Orbatal - Sagen, Legenden, mythische Orte
Tivylyanans Teich im Schallerwald
Zwischen Orbatal und Bredenhag, auf der Landesgrenze der drei Baronien Orbatal, Wallersrain sowie gräflich Bredenhags, liegt ein großer Auenwald, der Schallerwald genannt wird. Große saftige Laubbäume strecken hier ihre Blätter Praios’ Antlitz entgegen und fangen die meisten seiner wärmenden Strahlen ab, noch ehe sie den feuchten Waldboden berühren können. Nur an wenigen Stellen vermag das Blattwerk die Strahlen nicht aufzuhalten. Gebündelt fällt das goldene Licht an jenen Orten bis hinab zum fruchtbaren Grund und verleihen dem Schallerwald einen güldenen Schimmer. Glaubt man den Menschen in Doggenried, einem kleinen Ort am Waldrand nördlich von Orbatal, so beherbergt dieser Forst noch immer eine alte Elfensippe, doch kein Dorfbewohner kann sich entsinnen ihrer jemals ansichtig geworden zu sein. Dennoch blicken Eltern mit gestrengen Blicken auf ihre Sprösslinge herab, besonders auf die Töchter, erzählt man sich doch von einem elbengleichen Jüngling, der jedes junge Mädchen in seinen Bann zu ziehen vermag. Ort der Sage ist ein kleiner, knietiefer Teich, umstanden von Schilf und bewachsen von den prächtigsten Seerosen, die sogar im Winter blühen sollen. Dort, auf einem großen Stein der in den Teich hineinragt, soll er sitzen und auf seine Opfer warten, die er mit den schönsten melancholischen Klängen zu betören vermag; und kein weibliches Wesen soll ihnen widerstehen können. Ungewiss ist, was mit den hoffnungslos Verfallenen geschieht, denn kein noch Lebender hat ihn je gesehen. Dennoch wissen die Dorfältesten von mehreren jungen Frauen zu berichten, die in den Wald gingen und nie wieder zurückkehrten.
Tatsächlich beherbergt der Schallerwald (von shalla [Isdira] = ‘Sonnenwald’, Sommer) auch heute noch eine Auelfensippe, die hier schon seit Generationen beheimatet ist. Die knapp zwei Dutzend Mitglieder leben jedoch zurückgezogen im tiefsten Innern des Waldes und haben sich schon seit Jahrzehnten keinem menschlichen Wesen mehr gezeigt. Dennoch halten sich in den umliegenden Dörfern hartnäckige Gerüchte, die von der Existenz der Sippe künden. Allen Gerüchten zum Trotz besteht aber zwischen ihnen und dem verwunschenen Teich in der Nähe Doggenrieds keinerlei Verbindung. Denn der elbengleiche Jüngling, Tivylyanan, ist in Wahrheit eine männliche Nymphe, ein Wassermann, der seinem Wasser zu jeder Vollmondnacht entsteigt um seine melancholischen Lieder an das ihm sonst so unbekannte Madamal zu richten. Dann nämlich öffnet sich ein Tor in die Feenwelt und lässt jeden passieren, der den Mut aufbringt, in das scheinbar knietiefe Wasser zu springen. Die Gesänge haben die Eigenart, ihre Zuhörerinnen zu fesseln und zu ihrer Quelle zu führen. Erblicken sie dann den Jüngling mit seinem weißen, makellosen Körper, ist es meist um jede Frau geschehen. Das schüchterne Feenwesen dagegen flieht in den Teich, sobald es sich beobachtet fühlt. Viele, die seinem betörenden Zauber verfielen, sind ihm ins kühle Nass gefolgt und angeblich ist keine von ihnen je wieder zurückgekehrt - zumindest nicht zu Lebzeiten von Freunden und Verwandten. Obwohl natürlich eine böswillige Absicht hinter Tivylyanans Liedern nicht auszuschließen ist, fühlt dennoch ein jeder, der des singenden Jünglings ansichtig wird, einen zauberhaften inneren Frieden und eine wundersame Sorglosigkeit. Ob dies nun rein auf dessen Ausstrahlung zurückzuführen ist oder dem ganzen vielleicht ein unbekannter Beherrschungszauber zugrunde liegt, lässt sich nicht sagen. Es ist daher auch nicht eindeutig feststellbar, ob der Jüngling absichtlich Frauen zu sich lockt oder ob das nicht einfach ein tragischer Nebeneffekt seiner Gesänge ist.
Der Levthansbuhl
Tief im Moor zwischen den Baronien Orbatal und Niriansee liegt eine Insel, der Levthansbuhl genannt. Es führt kein Weg und Steg dort hin und so kann sie nur von den erfahrensten Moorgängern und Torfstechern gefunden werden.
Trauerweiden säumen das Ufer der Insel, zwischen den Bäumen wächst Satuarienbusch. Der Platz in der Mitte der Insel ist trocken, eben und mit kurzem Gras bewachsen, als ob ein Schäfer regelmäßig seine Schafe dort weiden ließe. In den Büschen und am Rande der Insel wachsen vielfältige, auch selten Kräuter und ein Kundiger könnte hier in kürzester Zeit Kräuter für ein kleines Vermögen sammeln. Wenn ein Kundiger den Weg hier hin und wieder zurück finden würde.
Gar seltsame Geschichten hört man über den Levthansbuhl. Vor hunderten von Jahren sollen hier Hexen mit dem Widdergehörnten ausschweifende Feste gefeiert, und die Dinge, die die Levthansbräute mit ihm getrieben haben, sollen jedem Traviagefälligen die Zunge gelähmt haben. In Vollmondnächten hörte man Musik und Gesang aus dem Moor und gar seltsam Dinge geschahen in der Umgebung.
Dies dauerte an, bis sich ein paar beherzte Männer des Dorfes Orbatal unter Führung eines Geweihten des Herren Praios aufmachten, die Hexenbrut auszuheben. Seitan herrscht Ruhe und Frieden in Orbataler Landen. Doch es heißt, die Letzte der Hexen habe den Ort in der Stunde ihres Todes verflucht.
Seitdem meiden Menschen und Tiere den Levthansbuhl.
Die Kobolde in den Bergen
In den bergigen Regionen im Süden Orbatals geht die Sage um, es gäbe noch Kobolde und Trolle in den versteckten Regionen, die bislang nur wenige Menschen betreten haben. Doch manchmal, an bestimmten Tagen im Jahr, fürchten die Bewohner dieser Region, daß die Kobolde kämen, und sich die Neugeborenen greifen würden, um sie zu Wechselbälgern zu erziehen. Wieder Andere behaupten, wenn man sich den Kobolden nur freundlich zeigt und ihnen Essen und Getränke hinstellt, würden sie sich dankbar zeigen und die unliebsamen Dinge des Alltags ab und an für die Gönner erledigen.
Der Schlächter aus dem Moor
Eine wahrhaft grausge Geschichte soll sich vor einigen Götterläufen zugetragen haben im Süden der Baronie. Bedran Emmeran, ein grober, unschlächtiger Kerl aus dem Norden, lebte mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in einem kleinen Dorf, irgendwo an der Südgrenze Orbatals. Er trank und behandelte seine Frau und seine Kinder nicht gut, schlug sie oft. Er verlor seine eh schlecht bezahlte Arbeit und beschloss wegzugehen. Gegen ihren Willen zog er mit seiner Familie weg, in das Moor, wo sonst niemand lebte. Dort baute er eine Hütte, schäbig und klein, und lebte vom Torfstechen. Das Leben war schwer dort und bald wurde sein Sohn Allegh krank. Vor Trunkenheit im Wahn gefangen, verbat er seiner Frau, Hilfe im Dorf zu holen. Sie jedoch wiedersetzte sich, aber erst, als es für das Kind schon fast zu spät war. Als ihr Mann wieder einmal seinen Rausch ausschlief, ging sie in ihr Dorf und besorgte Medikamente. Die Dörfler rieten ihr, nicht mehr zurück zu gehen, aber sie wollte ihre Kinder nicht allein lassen. Als Brendan gewahr wurde, daß Myri ungehorsam gewesen war, wurde er wütend und in seiner Wut erschlug er seine Frau und seine Kinder! Dann lief er blindlings hinaus ins Moor und ward nie wieder gesehen. Die Dorfbewohner hatten böse Ahnungen und suchten Myri. Als sie zur Hütte kamen und mit Entsetzen die schlimm entstellten Leichen sahen, hörten sie, unweit der Hütte, einen markerschütternden Schrei eines Mannes, der in einem einzigen Moment mehr als nur Todesqualen erleben musste. Seitdem gilt Brendan als von Boron verflucht für seine unsägliche Tat und es wird gesagt, er geht in manchen Nächten, in denen die Schleier zwischen den Welten der Lebenden und der Toten dünn sind, um auf der Suche nach neuen Opfern.
In dunklen Nächten, wenn die Kinder nicht brav sein wollen, erzählt ihnen die Mutter die Mär von dem Schlächter aus dem Moor...
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