Familienrat auf Dun Glaoran (1045) Teil 03: Praiosandacht

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Praiosandacht am 05. Firun

Am Tag vor dem Familienrat findet mittags eine gemeinsame Andacht in der Praioskapelle statt. Alle bereits anwesenden Gäste sind dazu eingeladen. Zumindest von geborenen Bösenburschern wird Anwesenheit erwartet.

Man sieht der Kapelle von Dun Glaoran an, dass sie das Steckenpferd der Baronin ist. Während die anderen Gebäude der Burg nacktes Mauerwerk zur Schau stellen müssen, ist die Kapelle nicht nur getüncht, sondern sogar bemalt. Abbilder Daradors und Garafans flankieren die Eingangspforte, über ihnen ziert ein Praiosmal das Gebäude und auch der Rest der Wand ist mit weiß-goldenen, aufgemalten Ornamenten geschmückt.

Wer durch das eichene Eingangsportal tritt, landet in einer Gewölbehalle, deren Wände nicht minder in den Farben des Götterfürsten erstrahlen, und mehrere Fenster durchfluten den Raum mit dem Licht des Herrn. Die Kapelle ist trapezförmig; links und rechts des Eingangs befinden sich die Sitzreihen für die Gläubigen, an der gegenüberliegenden Wand der Altar des Praios. Auf einem massiven Marmorblock steht eine Vielzahl praiosgefälliger Gaben, worunter die größte, eine etwa schritthohe, vergoldete Statue mit dem Abbild des Götterfürsten ist. Vor dem Altar selbst empfängt der Bösenburscher Hofkaplan Rude von Beilunk zwischen zwei Feuerschalen die Gäste. Jeweils seitlich des Altars befinden sich ein Gong sowie ein Halter für Räucherzeug. An der linken Seitenwand der Kapelle seht ihr eine Tür, die wohl zur Schreibstube der Baronie führen muss, und an der rechten den Schrein Schelachars.

Dem luchsgestaltigen Alveraniar des Gesetzes hat die Ministerialenfamilie hier eine eigene Verehrungsstätte ganz aus Sandelholz gewidmet. Auf einen schweren Unterbau setzte man ein großes Triptychon, welches den Alveraniar selbst mit einer Waage und einem Gesetzbuch zeigt, begleitet von allerlei praiosgefälliger Symbolik. Der Schrein ist stark beschnitzt und enthält im Unterbau Baronin Praihilds ganzen Stolz - eine Sammlung alter Werke und Schriftstücke zum Recht.

Nachdem sich die Gäste auf den Bänken niedergelassen haben, schlägt der Hofkaplan zur Mittagsstunde den Gong und beginnt mit seiner Andacht.

Praios zum Gruße, Kinder der Zwölfe, und willkommen in seinem Haus! Rude schlägt die Segnende Sonnenscheibe. Wie ihr der Einladung von Frau Praihild gefolgt seid, habt ihr auch den Weg hierher, in die Kapelle des Götterfürsten, gefunden. Und welch’ freudiger Anlass es ist! Eure Familie findet sich zusammen, um ihre dynastischen Regeln zu beschließen und ihre Angelegenheiten zu ordnen, so wie es dem Herrn Praios gefällt! Dies wollen wir mit einem Lied feiern.

Es folgt das Lied “Die güldene Sonne”.

Der Anlass eurer Zusammenkunft ist allerdings mitnichten nur freudig, und ich täte falsch daran, dies zu verschweigen. Es sind bedrückende Zeiten für das Haus Bösenbursch angebrochen. Der Verlust von Frau Minhild und Herrn Gudo in den letzten Jahren hat zweifellos Spuren in euren Herzen hinterlassen. Vieles dazu habe ich in den letzten Wochen gehört. Einige von euch tragen noch immer Trauer in ihren Herzen, andere tragen sich mit Schuldgefühlen. An dieser Stelle wirft Rude einen Blick zu Liudger von Bösenbursch. Doch gleich, wie ihr darüber denkt, ihr dürft nie die Taten eurer lieben Verwandten vergessen! Beide haben zeitlebens nur das Beste für ihre Untertanen und die Lehen gewollt, die sie dereinst hätten führen sollen, beide haben für die Sache des Herrn geblutet und am Ende das größte Opfer hingegeben. Herr Gudo fiel gar als Märtyrer gegen finstere Feenwesen! Was immer ihr deswegen empfindet, seid euch dessen bewusst. Betrauert nicht ihr Scheiden, sondern seid Stolz auf ihre Taten und wisset, was sie euch gegeben haben. Denn das ist die Gewissheit, dass sie und ihr nicht nur im Dienste von Fürst und Herzog steht, sondern auch fest im Dienste des Herrn. Der Geweihte wendet sich zu Jolenta von Bösenbursch und scheint die nächsten Worte praktisch direkt an sie zu richten. Seid euch ihrer Opfer bewusst und auch eurer Verantwortung gegenüber eurer Familie und ihren Aufgaben, der Verpflichtungen gegenüber euren Untertanen und gegenüber dem Andenken an die Verstorbenen! So sei es! Daraufhin dreht er sich in Richtung Travialins und Anselms und verneigt sich still und tief.

Rude begibt sich zum Altar, nimmt von dort ein Schreiben auf und bedeutet der Gemeinde, erneut aufzustehen. “Vernehmt nun die Worte eurer Verwandten, Donata Lumini Walburga von Bösenbursch:

Geehrte Anverwandte, Praios mit euch! Meine Pflichten lassen es nicht zu, dass ich dem Familienrat beiwohne. Dennoch möchte ich euch einige Zeilen zukommen lassen. Es freut mich, dass meine Familie nach so langer Zeit wieder zusammentritt, und ich wünsche uns allen eine fruchtbare Zusammenkunft. Ich muss hoffentlich keinen von euch daran erinnern, die Gebote und Worte des Herrn zu achten, deshalb lasst mich euch etwas anderes auf den Weg geben, und zwar eine Mahnung zur Einigkeit. Viel zu lange wird das Haus Bösenbursch nun von inneren Zwistigkeiten geplagt. Einige davon mögen aus lauteren Beweggründen entstanden sein, andere ganz sicher nicht. Praios möge euch Urischars ordnenden Blick schenken, um das Eine von dem Anderen zu scheiden und den Mut, das Andere hinter euch zu lassen. Ich selbst erlebte mit, wie der Herr unsere Kirche prüfte, und dieser Weg war keineswegs auf Rosen gebettet, so klein mein Beitrag auch gewesen sein mag. Dennoch kann ich euch sagen, dass das Gefühl, diese Zeit des Konflikts überstanden zu haben und einer geeinten Gemeinschaft zu dienen, eines der Erhebendsten ist, das ich kenne, und dass ich es auch euch von Herzen wünsche. Praios allzeit mit euch, Walburga von Bösenbursch.

Es folgt der “Choral zu Ehren des Greifenkönigs”, während der Geweihte in einem Rauchfass Sandelholz entzündet, um den goldenen Mittag zu zelebrieren.

Herr Praios, wir danken dir für diesen Tag, den du uns geschenkt hast, um in deinem Licht zu wandeln und deine Größe zu schauen! Behüte deine Gläubigen vor Unrecht und stütze sie, wenn sie wanken, auf dass sie immer die Kraft haben, die Wahrheit zu sprechen. Beschirme sie vor dem Wirken unheiliger Bande mit den Andersweltlichen und führe sie auf dem Weg in dein Paradies! Es sei!

Der Geweihte verneigt sich leicht vor euch und schlägt erneut die Segnende Sonnenscheibe.

Geht hin mit dem Segen Praios’!”

Roana von Richtwald

Wahrlich hatte Roana über viele Götterläufe die Belange ihrer Familie nicht einmal aus der Ferne verfolgt. Zu sehr war sie gemeinsam mit ihrem Gatten damit beschäftigt gewesen, dessen Junkertum zu führen und in gutem Zustand für ihre Nachkommen zu hinterlassen. Nach dieser Predigt jedoch fragte sie sich ernsthaft, wie schlecht es tatsächlich um ihre Familie stand. Eigentlich hatte sie sich schon lange nicht mehr als eine von Bösenbursch gesehen. Viel Zeit zur Besinnung hatte sie jedoch erkennen lassen, dass sie inzwischen wohl gleichermaßen eine von Richtwald und eine von Bösenbursch war. Und weil dem so war, war sie nun hier - gemeinsam mit ihrer Tochter Aurea. Ihr mittleres Kind hatte bisher nicht den Bund Travias angestrebt, da ihre Geschwister allerdings mehr als genug Kinder hatten, die den Namen Richtwald trugen, bestand auch keine Notwendigkeit sie diesbezüglich zu bedrängen. “Ich bin gespannt, was die kommende Zeit für uns bereithält.”, stellte sie deshalb leise an ebendiese Tochter gewandt fest.