Erben von Schloss Andoain (1043-1045) Teil 01: Die Bitte der Baroness

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Im Phex 1043 erscheint unerwartet Ciria Herlogan auf der Aiwiallsfeste und bittet Kaigh Fenwasian ihre beiden Kinder Cathmora Herlogan und Rondric Herlogan in den nächsten Monden bei sich aufzunehmen und zu beschützen. Sie selbst ist ebenso wie ihr Gemahl auf einer Queste und sind deshalb nicht auf ihrem Gut Caerbroch. Sie bittet ihren Vetter die Kinder auch bei sich zu behalten, sollten beide Elternteile nicht von ihren Questen zurückkehren. Dabei will sie vor allem verhindern, dass die Kinder an ihren eigenen Vater Ordhan gehen, zu dem sie ein schwieriges Verhältnis verbindet. Kaigh, der um die Brisanz der Bitte weiss, bittet Ciria das ganze schriftlich festzuhalten und dort vor allem zu erwähnen, dass der offenbar den Feen nahestehende Rondric im entsprechenden Alter seine Pagenschaft am Aiwiallsfester Hof antreten soll. Ciria wolte dies aber erst mit ihrem Gemahl besprechen, so bleibt dies leider undokumentiert.

Ein unerwarteter Besuch - Das Gespräch zwischen Ciria und Kaigh

In dem Gespräch geht es nicht nur um die beiden Sprößlinge Cirias, sondern auch um andere aktuelle Themen der beiden Adeligen.

Aiwiallsfest, 22. Phex 1043 BF

Es war der Abend des 22. Phex, und ein leichter Nieselregen hatte über der Burg Aiwiallsfeste eingesetzt, als ein Diener dem Baron Besuch ankündigte: Ihre Hochgeboren Ciria Herlogan sei mit ihren Kindern und einigen Bediensteten angereist und bitte um Gastung. Kaigh stand am Fenster des Eichenkabinetts und starrte in die Dunkelheit. In der Hand hatte er einen Becher mit Wein. Als der Bedienstete eintrat und den hohen Gast ankündigte. “Ciria?”, brummelte er in seinen schlecht gestutzten Bart mürrisch. `Na ja, vielleicht kann sie meine schlechte Laune bessern´, dachte der Baron. “Lasst sie ein und führt sie hierher! Bringt Essen und warmen Gewürzwein! Sie muss durchgefroren sein bei dem efferdgenehmen Wetter. Ihr Gefolge versorgt ebenfalls gut und sagt dem Kammerherrn, er soll eines der Gästegemächer herrichten.” Er ging zum Tisch und sammelte die Pergamente zusammen, die dort verstreut waren. Dann ließ er sich langsam in den edlen und verzierten Stuhl sinken und ging weiter seinen dunklen Gedanken nach. Nur einige Momente später erschien der Bedienstete mit Kaighs Base und auch Larric Berwain betrat das Eichenkabinett. Der Haushofmeister hatte den hohen Gast ebenfalls begrüßt, nachdem er von Cirias Ankunft gehört hatte. “Herr, benötigt Ihr irgendetwas bei Eurem Gespräch mit der Hohen Dame Herlogan?”, fragte Larric pflichtbewusst. “Nein, hab' Dank, Larric. Wenn etwas ist, dann lasse ich rufen”, sagte Kaigh während er aufstand, um seine Base zu begrüßen. Ein flüchtiges Lächeln zeigte er auf seinem Gesicht und er reichte ihr beide Hände zur Begrüßung. “Ciria, es ist viel zu lange her. Ich freue mich, dass du den weiten Weg auf meine Feste auf dich genommen hast. Ich habe schon angeordnet, dir ein Abendmahl aufzutischen, doch komm, setz dich hier an den Kamin, du musst durchgefroren sein.” "Kaigh, ich danke dir für dein freundliches Willkommen, in Travias Namen! Ja, das Wetter hat uns heute im Stich gelassen!" Ciria hatte den Reisemantel bereits abgelegt, trug grüne Leinentunika und braune Hosen in von der Reise schlammbespritzten Stiefeln. Ihre Waffen hatte sie nicht abgelegt, weder das Ritterschwert, noch die gekreuzten Waffen im Rückengehänge. Der Baron nahm einen der schweren und gemütlichen Stühle mit den hohen Lehnen und stellte ihn näher an den Kamin. Dann nahm er auch seinen eigenen und setzte sich dazu. “Nun, was führt dich auf die Aiwiallsfeste, Base. Es ist sicher nicht nur ein Höflichkeitsbesuch.” "Nein, das ist wahr, Kaigh", erwiderte Ciria. Nun nahm sie doch das Rückengehänge ab und stellte die Waffen an die Wand neben dem Kamin, weiß und schwarz: das Alicorn, das ihre Schwester ihr verliehen hatte, und eine schwarze, aus einem Stück geschmiedete Waffe, wie es schien, glänzend, wie Obsidian. "Ich wünschte, die Zeiten wären solcherart, dass ich allein aus dem Bedürfnis heraus, dich wiederzusehen und nett zu plaudern, hier wäre, Vetter, doch die Zeiten sind nicht so. Es gibt einiges, worüber ich mit dir reden möchte und eine Bitte, die ich an dich herantragen will, eine Gefälligkeit, von der ich hoffe, dass sie dir nicht zu unverschämt erscheint." “Eine Bitte von dir? Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese unverschämt sein könnte. Doch machst du mich neugierig. Sprich frei heraus, wie wir es immer tun! Denn auch mich grämt derzeit Kummer und Ärger, doch bist du zu mir gekommen, so bin ich ganz Ohr, welche Nachrichten du vom Großen Fluss mitbringst, oder von wo bist du aufgebrochen.” Doch bevor Ciria antworten konnte, öffnete sich noch einmal die Tür und ein Knappe trat ein. Begleitet von einer Magd. Während letztere ein wenig Brot, Käse, Eier und Schinken brachte und auf dem Tisch platzierte, trug der Knappe einen dampfenden Krug und einen verzierten Becher. Er schaute sich kurz um und sah, dass der Tisch fern war, deshalb stellte er die beiden Dinge erst einmal dort ab, dann nahm er einen Schemel und stellte ihn nahe von Cirias Stuhl. Dort platzierte er dann den heißen Gewürzwein. Cira hatte den Knappen sofort erkannt, und als er die Sachen abgestellt hatte, verbeugte er sich noch einmal leicht vor der Baroness. “Hohe Dame Herlogan, ich freue mich Euch wiederzusehen”, sagte Gaheris von Schüttrand, der Bastardsohn Kaighs. "Die Freude ist auf meiner Seite, Junger Herr. Ich hoffe, es geht Euch gut?" “Ja, Hohe Dame, habt Dank der freundlichen Nachfrage.” Er nickte und lächelte. Dann schaute der Knappe noch einmal fragend zu seinem Herrn, der aber leicht den Kopf schüttelte. So verbeugte sich Gaheris leicht und zog sich dann wieder zurück. "Nun, dann will ich gerade heraus meine Bitte vortragen, Kaigh, ehe wir über alles Weitere reden", sagte Ciria, nachdem sich die Tür wieder geschlossen hatte. "Mein Gemahl ist auf einer Queste, seit Monden schon, und ich weiß nicht, wann er zurückkehren wird. Nun wird mich ein Auftrag des Grafen vom Großen Fluss für einige Monde außer Landes führen, ein sehr gefährlicher Auftrag. Ich weiß nicht", sagte sie ernst, "wann oder gar … ob ich zurückkehren werde. Und ich möchte meine Kinder nicht allein im Moor lassen, wenn niemand von uns dort ist. Du wirst dich fragen, warum ich sie nicht nach Andoain bringe, doch zwischen Vater und mir steht es nicht zum Besten. Zudem ist das, was mich die letzten anderthalb Götterläufe verfolgte und sie gefährden könnte, etwas, was er nicht versteht: Feen. Darum möchte ich dich bitten, für meine Kinder zu sorgen und sie zu beschützen, bis mein Gemahl oder ich sie hier wieder abholen können. Wenn ich dir diesen Gefallen in irgendeiner Weise vergelten kann durch meine Möglichkeiten, lasse es mich wissen!" Kaigh hatte aufmerksam mit ernster Miene zugehört, dann strich er etwas nachdenklich über seinen Bart und es war eine kurze Pause. “Einen Gefallen vergelten?” Er lächelte. “Willst du mich beleidigen?”, fragte er nur halb ernst. “In der Familie rechne ich nichts auf. Andere mögen unbeglichene Rechnungen haben, die es irgendwann einzutreiben gilt, aber dir, Ciria, werde ich diesen Gefallen gerne tun.” Er nickte dabei, sich selber zustimmend. Ciria lächelte. "Nun, ich danke dir, Kaigh. Doch solltest du irgendwann meiner Unterstützung bedürfen, lasse mich das ebenfalls wissen." “Es wird mir eine Freude und Ehre sein, mich um deine Kinder zu kümmern.” Wieder dachte er kurz nach. “Ich bin versessen darauf zu erfahren, welche Aufgaben dich und deinen Gemahl beschäftigen, doch bevor du berichtest, will ich diese Sache abschließen. Ich werde in den nächsten Wochen wohl auch … nicht immer vor Ort sein, doch denke ich, dass diese Aufgabe eine erste Bewährungsprobe für meinen Sohn sein könnte. Was hälst du davon, wenn Gaheris für die Sicherheit deiner Kinder die Verantwortung bekommt? Ich weiß, er ist noch Knappe, doch kommt er langsam in ein Alter, wo er sich bewähren muss. Und keine Angst, ich werde ihm einen erfahrenen Streiter an die Seite stellen, der im Notfall helfen kann. Was hälst du davon? Wenn dir der Vorschlag nicht behagt, dann werde ich diese Aufgabe dem Lanzenmeister Arve Laguv übergeben, dem ich selbst jedes meiner Kinder anvertrauen würde, wenn es in die Schwarzen Lande gegangen wäre. Doch hier auf der Aiwiallsfeste sollten ja wenig Gefahren lauern, sodass Gaheris sich bewähren könnte, ob er bereit ist für Verantwortung.” Der Baron schaute die Herlogan fragend an. Ciria nickte. "Kaigh, die Mauern der Aiwiallsfeste sind mehr Schutz, als ihn die Kinder in Caerbroch haben könnten. Und jenen, denen du vertraust, will ich ebenso trauen. Wenn es dir recht ist, so würde ich das Kindermädchen und die Amme hierlassen mit ihrem Mann. Er ist Zimmermann, wenn du also etwas auf der Aiwiallsfeste zu erledigen hast, scheue dich nicht, seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Das Paar hat einen kleinen Sohn, ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich sie gemeinsam hier lasse. Zudem hat mich ein Waffenknecht begleitet, du könntest ihn einstweilen Gaheris' Kommando unterstellen." “Es freut mich, dass du meinem Vorschlag nicht abgeneigt bist, und all deine Ergänzungen sind hiermit angenommen und es sei besiegelt.” Kaigh lächelte und faltete etwas zufrieden die Hände. "Möchtest du jetzt etwas Essen, wo deine wohl größte Sorge besprochen ist? Dann kannst du mir auch von deiner Queste und der deines Gemahls erzählen." Ciria nickte. "So sei es!" Kurze Zeit später saßen sie zu Tisch, und Ciria trank von dem Met, den die sich hatte einschenken lassen. "Mein Weg wird mich vielleicht zurück nach Weiden führen, aber genau kann ich das noch nicht sagen. Es hat vor einem Jahr ein Massaker in einer der nordmärkischen Baronien gegeben. Eine ziemlich hässliche Geschichte. Vampire und Dämonen. Die Vampire konnten besiegt werden, aber der Paktierer ist seither auf freiem Fuss. Der Herzog hat mich beauftragt, der Sache nachzugehen und den Mann gefangenzunehmen. Cei wird mich begleiten. Ich hoffe, noch einige weitere Mitstreiter zu finden. Wie du dir vorstellen kannst, ist es eine risikoreiche Angelegenheit mit ungewissem Ausgang. Wir haben bereits einige Hinweise auf seinen Aufenthaltsort, einen möglichen, aber ich kann noch nicht sagen, wie lange es dauern wird, bis die Aufgabe - hoffentlich erfolgreich - zu einem Ende geführt sein wird." Kaigh drehte den Becher in seiner Hand, während er seiner Base zuhörte. “Vampire und Paktierer? Dann wünsche ich dir Glück und vor allem den Beistand der Götter. Solltest du Hilfe benötigen in Weiden, dann scheue nicht, meinen Verwandten Fergal Fenwasian anzusprechen oder besser noch meinen inzwischen guten Freund Rondrian von Blauenburg, den Baron von Wolfenbinge. Er ist, wie du sicher weißt, einer der bekanntesten Streiter des mittnächtlichen Herzogtum. Ich setze dir ein Schreiben von mir auf, das sollte dir, so hoffe ich, gegebenenfalls Türen öffnen bei ihm. Fergal aber wird dir auf jeden Fall helfen, er ist von mir dorthin geschickt worden, um den Pakt zwischen Rondrian und mir zu vertiefen. Er ist der Gemahl der Tochter des Barons und verwest dort ein Edlengut.” Er ließ seine Worte kurz wirken und fuhr dann fort: “Es wird so lange dauern, wie es dauert. Deine Kinder sind hier in guten Händen!” Ciria lächelte. “Ich bin froh, sie hier zu wissen, Kaigh. Ich danke dir für deine Unterstützung. Ob wir wirklich in Weiden zuschlagen werden oder den Paktierer anderswo finden werden, kann ich noch nicht genau sagen. Cei lässt eine Kontaktadresse von ihm in Havena beobachten, und wir wissen, dass er noch weitere Aufenthaltsorte in ganz Aventurien hat. Wir werden sehen.” Sie schwieg einen Moment. “Cathmora und deine jüngere Tochter dürften im selben Alter sein. Es ist schön, dass sie sich nun kennenlernen. Rondric ist noch kein Jahr alt.” Wieder ein Schweigen, einen Moment lang wirkte Ciria abwesend, dann lächelte sie. “Das Kindermädchen, das sie betreut, hat eine interessante Geschichte, lieber Vetter. Sie ist kein Mädchen, genau genommen, und ist weit älter als sie aussieht. Es ist nämlich niemand anderes als die Zofe meiner Schwester, meiner Schwester Caia, muss ich mittlerweile wohl sagen. Ich habe Naena - so heißt die gute Frau - im vergangenen Spätsommer in Gallimh in der Baronie Fairnhain angetroffen, wo sie nur wenige Monde zuvor aus dem Farindel aufgetaucht war - nach gut neun Götterläufen! Zwischenzeitig haben wir uns … im Farindel verloren.” Ciria lächelte beinahe entschuldigend. “Eine weitere Geschichte. Doch in Honingen traf ich sie erneut und nahm sie in meine Dienste. Sie ist eine gute Frau, die für Caia sorgte, von klein auf, bis zu dem Tag, da sie im Farindel verschwand, und sie sorgt gut für meine Kinder.” Kaigh setzte den Becher ab, von dem er einen Schluck genommen hatte und schaute etwas erstaunt. Auch wenn es solche Geschichten am Farindel immer wieder gab, war es doch etwas Besonderes. “Das ist wahrlich eine interessante Geschichte und familiäre Verwicklung. Sie sollte sich mit Feen und dem Farindel somit gut auskennen und gegebenenfalls auch eine gute Ratgeberin für dich sein. Ich werde mal mit ihr sprechen, da mich ihre Geschichte auch interessiert. Der Wald …”, er machte eine Pause, “... und die Wacht … sind ja mein Leben, meine Aufgabe, wie du weißt. Ich versuche dem hin und wieder zu entkommen, aber am Ende ist und bleibt dies mein Schicksal. Ich bin froh, dass ich Avana habe, die mich immer mal wieder an meine Aufgaben als Baron gemahnt.” Er lächelte liebevoll, als er die Worte sprach. “Und sie nimmt mir hier glücklicherweise auch viel ab.” Ciria nickte. Ihr Lächeln wirkte ernst. “Was Naena angeht, hat sie wohl bereits weniger schöne Erfahrungen mit den Gesetzen Winhalls gemacht, in den Wochen, da wir uns aus den Augen verloren. Beinahe wäre sie wohl in den Kerkern der Iauncyll verschwunden.” Sie schwieg einen Moment. “Gibt es Differenzen zwischen dem Grafen und dir, Vetter?” Kaigh hielt kurz inne, die dunklen Wolken zogen wieder über seinem Haupt auf. “Das ist schon allgemein bekannt? Das verwundert mich. Ja, es gibt einige Differenzen, die sogar sehr schwerwiegend sind. Ich will nicht ins Detail gehen, aber es ist ziemlich eskaliert am Ende des letzten Boronsrat auf der Grafenfeste. Und auch im Anschluss gab es einen unerfreulichen Austausch. Mein Bruder versucht mir gerade die Wogen zu glätten und mir ins Gewissen zu reden, den Konflikt zu beenden, doch es ist schon einiges passiert. Die Lanze Distelritter in Neuwiallsburg untersteht mir nicht mehr, und es rumort in einigen Teilen im Rest der Truppe. Zum Glück folgen mir alle meine Vasallen, doch es wird nicht einfach ohne oder gegen den Grafen.” "Seine Gemahlin scheint nicht gut auf dich zu sprechen zu sein", sagte Ciria. "Und sie wollte mich gleich in Sippenhaft nehmen. Darf ich fragen, wie es zu diesen Differenzen zwischen dir und deinem Vetter gekommen ist, Kaigh?" “Natürlich, ich bin ein Freund des offenen Wortes. Es ist insgesamt kompliziert, weil vielschichtig, aber es geht vor allem um Angelegenheiten der Fee.” Er machte eine Pause, um seine Worte genau zu wählen, und nahm ein Schluck. “Der Graf und ich sind uns in dieser Hinsicht nicht immer einig, doch nun ist die Situation für mich etwas mehr besonders als sonst. Ich muss in bestimmten Rhythmen meinen Pakt mit dem Wald, … der Fee erneuern. Dieser Zeitpunkt steht an oder besser: läuft ab. Doch meine Verbindung zum Wald, die Holde Tharanel, ist seit längerem nicht mehr … da. Das Rote und das Schwarze regt sich, die Mächte begehren auf aufgrund dieser Vakanz, und all das bereitet mir große Sorgen, und ich weiß nicht, was es für mich persönlich bedeuten wird. Warum Tharanel nicht präsent ist, darüber streiten wir unter anderem. Doch ist es dann noch in ganz andere Richtungen eskaliert. Es geht um Gold, die Distelritter, Dank oder Undank, Schulden und vieles andere mehr … Alle Unstimmigkeiten, die irgendwo schwelten, wurden auf den Tisch gepackt, und es wurde unschön. Ich brauche sicher nicht erwähnen, dass all das diesen Raum nicht verlassen darf, oder?” "Natürlich nicht, Kaigh!", erwiderte Ciria. Für einen Moment lächelte sie traurig, und ihr Blick glitt an ihm vorbei. Dann sah sie ihn wieder an. "Sollte ich nicht zurückkehren … und mein Gemahl auch nicht, … wird mein Vater Anspruch auf die Kinder erheben. Aber ich mache mir Sorgen, insbesondere um Rondric. Seine Hochwohlgeboren mutmaßt, dass er …, dass, wenn ich es recht verstanden habe, Feen sich zu ihm in besonderem Maße hingezogen fühlen. Vielleicht, wegen meines Aufenthalts im Farindel, als ich ihn in meinem Leib trug. Vater versteht nichts von Feen. Er tut so, als gäbe es den Pakt unseres Hauses nicht." Sie zögerte. "Kaigh, ich weiß, es ist viel verlangt, aber: Wirst du für meine Kinder sorgen und sie beschützen, notfalls auch gegen meinen Vater, falls … es notwendig sein sollte?" Kaigh drehte den Becher in seiner Hand und wirkte sehr nachdenklich. Seine impulsive Seite in ihm wollte sofort ja sagen, aber der Politiker, der auch in ihm steckte, zögerte doch kurz. “Wenn du mich darum bittest, dann will ich das tun. Gleichwohl dein Vater ein mächtiger Mann ist und diese Bitte schon sehr viel bedeutet. Dann musst du dir überlegen, ob du mir deinen Sohn auch als Mündel geben möchtest. So dass er an meinem Hof als Page dienen wird, wenn er älter ist, um vielleicht auch mehr über die Feen und seine …, seine besondere Beziehung zu ihnen zu erfahren. Er muss ja nicht bei den Distelrittern landen, aber an meinem Hof kann er seine Ausbildung beginnen, und ich hätte dann auch einen Grund, Rondric deinem Vater vorzuenthalten.” Er nahm noch einen Schluck, um seine Worte wirken zu lassen, dann fügte er noch hinzu. “Doch gehe ich natürlich davon aus, dass du sehr bald wohlbehalten zurückkommst und deinen Sohn selber vor deinem Vater beschützen kannst.” Der Baron lächelte bei den letzten Worten. Ciria nickte. Gleichwohl wirkte sich noch immer nachdenklich. Abermals zögerte, ehe sie sprach. "Seine Hochwohlgeboren … hat angeboten … zu prüfen …, ob seine Vermutung sich bestätigt. Wenn Rondric das Pagenalter erreicht. Um ihn an den Hof zu holen …, falls ja." Kaigh schaute Ciria an und man konnte seiner Mimik entnehmen, dass er nicht verstand, was sie ihm sagen wollte. Sie sah Kaigh direkt an. "Ich hoffe, du wirst die Differenzen zwischen deinem Vetter und dir ausräumen können, Kaigh. So oder so. Nicht meinetwegen, aber … weil ein solcher Zwist euer Haus schwächt. Und weil ich sehe, dass er dich belastet." “Da hast du recht, und natürlich hoffe auch ich, dass wir den Konflikt lösen können. Mein Bruder Burunian ist bereits in diplomatischer Mission unterwegs.” Kaigh schmunzelte bei dem Gedanken. “Meine größere Sorge betrifft aber derzeit meine Verbindung zu Tharanel und dem Wald. Da kann mir mein Bruder aber so gar nicht helfen.” Er nahm wieder einen Schluck aus dem Becher. “Tharanel? Ich nehme an, das ist eine Fee”, mutmaßte Ciria. “Gibt es Schwierigkeiten? Ist es eine Verbündete Farindels? Verzeih, Vetter, ich weiß noch immer so wenig über die Holden und ihre Beziehungen zu den Menschen.” “Ja, Tharanel spricht für Farindel und sie ist die Holde in diesem Teil des Waldes und somit die Schutzherrin von uns allen hier. Mit ihr schließe ich meinen Bund mit dem Wald. Farindel selbst konnte ich selber noch nie erblicken. Aber Tharanel spricht eben für sie und den Wald.” “Und was ist deine Sorge?”, fragte Ciria. “Sie ist einfach nicht mehr da! Zum einen erkennt man das am Wald - wenn man sich auskennt - ich selber spüre das aber auch. Es gibt ein unsichtbares Band zwischen mir und dem Wald, der Fee, dieses Band ist nicht mehr spürbar. Des Weiteren muss dieses Band, dieser Bund in regelmäßigen Abständen neu geschlossen werden, dies steht jetzt an, und ich weiß nicht, was passiert, wenn ich diesen Zeitpunkt verpasse. All meine Ziele, all meine Aufgaben, mein Dasein, steht im Moment infrage”, sagte der Baron ernst. Ciria sah ihren Vetter besorgt an. “Hast du irgendeine Vorstellung, warum diese Fee verschwunden sein könnte? Und wieweit hängt dein … Dasein von diesem Bund ab? Und - verzeih die vielen Fragen - was hat dein Konflikt mit Seiner Hochwohlgeboren damit zu tun?” “Er ist möglicherweise auch aus diesem Umstand entstanden, denn es gibt unterschiedliche Ansichten, was zu tun ist und wo die Gründe liegen. Es führt zu weit, das weiter auszuführen. Die Gründe aber sind weiterhin unklar. Im Winter hat ein Orkhexer behauptet, er wäre dafür verantwortlich, denn es war ihm aufgrund eines Zaubers vor einigen Götterläufen tatsächlich einmal so etwas gelungen. Dieses Mal war es aber eine Lüge. Das Problem mit dem Schwarzpelz, der sich Rote Krähe nennt, hat sich zum Glück erledigt, dank einiger Heldentaten von Winhaller Streitern, aber die Holde bleibt verschwunden. Im Wald kann man dies spüren, und der Zugang in ihr Reich ist versperrt. Es mag am Erstarken des Roten oder anderer dunkler Feen liegen. Ich tappe noch im Dunklen.” Ciria runzelte nachdenklich die Stirn. “Hm. Es gibt Hinweise darauf, dass der Rote nach der Macht greift. Mehr als nur hier. Ich habe mit Ihrer Gnaden Scia Coîonbachir gesprochen, und es scheint mir, als hätte auch im Honinger Land der Einfluss des Roten gewonnen. Ganz sicher bin ich mir nicht, dazu verstehe ich zu wenig davon. Aber im Spätsommer, als ich entlang des Farindels reiste, um mehr über die Feen herauszufinden, wurde ich … von Wesen des Waldes in den Farindel … entführt. Offenbar, weil … ein Mann des Waldes, ein Druide, mich aufgrund von etwas, was ich bei mir trug, für eine Dienerin des Roten hielt.” Sie schwieg kurz. “Mehr Sorgen allerdings machen mir diese dunklen Feen, Kaigh! Erinnerst du dich an diese Schattenschlange, die uns damals bei Ulaidrim angriff, im Wald? Die Verletzung, die ich damals davontrug, war schwerer, als sie zunächst aussah, noch schwerer. Und ihre Auswirkungen haben mich noch bis vor wenigen Wochen begleitet. Vielleicht werden sie das weiterhin, auch wenn ich inzwischen hoffe zu überleben. Erneut schwieg sie, düster. “Diese Schwarzen sind unfassbar gefährlich. Und ich fürchte, mein Schicksal ist irgendwie mit ihnen verknüpft, Kaigh.” “Ich hoffe, dass es nicht so ist. Doch würde ich mich nicht wundern, falls dies der Fall ist. Und ich hoffe, dass du dein Schicksal zum Guten wenden kannst. Denn ja, auch die Schwarze Fee macht mir Sorge. Ewig ist die Wacht! Doch genug von den Feen, ich hatte dich vorhin nicht richtig verstanden, als ich dich bat, mir deinen Jungen offiziell als Mündel oder zukünftigen Pagen zu versprechen, wenn er soweit ist, sodass ich auch eine Handhabe habe, um mich gegebenenfalls gegen deinen Vater stellen zu können. Wie steht eigentlich dein Gemahl zu alle dem?” Ciria schwieg. Eine Weile hörte man nur das Knistern des Feuers im Kamin und das Klappern von Becher und Löffel. Dann sah Ciria ihren Vetter wieder an. “Ich weiß es nicht, Kaigh. Ich habe ihn seit fünf Monden nicht mehr gesehen. Und kaum etwas von ihm gehört. Ich … werde mit ihm darüber reden, wenn er zurück ist. Darum kann ich auch nicht sagen, was mit Rondric sein wird, wo er seine Pagenschaft antreten wird. Das ist nichts, was ich ohne meinen Gemahl besprechen möchte.” Wieder ein Schweigen. “Dasselbe gilt für meine Tochter. Meiner Töchter.” “Alle werden bei mir in Sicherheit sein, wenn es nötig ist. Besprich die Sache mit Rondric mit deinem Gemahl!” Kaigh schwieg kurz weil er überlegte das Thema zu vertiefen, entschied sich aber dagegen. “Ich danke dir, Kaigh!”, sagte Ciria. Und dann aßen sie eine Weile schweigend.