Albernia hat wieder einen Fürsten
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Gebiet: | Provinzherrliche Lehen |
Ort: | Havena |
Zeitraum: | Praios 1038 |
Publikation: | Aventurischer Bote |
Ausgabe: | 169 |
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Kaiserin Rohaja erhebt Kronprinz Finnian ui Bennain zum Herrscher über die geläuterte Westprovinz
Havena. So wie die Wasser des Großen Flusses in das Meer der Sieben Winde münden, brandete schon kurz nach der Sommersonnenwende ein nicht mehr abreißender Menschenstrom in die legendäre Hafenstadt an seinem Ufer. Denn zu Beginn des neuen Götterlaufs wurde Kaiserin Rohaja höchstselbst zum Alberniafest erwartet. Doch in diesem Jahr sollte nicht der Tsatag seiner Allerprinzlichsten Durchlaucht den Höhepunkt der Feierlichkeiten bilden, sondern vielmehr seine von Volk und Adel sehnlichst erwartete Salbung zum Fürsten von Albernia. Dies und die große Krönungsturney lockten berühmte Recken, vermögende Kaufleute und Bittsteller aus dem ganzen Mittelreich an.
An den Anlegestellen im Hafen hatten schwerbeladene Flussgaleeren aus Elenvina und Kyndoch neben hochbordigen Schivonen aus Kuslik und Grangor festgemacht. Ottas aus Thorwal und Prem lagen friedfertig neben Handelskoggen aus Nostria und Riva. Da es schon bald keinen einzigen freien Ankerplatz mehr gab, entschloss sich Stadtvogt Ardach Herlogan kurzerhand alle neu ankommenden Schiffe am Bennain-Damm entladen zu lassen, welcher Havena seit mehr als 300 Jahren vor den Gefahren der verfluchten Unterstadt bewahrt. Jenseits der Altstadt, in den wohlhabenden Stadtteilen Ober- und Unterflurens, hatten die Havener ihre Gassen mit duftenden Blütenkränzen geschmückt, und selbst gutbetuchte Reisende erhielten hier keine freie Kammer mehr. In diesen schicksalhaften Tagen sangen die Barden gerne von den großen Helden vergangener Zeiten. Neben den Heldenliedern über Selma Bragold, Raidri Conchobair und König Cuanu hörte man zumeist jene von Fürstin Sinjer. Noch heute führen alteingesessene Havener die Wurzeln des großen Volksfests auf die Wiedererlangung der Fürstenwürde durch Sinjer ni Bennain zurück. Mit List und Liebe soll die beliebte Volksheldin vor mehr als 250 Jahren die Erneuerung der Herrschaft ihres eigenen Hauses und damit das Ende einer 40 Jahre währenden Zwangsverwaltung durch die Almadaner Kaiser erwirkt haben.
Die Ankunft der Kaiserin
Wenige Tage nach dem Beginn des Alberniafests erreichte auch endlich der reisende Kaiserhof die überfüllte Provinzhauptstadt. Die Verzögerung war offenbar der feierlichen Einweihung des Praios-Tempels in Honingen geschuldet, welcher durch einen Brand vor drei Jahren stark verheert worden war und nunmehr in Anwesenheit der Kaiserin durch Luminifacta Praiadane von Hohenfels eine erneute Weihe erfuhr. Gastfreundlich wurden die Kaiserlichen bereits vor dem Garether Tor von Kronverweserin, Kronprinz und Stadtvogt empfangen. Standesgemäß verkündete man das servitium imperatoris - ein altes Recht, welches dem Kaiserhof freie Gastung und Obdach in jeder Provinzhauptstadt gewährt. War Havena im Bruderkrieg noch das Herz des albernischen Widerstands gewesen, säumten jetzt mehrheitlich reichstreue Schaulustige die Straßen, um einen kurzen Blick auf die umjubelte Friedensstifterin und ihr imposantes Gefolge zu erhaschen. Zur Erleichterung des Fürstenhofs hatte auch der Adel nicht vergessen, welche Gnade ihm und seiner abtrünnigen Königin nach dem Bußgang in Abilacht, durch die Kaiserin gewährt worden war. Ebenso erinnerten sich viele Havener daran, dass auch in Rohajas Adern das Blut der ruhmreichen Flussdrachen fließt. Sind doch Kaiserin und Kronprinz die Enkelkinder des rondragefälligen Heldenkönigs Cuanu ui Bennain und damit Base und Vetter. Auf die Ankunft der Kaiserin, welche auf der Pfalz Siebenwind südlich von Havena residierte, sollten zehn aufregende Turniertage folgen. Sicherlich sprach man währenddessen auch über die Stärke des albernischen Aufgebots im Kampf gegen den Erzverräter Haffax.
Die Fürstenkrönung
Die Nacht vor seinem Tsatag, dem Tag der Krönung, verbrachte der Thronanwärter im Alten Efferd-Tempel. Der Tradition folgend war er in die alte Kaverne hinabgestiegen, um sich hier von der weisen Drachenschildkröte Lata prüfen zu lassen. Im Morgengrauen des 29. Praios sah man aber nicht nur Graustein neben dem Prinzen aus dem Tempel treten, sondern auch die geheimnisvolle Blaue Frau, die offenbar ebenso an der Seite Finnians gewacht hatte wie die ihn umgebenden Ritter der Krone, unter deren wachsamen Augen er nun mit großer Zuversicht zum Fürstenpalast zurückkehrte. Gegen Mittag machte sich die große Prozession schließlich auf ihren Weg zum Alten Efferd-Tempel. In den Gassen entlang von Fürstenallee, Meerstraße und Fischerdamm standen, abgeschirmt durch die Fürstengarde, dichtgedrängt die Schaulustigen. Diesmal betrat der in meerblaue Farben gewandete Prinz den Efferdplatz begleitet von Chorälen zu Ehren der Zwölfe. Offenherzig legte er auf den Tempelstufen seine Beweggründe dar und bat demütig um Einlass. Wie bereits sein Großvater und seine Mutter vor ihm bekannte sich auch Finnian zum Schutzgott Havenas und stellte dadurch seine Regentschaft in den Dienst des Herrn der Gezeiten. Währenddessen hatten sich vor dem ehrwürdigen Heiligtum das vornehme und vielköpfige Stadtpatriziat sowie hunderte Angehörige des albernischen Adels versammelt. Da das Haus Efferds unmöglich so viele Menschen auf einmal aufnehmen konnte, betraten nach dem Prinzen nur der engste Familienkreis, die hohe Geweihtenschaft, ausgewählte Würdenträger, sowie hochrangige Herrscher und Abgesandte der Provinzen und fremder Reiche das Heiligtum. Die Vornehmste unter ihnen war aber zweifelsohne Rohaja von Gareth, Königin Albernias und Kaiserin des Reiches. Ihr überreichte unsere gütige Kronverweserin Idra zum Abschluss ihrer Regentschaft und vor dem eigentlichen Höhepunkt der Fürstenerhebung die Wogenkrone - jenen efferdgefällig verzierten Kronenreif, der schon ehedem das fürstliche Haupt ihres Gemahls und seiner achtbaren Ahnenreihe geschmückt hatte. Nun erst empfing der Prinz nach altem Brauch die sagenhaften Krönungsinsignien der siebenwindigen Lande. Einige von ihnen sollen Hetmann Niamad ui Bennain, dem Gründungsheld des Fürstenhauses und dessen Gefährten im Kampf gegen die Magiertyrannen unschätzbare Dienste geleistet haben. Seit mehr als 400 Jahren haben die Oberhäupter der Häuser Niamad, Llud und Riunad das fürstliche Privileg inne, drei dieser Artefakte zu verwahren. Graf Cullyn ui Niamad überreichte ein edles Füllhorn, welches noch heute das Wappen seines Hauses ziert. Baron Glennir ui Llud übergab dem Prinzen einen mit Walen und Delphinen verzierten Rundschild, während Baron Wulfric ui Riunad seinem künftigen Fürsten eine prächtige Axt in die Hände legte. Das berühmte Schwert Wellenschnitt1 sowie Helm und Brünne des großen Recken hingegen gelten seit der großen Flut als verschollen. Mit den feierlichen Segenswünschen von Praiadane von Hohenfels, der Wahrerin der Ordnung Greifenlande, und Rudraighe ni Direach, der Bundmeisterin der westlichen Senne, wurde Prinz Finnian schließlich durch die Hand des Hüters des Zirkels Efferdan ui Bennain mit der Wogenkrone - dem schönsten dieser Kleinodien - zum Fürsten Albernias gekrönt. Der aufbrandende Jubel war so gewaltig, dass die freudige Nachricht einer Springflut gleich durch die Straßen der ganzen Stadt drang. Währenddessen hatte Fürst Finnian vor der Kaiserin bereits feierlich seinen Vasallenschwur geleistet und gelobt, ihr allzeit treu und rechtschaffen zu dienen, dem Herrn Efferd zum Wohlgefallen. Auf dem Rückweg des Krönungszuges zum Palast kam es unerwartet zu einer denkwürdigen Begebenheit, als einige Havener das traurige Freiheitslied von der "Nebelnacht" anstimmten, welches die Kaiserin bereits schon einmal als Heranwachsende bei der Krönung ihrer Muhme Invher gehört hatte.
Lehnseide und Erhebungen
Anschließend versammelten sich alle Kronvasallen im Fürstenpalast vor dem Treibholzthron, um ihrerseits den Treueeid zu leisten. Der aus der Zeit des Diaran ui Bennain stammende Herrschersitz, aus dem von der Gischt gebleichtem Holz der verheerten Stadt, erinnert seine Betrachter noch heute an den großen Zorn Efferds. Die Bedeutsamsten unter ihnen waren die Grafen Cullyn ui Niamad, Franka Salva Galahan, Hagrobald Guntwin vom Großen Fluss, Bragon Fenwasian, Maelwyn Stepahan und Markvogt Ardach Herlogan sowie Baron Corvin von Niriansee und Freiherr Rateral Bedwyr Sanin. Doch auch so manche provinzherrliche Junkerin, Edle und die in schimmerndes Eisen gerüsteten Ritter der Krone waren zur Stelle. Demutsvoll beugten alle das Knie, aber nicht ihr Haupt, so wie es seit Alters her guter albernischer Brauch ist. Nach dem Ende der Treue- und Schutzversprechen, berief Fürst Finnian des Weiteren zwei neue Kronenräte in Amt und Würden. Fortan werden Freiherr Rateral Bedwyr Sanin, der väterliche Freund des Fürsten, und Baron Rondred Stepahan, ein Vetter von Fürstin Talena Bennain, der Krone mit Rat und Tat zur Seite stehen. Nur das Amt des fürstlichen Stellvertreters in Baumwassern war noch unbesetzt. Als dann Ritter Wulfgrimm ui Niamrod, der viel umjubelte Sieger der fürstlichen Hochzeitsturney, zum neuen Vogt ernannt wurde, ging ein Raunen durch den Saal. Denn nicht wenige Adlige hatten wohl mit ihrer eigenen Erhöhung gerechnet und neideten dem einfachen Streiter die große Ehre. Während Kanzler Ronan zu Naris noch ungläubig die Lippen schürzte, bemaß Landesmutter Idra die unerwartete Entscheidung ihres Enkels mit stolzem Blick. Schnell war der beim Volk überaus beliebte Held in der Menge gefunden. Und so leistete schließlich auch Herr Wulfgrimm - mit versteinerter Miene, die einem Waldschrat zur Ehre gereicht hätte - den traditionellen Handgang der Vasallen. Fürst Finnian hatte mit dieser Erhebung einmal mehr bewiesen, dass der Enkel von König Cuanu in den sechs Jahren nach dem Friedensschluss von Abilacht zu einem charakterfesten Mann gereift war, bereit seinem Herzen zu folgen. Es bleibt zu hoffen, dass Albernia auch unter seiner Regenschaft den eingeschlagenen Kurs der Versöhnung mit dem Mittelreich beibehalten und so zu einstigem Glanze zurückfinden wird.
Cianna Seestern
Meisterinformationen zu: ‘Albernia hat wieder eine Fürsten‘
Der weite Weg zur Fürstenkrönung
Seit dem Bußgang von Königin Invher sind fast sechs Jahre vergangen (AB 136). Damals konnte nur ihr demutsvoller Kniefall im kaiserlichen Heerlager bei Abilacht einen völligen Machtverlust ihres Hauses und all jener Adelsgeschlechter verhindern, die noch immer unverbrüchlich zu der geächteten Königin standen. Mit dem Verlust der Delphinkrone, welche fürderhin wieder das Haus Gareth ziert, hatten die Bennain die Königswürde über Albernia, nach nicht einmal zwei Dekaden, verwirkt und damit auch ihren einstmals großen Einfluss im Reich. Seitdem kämpfen sie unermüdlich gegen die verringerte Bedeutsamkeit ihrer geläuterten Westprovinz im Mittelreich an, die so manchem Adligen und Gemeinen noch immer schwer auf der ehrsinnigen Seele lastet. Vor allem das eigene Selbstverständnis, dass Albernia als Heimstatt bedeutender Helden sieht - die am Scheitelpunkt des Schicksals dem bedrängten Mittelreich wieder und wieder in seinen schwersten Stunden rettend zur Seite stehen - ist schwer getrübt und findet heute nur noch in den großen Heldengeschichten über Schwertkönig Raidri und König Cuanu seine Entsprechung. Nach dem Fanal der verfehlten Sezession versuchten das Fürstenhaus und seine nahestehenden Bundesgenossen und Berater, allmählich die Beziehungen zum Mittelreich zu normalisieren. Leitmotiv war der Rückgewinn der vollen Regierungsgewalt durch eine rasche Fürstenkrönung. Immerhin unterstand der Fürstenpalast seit Abilacht der indirekten Aufsicht des Kaiserhauses, da Rohaja ihrer Großmutter den Reichsgroßgeheimrat zur Seite gestellt hatte (AB 136). Während die vollständige Umsetzung der Ochsenbluter Urkunde einen Rückgewinn wichtiger Privilegien erzielte (AB 145), errang der Edlenzug in die Wildermark vor allem Ansehen im Reich (AB 159). Dem endgültigen kaiserlichen Einverständnis gingen auch zahlreiche Einflussnahmen albernischer Adliger auf dem Reichstag zu Gareth voraus (AB 165).
Ränkespiele und Rivalen
Der Erweiterung des Kronenrats, ging erneut ein politisches Ränkespiel am Fürstenhof voraus. Kanzler Ronan zu Naris (AB 161) konnte die von Kronverweserin Idra und Fürstgemahlin Talena gewünschte Berufung von Baron Corvin von Niriansee (AB 145) und Baron Arlan Stepahan (AB 159) im letzten Moment verhindern. Dabei war Ronan auch auf das breitgefächerte Netz von Spitzeln und Denunzianten in den Diensten von Ardach Herlogan angewiesen. Abermals gelang es dem Kanzler, seinen großen Einfluss auf den Fürsten zu wahren und weitere lästige Rivalen, im Spiel um Macht und Ansehen, von den Regierungsgeschäften fernzuhalten. Da den Stepahan bei der Verlobung des Prinzen allerdings ein Platz im Kronenrat zugesichert worden war, wurde Baron Rondred Stepahan berufen, ein ernster, geradliniger Ritter, den Ronan fälschlicherweise als lenkbarer einschätzt, als seinen politisch versierten Vetter Arlan. Der achtbare Recke Corvin von Niriansee wurde zu Gunsten des ehemaligen Admirals Rateral Bedwyr Sanin übergangen. Mit diesem teilt Fürst Finnian weitaus mehr Ideale, als mit dem kriegstüchtigen Corvin, dem einstigen Berater seiner Mutter. Zudem führt das Haus Niriansee seine Ursprünge auf eine Seitenlinie des verfemten Hauses Ulaman zurück, ein Umstand den Ronan für seine Zwecke zu nutzen wusste. Trotz allem gelingt es dem jungen Fürsten immer wieder seine umtriebigen Ratgeber zu überraschen. So wie durch die Berufung seines Favoriten, dem volksnahen Turnierhelden Wulfgrimm ui Niamrod (AB 160), zum Vogt des einträglichen Lehens Baumwassern. Doch niemand ahnt, dass der überzeugte Patriot und ehemalige Galahanist auch ein großer Verfechter eines freien Königreiches ist. So gewinnt nun ein vorsichtig agierender Protagonist an Macht und Einfluss, der bald auch separatistischen Renegaten Zuflucht gewähren wird.
Fürst Finnian und das Reich
Finnian hat dem Reich die Treue geschworen, auch weil er der Auffassung ist, dass Albernia nicht eigenständig sein muss, um frei zu sein (AB 141). Aber als junger Heranwachsender hat er die Demütigungen und die Hinrichtung seines Vaters Romin, als Symbol der Aussöhnung zwischen Mittel- und Horasreich noch lange nicht verwunden (AB 140). Zudem dauert ihn das Schicksal seiner Mutter Invher. Mit dem Pfand der Krönung in der Hinterhand, kann Rohaja ihrem Vetter nun weitaus mehr gestandene Streiter für den bevorstehenden Feldzug gegen Haffax abringen, als dieser aufbieten wollte. So stützt sich Finnian auf den Kampfeswillen des albernischen Landadels, der sich bereitwillig dem göttergefälligen Heerbann anschließen wird. Dunkle Visionen der Blauen Frau werden Finnians Aufmerksamkeit jedoch auf den Westen lenken, so dass er nicht selbst in den Osten ziehen kann. Er sieht seine Aufgabe zukünftig im Schutz der Gestade des siebenwindigen Meeres gegen die Schrecken der nachtblauen Ersäuferin. Diese Bürde wird das Misstrauen der alten Häuser Albernias verstärken, die sich in der Tradition von Blut und Eisen sehen und nicht in jener von Salzwasser und Planken.
1 Wellenschnitt wird im Jahre 1039 von Laria Jona von Albenbluth-Lichtenhof als Geschenk des Kaiserdrachen Shafir nach Albernia heimgeführt.