Familienrat auf Dun Glaoran (1045) Teil 07: Wappenrecht

Aus AlberniaWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen


“Als nächstes folgt ein Vorschlag von mir. Da wir uns, so gesagt, auf beiden Seiten der Grenze befinden, stellt sich die Frage, was passiert, sollten wir uns - aus irgendeinem Grund, sagen wir, eine Fehde - auf verschiedenen Seiten wiederfinden. Dasselbe gilt für andere Anlässe, bei denen man sich gemeinhin durch das Wappen ausweist. Turniere, und so weiter. Ich finde, es geht nicht an, dass man uns nicht auseinanderhalten kann. Anderen Familien mag das egal sein, aber bei uns sollte es eindeutig sein. Daher schlage ich folgendes vor:” Während Praihild vorlas, legte Morena Aldewen den Anwesenden den Text nochmals auf einem Zettel vor.

Familienangehörige, denen ein neues, erbliches Lehen gegeben wird, begründen damit sogleich ihren eigenen Familienzweig. Sie wählen sich ein eigenes Wappen, welches dann in diesem Zweig weitergegeben wird. Das neue Wappen soll die Zugehörigkeit zum Haus Bösenbursch weiterhin erkennen lassen, indem das Pfahlfeh und der Turm beibehalten werden, während man die Farben ändert. Inhaber eines Lehens geben sich ein Einzelwappen, wobei der Turm um gemeine Figuren ergänzt wird. Erben tragen bis zu Übernahme des Lehens das Wappen ihres Familienzweiges mit vertauschten Farben. Inhaber nichterblicher Lehen, Ritter und etwaige andere Berechtigte wie Vögte führen das Grundwappen ihres Zweiges, im Zweifel das Familienwappen.

Auf einem weiteren Zettel in der Tischmitte waren außerdem einige Beispiele für Wappen aufgemalt. Daraus war einerseits abzulesen, dass anscheinend bereits mit Rahjalin gesprochen worden war… andererseits wurden hier auch gewisse Erwartungen an Garmwart betont.

“Der Herold der Nordmarken ist sehr restriktiv bei der Genehmigung von Einzelwappen, in Albernia ist dies, wie zu erwarten wäre, anders. Was haltet ihr von dem Vorschlag?”

Praiophan zog sich sogleich die Entwürfe heran, warf einen kurzen Blick darauf, brummte verächtlich und warf das Papier dann zurück in die Tischmitte „Die leider problematische Trennung unserer Familie auch noch vor den Augen Fremder zu betonen, grenzt für mich an Verrat, Schwester. Das Wappen des Hauses Bösenbursch ist seit eh und je blaues Pfahlfeh und blauer Turm auf Silber! Seit eh und je! Blau auf Silber. Blaues Pfahlfeh und blauer Turm. Nichts anderes.“ Rahjalin musste sich einen tadelnden Blick von ihrem Bruder durchaus gefallen lassen, da ihr Name ja unter einem der veränderten Wappen stand. „So war das schon immer. Seit dieses Haus gegründet wurde, ist dieses Wappen so und so wird unser Haus seit jeher erkannt!! Es braucht keine Veränderung!“ Seine Stimme nahm an Lautstärke zu. „Wenn ich diesen…diesen Humbug hier sehe, beschleicht mich das dumpfe Gefühl, als ob dir die Rangkrone zu eng sitzt, Praihild.“ Jetzt sprach er Praihild direkt an. „Schämst du dich etwa deiner Herkunft, oder warum möchtest du dich von uns abheben? Das Gerede von Turnieren und Anlässen ist doch vorgeschoben. Wir sitzen alle an diesem Tisch, also sprich offen, wenn dir etwas nicht passt! Aber schiebe nicht so etwas… Ungeheuerliches… vor. Bei Praios!“ Zuletzt schlug der Elenviner verärgert mit der Faust auf den Tisch, bevor er Praihilds Blick mit einem empörten Kopfschütteln begegnete, der sein Unverständnis verdeutlichte.

Fridegard schien anderer Meinung zu sein als ihr Gemahl, wie eine Regung in ihrem Gesicht zeigte, sie hütete sich jedoch etwas zu sagen, und schwieg lieber.

Die Baronin hatte sich die erneute Tirade ihres Bruders ausnahmsweise gefallen lassen, war aber sichtlich angenervt. “Zeiten ändern sich, Praiophan. Mir geht es nicht um Spaltung - davon haben wir hier sowieso schon mehr als genug. Die Situation der Familie hat sich seit 1030 geändert. Dass es verschiedene Familienzweige gibt, ist doch nicht von der Hand zu weisen. Aber am Ende wachsen alle Äste am selben Baum, und der ist blau, wie du ja sagst. Deshalb auch die Maßgabe, dass das Ursprungswappen erkennbar bleiben muss. Mit diesem Vorschlag machen wir die Realität nur besser sichtbar.”

„…Hijaa und das Ursprungswappen ist nun mal Pfahlfeh und Turm mit Blau und Silber! Du wirst dies nicht ändern, trotz deines selbstgewählten Exils hier, Praihild,“ machte Praiophan noch einmal seine Meinung deutlich. „Mit diesem Schnickschnack an Getier machen wir uns doch nur zum Gespött. Was soll dieser ganze Stall denn eigentlich bedeuten? Nein, ich spreche mich klar gegen eine Wappenänderung aus. Das kann doch nicht euer Ernst sein, uns so der Lächerlichkeit preiszugeben.“

Fridegard wartete artig, bis ihr Mann sein zorniges Lament beendet hatte, dann fragte sie, sich räuspernd: „Ist es denn heraldisch zulässig, ein bestehendes Wappen in Farbe und in seinem, ich weiß nicht, wie das heißt - Bildnis? - derart zu verändern?“

Praihild nickte. “Ist es. Es ist nicht üblich, dass sich jedes Familienmitglied ein eigenes Wappen wählt, aber für FamilienZWEIGE kommt das durchaus vor, und insbesondere Lehnsinhaber dürften in der notwendigen Stellung sein, dies für sich zu beanspruchen. Und nochmal: Nein, das Ursprungswappen soll nicht geändert werden, Praiophan, egal, wie oft du noch versuchst, mir das in den Mund zu legen!”

“Ich bitte dich, was erzählst du da? Diese Entwürfe sind alle verändert!” konterte Praiophan und deutete nach wie vor höchst verstimmt auf das Papier auf dem Tisch. “Einen Bastardfaden lasse ich mir gefallen, diese Notwendigkeit erkenne ich. Aber nur, weil hier, in den Landen der Aufmüpfigen, ein solcher Schlendrian herrscht, müssen praiostreue traditionsverbundene Häuser wie das unsrige das nicht nachmachen, werte Schwesternschaft!” brummte er, Rahjalin ungnädig einfassend, von der er zumindest eine Stellungnahme erwartete. “Es sollte stattdessen vielmehr als Ehre angesehen werden, den blauen Turm auf Silber führen zu dürfen! Dass dem nicht so ist, kränkt und empört mich zutiefst. Soweit ist es also schon gekommen…”