Die Schlacht im Bärenwald - Teil 02: Das Heerlager der Kaiserlichen in der Baronie Crumold

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"Ahlan wa-sahlan!" Der Baron erwiderte die fremdländischen Worte der Begrüßung mit einem Nicken, begleitet von einem verbindlichen Lächeln. Vor einem niedrigen Tischchen hatte ein hochgewachsener Krieger des Ordens des Donners Platz genommen. Seine Gesichtsfarbe war dunkler als man es von einem Nordmärker erwarten mochte. Freilich gehörten zu dem Orden dessen Hauptburg sich in Elenvina befand, auch Streiter aus anderen Regionen des bekannten Kontinents. Wichtige Ordenshäuser befanden sich zudem in Trallop und Zorgan. So hatte sich der Ordensritter hier ein kleines Stück Heimat eingerichtet. Der Tulamide galt als kühner aber besonnener Streiter unter den Seinen. Die letzten Jahre hatte er in Albernia dem Orden, im Sold des Herzogs der Nordmarken vorgestanden. Wohl trug er die Farben seines Ordens, geviertelt in schwarz und blau, doch glich sein Harnisch mehr dem eines tulamidschen Kriegers, denn dem eines in den Nordmarken beheimateten Ordensritters. Der Harnisch war sorgfältig an einer Seite des Zeltes über einen Rahmen gestellt. Die unerträgliche Hitze des vergehenden Tages war derweil einer kühlen Brise gewichen und der himmlische Fuchs hatte bereits einen großen Teil des Firmamentes für sich eingenommen. Der angenehme Wohlgeruch frisch aufgegossenen Tees, von einem leichten Hauch von Rosenblüten umschmeichelt, lag in der Luft des Zeltes. Doch nicht die heiß trockene Ausläufer der Khom breiteten sich vor dem Zelt aus, sondern die weite Heide des Abagunds. Für einen kurzen Moment konnte man dies vergessen.

"Nehmt Platz Euer Hochgeboren", lud der Ordenskrieger seinen Gast mit seiner Rechten ein, sich ihm auf der gegenüberliegenden Sitzgelegenheit anzuschließen. Das Zelt des Ritters war in den Farben des Ordens gehalten und auch die Einrichtung lies keinen Zweifel daran, in welcher Region Aventuriens man sich hier befand. Lediglich die eine oder andere etwas exotischere Waffe, oder ein besonderes Kleinod, sowie das kleine Tischchen zeugten davon, dass der Inhaber eine etwas weitere Reise in seinem Leben zurückgelegt haben mochte.

"Lassen wir doch die Förmlichkeiten Sahul, mein Freund." Der junge Kyndocher Baron, Linnart von Halberg zu Kyndoch schenkte seinem Gastgeber ein schelmisches Lächeln. Ein spärlicher Kinnbart, Zeugnis unermesslicher Eitelkeit und neuster höfischer Mode zierte das Antlitz des Barons. "Nun hat es Euch also auch nach Albernia verschlagen", stellte der Ordensritter schalkhaft fest. Kannte er doch die Neigungen und Ansichten des Barons.

"In der Tat, es war unvermeidlich", ein leicht sarkastischer Ton lag in seiner Stimme. Soweit möglich hatte sich der Baron von Kyndoch, ganz im Gegensatz zu manch einem Nachbarn im Isenhag, nach bestem Vermögen aus dem albernischen Konflikt herauszuhalten versucht. Er hatte keinen Gefallen an den kaltnassen Landen gefunden. Seine Abneigung war allerdings nicht derart groß, wie jene die einst sein Vater gegenüber den nördlichen Nachbarn, allen voran Traviarim verspürt hatte.

"Aber es freut mich, Euch nach all den Jahren wider zu sehen. Zu lange ist es her, dass ich Euer Gast sein durfte oder ich die Möglichkeit hatte Euch in Elenvina willkommen zu heißen. Das Land kommt einfach nicht zur Ruhe. Unter uns gesagt, die Fürstin könnte es etwas einfacher haben. Allerdings sind die Leute hier schon recht eigensinnig." Während der Ordensritter Sahul ibn Qusrah sprach, nahm er die silberne Kanne und schenkte zunächst seinem Gast und dann sich selbst von dem wohl duftendem Tee ein. Jetzt erkannte Linnart, dass auch eine feine Note Jasmin mitschwang. Es war ein grüner Tee von kräftiger Farbe. Es gab ein kleines Teehaus in Elenvina. In ruhigeren Zeiten hatten sich der Ordenskrieger und der Baron dort gerne gemeinsam eingefunden wenn beide in der Herzogenstadt weilten und tauschten ihre Erzählungen über ihre Abenteuer und Erlebnisse gerne bei Tee und Gebäck aus. Linnart schätzte die Gastfreundschaft des Tulamiden sehr. Er war gänzlich anders als die steifen Nordmärker und erinnerte ihn nicht wenig an seine eigene Herkunft aus dem tiefen Süden.

"Hochmeister Wunnbald von Ehrenstein hält morgen Rat. Ich schätze wir bekommen endlich etwas zu tun."
"Du wirst staunen, aber ich habe bereits vor Dir eine besondere Aufgabe erhalten. Eine Mission, die verwegener nicht sein kann", erzählte Linnart begeistert und grinste dabei verschwörerisch.
"Nun, erzähl doch und lass mich nicht an der Neugier umkommen!"
"Letztlich ist es wohl nicht mehr als ein Boten und Kundschafterauftrag, könnte man meine, allerdings wichtig genug um nicht irgendwen zu entsenden. Ich soll im kaiserlichen Auftrag nach Wallersrain reisen. Frag nicht, was es damit genau auf sich hat. Ich musste es mir erst selbst auf der Karte zeigen lassen. Allerdings scheint es vor wenigen Monden den Leuten der Fürstin gelungen zu sein sich dort festzusetzen. Wie es scheint bereitet sich der reichstreue Baron dort nun auf Kämpfe vor. Die Kaiserin wünscht aber ihre Kräfte zu bündeln und hat Eigensinnigkeiten untersagt. Ich soll also nicht nur einen kaiserlichen Befehl übermitteln, die Lage dort erkunden, sondern, wenn es die Situation erfordert gar die Führung übernehmen." Linnart grinste stolz. An einem militärischen Kommando hatte Linnart niemals etwas gelegen, allerdings die Aussicht hier ein ausgefallenes Abenteuer zu erleben und womöglich den örtlichen Machthaber ein wenig zu drangsalieren, schien ihm eine interessante Abwechslung.

Sahul ibn Qusrah kannte dagegen die Karte Albernias gut und wusste um die Umstände in Wallersrain. Die Feste dort und damit die gesamte Domäne war mittels List und Verrat kurz vor der Unterzeichnung des Feargadher Vertrages an die Fürstin gefallen. Es lag, gemessen an dem bisherigen Grenzverläufen weit im Gebiet der Abtrünnigen. Eine entscheidende Rolle kam der Burg nun zu, doch letztlich hatte die Einnahme dieser Feste die Kluft zwischen Fürstin und Herzog unheilbar aufgerissen.
"Da hast Du Dich auf einiges eingelassen. Wahrlich, eine Aufgabe für einen wirklich wagemutigen Recken." Linnart grinste geschmeichelt.
"Aber lass uns nicht mehr über diesen Krieg reden. Der Tee ist übrigens köstlich."
"Hab Dank, ja Du hast Recht. Sag wie geht es Deiner holden Gemahlin?"