Die Erben von Schloss Andoain (1043-1045) Teil 02: Die Ankunft der Kinder

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Im Praiso 1044 BF holt Ciria Herlogan die Kinder wieder vom Hofe ihres Vetters Kaigh Fenwasian ab und kehrt mit ihnen nach Caerbroch zurück. Doch bereits einige Monde später im im Firun 1044 erscheint unerwartet die Kinderfrau Naema auf der Aiwiallsfeste und teilt Baron Kaigh mit, dass ihre Herrin zu Boron gegangen ist und sie ihr zuvor aufgetragen hat in diesem Falle die Kinder zu Kaigh zu bringen. So beschließt Kaigh Cathmora und Rondric bei sich aufzunehmen und sich um ihre Erziehung und Ausbildung zu kümmern. Er ist sich sicher, damit den Wunsch seiner verstorbenen Base Ciria zu erfüllen. Dabei geht es vor allem darum die Kinder vor dem Zugriff des Großvaters Ordhan zu entziehen.

Gleichwohl die beiden Kinder auch noch Väter haben, will sich Kaigh im Grunde aber auch über diese hinwegsetzen. Den Vater von Cathmora, Gishelm von Rotwassern hält Kaigh dabei für einen unnützen Säufer und informoert ihn nur über seine Pläne. Der rechtliche Anspruch von Gishelm ist aber sowieso schwierig, da Cathmora nach der Scheidung geboren wurde.

Den Vater von Rondric, Kilian von Rickenbach, hält Kaigh aufgrund von Gerüchten über eheliche Untreue ebenfalls für keinen Ehrenmann und somit für geeignet sich um die Erziehung des Jungen zu kümmern, doch kann er diesen nicht so einfach übergeben, vor allem weil Ciria alle Pläne mit ihm besprechen wollte und somit eine Kooperation wünschte.

Der Tod von Ciria Herlogan

Es wurde nur wenig vom Tod der Baroness Ciria berichtet. Zuletzt wurde sie nahe vonCaerbroch, welches im Moor liegt, in seinem See gesehen. Sie stand im Wasser und stieß den kleinen Rondric zurück ans Ufer. Dann schlug eine Welle über sie zusammen und zog sie auf den See hinaus.Seine Der Geweihte Boronja von Seefeld kam gerannt, konnte Ciria aber nur noch untergehen sehen. Später fand man an der Stelle am See Blut, doch sie blieb vom Wasser verschluckt und verschwunden. Warum Rondric oder Ciria im Wasser waren ist unbekannt, ebenso warum sie in die Welle geriet.


Das Gespräch zwischen Kaigh und der Kinderfrau Naena

Aiwiallsfeste, Anfang Firun 1044 BF

Naena stand am Fenster und hielt den kleinen Rondric fest im Arm. Schweigend wartete sie, vorgelassen zu werden, ihre Kleidung noch feucht vom winterlichen Wetter auf der Reise. Sie schien weit fort mit ihren Gedanken zu sein und merkte kaum, was um sie herum geschah. Ihre Augen waren geschwollen und gerötet, und es schien, als hätten sich erste graue Haare in das Braun gemischt. Der Junge auf ihrem Arm schlief fest, auch er hatte noch seine Reisekleidung an. Man konnte das Gefühl gewinnen, dass das Kindermädchen sich an ihm festhielt. Cathmora war nicht bei ihr, sie war, hungrig von der Reise, sogleich versorgt worden. Ein Summen war zu hören, so leise, dass man sich konzentrieren musste, es zu hören, ein Schlummerlied, welches Naena dem Jungen vorsummte, während sie sich mit ihrem Blick irgendwo in der Ferne verlor.

Schließlich wurde sie vorgelassen und wieder in das ihr schon bekannte Eichenkabinett gebracht. Der junge Mann, der sie in den Raum brachte, bat sie an den Kamin, an dem zwei gemütliche Stühle standen, die eher an Throne erinnerten. “Nehmt Platz und wärmt Euch weiter auf! Mein Herr kommt gleich”, sagte er noch mit einer leichten Verbeugung und entschwand. Schließlich öffnete sich die schwere Tür erneut und Kaigh Fenwasian betrat den Raum. “Naena …”, es klang fast fragend, “... was verschafft mir die Ehre deines Besuches?” Er deute an, dass die Amme sich nicht erheben brauchte und nahm auf dem anderen Sessel Platz. Erwartungsvoll schaute er Naena an.

"Euer Hochgeboren ..." Naena setzte an aufzustehen und nickte dankbar, als ihr gedeutet wurde, sitzen zu bleiben. Noch immer hielt sie den kleinen schlafenden Rondric im Arm. "Habt Dank, dass Ihr mich so unerwartet empfangt." Sie sprach leise. "Ich bin hier, weil Ihre Hochgeboren Ciria mir aufgetragen hat, die Kinder zu Euch zu bringen, wenn, also wenn etwas passieren würde." Sie schluckte und brauchte einige Atemzüge, um weiterzusprechen.

Kaigh, der erst etwas uninteressiert war, wurde bei den letzten Worten schnell sehr aufmerksam und schaute mit wachen Augen die Amme an. "Wir waren in Caerbroch, ihr Gemahl wollte bald zurückkehren, und wir wollten alles für seine Rückkehr vorbereiten. Als das Unglück geschah, war ich nicht dabei … ich war mit Mora … Cathmora in der Küche. Es war ein eisigkalter Tag, so stürmisch, dass riesige Wellen vom Grauwasser auf das Ufer schlugen … Ihre Hochgeboren war mit Rondric zu den Stallungen gegangen. Plötzlich gellte ein Schrei durch den Sturm. Brianna eilte hinaus, während ich mich um Mora kümmerte ..."

Naena drückte den Jungen etwas fester an sich, ein kurzes Grummeln seinerseits verriet, dass er dieses spürte, doch erwachte er nicht, sondern kuschelte sich enger an Naena. "Brianna erzählte, dass sie Ciria im Wasser stehen sah, sie stieß Rondric zurück ans Ufer. Dann schlug eine Welle über sie zusammen und zog sie auf den See hinaus." Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie vergrub ihr Gesicht in den Haaren des kleinen Jungen. Es dauerte etwas, bis sie weitersprach. "Auch Seine Gnaden Boronja von Seefeld kam gerannt, er hatte Ciria untergehen sehen. Sie blieb verschwunden … Man fand Blut, doch sie blieb vom Wasser verschluckt."

Die Miene des Barons hatte sich bei dem Berichteten kaum verändert. Nur die Stirn hatte er immer mehr in Falten gelegt, dann beugte er sich etwas vor und sagte mit ruhiger Stimme: “Langsam, langsam und noch einmal ganz ruhig. Was ist genau passiert, damit ich es verstehe? Ciria war im Wasser, hat ihren Sohn ans Ufer gestoßen und ist dann von einer Welle verschluckt worden und nicht mehr aufgetaucht? Und es wurde dort Blut gefunden?” Naena sammelte sich kurz, bevor sie wieder zu sprechen anfing. "Ich war selber nicht dabei, als es geschah, da ich ja mit Mora in der Küche war. Doch soll es wohl so gewesen sein, dass Ihre Hochgeboren Rondric vor den Fluten rettete, indem sie ihn an Land stieß. Sie selber wurde von einer Welle erfasst und verschwand im Wasser. Keiner fand sie mehr. Man fand nicht viel Blut, nur etwas. Vielleicht hatte sie sich verletzt, als sie zur Hilfe eilte. Seine Gnaden Boronja von Seefeld hatte es gesehen und Brianna, sie haben Rondric vom Wasser weggeholt, nicht auszudenken dass die nächste Welle ihn vielleicht auch noch verschluckt hätte!" In ihren Augen sammelten sich Tränen, welche sie erfolglos versuchte, wegzublinzeln. So wandte sie schnell den Blick dem schlafendem Kind zu und strich ihm sanft über sein Haar.

“Nun gut, das sind schlimme und traurige Nachrichten. Ich weiß, dass dich das mitnimmt, aber ich muss noch ein paar wenige Fragen stellen, ehe du dich ausruhen kannst.” Kaigh hatte sich während ihrer Ausführungen an die große Rückenlehne angelehnt, jetzt beugte er sich noch einmal verbindlich nach vorn. “Glaubt man, dass das es ein Unfall war, sprich war ein Unwetter, oder war die Welle unnatürlich? Sind die anderen Kinder auch hier, oder nur der kleine Rondric? Wirst du bleiben, um dich um die Kinder zu kümmern? Und wissen die Väter der Kinder und ihr Großvater über die Vorkommnisse bescheid?” Kaigh hatte die Amme eindringlich angeschaut, nun lehnte er sich wieder zurück. Man merkte, dass seine Gedanken bereits arbeiteten, während er auf die Antwort wartete. Dann schob er noch eine Frage nach: “Wisst Ihr, ob Ciria mit ihrem Gemahl über Rondric sprechen konnte, in Sachen Pagenschaft auf der Aiwiallsfeste?”

Naena hörte sich die Fragen mit leerem Blick an, es schien fast, als hörte sie nicht wirklich, was gesagt wurde, doch dann nickte sie. "Es war ein stürmischer Tag. Rondric war sehr vom Wasser fasziniert, sicher war er zu nahe ans Ufer getreten, die Wellen waren sehr hoch, wenn sie ihn nicht an Land gestoßen hätte, wäre er sicher ertrunken. Ich kann nicht sagen, ob irgendetwas Unnatürliches an der Welle war, welche sie fort riss." Sie schüttelte den Kopf und fuhr fort: "Ich bin mit Rondric und Cathmora angereist. Cathmora hatte Hunger und brauchte dringend ein heißes Bad und daher ..." Während sie das sagte, sah sie zu Rondric, auch er würde ein Bad brauchen, "kann ich nicht sagen, ob der Vater und Gatte benachrichtigt wurden, was passiert ist, ob auch obige Tochter am Honiger Hof benachrichtigt wurde. Da mir aufgetragen wurde, wenn etwas geschieht, zunächst zu kommen, haben wir nur das Nötigste zusammengepackt und sind dann gleich abgereist."

“Und das hast Du gute gemacht.” sagte Kaigh und erhob sich, trat zu einem Tischchen, auf dem einige Ausgaben der Havena Fanfare lagen. Er kam mit einer Zeitung vom vergangenen Frühling zurück, blätterte darin und schlug eine Seite mit einem Artikel auf, in der einige Zeilen über einen Vorfall zu lesen waren, der sich wohl schon im Efferd des nun vergangenen Jahres ereignet haben sollte. Darin war zu lesen: Pikantes Gerücht


Niriansee, Hesinde 1043 BF – Rahjagefälliges Treiben in Gasthof Tiefenbrunn enthüllt?

Manch Stein des Anstoßes mag langsam rollen, aber er rollt. So kam der Fanfare nur durch Zufall bei der Übernachtung in besagtem Gasthaus zwischen Orbatal und Hanufer zu Ohren, dass sich einige Mägde bei ihrer Arbeit anzüglich über zwei Gäste austauschten, die ihnen aufgrund eines besonderen rahjagefälligen Stelldicheins noch in guter Erinnerung geblieben waren.

Erst die unwissentliche Enthüllung weiterer Hinweise ließ indes den eifrigen Redakteur für den derben Klatsch hellhörig werden, da das Gesinde offenbar über leidenschaftliche Begegnungen des Edlen von Caerbroch mit einer Pilgerin sprach. Die Fanfare will an dieser Stelle nicht näher ins Detail gehen, konnte allerdings herausfinden, dass vielleicht die Pilgerfahrt der Baronin von Grenzmarken nach Fairnhain – wir berichteten – mit diesen Ereignissen im Zusammenhang stehen könnte, da die gefallene Hochadlige zuvor Obdach im Rahjatempel zu Orbatal erhalten hatte. Da sich das Gesinde trotz bohrender Nachfragen dieses Autors nicht überzeugen ließ, mehr zu verraten, wird die geneigte Leserschaft wohl die Rückkehr der beiden Verdächtigten nach Albernia abwarten müssen.

“Ist das wahr, was hier über den Gemahl meiner Base angedeutet wird?”, fragte Kaigh Fenwasian, nachdem Naena ihre Lektüre beendet hatte. "Was den Artikel angeht, dazu kann ich leider auch nichts sagen", erwiderte Naena. "Und ja, wenn Ihr erlaubt werde ich immer für die Kinder da sein." Sie drückte den Jungen an sich und sah bittend zu dem Baron hinüber.

“Nun gut, das waren viele Fragen. Es tut mir leid, dass ich dich in dieser schweren Stunde so lange quälen musste. Du hast alles richtig gemacht und ich danke dir sehr dafür. Du hast mir die Frage nicht beantwortet, aber ich hoffe, du bleibst hier an meinem Hofe, um dich weiter um die Kinder zu kümmern, denn sie werden hier bleiben! Ich werde die Angehörigen informieren und dir Bescheid geben, wenn es Neuigkeiten in irgendeine Richtung gibt. Des Weiteren werde ich Larric anweisen, dass er dir eine Magd zuteilt, die dir bei allen Dinge behilflich ist. Du und die Kinder müsse sich jetzt ausruhen. Wenn Du etwas brauchst, dann wende dich an den hohen Herrn Berwain, er wird dir helfen. Geh jetzt und kümmere dich um die Kinder und dich selbst. Alles weitere mache ich.”

Kaigh ließ nach dem Haushofmeister Larric Berwain rufen, brachte ihn in wenigen klaren Sätzen auf den Stand in dieser Angelegenheit. Dann trug der Baron ihm die Sache bezüglich der Kinder und der Amme auf. Zuletzt sollte Larric Pergament und Feder nehmen und einige Schreiben aufsetzen.

“Ich gebe dir die Stichpunkte vor, Larric und du formulierst es bitte aus und siegelst es! Zuerst an den Vater Rondrics, diesen Kilian von Rickenbach. Ciria scheint keinen guten Griff mit den Männern gehabt zu haben. Kann man diesem Schmierenblatt glauben, dann hat er eine Liebschaft gehabt, und das nach so kurzer Zeit in der Ehe. Fühlt sich denn niemand mehr seinen Eid gebunden? Ehrloses Pack! Schreib ihm, dass er sicher schon vom Tod seiner Gemahlin erfahren hat, dass es uns leid tut und so weiter. Des Weiteren, dass Ciria mich gebeten hat, mich um Rondric zu kümmern, sollte sie ableben und dass es ihr Wunsch war, dass er an meinem Hofe erzogen wird. Somit nehme ich ihn mit Freude an meinem Hofe auf und werde damit den letzten Wunsch seiner Gemahlin erfüllen. Sicher hat Ciria das alles mit ihm besprochen, nach seiner Rückkehr ins Fürstentum. Er ist jederzeit willkommen, um seinen Sohn hier auf der Aiwiallsfeste zu besuchen und auch weitere Dinge zu besprechen. Sicher hat auch er Wünsche. Undsoweiter undsoweiter. Hast du das?” Man hörte die Feder noch eine kurze Weile über das Pergament schaben, ehe Larric nickte und Kaigh erwartungsvoll anschaute.

“Das nächste Schreiben geht an Ordhan Herlogan. Hier müssen wir sehr genau aufpassen und sehr diplomatisch formulieren. Der Mann ist mächtig und gefährlich. Beginne mit ausführlichen Grüßen und Schreibe nach der förmlichen Anreden auch ruhig mal ein persönliches `lieber Onkel´! Sprich auch ihm mein Beileid aus und dass ich für seine Tochter beten werde. Vielleicht erwähnst du noch kurz, was geschehen ist, vielleicht ist er noch gar nicht informiert über Cirias Tod.” Kaigh stutze kurz. Er war so voller Drang, dies alles schnellstens zu erledigen, dass er die Trauer über den Tod seiner Base, dieser starken, aber gleichzeitig angenehm schwachen Frau, noch gar nicht zugelassen hatte. Der Baron spürte plötzlich einen Kloß im Hals. Er musste mit den Tränen kämpfen. Dann ballte er die Faust und kanalisierte seine Trauer in Wut. Larric Berwain war ein sensibler Mensch und spürte all dies und wartete ab, ehe Kaigh schließlich weiter sprach: “Teile Ordhan mit, dass es Cirias Wunsch war, dass ich mich um die Ausbildung von Cathmora und Rondric kümmern solle und diese Beschützen möge. Gerade bei Rondric war es ihr ausdrücklicher Wunsch, dass er Pagenschaft und Knappendienst an meinem Hof absolvieren soll. Cathmora soll gemeinsam mit meiner fast gleichaltrigen Tochter hier heranwachsen, bis man ihre Talente erkennt und man sehen wird, wohin ihr Weg geht. Weiteres kann man ja auf dem nächsten Baihir der Barone besprechen, wenn wir uns treffen, oder er ist jederzeit hier auf der Aiwiallsfeste willkommen, um seine Enkel zu besuchen und weiteres zu besprechen. Dieses Schreiben wird Bruun überbringen. Ich werde ihn persönlich zu allem informieren. Er ist ein wacher Geist und kann gegebenenfalls Ordhan beschwichtigen oder wenigstens Informationen für uns bringen. Anschließend werden wir den guten Bruun zu Devona an den Grafenhof schicken und diese gegebenenfalls um Unterstützung im Hintergrund bitten, falls es hier zu Streitereien kommt.” Kaigh nahm einen tiefen Schluck aus dem Bierkelch, während Larric nickte. “Ich werde ihn anschließend zu dir schicken, mein Baron.”

Auch Kaigh nickte, ehe er fortfuhr. “Dann ein Schreiben Caylen Helogan, mit den traurigen Nachrichten, Beileid und dass sie jederzeit hier willkommen ist und jederzeit meinen Rat und meine Hilfe erwarten kann, wenn sie diese benötigt. Der Baron seufzte, er war ziemlich erledigt aufgrund all dieser Dinge. “Und ein letzter Brief an den Vater der Töchter, diesen Säufer und Hurenbock Gishelm. Teil ihm mit, dass seine Tochter an meinem Hof ist und hier auch bleiben wird. Hier aber keine Einladung oder ähnliches. Der kann von mir aus im Weinkelch ersaufen.” Wieder nahm er einen Schluck.

“So, nun ist genug gesprochen. Schreibe das alles in Ruhe, schicke mir Bruun und dann will ich niemanden mehr sehen.” Kaigh erhob sich, ging zum Kamin und schaute ins Feuer. Wieder war ein Verbündeter, eine Verwandte, eine Freundin gegangen … Er ballte die Hände zu Fäusten …, denn neben der Trauer hatte Ciria ihm auch weitere Schwierigkeiten hinterlassen.