Herrschaftliche Unterredung (1043)

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Briefspiel
Herrschaftliche Unterredung (1043)
Region: Seenland
Ort: Bredenhager Buhurt (1043)
Ab Jahr: 1043 B.F.
Zeitraum: Praios 1043
Beendet:

Ja

Beteiligt: Aedre, Tanflam
Kapitel:

Baronin Alana ni Channon stellt der Knappin Invher ni Cullairn eine bedeutsame Frage.


Das Eröffnungsbankett war gerade beendet worden und Invher war wie alle Knappen von ihrem Schwertvater, den sie bedient hatte, entlassen worden, und nun freute sie sich auf ein Treffen mit ihrem Freund Eamonn ui Rannog, mit dem sie so viel besprechen wollte. Da hörte sie unvermutet ihren Namen über das allgemeine Stimmenwirrwarr. “Junge Dame Cullairn!” Es war die Baronin von Ylvidoch, die da rief und ihr lächelnd bedeutete, doch auf sie zu warten. Erstaunt zog die ältere Knappin des Nordhager Vogts die Brauen hoch. Viele der Adligen hatten sich nach der Aufhebung der Tafel erhoben, um Gespräche zu suchen oder dem Tanz zu frönen, sodass Alana ni Channon sich erst zu der Schildmaid durchschlängeln musste. Dabei warf sie auch immer wieder einen raschen Blick über die Schulter zurück.
“Ich hoffe, es kommt Euch nicht ungelegen, wenn ich Euch um eine Unterredung bitte, junge Dame?” begann die Baronin recht ernst und sah Invher aufmerksam an. “Wir könnten kurz gemeinsam frische Luft schnappen?”
Verdutzt wurde sie von der Jüngeren angeschaut. Eine Unterredung? Ging es dabei womöglich um ihre Schwertleite und damit einhergehend um Cullairn? Viel Lust auf dieses Gespräch besaß Invher nicht, denn das Thema war unangenehm. Kurz meinte sie in der Ferne Eamonn gesehen zu haben, der mit jemandem das Bankett verließ. “Ähm… Aber natürlich, Hochgeboren.” entgegnete Invher jedoch brav und schloss sich der Baronin mit einem höflichen Lächeln an.
Erstaunlich rasch durchmaß Alana die Halle, um auf den Burghof zu treten. Erneut fiel dabei auf, dass sie sich immer wieder einmal zwischendurch umsah. Draußen schließlich und etwas abseits anderer Gäste, wandte sie sich wieder an Invher:
"Ich möchte ohne Umschweife zur Sache kommen", stellte die Baronin fest und lächelte entschuldigend. "Da Eure Schwester Shianna bald Herrn Ciarán heiraten wird, ist der Vorschlag an mich herangetragen worden, ihm den Lehnseid als Ritter von Cullairn abzunehmen, da er sich als Vogt verdient gemacht hat. Diese Entscheidung habe ich bisher aufgeschoben, denn zuerst wollte ich mit Euch sprechen. Sicherlich muss doch bald Euer Ritterschlag anstehen?" Kurz blickte Alana die Schildmaid fragend an, fuhr jedoch fort, ohne die Antwort abzuwarten: "Cullairn braucht endlich Stabilität, einen Ritter, nicht nur einen Vogt. Jemanden, im besten Fall, der nur mir als seiner Lehnsherrin treu ergeben ist und dabei auch nicht in Konflikt mit seiner Familie geraten könnte. Deshalb frage ich Euch: Seid Ihr willens und in der Lage, in der nahen Zukunft Euer Erbe anzutreten und dafür auf eine Heckenzeit zu verzichten? Könnt Ihr mir", erneut sah sich die Baronin um, "hier und jetzt bereits unbedingte Loyalität schwören?"
Alana konnte sehen, dass der Cullairn diese Aufforderung nicht behagte. Etwas an ihr hatte sich noch bei der Erklärung der Baronin zurückgezogen wie ein Schneck ins Haus, während sie die Höherstehende mit einem verwirrten Ausdruck ansah. Ihr Ritterschlag und die Ritterschaft auf Cullairn, also doch! Aber: “Hier und jetzt??” platzte es aus Invher heraus.
Das Gehörte brachte die Cullairn dazu, sich fahrig mit der Hand über die Zöpfe zu streichen und das nervöse Verhalten, das die Baronin an den Tag legte, dazu, dass sich auch Invher nervös umsah. Wenn auch aus anderen Gründen: Sie hoffte sehr, jemand käme und verwickelte die Baronin in irgendein anderes wichtiges Gespräch. “Naja, also, ich weiß nicht. Ich wollte eigentlich schon…” Dann hielt die Knappin inne, ließ sich die Worte der anderen noch einmal hastig durch den Kopf gehen. Die Erkenntnis traf Invher wie der Schlag: “Ihr habt Euch also noch gar nicht dazu entschlossen, Ciaran ui Rannog zum Ritter über Cullairn zu ernennen??”
“So ist es”, nickte Alana ernst.
“Aber der Vorschlag, ihn zum Ritter von Cullairn zu ernennen, ist durchaus sinnvoll. Herr Ciarán ist älter und erfahrener als Ihr es seid und er hat das Lehen bereits erfolgreich verwaltet. Und Eure Mutter scheint nicht vorzuhaben, sich dagegen auszusprechen, da er Eure Schwester ehelicht. Ich werde es rechtfertigen können, dem Vorschlag nicht nachzukommen, wenn es dabei nur um wenige Wochen geht und ich bereits Eure Zusage habe, dass Ihr gleich nach Eurem Ritterschlag den Lehnseid ablegt. Aber ich will sicher sein, dass ich mich auf Euch verlassen kann.”
Zum wiederholten Male sah sich Alana angespannt um.
“Deshalb verlange ich hier und jetzt von Euch einen Schwur.”
Meine Mutter ist ein intrigantes Weib - hätte Invher nur zu gerne gesagt, als die Rede auf ihre Mutter Keira fiel, die nach Invhers Meinung sie mit diesem schleimigen Traviabund alle verkauft hatte. Auch - es schmerzte Invher das zugeben zu müssen - das Vorhaben, ach, den Traum ihres Vaters Rigan ui Cullairn, Cullairn einst durch die älteste Tochter weitergeführt zu sehen.
Invher spürte zwar, dass ihr gerade der Moment geschenkt worden war, den Traum des Vaters wahrwerden zu lassen und den billigen Handel der Mutter zerstören zu können. Aber hier und jetzt und schon gar nicht ohne vorher mit ihrem Schwertvater, einem weisen Ratgeber, oder Eamon, ihren erhofften Verbündeten gegen die Machenschaften ihrer Mutter und des Herrn Berwyns, gesprochen zu haben, wollte, nein, konnte sie keine Versprechen machen. Was, wenn sich Eamonn gegen ihren Vorschlag aussprach und sie die schlechte Laune ihrer Mutter alleine aushalten, sie sich sogar am Ende doch Keiras Diktat einen Schwiegersohn betreffend beugen musste? Invher kannte ihre Mutter schließlich genug, um eine Ahnung zu haben, was sie auf Cullairn erwarten würde, wenn sie deren politischen Ziele zunichte machte. Andererseits würde ein Nein bedeuten, die Baronin zu enttäuschen und es bedeutete ebenso, dass Berwyn ui Rannog gewann - und das wollte Invher auch nicht.
Entsprechend hin und her gerissen wirkte die Cullairn für den nachfolgenden Moment, bevor sie sich räuspernd fasste. Nein, sie wollte diesen Zwang nicht. Wollte nicht etwas schwören, von dem sie nicht gänzlich überzeugt war. Bei dem sie sich nicht sicher war. Freiheit ging mit Enttäuschung einher, Herrschaft mit Gefängnis. Eine schwierige Entscheidung. Etwas, was ihr Schwertvater zu sagen pflegte, ging ihr durch den Kopf:
'Rittersein heißt nicht nur, die Waffe zu erheben. Es heißt vor allem auch Entscheidungen zu treffen und mit diesen zu leben. Daher triff sie weise, denn ihre Konsequenzen werden ein Teil von dir.'
Eigentlich wusste Invher ja bereits eine Antwort. Sie wollte endlich die Freiheit, zu tun, was sie selbst wollte und nicht was andere von ihr erwarteten. Und was sie nicht wollte, war, weiterhin die sein zu müssen, die sie in ihrem Inneren noch nie war.
"Hochgeboren, ich fühle mich überaus geehrt, dass Ihr so ein großes Vertrauen in mich habt, mir Vaters Lehen gleich nach der Schwertleite zu übergeben, obwohl ich wenig erfahren und jung bin."
Auf Invhers Nase und in ihren Handflächen bildete sich feiner Schweiß. Auch schlug ihr das Herz gerade bis zu Hals.
"Ihr wisst, als Tochter Ylvidochs und durch meine Verbundenheit zu Eurem Haus will ich Euch zukünftig meine Dienste gerne antragen....aber dieses Versprechen, das ihr hier und jetzt von mir fordert..."
Invher schluckte den schweren Klos hinab. Einen Moment schloss die Knappin ihre Augen, sammelte sich endgültig. Dann öffnete sie die Augen wieder und beendete ihren Satz mit einem Blick in die Augen der Channon.
"Ich kann euch einen solchen Schwur nicht geben, Hochgeboren. Weder hier und jetzt, noch in einigen Monden. Es...wäre einfach nicht richtig." '...triff sie weise, denn ihre Konsequenzen werden ein Teil von dir.' "Ich bin mir der Konsequenzen bewuss... und trage sie mit."
Sie musste an Cullairn denken, das nun an ihre Schwester und das Haus Rannog ging. Aber auch an die Tatsache, dass sie noch nie mit Freude an ihre eigene Zukunft auf dem Gut gedacht hatte.
Alana ni Channon seufzte schwer, aber nickte verstehend.
"Das ist sehr bedauerlich...", hob sie an, unterbrach sich jedoch plötzlich und sah an Invher vorbei. Die Schildmaid konnte sehen, wie sich die Baronin zu einem Lächeln zwang, als auch schon eine Stimme hinter ihr erklang:
"Hochgeboren, der Herr Rannog ist auf der Suche nach Euch, er wollte Euch wohl gerne um den ersten Tanz bitten."
Invher kannte die Ritterin nicht, die gesprochen hatte, folgte aber mit dem Blick ihrem Fingerzeig in Richtung des Rannog, der sich nicht weit entfernt suchend im Hof umblickte und nun offenbar ebenfalls Alana entdeckt hatte und auf die drei Frauen zusteuerte.
"Natürlich", erwiderte Alana und wandte sich wieder an Invher:
"Es war schön, Euch getroffen zu haben, bestellt Eurem Schwertvater doch bitte meine Grüße. Vielleicht ergibt sich ja noch im Verlauf der Turney die Gelegenheit sich zu unterhalten."
Invher sah der Baronin hinterher, wie sie mit dem zukünftigen Herrn fast aller Barons-eigener Güter von dannen zog, und fühlte in sich hinein. Es würde womöglich Ärger geben. Aber seltsamerweise fühlte sich die Entscheidung gut. Erleichtert entglitt ihr ein Seufzen. Dann kam ihr der Gedanke, dass es jetzt fast noch wichtiger war, mit Eamonn zu sprechen, nicht, dass er noch länger von den eben erst veränderten Tatsachen ausging. Ihr Blick konnte ihn nicht ausmachen. Vielleicht sollte sie doch lieber zurück zur Tafel gehen und den Herrn Ronwian die Neuigkeit erzählen, bevor ihr Schwertvater anders davon erfuhr, dass sie der Baronin Ylvidochs und ihrer Familie gerade den Rücken gekehrt hatte.