Kampf unter der Eiche

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Der Kampf unter der Eiche

Nur dem eig'nen Schwert vertrauend, denn es waren dunkle Zeiten,
zog der Ritter Bantram ostwärts durch Alberniens grüne Weiten.
Aus dem Strome rauschten Wellen wie zur Warnung ihm entgegen,
Wind fuhr durch die trocknen Blätter an den alten Uferwegen.
Stund' um Stunde zog er weiter durch die Last der Sommerschwüle,
und ersehnte sich nach Ruhe, Rast und milder Schattenkühle.

Da erblickte er von weitem, stolz und mächtig wie ein Riese,
einen himmelhohen Eichbaum weitgespannt auf freier Wiese.
Überall war'n Gras und Blumen welk, verdorrt und abgestorben,
Nur im Schutze seiner Äste war das Grüne noch nicht verdorben.
Und aus seinen Zweigen sangen Waldesvögel frohe Lieder:
"Raste, Fremder", schien's zu sagen, "laß Dich hier im Schatten nieder."

Seufzend stieg er aus dem Sattel, gab dem treuen Pferd zu trinken,
dann ließ er ins Gräserwogen sich zum Schlafe niedersinken.
Doch sein Schwert, die blanke Klinge, lag wie immer ihm zur Seite -
Denn ein kampferprobter Krieger ist gewappnet stets zum Streite.
Marbo schloß ihm sanft die Augen, und er sank in Traumestiefen -
Da erklang der Chor der Vögel, die ihn jäh ins Wachsein riefen:

Näher kamen drei Gestalten, groß, gewaltig wahre Hünen,
Keulen hielten sie in Händen, die wie Bärentatzen schienen.
Hauer wie bei wilden Keilern ragten aus dem breiten Munde,
und es drang ein dumpfes Knurren aus dem geifernassen Schlunde.
Oger waren's, Menschenfresser! Rasch kam Bantram auf die Beine,
Stellte sich den Ungeheuern: sie waren drei und er alleine.

Mit dem ungeschützten Rücken stand er zu dem Stamm der Eiche,
daß kein feiger Hieb von hinten ihn im wilden Kampf erreiche.
Und im nächsten Augenblicke, dröhnten wie Naturgewalten
Auf des Ritters Schild die Keulen, daß die Schläge weithin hallten.
Doch wie aus Gewittersdünsten gleißendhelle Blitze flammen,
stieß nun Bantrams Schwert nach vorne, und ein Gegner brach zusammen.

Wutgebrüll entfuhr den andern, Keulen krachten, Erz erdröhnte,
bis erneut nach wildem Ringen laut ein Todesschrei ertönte.
Schwarzbesprengt vom heißen Blute war'n der Kämpfer Angesichte,
und des Heldenarmes Urteil zog den Zweiten zum Gerichte.
Einer gegen einen standen nun die Streiter atemringend,
und zum dritten Mal erglänzte Bantrams Stahl verderbenbringend.

Und er traf! Doch ohne Treue brach das Ahnenschwert dem Erben,
und im Wurzelwerk der Eiche glänzten silberhell die Scherben.
Über ihm als schwarzer Schatten drohte schon die Ogerkeule,
und im nächsten Augenblicke traf sie ihn wie Donnerkeile.
Stöhnend fiel der Held zu Boden - weh! Nun war's um ihn geschehen:
Hoch im hellen Widerscheine sah er grimm den Oger stehen.

Plötzlich stieß aus heit'rem Himmel, aus dem hohen Götterreiche
Wie ein Schwert ein Blitz zur Erde - in den Stamm der alten Eiche.
Da entfuhr dem Holz ein Seufzen, zitternd schwankten seine Äste,
und der Baum nach tausend Jahren, brach aus seiner ird'nen Feste.
Zweige krachten, Knorren ächzten, schaurig wie ein Todesklagen:
Auf der Erde lag der Wipfel, und der Oger war erschlagen.

Doch aus Laub und toten Zweigen wühlte Bantram sich ins Leben,
und er dankte jenen Mächten, die ihm Heil und Sieg gegeben.
Um den blitzgeschwärzten Baumstumpf fügte er mit eig'nen Händen
Zum Gedenken an die Rettung einen Schrein aus Eichenwänden.
Und im Weidenauer Lande steht noch bis zum heut'gen Tage
Bantrams frommer Eichentempel und erinnert an die Sage.

Wolfhardt von der Wiesen
(Kai Rohlinger)