Fall des Jast Irian Crumold (1034)

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Im Phex des Jahres 1034 versammelte sich der Adel in Bredenhag, um am Hofe des Grafen Jast Irian Crumold. Von den unglaublichen Schrecknissen welche die Adligen dort ereilten berichtet folgender ausführlicher Bericht des Meredyn Vederquill, einem Korrespondenten der Havena Fanfare. In gekürzter Fassung findet sich der Bericht auch in der Ausgabe 30 dieser Postille.


Vom Fall des Grafen von Bredenhag

Auf Einladung der Kronverweserin begab sich der Adel Albernias mit gemischten Gefühlen Anfang des Fuchsmondes nach Bredenhag. Frau Idra hatte zum Ausklang des Winters zur Jagd geladen. Mit Spannung erwartet wurdewurden auch die Beratung des Adels und das Aufeinandertreffen der Grafen des Abagund und des Bredenhag. Hatte Ihreo Erlaucht mit dem Erlass des Freibriefes noch eine Besserung des Verhältnisses im Herzen Albernias bewirken wollen, sah sie nicht nur den Frieden im Lande in Gefahr, sondern zeitweise sogar ihr Leben und das ihres Enkels, Prinz Finnian.

Frostig war der Empfang auf Burg Bredenhag, nicht nur aus Firuns grimmem Atem, der immer noch übers Land wehte. Pranger und Schandkörbe waren mit Delinquenten bestückt, die Galgen ebenso, abschreckende Beispiele und beredetes Zeugnis der augenscheinlichen Härte, mit der Graf Jast Irian seit Götterläufen regierte. Das Söldnerlager zu Füßen der Burg zeigte zudem die militärische Macht, die sich der Graf mit viel Gold erworben hatte. Vermögen, das er nur zur Verfügung hatte, weil er es seinen Untergebenen abpresste.
Der Adel Albernias sammelte sich in der Ratshalle. Winhalls Distel hatte seine bezaubernde Gemahlin entsandt. Neben dem Gastgeber misste man jedoch auch die anderen Grafen. Als befremdlich befand man ebenso, dass kein Angehöriger der Familie Niamad im Saale weilte und über ihren Verbleib auch keine Kunde bekannt war. Umso seltsamer erschien es dem Adel, dass sich der Söldnerführer des Grafen wie selbstverständlich unter die Anwesenden mischte, als würde er zu ihnen gehören.
Nicht willig, länger als nötig auf den Crumold zu warten, bat Ihrer Erlaucht den Hofmarschall zu Naris Berichte aus den Grafschaften einzufordern. Seine Hochgeboren Gilborn von Hohenfels berichtete daraufhin vom Einfall eines dreiköpfigen Drachen, der von Firun her kommend gen Praios über Albernias Lande gezogen war. Rasch kam dann die Sprache auf die Übergriffe der Bredenhager Söldner in die verschiedenen angrenzenden Baronien. Der Unmut gegen Jast Irians Tun äußerte sich auch durch die Stimme einer als treue Gefolgsfrau des Crumold geltende, der Baronin von Gemharsbusch.
Unverschämt lange ließ Jast Irian Crumold seine Gäste warten, so dass man schon den Seneschall nach ihm schicken lassen wollte. Mit der fadenscheinigen Erklärung, er hätte verschlafen, erschien der vor Kraft strotzende und joviale Graf jedoch noch vorher vor dem versammelten Adel und tat seine Verspätung mit seichten Scherzen ab. Die Laune schien ihm auch dann nicht zu vergehen, als von verschiedener Seite nochmals Anschuldigungen gegen ihn vorgebracht wurden, er hätte nicht nur den ihm erstellten Freibrief in eigennütziger Weise gedeutet. Ebenso befand man die mangelnde Sorge um seine Untertanen und schon gar die Ausbeutung und Pressung eben jener als Klagepunkte.
Mitten hinein in eine seiner frechen Reden des Grafen drang plötzlich Waffenvolk im weißblauen Rock der Niamad in die Halle. Darunter die mit ihrer Fassung ringende Baronin von Orbatal. Frau Samia berichtete, dass eine Burg in ihrer Baronie von den Söldlingen des Bredenhagers überfallen und gebrandschatzt worden war. Der Name eines Anführers, dessen brutales Handeln bereits andernorts lautbar geworden war, fiel. Wieder wand sich Jast Irian wie ein Aal aus dem Pferdeschädel, als es darum ging, sich für die Taten seiner Söldlinge zu rechtfertigen. Nun selbst an den verbalen Pranger gestellt, höhnte der Graf nicht nur wider die Kläger sondern obendrein auch gegen die Krone. Es sei doch alles in bester Ordnung und seine Söldner sorgten schon dafür, dass dies so blieb. Man solle doch stattdessen feiern und sich einen schönen Abend machen, solle tanzen und singen und fröhlich sein.
Nachdem sich Jast Irian mehr und mehr in Widersprüche verstrickte, was die Sorge für sein Volk anging und die Schuldfrage weit von sich wies, vielmehr seinen Söldlingen anlastete, reichte es Ihrer Erlaucht. Mit fester Stimme befahl sie den Gastgebern vor den Ehrentisch auf die Knie und enthob ihn all seiner Titel und Ämter. Von Kronenrittern geleitet, hatte sich der nun ehemalige Graf in seine eigenen Kerker zu begeben und sein Urteil abzuwarten. Eine große Sorge weniger ließ den Adel nunmehr freier und lieber disputieren, wobei es vornehmlich um einen möglichen Nachfolger für den Amtsenthobenen ging.

Spät in der Nacht gab die Kronverweserin selbst einen Anlass für den versammelten Adel, das Glas zu erheben. Sie verkündete mit den Worten "Was längst schon zusammen gehört, soll nun nicht länger getrennt sein" die Verlobung Ihrer Hochgeboren Samia von Orbatal mit dem Baron Corvin von Niriansee.
Der nächste Tag stand vornehmlich im Zeichen der Zukunft des Bredenhags und einer Nachfolge für den abgesetzten Grafen. Bereits am Abend hatten zwei Familien, die in der Vergangenheit bereits die Geschicke des Bredenhag gelenkt hatten, ihre Kandidaten benannt. Die Familie ui Llud entsandte den Baron von Bockshag und Arlan Stepahan führte für seine Mutter Maelwyn die Rede. Am Vormittag meldete sich dann noch der Baron von Nordhag, Radek von Galyn für das vakante Amt.
Mitten in die Versammlung hinein erschien jedoch plötzlich und überraschend Jast Irian Crumold. Seinem Kerker entflohen, scheinbar aus dem Nichts, war er in den Ratssaal getreten. An seiner Seite waren Schattenwesen, beängstigend und augenscheinlich feeischen Ursprungs. Mit silbrig glänzenden Klingen stürzten sie sich auf den Rat, hielten blutige Ernte. Jast Irian selbst, mit dem Leuchten des Wahns in seinen Augen, schritt gemächlich an das Kopfende des Saals vor die Krone und ihre Ritter. An seiner Seite zeigte sich ein überderisches Geschöpf, berückend und erschreckend zugleich, düster und bösartig. Statt Haaren sprossen ihr schwarze Efeuranken vom Kopf, wandten sich um Schultern und Arme. Ihr Blick band den eigenen Willen und ließ so manchen Tapferen zagen.
"Gestern noch ließet Ihr mich vor Euch knien. Heute, kniet Ihr alle vor mir!", rief Jast Irian aus und der Triumph über seine Ankläger ließ seine Stimme laut und schneidend schallen. Was dann wirklich geschah, vermochte keiner der später gehörten Zeugen mit Sicherheit zu sagen. Man musste sich jedoch damit abfinden, dass Jast Irian mit der Hilfe der Schattenwesen und dieser dunklen Fee den Kronprinzen Finnian in die Anderswelt entführte. Ihre Erlaucht und der ihr zur Seite gesprungene Baron von Niriansee wurden ebenso wie andere nahe bei Stehende mit lähmenden Zaubern geschlagen. Kampflos ging dieser Überfall nicht von statten, denn die Kronenritter und jeder, der sich aufraffen konnte, seine Waffe zu ziehen, versuchten die Entführung zu verhindern. Übermächtig schnell waren jedoch die Hiebe der finsteren Gestalten, dass am Ende zahlreiche Verluste zu beklagen waren. In heroischem Kampfe fielen die Kronenritter Elron Fenwasian, Bruidan ui Riunad und Etain ni Granna. Bran Aldewen, der Baron von Jannendoch erlag wenig später ebenfalls seinen Wunden.
Schwer war der Schrecken, der nun auf dem albernischen Adel lag. Man barg die Verletzten, begann Untersuchungen anzustellen. Welcher Mächte hatte sich der ehemalige Graf bedient? Wie war er aus dem Kerker entkommen? Wer waren seine Verbündeten und welche dunklen Pläne hatte er mit dem Kronprinzen?
Diese und viele Fragen mehr galt es zu klären. Die Adligen Albernias bewiesen einmal mehr den Zusammenhalt, der sie in prekärer Lage auszeichnet. Ohne Gerangel um Kompetenzen bildeten sich mehrere Gruppen, die in Burg und Land Bredenhag nach Spuren forschten. So wollte man eine Magiekundige aus dem tiefen Süden Aventuriens befragen, die als Gast auf Burg Bredenhag weilte. Jedoch fand man sie gemeuchelt, so dass nur noch blieb, die Habseligkeiten der Maga zu durchsuchen, wobei man auf ein Artefakt und zahlreiche Aufzeichnungen stieß. Mehrfach gestört wurden die Suchenden jedoch bei ihren Bemühungen durch Angriffe der Schattenwesen, die zu verhindern trachteten, was zur Lösung führte. Der Übergang zur Welt der Feen erschien an diesem und den folgenden Tagen mehr als brüchig, ja gar chaotisch geworden zu sein.
Nach und nach erhellten sich die Umstände. Mit Schrecken wurde dem Adel bewusst, dass Jast Irian Cumold offenbar plante, eine unheilige Verbindung mit eben jener düsteren Fee einzugehen, die man am Vormittage an seiner Seite erblickt hatte. Das Artefakt der Maga und ihre Forschungen über die Feenwelten und das Bewegen zwischen ihnen hatten den Weg für den ehemaligen Grafen geebnet. Noch schwerer allerdings wog die Erkenntnis, dass jenes Ritual der Vereinigung nur mit Blut zu besiegeln war. Das Opfer, welches dafür gebraucht wurde, musste von königlichem Blute sein, das unseres Kronprinzen!
Als wenn dies nicht schon genug gewesen wäre, begehrten die Söldner nun auf und forderten den Lohn, den der Graf ihnen nicht gezahlt hatte. Mehr als tausend Golddukaten forderte der Anführer für die vergangenen Monde ein. Ein Verlassen der Burg war nur durch mühevolles Verhandeln möglich, wobei sich besonders Roderick von Halberg, der Vogt von Lyngwyn, durch seine Umsichtigkeit hervortat.

Von seltsamen Erlebnissen in den Anderswelten, in welchen die Adligen wandelten, wurde uns berichtet. Von einem der Züge brachte man eine Waffe mit, die mit Retiro Ulaman und seiner Mutter Orgala in Zusammenhang gebracht wurde. An die berühmte Legende um die erste Offenbarung der Fee Farindel mag sich der geneigte Leser hier erinnern. Doch schon bald musste man erkennen, dass derjenige, der sich entschied, jenes Schwert gegen den Grafen zu führen, selbst dem Tode geweiht war. Denn jede Verletzung die dem Gegner beigebracht wurde, musste auch der Träger erleiden. Nicht weniger als zehn tapfere Recken waren bereit, ihr Leben für den Kronprinzen zu opfern. So rangen sie lange, bis schlussendlich Phexens Los entschied. Doch kein Albernier sollte es sein, der nach dem Willen des Listigen das Schwert führen sollte. Raoul von Brendiltal, zu Gast nur in der Heimat seiner Gattin Lyn ni Niamad, nahm die Herausforderung an.
Von einer anderen Exkursion brachte man eine Zauberflöte und die Notatio zweier magischer Melodien mit, die ein anders Feenwesen einer Gruppe um Frau Samia von Orbatal ausgehändigt hatte. Dafür hatten sie Sorge zu tragen, dass die auch in der Anderswelt durch des Jast Irian Tun gestörte Ordnung, wieder hergestellt würde. Anwesende Spielleute taten sich schwer, die Melodien zu meistern. Doch lag darin die Kraft, den Weg zu glätten und die machtvolle Fee an der Seite des Grafen und ihren Einfluss auf unsere Welt zu bannen.

Schließlich gelang es den edlen Streitern mittels des Artefaktes der Maga in die Welt der dunklen Fee vorzustoßen, auf eben jenem Pfad, den der ehemalige Graf benutzt hatte. Umhüllt von den Klängen der magischen Flöte zogen die Adligen zu dem unheiligen Ort, an dem das Ritual stattfinden sollte. Man fand Jast Irian über den regungslosen Körper des Kronprinzen gebeugt, jener auf einem nachtschwarzen Altar, blutüberströmt und von einer unnatürlichen Blässe. Das Ritual schien bereits im Gange zu sein und nur mit Mühen gelang es Raoul von Brendiltal den inneren Kreis der Beschwörung zu betreten, den Crumold zu stellen.
Lang und unbarmherzig war der Kampf, siegessicher und im Glauben an die eigene Unverletzlichkeit hieb Jast Irian auf den Perricumer Kämpfer ein. Doch schnell änderte sich seine Überheblichkeit, als die ersten Treffer ihm und seinem Gegner tiefe Wunden rissen. Schließlich sanken beide todwund zu Boden. Schon wollten die Edlen das Kampffeld stürmen, da sahen sie sich zurückgeworfen. Über dem Leib des Grafen stieg ein Schatten auf, dunkel und böse, eben jenes Feenwesen, das sich bereits am Vormittag gezeigt hatte. Wütend und hasserfüllt war ihr Kreischen, ohrenbetäubend und den Atem lähmend ihr Anblick. Nur das bezähmende Klingen der zweiten Zaubermelodie vermochte sie zu besänftigen. Ein letzter durchdringender Schrei, der noch lange nachhallte, entfuhr der Kreatur, dann verschwand sie ohne Spur.

Eile war geboten, denn niemand wusste, wie lange der Weg in die Welt der Wirklichkeit offen sein würde. Wieder geleitet durch magische Klänge eilte man zurück und gelangte ohne weiteres Ungemach zurück zur Burg. Da die Ordnung durch das Vertreiben der Dunkelfee augenscheinlich wieder hergestellt war, konnten nun glücklicherweise auch die in den Bannflüchen Gefangenen befreit werden. Trauer wogte in der Ratshalle der Bredenhager Burg, der Verlust so manchen tapferen Streiters und allen voran Ra’oul han Beshir’a Danal, des Edlen von Brendiltal, wog schwer auf der albernischen Seele, die einmal mehr von den Feen und deren Kampf geprüft worden war. Doch galt es, ebenso, nach vorn zu sehen und sich den Herausforderungen der eigenen Welt zu stellen. Anwesende Heiler und Medici kümmerten sich um den Kronprinzen und die Wunden, die ihm Jast Irian begebrachtbeigebracht hatten. Erleichtert konnten sie seiner Großmutter Bericht geben, dass der Kronprinz sich rasch erholen würde. Sichtlich betroffen von den Ereignissen, die man ihr berichtete doch guten Mutes angesichts des Zusammenhaltes des albernischen Adels wandte sich Ihre Erlaucht wieder den unterbrochenen Disputen zu, einen neuen Grafen zu küren.
Als wenn es eine schlechte Angewohnheit wäre, dass man unter gewissen Umständen einen Rat nicht ordentlich zu Ende führen vermochte, drangen nun die endlich eingetroffenen Grafen des Abagund und vom Großen Fluss mit ihrem Gefolge in Hallen, berichteten von einem Hinterhalt, in den Cullyn ui Niamad geraten war und aus dem ihnm Hagrobald vom Großen Fluss "heraushauen" musste. Groß war die Überraschung auf beider Grafen Antlitz, als man ihnen vom Tode des Bredenhagers berichtete. Am Ende konnte doch noch der Sieg des Guten über das Übel gefeiert werden, wenngleich die aus Trauer vergossenen Tränen den Met salzig machten. Doch nennt mir eine Feier albernischer Seelen, in der nicht Tränen fließen, am Gedenken an die für Land und Freiheit fielen.