Hochzeit auf Burg Krähenfels (1044) Teil 04: Das Jagdgesinde von Haus Aldewen

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Chronik

29. Travia 1044
Erste Tsastunde: Die Ankunft im Jagdlager

Die Ankunft im Jagdlager

Das Jagdgesinde von Haus Aldewen

Falwa war ein junges Ding von vielleicht achtzehn Jahren, mit Feenküsschen auf der Nase und kurzen roten Haaren. Vermutlich floss auch das Blut der Flussleute durch ihre Adern. Sie hatte ein rundes Gesicht, reichte allerdings der stämmigen Rüdefrau nur bis zur Brust. Ihr Vater stand als Waffenknecht in den Diensten des Junkers. Die Waidmagd führte einen Kurzbogen, einen Hüftköcher und ein anständiges Jagdmesser bei sich. Falwa trug eine braune Gulain aus dichtem Loden und ein schlichtes ledernes Jagdwams. Um den Leib hatte sie sich eine Umhängetasche aus Biberfell gebunden. Dicht bei ihr stand die Rüdefrau des Junkers, mit einem Schweißhund am Riemen. Gilwen war von kräftiger Statur, vielleicht sogar um wenige Finger größer als ihr Herr, der Junker von Eichengrund. Sie war keine Frau der großen Worte, da sie vor einigen Jahren bei der Flucht vor einem Auerochsen, drei Zähne und ihr Lächeln verloren hatte. Sie trug ein speckiges Lederwams und hielt eine Saufeder in der Linken. An ihrem Jagdgürtel fand sich ein ansehnlicher Saufänger.
Gilwen wurde nur noch vom Jagdmeister des Junkers überragt. Crabald Faldem maß nahezu an die zwei Schritt, wenn er gerade stand. Er rieb sich, wie so häufig, das rechte Knie. Alle die ihn schon länger kannten wussten, dass er dort einst von den Hauern eines Keilers verwundet wurde. Gerade in den kalten Tagen schmerzte seine Narbe. Aus diesem Grund war er auch warm angezogen. Über der Leinentunika hatte er sich eine dicke braune Wolltunika geworfen und trug darüber noch eine braune Gugel. Unten schützen ihn vor Dornen, Zecken und Kälte ein alte schwarze Lederhose und fast kniehohe Stiefel. Um die Hüfte trug er einen Gürtel, daran einen Köcher mit Pfeilen, ein Jagdmesser und eine Albernische Bauernwehr.

Leanna Widra Wappen haus widra.png Crabald Faldem Ioric von Krähenfels Wappen haus kraehenfels.png

Leanna Widra, die sich von der Braut und deren Schwägerin verabschiedet hatte, schlenderte über den Festplatz zu der Jagdgruppe hinüber. Sie nickte den Frauen zu und grüßte den Jagdmeister, um den ihr Erstgeborener wie ein Welpe herumzutanzen pflegte, immer begierig darauf, der erfahrene Jäger möge ihm erneut eine Lektion mit dem Bogen erteilen. Doch Melwin war auf Eichengrund geblieben, zu seinem großen Bedauern. Leanna machte sich nicht allzu viel aus der Jagd. Am Bogen hatte sie sich selten versucht und ihr fehlte das Talent. Sie bevorzugte den Spieß. Aber die Kriege, insbesondere der letzte, hatten ihr die Freude an der Jagd genommen, die sie manches Mal in jungen Jahren noch verspürt hatte. Wenn sie das Rehwild sah, das in Todesangst vor den kläffenden Hunden floh, während die Jäger mit lauten Rufen durch den Wald preschten, hatte sie andere Bilder vor Augen: Menschen in Todesangst. Gejagt von den Häschern der Dunklen Seite, getrieben von dämonischen Höllenhunden im Osten. Eine Jagd war barbarisch. Und feige. Aber Brendan liebte die Jagd, wenngleich er die Pirsch einer Hatz vorzog, doch auch einer solchen konnte Leanna nicht dasselbe Vergnügen abgewinnen wie ihr junger Dienstherr. Wie dem auch sei: Sie würde schon auf ihn achtgeben.
“Aye, Meister Crabald!“, nickte sie dem Jagdmeister zu. “Ein guter Tag für die Jagd, was?”
Der alte Jagdmeister nickte: “Ja, das Wetter wird wohl halten, hohe Dame.” Man sah Crabald Faldem an, dass er um die richtige Anrede rang.
“Doch wir sollten auf den Wind achten. Auf was gehen wir heute?”
Leanna Widra zuckte mit den Schultern. “Da müsst Ihr den Junker fragen oder unseren Gastgeber. Ich war bislang davon ausgegangen, die Braut zu hüten, aber das wird wohl Wohlgeborens Hohe Gemahlin nun selbst übernehmen.“ Sie grinste und zuckte mit den Schultern.
“Ahmm, dann geh' ich doch besser zu meinesgleichen, ich frag mal die Jagdmeisterin, was die hohen Herren vorhaben? Vielleicht können wir dann morgen ein, zwei Hasen jagen?” Nach der Unterhaltung wandte sich der alte Jagdmeister in Richtung der Jagdausrichter.
“Tut das, Meister Crabald!“, sagte Leanna Widra und nickte dem Haushofmeister zu, der sich ihnen näherte.
Ioric von Krähenfels erwiderte das Nicken der Dienstritterin und trat an sie heran. “Leanna”, grüßte er sie knapp, aber nicht unfreundlich, bevor er den Jagdmeister mit einem knappen Nicken wortlos begrüßte.
“Seine Wohlgeboren schickt mich eure Teilnahme an der Jagd zu sichern.”
Leanna Widra hob die Augenbrauen. “Da ist ihm seine Frau wohl zuvorgekommen“, grinste sie.
Ioric erwiderte das Lächeln, zuckte mit den Schultern. “Dann ist wohl meine Aufgabe vollbracht, ich fürchtete schon mehr Überzeugungsarbeit leisten zu müssen. Es freut mich das ihr nun mit mir der edlen Aufgabe nachkommen werdet Publikum der waidmännischen Großtaten seiner Wohlgeboren zu sein.” Er lachte leise. ”Ich hoffe ihr kommt nicht unvorbereitet für eine derartige Wendung?”
Leanna zuckte nun ihrerseits mit den Schultern. “Ich mache mir nicht viel aus der Jagd, Ioric“, sagte sie. “Und ob ich nun aufpasse, dass der Braut kein Speer zu nahe kommt oder ihrem Bruder“, grinste sie anzüglich, “was macht das für einen Unterschied?“
Ioric lachte glucksend. “Gebt Acht, dass ihr meinen Vetter von eurer Wacht ausnehmt, wenn ihr nicht den Feierlichkeiten eine ganz besondere Note verleihen wollt!” Immer noch breit lächelnd, aber ernster fuhr er fort. “Ich fragte bloß weil seine Wohlgeboren mich bereits dafür schalte eine lange Klinge zu tragen.”, er legte die Hand auf den Schwertknauf.
“Ihr solltet euch zumindest den Anschein geben an der Jagd teilzunehmen, ihm zuliebe. Wollt ihr meinen Spieß?”
Leanna hob die Augenbrauen, entschied sich dann aber offensichtlich, die Wortspiele beiseite zu lassen.
“Bre… Seine Wohlgeboren hat genügend Ausrüstung dabei für eine halbe Schwadron“, erklärte sie.
“Ich bin mir sicher, ich finde schon was, habt Dank!“
“Daran habe ich keinen Zweifel”, bekräftigte Ioric. “Ihr solltet euch bloß eilen, mir scheint er ist in Stimmung jeden der eine Waffe heben kann zu überreden mitzukommen.” Er zwinkerte Leanna zu und deutete in Richtung seines Dienstherren, der sich, augenscheinlich in bester Laune, mit den anderen Gästen unterhielt.
Leanna folgte seinem Blick. “Gut, wenn er sich amüsiert.“ Kurz war es still.
“Ioric, im nächsten Jahr wird meine Marhada acht. Was denkt Ihr, wäre hier bei Euren Verwandten der rechte Ort für sie als Pagin? Melwin ist ein hervorragender Schütze für sein Alter, aber zeigt keinen Ehrgeiz mit dem Schwert, und mit Pferden ist er hoffnungslos. Marhada ist jetzt schon eine gute Reiterin, und sie ist dem Kämpfen nicht abgeneigt. Ich könnte mir vorstellen, dass sie das Zeug zur Ritterin hätte. Mehr als eine Schwertleite werde ich mir ohnehin nicht leisten können, wenn Phex mir nicht hold ist.“
Ioric blickte in Richtung der trutzigen Mauern der Burg. “Ich denke, eure Tochter wäre auf Krähenfels gut aufgehoben, Junker Caran, meine Mutter und ihre Schwester sind ehrbar und gerecht. Man würde sie nicht schonen, aber die Tugenden, die man ihr im Hause meiner Familie beibringen wird, werden ihr einen guten Boden für einen Ritterschlag geben.”
Leanna Widra nickte. “Vielleicht könnt Ihr es einrichten, dass sich ein entsprechendes Gespräch ergibt, Ioric. Ich denke, ein weiteres Bündnis zwischen unseren Häusern wäre auch unserem Dienstherrn genehm.”
“Sicher, ich werde bestimmt Gelegenheit finden mit meinem Vetter ein paar Worte zu wechseln, heute oder in den kommenden Tagen.” Ioric nickte ebenfalls.