos da stand und nicht ihre Waffe hob. Diese eiskalten Augen. Im nächsten Moment traf sie etwas in die Seite und ließ alle weiteren Geräusche und Gedanken verstummen. Fragen nach dem warum, wurden augenblicklich umhüllt von einem dunklen Mantel des Vergessens. Die Welt begann sich zu drehen. Es roch mit einem Mal nach Waldblumen und feuchtem Moos. Sie fühlte sich so schwer und wollte nur kurz auf dieser Bettstatt verweilen. Ihre Augen schlossen sich ganz von selbst. Sie war so unendlich müde und hatte nun keine Angst mehr.

Der Sieg ist unser - mein Freund

Morgan Kerkall zog seine Klinge aus dem letzten erschlagenen Waffenknecht der die Farben von Jast Irian Crumold trug. Er wusste nicht mehr wie lange die Schlacht schon weilte. Doch er wusste, dass so mancher rechtschaffene Mann durch sein Schwert gefallen war. Müde wischte er sich das Blut seines letzten Gegners aus den Augen, ehe er sich gedankenvoll an einen Baumstamm am Wegesrand lehnte, um zu Atem zu kommen. Dann legte ihm Ritter Gwyndan ui Beornsfaire die Hand auf die Schuler. Sein Waffenrock war ebenfalls von Blut und Dreck besudelt.
"Der Sieg ist unser - mein Freund. Der Feind flieht in heilloser Unordnung auf dem Wacholderweg zurück nach Bluthain. Bockshag ist gerettet."