Knapp an Knappen (1040)

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Briefspiel
Knapp an Knappen
Region: Heckenlande
Ort: Burg Nyallin
Ab Jahr: 1040 B.F.
Zeitraum: 24. Praios 1040
Beendet:

Ja

Beteiligt: Furgund von Hallberg, Arudan von Eulenbroich, Finris von Heckendorn
Kapitel:


Ein Gespräch zweier Streiter des Kampfes der Zwölf, der das Ende der Heckenfehde markierte, in dem es um nicht vorhandene Knappen geht.

Dramatis Personae
- Arudan von Eulenbroich, Junker von Eulentreu und Recke der Heide
- Furgund von Hallberg, Junkersgemahlin von Heckenwacht
- Finris von Heckendorn, deren Pagin


"Wohl gestritten, Herr Arudan." Furgund von Hallberg hielt sich die schmerzende Wange. Blut trat unter dem notdürftig angelegten Verband hervor und benetzte ihre Hände, doch die Ritterin schien sich nicht daran zu stören. Beiläufig wischte sie sie an ihrem Wappenrock ab und winkte einem jungen Mädchen. "Finris, auf, bring uns etwas zu trinken." Dann wandte sie sich wieder dem Junker von Eulentreu zu. "Sagt, wo ist euer Knappe?"

Der Bredenhager Ritter antwortete mit einem Lächeln, das die Erschöpfung wie auch den unterdrückten Schmerz, den ihm zahlreiche Wunden zu bereiten schienen, von seinem Antlitz nahm. "Vergebt mir, Frau Furgund", setzte er an und bemühte sich, etwas aufrechter auf dem einfachen Steckstuhl zu sitzen, den man ihm vor sein Zelt gestellt hatte, damit er die Praiossonne genießen konnte, "dass ich mich nicht erhebe." Dabei deutet er mit bedauernder Geste auf sein ausgestrecktes und mit einem großen Verband umwickeltes linkes Bein. "Das Kompliment kann ich im Übrigen nur zurück geben, schließlich habt ihr den entscheidenden Kampf gefochten, der den unsrigen den Sieg brachte." Kurz überlegte er, ob er Rondred Stepahans Aussage so auslegen solle, dass Rondras Wille durch sie offenbart wurde. Doch diese Frau bedurfte keiner solchen Auslegung, ihre Taten sprachen für sich. "Was nun meinen Knappen angeht", lenkte er das Gespräch auf ein anderes Thema, und ein wenig Verlegenheit schwang in seiner Stimme mit, "so muss ich gestehen, dass ich über keinen solchen verfüge."

"Ist das so? Nun, wenn man es recht bedenkt, ist das vielleicht auch ein Segen. Zu viele Knappen und Knappinnen dürften während dieser Fehde zwischen den Stühlen gesessen haben. Erst neulich wurde mir zugetragen, dass auf Burg Bredenhag ein Bursche aufgegriffen wurde, der unter wiedrigen Umständen seiner Pagenschaft entflohen ist. Die genauen Umstände kenne ich nicht." Die Ritterin zuckte mit den Schultern und wandte sich lächelnd an die junge Finris, die soeben mit zwei Krügen Bier herbeigeeilt kam. Lächelnd drückte Furgund Arudan einen davon in die Hand und prostete ihm zu: "Auf den Frieden!""Auf den Frieden!", antwortete Arudan von Eulenbroich und hob den den Krug zum Gruß. Die Weidenerin tat einen tiefen Zug. Dann wischte sie sich mit dem Handrücken den Schaum vom Mund und fuhr zu sprechen fort. "Auch ich verfüge nicht über eine Knappin oder einen Knappen, wobei ich denke, dass Ihr als ein Recke der Rittertafel deutlich größeren Anspruch und vor allem größere Not haben dürftet. Oder irre ich mich da?"

"Größere Not...", gluckste er lachend, hielt sich jedoch sofort die Seite, als sich eine weitere frisch versorgte Wunde bemerkbar machte, die er sich im Kampf zugezogen hatte. "Verzeiht. Frau Furgund. und seid versichert. ich bin mir bewusst, dass ihr es nicht so meintet, doch das klingt als könne ich mir die Schuhe nicht selber binden. Wobei ich zugeben muss, dass es im Moment in der Tat so zu sein scheint." Wesentlich ernster fügte er hinzu: "Doch ihr habt vollkommen Recht. Vielen von ihnen hat die Fehde bös mitgespielt, sei es dass sie sich auf der gegnerischen Seite ihrer Familien fanden oder, wie mein Neffe, gar ihren Schwertvater verloren. Der junge Raighillin wird es auch nicht leicht haben. Was den jungen Page angeht, den ihr erwähntet, hat er wirklich Glück im Unglück gehabt und dürfte nun weit besser untergebracht sein als zuvor. Sicher wird er bald die Ereignisse vergessen haben."

"Nun ja...", setzte der Ritter erneut an und schien in nachdenkliche Stimmung verfallen zu sein, "vielleicht habt ihr Recht, und es ist für uns beide Zeit, über einen Knappen nachzudenken. Nicht dass ich meine, irgendwer hätte ein Anrecht auf einen Knappen, ganz im Gegenteil sehe ich es als Verpflichtung an, ihnen ein Vorbild zu sein und sie auf den rechten Pfad zu führen. Bedenkt man, wie viele Ritter, nicht nur in den Heckenlanden, auch im Osten, ihr Leben ließen. Diese Reihen wollen geschlossen werden." Mit einem kleinen Seufzer wischte er die Gedanken beiseite. "Da muss auch erst mal jemand kommen, der einem sein Kind anvertrauen will", fügte er hinzu und nahm einen tiefen Zug aus seinem Krug.

Furgund hatte während der Rede des Ritters hier und da genickt. "Ich will hoffen, dass die Fehde auch in den Köpfen und Herzen der Knappen und Knappinnen ein Ende findet, und sie sich wieder auf das besinnen, was ihre Aufgabe ist: der Schutz der Gläubigen und der zwölfgöttlichen Lande." Wie zur Bestätigung nahm nun auch Furgund einen großen Schluck Bier, ehe sie weitersprach: "Und ich gebe Euch Recht. Angesichts des Ostfeldzugs und der Geschehnisse hier in der Heimat ist es mehr denn je unsere Pflicht, uns der jungen Leute anzunehmen. Nachdenklich musterte sie den Eulenbroicher. "Wobei ihr wenig Schwierigkeiten haben dürftet zu überzeugen. Ihr habt doch recht viel zu bieten... als Lehrmeister", lachte sie, "anderes mag ich mir nicht anmaßen zu beurteilen." Keck grinste die Weidenerin den Recken der Heide an. Zu mehr als einem verhaltenen Schmunzeln und einem fast schon geflüsterten "Zu viel der Ehre." ließ sich der Ritter allerdings nicht hinreißen. Arudan hob dabei seinen Krug leicht an und trank den letzten Schluck daraus, Dann leerte auch sie ihren Krug und reichte ihn Finris, die sich sogleich aufmachte, für Nachschub zu sorgen. "Aber bei aller Pflicht und Schuldigkeit", fuhr Furgund fort, "so ist doch nicht jede oder jeder zum Knappen geeignet. Es braucht ein helles Köpfchen ebenso wie einen starken Arm, und, wenn Ihr mich fragt, auch Durchhaltevermögen und Biss. Bei uns in Weiden gibt es eine Redensart...", beim Gedanken an die Heimat legte sich ein verklärtes Lächeln auf ihre Züge. "Es heißt, als die Götter die Steine schufen, fragten sie: 'Wollt ihr Weidener Knappen sein?', worauf die Steine antworteten: "Nein, dafür sind wir nicht hart genug!"

Besonnen ließ Arudan von Eulenbroich die Worte auf sich wirken und fragte sich, wie weich der Kern hinter der harten Schale bei dieser Weidenerin war. Erst als sie fragte "Aber sagt, was sucht Ihr in einem Knappen?", ließ er die Gedanken über den eigenwilligen Menschenschlag die dem Weidenschen entstammten fahren.

"Nun ja, ein wacher Verstand ist auch für mich eine wichtige Voraussetzung, und getreu unseres Familienmottos ist Zielstrebigkeit, wie ihr sagtet, ein weiterer Aspekt. Nicht zuletzt zählen aber auch der Charakter und die Bereitschaft, sich ritterliche Tugenden zu eigen machen zu wollen." Der Recke der Heide überlegte kurz. "Nun ja, vielleicht liegen letztere Eigenschaften eher in der Verantwortung des Ritters, der den Knappen darin unterweist." Ein wenig herausfordernd blickte er zu Furgund auf. "Ebenso wie es an ihm ist zu zeigen, dass man nicht jeden Schlag blocken muss, sondern mit ein wenig Geschick die Kraft des Gegners gegen ihn selbst lenken kann."

Versonnen sah er zu dem Mädchen herüber, das mit dem Bier zurückkehrte und das die Ritterin Finris gerufen hatte. Wie eine einfache Bedienstete wirkte sie nicht, vermutlich ein Mündel oder eine Pagin der Ritterin, denn für eine Tochter wäre sie wohl etwas zu alt. Vielleicht entstammte es aber auch der Familie von Furgunds Mann. Der Heckendorn war ja schon um einiges älter als seine Frau und käme durchaus dafür in Frage. "Was ist mit ihr?", fragte er nun. "Sie scheint mir im rechten Alter, warum macht ihr sie nicht zu Eurer Knappin, wo ihr doch keine habt?"

"Finris?" Überrascht blickte Furgund das Mädchen an. "Sie hat bereits einige Zeit auf Bug Heckendorn verbracht. Und die Jahre davor lebte sie mit ihrer Großmuter auf dem Stammsitz des Hauses Farranar. Ich denke, es ist an der Zeit, dass sie auch einmal das Leben außerhalb der eigenen Familie kennenlernt." Nachenklich musterte sie den Ritter, dann schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. "Warum eigentlich nicht...", murmelte sie mehr zu sich selbst, ehe sie sich wieder an Arudan von Eulenbroich wandte: "Sie ist zwar noch etwas jung, keine 14 Götterläufe, aber sie ist eine Heckendorn. Und wenn sie auch nur ein wenig nach ihrem Onkel kommt, dann kann sie sicher bereits jetzt jedem Weidener Knappen die Stirn bieten."

"Und die sind, wie ihr sagt, härter als Stein und hell im Kopf", entgegnete der Jannendocher Ritter. "Nicht weniger als was man von einer Heckendorn erwartet." Dabei klang er nicht spöttisch, sondern durchaus beeindruckt. Auch wenn er auf Grund des Murmelns insgeheim grübelte, was in der Ritterin vor sich ging. Wobei er das Mädchen Jarans Bruder, dem Einarmigen Jerodin zuschrieb, der in Draustein Dienst tat.

Finris von Heckendorn war es nicht entgangen, dass das Gespräch der beiden Ritter eine überraschende Wendung genommen hatte. In gebührendem Abstand lauschte sie den Worten Furgunds. War das ihr Ernst? Und konnte sie überhaupt ohne das Wort ihres Oheims über ihr Woher und Wohin entscheiden? Unsicher musterte sie den fremden Ritter. Er wirkte ruhig und bedacht, ein wenig verschlossen vielleicht. Doch sie wusste, dass das nichts heißen musste. Während sie noch darüber nachgrübelte, mit wem sie es da zu tun bekommen könnte, hörte sie die Stimme Furgunds. Eilig trat sie zu den beiden Rittern. Kurz neigte sie das Haupt vor dem Jannendocher, dann wandte sie sich Furgund zu. "Ja, Herrin? Ihr habt gerufen?"

"Finris", lächelte die Angesprochene dem Mädchen freundlich zu, "Seine Wohlgeboren Arudan möchte dir ein paar Fragen stellen. Sei doch so gut und beantworte sie ihm..." Mit diesen Worten wandten sich Ritterin und Pagin gleichermaßen dem Jannendocher Ritter zu und blickten ihn erwartungsvoll an.

Dem stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben, auch wenn er sich gleich darauf wieder im Griff hatte und den beiden Frauen ein schmales Lächeln zeigte. "Nun...", begann er gedehnt, um etwas Zeit zu gewinnen. "Gut..." Fieberhaft überlegte er, was Furgund von Hallberg geritten hatte, ihn so vorzuführen. Sollte er für sie fragen, ob das Mädchen ihre Knapppin werden wollte? Kaum anzunehmen, doch was sollte es sonst sein. Wenn dem so war, dann sollte er auch nicht lange herumreden. "Wie deine Tante erzählte", fuhr er fort, "bist du in einem Alter, in dem man auch schon mal über die Zukunft nachdenkt. Sicher hast du bereits das eine oder andere erlebt und von der Welt gesehen und dir Gedanken gemacht, was einmal aus dir werden soll. Einen Kampf wie den unsrigen zu verfolgen, vermag so manchen zu inspirieren oder gar einen Weg vorherbestimmen." Der Ritter machte eine Pause und musterte das Mädchen aufmerksam. Finris erwiderte den Blick, wobei deutlich zu erkennen war, dass es in ihrem Kopf bereits arbeitete, während sie gleichzeitig aufmerksam lauschte. "Wie ist es bei dir, was gedenkst Du aus deinem Leben zu machen?"

Diese Frage hatte die junge Heckendorn erwartet, und so dauerte es auch nicht mehr als einen Wimpernschlag, bis sie ihm antwortete. "Nun, ich habe vor allem gelernt, dass uns die Götter vor immer neue Herausforderungen stellen und kaum ein Plan lange überdauert", lächelte sie. Dann wurde ihre Miene ernst. "Sicher hatte mein Vater andere Pläne für mich, doch den Überfall auf Burg Heckendorn konnte er genauso wenig voraussehen wie dass er dabei sein Leben lassen würde. Ich denke, ich bin bereit, in seine Fußstapfen zu treten, falls es das ist, was Ihr wissen möchtet, Herr." Abwägend blickte Finris den Eulenbroich an. "Oder sucht Ihr gar eine Knappin?"

Arudan war sowohl verblüfft als auch beeindruckt von der Schlagfertigkeit der jungen Heckendorn, auch wenn er sich der Belagerung der Burg Heckendorn nicht bewusst war, zumindest nicht während der Heckenfehde. Erst einmal beschloss er, mehr über das aufgeweckte Mädchen zu erfahren und nicht auf ihre Frage einzugehen. "Wohl gesprochen, doch hilf mir einmal und sage mir, welche Fußstapfen deines Vaters es sind, in die du gern treten würdest?"

"Oh, ich denke, in erster Linie ist es der Dienst an unserem Hause... oder verbündeten Häusern", fügte Finris lächelnd hinzu. "Mein Vater war Wildhüter, kein Ritter vom Stande, doch sicher im Herzen. Immerhin hat er standhaft den Angreifern getrotzt, als sie unsere Heimstatt angriffen und die Unsrigen kaltblütig mordeten." Die Worte des Mädchens klangen kühl, beinahe abgeklärt. Doch sogleich wurde ihre Miene wieder weicher. "Ich hoffe sehr, dass uns eine derartige Bewährungsprobe erpart bleibt, doch sollte es erneut soweit kommen, so bin ich bereit, meinen Teil dazu beizutragen... Aber sagt, wie ist es Euch und den Euren im Unabhängigkeitskrieg ergangen?"

Erneut endete die Frage der kleinen Heckendorn mit einer Gegenfrage, was den Recken der Heide zu amüsieren begann. Wo hingegen ihn die Familienbande der jungen Pagin eher verwirrten. Ein Wildhüter der Heckendorn war ihm nicht geläufig. Aenwin von Heckendorn war Jagdmeister und tragische Gestalt der Heckenfehde gewesen, aber wohl etwas jung und nicht auf Heckenwacht, wenn er denn dies als Heimstadt annehmen konnte, ermordet worden. Während er noch grübelte, entschied er sich, der Wissbegierde des jungen Mädchens nachzugeben "Nun, auch die Eulenbroichs sind ihres Lehen beraubt worden und haben diesen Verlust, Verfolgung und Entbehrungen teuer mit dem Blut der Familien bezahlt. Ich kann deinen Verlust nachvollziehen denn auch ich habe Menschen, die mir nahe standen, dabei verloren. Deinen Mut und deine Entschlossenheit, dich für die Deinen einzusetzen, ist lobenswert. Doch sag: Hegst du noch einen Groll gegen jene, die den Tod deines Vaters herbeigeführt haben?"

"Hmm...", mit dieser Frage schien Finris nicht gerechnet zu haben. Zumindest dauerte es einige Zeit, bis sie zu einer Antwort anhob. "Ich denke, ja und nein", sagte sie dann mit fester Stimme. "Ich grolle nicht den Soldaten, die ihre Befehle ausgeführt haben. Aber ich denke, dass die, die sich einmal gegen uns und unsere Heimat gestellt haben, dies auch wieder tun könnten, und ihnen daher nicht zu trauen ist." Fragend blickte das Mädchen den Älteren an. Ob das zu forsch formuliert war?"Ich meine", fuhr sie etwas nachdenklicher fort, "es gibt ja durchaus Familien, die das Vertrauen der Heckendorn zurückgewonnen haben. Das Haus Bienenhain etwa. Meine Tante Firlynn ist sogar mit einem Bienenhain vermählt."

Furgund von Hallberg hatte dem Gespräch bislang schweigend gelauscht. Bei Erwähnung der Meisterin der Münze hingegen schnaubte sie kurz verächtlich. Arudan nahm Furgunds Reaktion, die wohl zeigte, dass Firlynn von Heckendorn auch innerhalb ihrer Familie durch ihre Rolle in der Heckenfehde Missmut erntete, mit Wohlwollen auf. Denn auch bei ihm kräuselte sich die Stirn bei der Erwähnung dieser Frau. "Du hast Recht", wandte er sich an Finris, "oft sind es einzelne Menschen, die aus niederen Gründen Hass und Zwietracht sähen, um ihren Vorteil aus dem Leid anderer zu ziehen. Diesen Menschen ist nicht zu trauen."Der Ritter war beeindruckt, wie differenziert die junge Frau die Dinge betrachtete. "Doch, wie du sagst, muss man Acht geben, nicht jene mit zu verurteilen, die lediglich für diese Zwecke eingespannt wurden."

Der Recke der Heide hatte genug gehört und wandte sich nun wieder der Junkersgemahlin zu: "Frau Furgund", begann er, "ich beglückwünsche Euch. Ihr habt mit Finris eine vielversprechendes junges Mädchen an Eurer Seite, das, wenn denn Eure Angaben über ihre körperlichen Veranlagungen zutreffen, eine veritable Knappin abgeben wird." Kurz überlegte Finris, was wohl über ihre Fähigkeiten gesagt worden war, doch dann lächelte sie Arudan von Eulenbroich freudig zu. Furgunds Gesicht nahm derweil einen feierlichen Gesichtsausdruck an. Gerade wollte sie zu sprechen anheben, als der Junker von Eulentreu ihr zuvorkam. Ehrliche Begeisterung schwang in seiner Stimme mit, als er hinzufügte: "Bereit dafür, in Eure Dienste zu treten, scheint sie allemal zu sein. Fast möchte man Euch um sie beneiden."

Furgund, die bereits Luft für eine längere Rede geholt hatte, blickte den Jannendocher verwirrt an. Dann, langsam, begann sie zu verstehen. Grinsend wandte sie sich Finris zu, die nur schwerlich ein Lachen zu unterdrücken schien. Dann nickte die Pagin, so als wäre dies die Antwort auf eine ungestellte Frage. Erneut straffte Furgund die Schultern. Ihr Lächeln war aufrichtig, wenn auch ihre Augen nach wie vor belustigt funkelten, als sie nun endlich das Wort an den Bredenhager Streiter richtete: "Oh, dazu besteht kein Grund, Herr Arudan. Ich könnte mir keinen besseren Schwertvater für die gute Finris vorstellen als Euch. Ich freue mich, zukünftig eine fähige Knappin an Eurer Seite zu wissen... so Ihr denn einverstanden seid."

Nun war es der Eulenbroicher Ritter, dem die Verwirrung nach der unerwarteten Wendung ins Gesicht geschrieben war. "An meiner Seite?", fragte er gedehnt, während er abwechselnd die offenbar erheiterten Mienen der Frauen betrachtete. "Ihr meint ich soll..." Doch der Ritter brauchte nicht lange, um seine Überraschung zu überwinden und zumindest äußerlich gefasst zu wirken. Auch wenn ihn kurz eine Ahnung überkam, einem abgekarteten Spiel der beiden Frauen aufgesessen zu sein, so wie sie sich ohne Worte verständigt hatten, überwog doch schnell sein inneres Eingeständnis, dass er einem Knappen - oder wie er sich selbst im Geiste verbesserte einer Knappin - gegenüber nicht abgeneigt war. Alle Gründe, die er im Geiste dagegen ins Feld führte, wirkten schnell halbherzig und unwesentlich. Ganz im Gegenteil, je länger er darüber nachdachte, umso mehr Gründe kamen ihm in den Sinn die dafür sprachen, und so antwortete er dann nach einer Pause: "Nun, Ihr ehrt mich Frau Furgund," der Ritter neigte den Kopf, "mit Eurem Vertrauen, mich in Erwägung zu ziehen. Gern will ich die Verantwortung für die junge Maid übernehmen, so Euer Ansinnen ernst gemeint ist."

Die so Angesprochene wollte dem Jannendocher gerade die Hand reichen, um die Vereinbarung zu besiegeln, als dessen unerwarteter Nachsatz sie verharren ließ. Mit gerunzelter Stirn fasste sie den Ritter ins Auge. "Ihr glaubt, ich würde mit solch einer wichtigen Angelegenheit meine Scherze treiben?" Furgund spürte, wie Ärger in ihr aufstieg. Sicher hegte der Recke der Heide keine bösen Absichten, und doch kratzten seine Worte an ihrem Stolz. Konnte sie so einfach darüber hinweggehen? Finris bemerkte den Stimmungsumschwung ihrer Herrin und schaute unsicher zu Arudan von Eulenbroich.

Arudan's Mine blieb ungerührt, auch wenn er sich eine derartige Reaktion erhofft hatte. "Vergebt mir, wenn ich Euch zu nahe getreten bin, doch für mich ist es eine sehr ernste Sache, die Verantwortung für einen Menschen zu übernehmen. Es liegt mir fern, zu denken, ihr würdet diese Entscheidung leichtfertig treffen. Doch unserem Gespräch folgend müsst ihr zugeben, dass sich diese erst daraus entwickelt hat und zumindest mich die Entwicklung überrascht hat. Haltet mir vielleicht auch zugute, dass es schwer zu glauben ist, dass es das Schicksal - nach einem Waffengang wie dem bestrittenen, den wir glücklich überlebt haben - ein zweites Mal gut mit mir meinen könnte."

"Nun, ich bin der Meinung, man soll sein Glück mit beiden Händen packen", lächelte die Ritterin versöhnlich. "Und was das Unvorhergesehene angeht... in Bezug auf die Knappenschaft mögt Ihr Recht haben, Herr Arudan. Doch müsst Ihr auch zugeben, dass Ihr Euch in dieser Fehde als äußerst loyal verhalten habt - ähnlich im Übrigen wie die Dame Ceolwen Glenngarriff. Ich habe durchaus einen guten Eindruck von Euch gewonnen, wenn auch eher durch Berichte als durch eigenes Zeugnis. Doch was ich hörte und sah, genügt mir, um sicher zu sein, dass diese Entscheidung sicherlich nicht zu Finris' Schaden sein wird. Ganz im Gegenteil."

Erneut neigte der Ritter dankbar den Kopf. "Ich werde mich bemühen. Loyalität wird mit Sicherheit eine der Tugenden sein, die ich weitergeben werde und dafür eignet sich das Beispiel der Edelknappin sicher sehr gut." Bevor der Jannendocher Ritter die Hand ausstreckte, hielt er kurz inne und wandte den Blick seiner zukünftigen Knappin zu. Nicht, dass er ihre Einwilligung erfragen wollte, doch in die Augen wollte er ihr zuvor doch sehen. Finris, der eine gewisse Erleichterung über den Ausgang des Gesprächs durchaus anzumerken war, erwiderte den Blick mit einem offenen Lächeln.

Schließlich wandte sich Arudan wieder Furgund zu und streckte nun seinerseits die rechte Hand in Richtung der Jungkersgemahlin aus, die diese sogleich ergriff.

"Bei den Göttern! Darauf sollten wir trinken!" Furgunds Blick ging zu Finris. "Und zur Feier des Tages darfst du dir auch einen Krug holen..., natürlich nur, wenn dein Schwertvater einverstanden ist."

Abschätzend wandt der Recke der Heide seiner neuen Schildmaid den Kopf zu. "Auch wenn ich dich zu einem maßvolles Leben anhalten werde, so ist doch die Tugend der Zurückhaltung mehr eine Einschätzung der richtigen Gelegenheit und der Menge als sich im vollständigen Verzicht zu üben. Von daher pflichte ich Frau Furgund bei, dass dies ein passender Anlass ist." Als sich die frischgebackene Knappin bereits abgewendet hatte, fügte er für sich selbst hinzu: "und wenn er dir zu Kopf steigt, wird er dich lehren, dass alles seinen Preis hat."