Hochzeit auf Burg Krähenfels (1044) Teil 02: Die Ankunft im Jagdlager

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Chronik

29. Travia 1044
Erste Tsastunde: Die Ankunft im Jagdlager

Die Ankunft im Jagdlager

Brendan Aldewen Wappen haus aldewen.png Sinjer Albarung Wappen haus Albarung.png Ioric von Krähenfels Wappen haus kraehenfels.png

Der Junker von Eichengrund war ein eindrucksvoller Mann mit einer Körpergröße von beinahe neuneinhalb Spann, einer breiten Brust, schulterlangem dunklem Haar und einer großen geraden Nase. Er trug ein kostbares Jagdwams aus dunklem braunen Leder, dass von fünf silbernen Schnallen verschlossen und mit einigen Nieten aus Eisen verstärkt war. Neben einem stattlichen Sauspieß führte er ein Kurzschwert und einen breiten Saufänger zum Abfangen von Schwarzwild mit sich.
Ganz in seiner Nähe stieg gerade Herr Ioric von Krähenfels, der Haushofmeister seiner Burg, von seinem Ross, während Brendan zum Pavillon blickte. Seine blauen Augen suchten Gwennafaer.
„Ich werde hier bei deiner Schwester bleiben!“, entschied seine Gemahlin und nahm ihrem Streitross den Sattel ab. Sie waren seit dem letzten Herbst vermählt. Sinjer trug einen langen Umhang aus schwerem braunen Loden mit einem Wolfspelz über der Schulter. Zwischen ihrem Mantel stach das Gehilz ihres Schwertes hervor.
„Du weißt, dass wir dafür Knechte haben?“, bemerkte Brendan stirnrunzelnd, obschon er wusste, dass jeder wohlmeinende Ratschlag vergeblich war. Sein Weib war eine Albarung!
„Natürlich, werde ich ein Auge auf Sie haben“, versprach Sinjer und legte den Sattel über eine Baumwurzel.
„Auf meine Schwester, oder auf Talwen Vialigh?“
Sinjer Albarung schenkte ihrem Gemahl zur Antwort ein schiefes Lächeln und lief dann so nahe an ihm vorbei, dass sie ihn mit ihrer Schulter unweigerlich zur Seite stieß. Brendan blickte ihr kopfschüttelnd nach.
„Mit Dir wird es wohl niemals langweilig“, feixte er leise. Dann sah er zu seinem Gefolgsmann. Der Haushofmeister von Burg Eichengrund war gut gelaunt: der Besuch der Hochzeit bedeutete eine willkommene Pause von den üblichen Pflichten, die er auf dem Sitz seines Dienstherren übernommen hatte. So war in Vorfreude auf die Zerstreuungen von Jagd und Festivitäten ein leises Lächeln auf seinen Lippen zu sehen, während er Spieß, Kurzbogen und Köcher von seinem Pferd löste. Der junge Ritter trug ein waidgrünes Wams, das Wappentier seiner Familie, die Krähe, als Stickerei mit dunklem Garn über dem Herzen. Ein wohlgestutzter Kinnbart sowie kurze, lockige Haare umrahmten sein Gesicht. Am Gürtel mit silbernen Beschlägen trug er ein breites Jagdmesser in einer punzierten Scheide, im Waffengehänge das Langschwert. Für einen Augenblick sah er der Frau Albarung nach, bevor er, seine Jagdwaffen immer noch den Händen, an den Junker heran trat.
“Eure Frau Gemahlin wird uns bei der Jagd nicht begleiten, Wohlgeboren?”
„Sie wird wohl meiner Schwester hier im Jagdlager Gesellschaft leisten“, erklärte Brendan.
„Ich hoffe Ihr werdet Euer Schwert heute nicht brauchen, Herr Ioric. Wir gehen auf eine Jagd nach Schwarzwild und nicht nach Schwarzpelzen!“, verkündete der Junker von Eichengrund mit einem Lächeln auf den Lippen und deutete mit der Linken auf den Schwertgurt seines Gefolgsmannes.
„Aber womöglich war es ja auch ein Fehler, dass ich mein Schwert nicht griffbereit zur Seite habe. Wer weiß schon auf was für unheilige Kreaturen wir hier im Flüsterwald treffen! Ist nicht der Junker von Môranshall irgendwo nördlich von hier im letzten Winter verschollen?“ Für einen Augenblick lag ein Schatten auf Iorics unbeschwerte Miene, dieser verflog aber rasch und er antwortete lächelnd: „Ihr habt mein Wort, das ihr mich nicht mit dem Schwert in der Faust auf der Pirsch sehen werdet.”
Er zuckte mit den Schultern. “Ich bin nicht gerne ohne Klinge, außerhalb fester Mauern.” Für einen Moment schwieg er, dann zuckte er erneut mit den Schultern.
“Was auch immer uns in den Wäldern erwartet, ich stehe euch mit der Waffe beiseite, so nötig.”
Brendan Aldewen ließ den langen Saufänger in seine Linke gleiten und klopfte dann mit der Schwerthand seinem Gefolgsmann anerkennend auf die Schulter: “Ebenso wie ich Euch, mein guter Ioric!” Dann sah er den Ritter mit dem Wappen seiner Gastgeber auf der Brust mit ernstem Blick an. Seltsamerweise drängte eine Stimme in ihm auf eine Antwort. Brendan räusperte sich, die kommende Frage war ihm unangenehm.
“Ich habe Euch bislang noch nie danach gefragt, aber warum war es ausgerechnet Euer Schwert, dass sich in der Schlacht der Krähen gegen den Hals von Yaron Ildborn wandte?”
Ioric ließ den Blick über die Zelte und das Treiben des Jagdlagers streifen, die Frage für einen langen Moment unbeantwortet zwischen ihnen. Als er sich wieder seinem Dienstherren zuwandte war sein Ausdruck ernst geworden.
“Loyalität. Meine Treue in jenen Tagen galt meiner Tante und ich habe weder ihr widersprochen noch mit ihr gebrochen, als sie sagte es sei nötig. Notwendigkeit. Solche Manöver sollten nicht durch die Hand und Klinge eines gemeinen Waffenknechts ausgeführt werden, wenn man das Vergießen edlen Blutes zu vermeiden sucht.” Ioric von Krähenfels begegnete dem Blick des Junkers stolz, keine Spur von Scham oder Unwohlsein ob der Vergangenheit war in seinen Augen zu erkennen.
“Weshalb fragt ihr, fürchtet ihr ich wäre auf den Geschmack gekommen?” Ein Lächeln war auf seine Lippen zurückgekehrt, auch wenn eine gewisse Vorsicht in seinem Blick lag. “Nein, keineswegs!”, gab der Junker von Eichengrund mit ruhiger Stimme zur Antwort.
“Nun gilt Eure Treue mir. Loyalität ist mir so wichtig wie jeder Frau und jedem Mann von Stand.” Brendan sah ihn mit seinen blauen Augen durchdringend an.
“Was bedeutet Euch Ehre?”
“Ehre? Ehre ist es, die einen Ritter von einem Söldling unterscheidet, eine unausgesprochene Übereinkunft, die uns von der Barbarei trennt - in Krieg und Frieden.” Ioric sah seinen Dienstherren aufmerksam an, sein Gesicht verriet nicht was er dachte.
“Ist es das wonach ihr fragtet, oder meint ihr was mir meine Ehre bedeutet?”
“Ist sie das wirklich, unausgesprochen? Ob man ehrenvoll handelt oder nicht, bestimmen nach meiner eigenen Erfahrung oftmals andere”, sinnierte Brendan gleichmütig und trat noch einen Schritt näher.
“Vermutlich hat Euch Eure Muhme für Eure Treue in der Schlacht der Krähen gelobt. Yaron Ildborn und Turon Taladan sehen darin aber nicht mehr als einen Verrat gegenüber ihrer eigenen Macht, hier in Tommeldomm. Auch wenn Euer Anteil daran zweifellos ein anderer ist, als jener Eurer Anverwandten”, erklärte Iorics Dienstherr in leisem Tonfall.
Dieser schnaubte und für einen Moment war ein spöttisches Lächeln in seinem Mundwinkel zu sehen. “Und ja, ich meinte Eure Ehre!” Im Hintergrund sah Brendan den Lehensvogt von Hohenfels mit Weib und Gefolgsmann auf sie zu schreiten. Er deutete diesem freundlich an, dass er ihn bemerkt hatte, wartete aber noch auf eine Entgegnung von Ioric.
“Das Urteil anderer zu meiner Ehre kann ich nur begrüßen oder bedauern, vor mir selbst jedoch ist meine Ehre unbefleckt - und ich hoffe dereinst vor Rethon zu treten und dies bestätigt zu bekommen”, entgegnete dieser selbstbewusst.
Brendan nickte ihm verstehend zu, ohne auf dessen letzte Worte nochmals näher einzugehen. Er wandte seinen Blick vom Burggrafen von Hohenfels in Richtung Pavillon wo soeben Leanna Widra sich in Richtung seines Jagdgesindes in Bewegung setzte.
“Hier im Kreis von Familie und Freunden, ist meine Schwester wohl geschützt, zumal meine Gemahlin in ihrer Nähe ist. Seid doch so gut und fragt einmal Frau Leanna, ob sie sich unserer Jagdgemeinschaft nicht anschließen möchte.” “Sehr wohl Herr, wie ihr wünscht.“ Ioric nickte langsam, gleichsam zur Bestätigung wie zum Abschied, bevor er sich gemächlichen Schrittes entfernte, in Richtung der bezeichneten Dienstritterin.

Leanna Widra Wappen haus widra.png Gwennafaer Aldewen Wappen haus aldewen.png Sinjer Albarung Wappen haus Albarung.png

Leanna Widra drückte die Zügel des Rappens einem Pferdeknecht in die Hand und trat zu Gwennafaer.
“Da ist Euer Bruder, Edle Dame!”, sagte sie und nickte über den Festplatz in die Richtung, in der Brendan Aldewen mit dem Haushofmeister Eichengrunds beisammen stand. Das narbenversehrte Gesicht der Dienstritterin wandte sich Gwennafaer zu, und erstmals lächelte Leanna.
“Genießt den Tag, Gwennafaer!”, sagte sie. “Ich bin mir sicher, er wird Euch in Erinnerung bleiben!”
„Das hoffe ich sehr“, entgegnete diese leise und erwiderte dabei Leannas Lächeln. Dass sie sich dennoch um die Zänke und Fehden der Gäste sorgte, verriet sie dieser allerdings nicht. Dafür war hier nicht der richtige Ort, und bislang waren diese auch nicht offen zur Sprache gekommen, zumindest nicht nach dem, was Gwennafaer so wusste.
„Werdet Ihr auch an der Hohen Jagd teilnehmen?“, wollte die Edeldame von der treuen Dienstritterin ihres Hauses wissen. Leanna Widra musterte die junge Aldewen kurz und lächelte.
“Euer geschätzter Bruder hat mir nahegelegt, nicht von Eurer Seite zu weichen, bis Eure Hand in der Eures Gemahls liegt”, sagte sie und zwinkerte Gwennafaer zu.
“Ihr wisst ja, wie er ist: Immer besorgt um seine Geschwister.” Es war ihrem Ton nicht zu entnehmen, ob ihre Worte ein Scherz sein sollten oder ernst gesprochen waren. Sie sah über den Platz hinweg und wieder zu der jungen Adligen.
“Wenn Euer Bruder mich lieber an seiner Seite wüsste bei der Jagd, so würde ich ihn begleiten”, erwiderte die Dienstritterin. Gwennafaer musste unweigerlich bei den freundlichen Worten der Dienstritterin lächeln.
“Mein Bruder macht sich um vieles Sorgen, auch um Euer Wohlergehen und das Euerer Familie”, beteuerte die Edeldame. “So? Besteht denn Anlass zur Sorge?”, fragte Leanna Widra mit hochgezogener Augenbraue.
“Mein Bruder ist Euch sehr zugetan, Frau Leanna, und seit geraumer Zeit macht er sich Gedanken über den weiteren Lebensweg Eurer Tochter Marhada. Sie hat wohl großes Geschick im Waffenhandwerk, wenn ich seine Worte so richtig erinnere. Und eine Pagenschaft stünde wohl an”, erläuterte Gwennafaer weiter, deutete dann aber zu einer mittelgroßen Frau, mit langem braunem Lodenumhang und einem grauen Wolfsfell über der Schulter, die mit ausladenden Schritten geradewegs auf sie zuhielt.
“Wie mir scheint, seid ihr nicht die Einzige, die sich hier um mein Wohlergehen sorgt!”, verkündete die Edeldame aus Jannendoch. Leanna folgte ihrem Fingerzeig mit den Augen. Sinjer Albarung hielt erst kurz vor den beiden Frauen inne. Sie war einen halben Kopf größer als die Dienstritterin ihres Mannes, von kräftiger Statur und hatte für eine Albarung ein erstaunlich hübsches Gesicht.
“Gwenn, ich werde deinen Bruder heute doch nicht zur Jagd begleiten! Ich bin heute Morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden”, verkündete sie ihrer um vier Jahre jüngeren Schwägerin und sah dabei auch Frau Leanna an.
Dann zuckte Sinjer mit den Schultern: “Dennoch gewähre ich ihm bis zur Dämmerung die Möglichkeit zur Läuterung, ansonsten werde ich morgen ganz allein in diesen Wald marschieren und ihm Hauer und Geweih zum Opfer anbieten!” Gwennafaer Aldewen machte große Augen und öffnete dabei unmerklich den Mund. Offenbar wusste sie nicht so recht, was sie darauf entgegnen sollte. Auch Leanna Widra zog die Augenbrauen hoch.
“Nun, Frau Sinjer”, sagte sie, “mir scheint, die Herrin Rondra hat Euch heute Nacht im Traum gesegnet, kein Grund also zum Verdruss. Ich würde Euch ja meinen Schwertarm leihen für einen Übungskampf zu ihren Ehren, allein: Euer teurer Gemahl hat mich in Sorge um seine holde Schwester”, sie lächelte Gwennafaer aufmunternd zu, “abgestellt, um die Braut vor jeglichem Unbill zu bewahren. Aber vielleicht findet Ihr doch Euer Heil in der Jagd, falls der Herr Firun Euch ebenso gesegnet hat wie die Leuin.” Sinjer Albarung strich sich eine Locke aus dem Gesicht und sah die beiden Frauen schief an.
“Das hat der Grimmige wohl ebenso wenig wie die Sturmherrin, zumindest nicht heute Nacht”, gab sie knapp zur Antwort.
“Auf Euren starken Schwertarm komme ich gerne zurück. Allerdings wäre es auch nicht verkehrt, wenn Ihr meinen Platz an der Seite meines Gemahls einnehmen würdet, Frau Leanna. Teilt Ihr denn die Jagdleidenschaft Eures Lehnsherrn?” Leanna Widra lächelte.
"Die Leidenschaft Eures Gemahls in der Jagd ist wohl kaum zu übertreffen und wird allein von seiner Leidenschaft in der Tjost noch überboten, Wohlgeboren." Sie betrachtete Sinjer einen Augenblick lang.
"Wenn es Euer Wunsch ist, werde ich Euren Gemahl begleiten." “Da ich hier im Jagdlager bleiben werde”, sagte die Jüngere und schenkte der älteren Ritterin anstatt einer Antwort nur ein vielsagendes Lächeln.
Leanna nickte nur. “Dann soll’s so sein.”

Anselm von Hohenfels Wappen haus hohenfels.png Brendan Aldewen Wappen haus aldewen.png

Etwas abseits der augenscheinlich vertraulichen Unterredung von Brendan Aldewen mit Ioric von Krähenfels trat der Burggraf von Hohenfels, Anselm von Hohenfels mit seiner Gattin Travialin von Bösenbursch an der Hand führend und ihrem Vetter Gerfrid von Bösenbursch ein paar Schritte hinter ihnen in das Blickfeld des Junkers von Eichengrund. Der Burggraf war in ein grün-gelb geteiltes Wams mit dem gesticktem Wappen seines Hauses auf dem Herzen gekleidet. Sein Haupt zierte eine aufwendig verzierte Schlauchmütze. Seine Frau trug ein ansprechendes und dem Anlass entsprechendes Kleid. Der Ritter Gerfrid trug eine einfachere Gewandung, die eher dem Anlass der Jagd entsprach.
Mit einem freundlichen Nicken deutete Brendan an, dass er die Anwesenheit des Lehensvogtes wahrgenommen hatte. Der Junker aus Jannendoch trug eine edle Jagdgewandung und einen großen Sauspieß. Wenig später, entließ er auch schon seinen Gefolgsmann Ioric von Krähenfels und trat zwei Schritte auf die Gesellschaft aus Hohenfels zu.
“Firun mit Euch!”, begrüßte er in höflichem Tonfall seinen Anverwandten und besonders dessen Frau aus dem Hause Bösenbursch.
“Es ist mir eine Freude Euch hier bei der Jagd zu treffen!”
"Praios mit Euch, Wohlgeboren. Wir empfinden ebenso", lächelte der Burggraf freundlich. "Ein Traviabund an sich ist schon ein freudiges Ereignis. Doch bietet er auch die Möglichkeit alte Bände aufzufrischen." Er deutete auf den hinter ihm stehenden Ritter.
"Bitte erlaubt mir meinen treuen Gefolgsmann und Vetter meiner Frau vorzustellen, Gerfrid von Bösenbursch."
Brendan nahm den Fingerzeig gerne auf und sah zu dem Ritter. Der angesprochene Mann gesetzten Alters nickte dem Junker zu und sprach mit tiefer Stimme: "Rondra mit Euch, Wohlgeboren und Firun möge Euer Jagdglück segnen."
“Seit bedankt Herr Gerfrid. Wie mir scheint, seid auch ihr gewillt dem Aufruf seiner Wohlgeboren zu folgen und zur Jagd aufbrechen”, vermutete der Junker mit Blick auf dessen Gewandung.
“In diesem Falle wünsche ich Euch einen starken Wurfarm oder einen sichere Bogenhand!” Dann wandte sich Brendan mit geschürzten Lippen an seinen Anverwandten: “Ich hatte im Stillen gehofft, dass Ihr Euch ebenfalls auf die Pirsch begebt und wir beide Seite an Seite durch diese Wälder ziehen.”
"Eine trügerische Hoffnung, ich würde Euch das firungefällige Werk nur leidlich angenehm gestalten", antwortete Anselm mit einem offenherzigen Lächeln. "Die letzte Jagd, an der ich auch als Waidmann teilnahm, war im zarten Pagenalter."
“Das Ihr jemals zart wart, ist irgendwie schwer vorstellbar hochgeborener Herr Vogt”, feixte Brendan mit einem offenen Lächeln, dass über sein gesamtes Gesicht reichte.
Anselm lachte jovial auf. “Nun, die harte Lebensschule hat mich gewandelt.”
“Umso mehr ein Grund mit uns in die Wälder zu ziehen! Waffen sind schnell herbeigeschafft und Euer Zelter ist nicht weit. Und womöglich möchte Eure werte Gemahlin gerne ein paar Stundengläser im Kreise der hier wartenden Jagdgesellschaft verbringen?” Huldvoll sah er gerade bei seinen letzten Worten zu Travialin von Bösenbursch, denn auch sie musste von seinem Ansinnen überzeugt werden. Der Angesprochene griff mit seiner linken Hand an seinen Schnauzbart und strich mit den Finger über eben diesen.
“Ein verlockendes Angebot. Wie denkt ihr darüber werteste Travialin”, richtete er seine Worte an seine Frau.
“Meine Schwester Gwennafaer und meine Gemahlin Sinjer würden sich sicherlich sehr über Eure Gesellschaft freuen und dort drüben sind auch Ravindra von Krähenfels und ihre beiden Töchter Cailen und Isida. Ihr seht also, auch Ihr wäret in guten Händen!”, prophezeite Brendan freundlich.
Travialin blickte mit einem fast mütterlichen Blick zu den beiden Männern. “Ihr Männer und Eure Spiele. Ich stelle mich nicht in den Weg. Firun mit Euch”, sprach sie mit gespielter Ernsthaftigkeit. Sie gab ihrem Mann einen zärtlichen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich vom Junker. Anselm folgte seiner abgehenden Frau und richtete seinen Blick dann auf Gerfrid.
“Herr von Bösenbursch, seit so gut und sagt meinem Adjutanten er soll das Jagdwams bringen. Ich begleite Euch auf die Jagd!” Dann wandte er sich Brendan zu.
“Die Garde hat mich gelehrt vorbereitet zu sein. Wollen wir uns einmal die Waffen anschauen?”
“Selbstredend!”, bekundete dieser in bester Laune. Brendan betrachte rasch die übrige Gewandung seines Anverwandten und entschied dann, dass dessen Schuhwerk und Beinkleid für die bevorstehende Pirsch geeignet war.
“Wir werden wehrhafte Tiere jagen und daher bedarf es entsprechender Waffen. Wie geschickt seid Ihr im Umgang mit Bogen und Wurfspeer?”, wollte Brendan wissen, während er sich gemeinsam mit Anselm in Richtung des Junkers von Krähenfels in Bewegung setzte. Er schürzte die Lippen. “Leidlich. Nein, offen gesprochen, kein Geschick. Wir jagen hier gefährliches Wild, da ist Eitelkeit unangebracht. Gebt mir besser einen Speer, das ist das Handwerkszeug eines Gardisten auf der Jagd.”
Brendan schüttelte den Kopf: “In diesem Fall rate ich Euch zur Saufeder! Nur für den Fall, dass wir auf keine Hirsche, sondern auf Schwarzwild treffen.” Der Junker von Eichengrund hielt Anselm seine mit Lederriemen umwickelte Saufeder aus Eschenholz hin. Dieser nahm sie mit einem Kopfnicken entgegen und betrachtete sie neugierig. Mit Kennerblicke nahm er die metallenen Spitze und das Verbindungsstück in Augenschein. “Im Grunde ist es eine Art Flügellanze, welche verhindern soll, dass die Klinge durch den wuchtigen Keiler hindurch getrieben wird und Euch dessen scharfe Hauer dann dennoch die Beine zerfetzen und ihr so rasch verblutet”, erklärte Brendan weiter.
"Mhmm, eine schönes Werkstück. So etwas hätten wir durchaus...", der Burggraf stoppte seine Worte und blickte Brendan an.
"Nun, konzentrieren wir uns lieber auf die Jagd als in Erinnerungen zu schwelgen." Er lächelte schief.
"Bei den Gefahren die auf der Jagd lauern, ist es verständlich, warum wir auf der Akademie nie zur Jagd gingen. Unsere Lehrmeister wollten Soldaten und keine Versehrten. Daher bin ich erfreut einen Waidkundigen an meiner Seite zu wissen und Begierig darauf zu lernen... und vielleicht auch zu erlegen. Nun, wie lange wird die Jagd andauern? Bis zur Dämmerung?"
“Wohl kaum, mein zukünftiger Schwager will noch ein paar Stundengläser hier im Jagdlager verbringen, gemeinsam mit seinen Gästen. Zudem braucht es Zeit bis das Wild aufgebrochen ist und dies erledigt man am besten bei Tageslicht.” Brendan deutete zu den bereits aufgestellten Holzböcken am Rande des Lagers.
“Außerdem sollte man das Wild auch angemessen tottrinken. Womöglich ein Brauch der Flussleute”, merkte Brendan mit einem Augenzwinkern an. “Daher gehe ich davon aus, dass wir solange auf der Pirsch sind, bis die Jagdmeisterin abbläst!” Dann sah der Junker zu Anselm von Hohenfels: “Was wolltet Ihr eigentlich gerade sagen? Ging es dabei um die Jagd auf Renegaten?”
Anselm blickte kurz irritiert drein, fasste sich jedoch sehr schnell. "Nein, ich meinte Mendena. Diese Flügel hätten bestimmte Gegner davon abgehalten, sich an den Lanzen meiner Soldaten hoch zu ziehen. Für Renegaten reichen ein paar Hufe und Knüppel", antwortete er völlig emotionslos.
“Welche Gegner meint Ihr?”, wollte Brendan wissen.<br< "Untote!", antwortete Anselm.
“Ja, in der Tat eine finstere Plage!”, gab ihm der Junker recht.
Dann schritt er auf ein Wettersegel zu, unter welchem sich der Waffenständer seines Gastgebers befand. Es war in unmittelbarer Nähe der Zelte für das Jagdgesinde errichtet, wo sich gerade der Gastgeber mit Herrn Wulfwin von Tannengrund und Marbaron Baradhar unterhielt. Sogleich präsentierte Brendan dem Burggraf von Hohenfels eine bescheidene Auswahl an Jagdwaffen, welche er selbst hier abstellen ließ. Darunter befanden sich drei Kurzbögen, ein Langbogen, drei Köcher mit Pfeilen, zwei kunstvoll gefertigte Hirschfänger, zwei Jagdmesser, eine weitere Saufeder und schließlich vier Wurfspeere. Dieser schaute sich interessiert die Waffen an.
Brendan sah abermals zu ihrem Gastgeber hinüber. “Es sieht so aus, als ob gleich die Begrüßung stattfindet. Dann wird die Jagdmeisterin verkünden, welches Wild am heutigen Tage gejagt werden wird und welches geschont wird. Womöglich werde ich dann meine Saufeder sogar hier zurücklassen und zu einem Kurzbogen greifen!”
Der Burggraf nickte knapp. "Wohlan, dann lasst uns doch mal sehen was uns erwartet. Oh, und ich sollte mich noch nachmelden."